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Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686.

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Personalia.
Geschäffte/ wartete hingegen Jhren GOttseligen Ubun-
gen (da Sie mit Beten und Lesung Geistreicher Bücher
die meiste Zeit zugebracht/ und keine Predigten/ biß auff
die letzten 14. Tage/ wenn Sie gleich ziemlich schwach
gewesen/ leicht versäumet) eiffrichst ab/ und ließ/ ohne
einzigen Jrrdischen Bräutigam zu wehlen/ allem die
Myrthen einer ungefälschten JESUS-Liebe in jh-
rem Hertzen wurtzeln/ mit Darweisung eines solchen Ex-
empels Jungfer Zucht und Sittsamkeit/ daß auch die weis-
sesten Li[li]en nicht genung solches außzudrücken/ und man
nicht einmahl ein ungebührlich Wort von jhr vernehmen
mögen. Wiewohl Sie deswegen keines unftreund-
lichen/ sondern vielmehr Liebreichen und zu seiner Zeit Lu-
stigen Gemüttes war/ auch gegen die/ mit denen Sie
umzugehen hatte/ eine ungeschminckte Auffrichtigkeit se-
hen ließ: Daher wir an unsrer Gedächtniß Säule auch die
Oliven-Blätter der wahren Freundschafft und Chri-
sten-Liebe aufwachsen sehen. Solches empfunden/ so
wohl Jhr Oben-gedachter Herr Schwager/ mit welchem
Sie dergestalt über 13. Jahr unter einem Dache gewoh-
net/ daß es einigen Vergleichs unter Jhnen nicht bedurfft/
und Sie Jhn allezeit lieber nahe bey/ als weit von sich gese-
hen; Als auch zu förderst Jhre Hertz-geliebteste Fr. Schwe-
ster und deren liebe Kinder/ bey welchen Sie/ vornehmlich
aber dem Söhnichen (welches Jhre beste Augen-Lust ge-
wesen) mehr als Mutter-Treu erwiesen/ und schiene es/
als ob eines Seele an dem andern hienge/ oder eine sol-
che verborgene Sympathie unter diesen befreundeten Her-
tzen wäre/ wie von den Myrthen und Granat-Bäu-
men geschrieben wird/ daß wenn Sie schon von einander

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Personalia.
Geſchaͤffte/ wartete hingegen Jhren GOttſeligen Ubun-
gen (da Sie mit Beten und Leſung Geiſtreicher Buͤcher
die meiſte Zeit zugebracht/ und keine Predigten/ biß auff
die letzten 14. Tage/ wenn Sie gleich ziemlich ſchwach
geweſen/ leicht verſaͤumet) eiffrichſt ab/ und ließ/ ohne
einzigen Jrrdiſchen Braͤutigam zu wehlen/ allem die
Myrthen einer ungefaͤlſchten JESUS-Liebe in jh-
rem Hertzen wurtzeln/ mit Darweiſung eines ſolchen Ex-
empels Jungfer Zucht und Sittſamkeit/ daß auch die weiſ-
ſeſten Li[li]en nicht genung ſolches außzudruͤcken/ und man
nicht einmahl ein ungebuͤhrlich Wort von jhr vernehmen
moͤgen. Wiewohl Sie deswegen keines unftreund-
lichen/ ſondern vielmehr Liebreichen und zu ſeiner Zeit Lu-
ſtigen Gemuͤttes war/ auch gegen die/ mit denen Sie
umzugehen hatte/ eine ungeſchminckte Auffrichtigkeit ſe-
hen ließ: Daher wir an unſrer Gedaͤchtniß Saͤule auch die
Oliven-Blaͤtter der wahren Freundſchafft und Chri-
ſten-Liebe aufwachſen ſehen. Solches empfunden/ ſo
wohl Jhr Oben-gedachter Herr Schwager/ mit welchem
Sie dergeſtalt uͤber 13. Jahr unter einem Dache gewoh-
net/ daß es einigen Vergleichs unter Jhnen nicht bedurfft/
und Sie Jhn allezeit lieber nahe bey/ als weit von ſich geſe-
hen; Als auch zu foͤrderſt Jhre Hertz-geliebteſte Fr. Schwe-
ſter und deren liebe Kinder/ bey welchen Sie/ vornehmlich
aber dem Soͤhnichen (welches Jhre beſte Augen-Luſt ge-
weſen) mehr als Mutter-Treu erwieſen/ und ſchiene es/
als ob eines Seele an dem andern hienge/ oder eine ſol-
che verborgene Sympathie unter dieſen befreundeten Her-
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[75[83]/0083] Personalia. Geſchaͤffte/ wartete hingegen Jhren GOttſeligen Ubun- gen (da Sie mit Beten und Leſung Geiſtreicher Buͤcher die meiſte Zeit zugebracht/ und keine Predigten/ biß auff die letzten 14. Tage/ wenn Sie gleich ziemlich ſchwach geweſen/ leicht verſaͤumet) eiffrichſt ab/ und ließ/ ohne einzigen Jrrdiſchen Braͤutigam zu wehlen/ allem die Myrthen einer ungefaͤlſchten JESUS-Liebe in jh- rem Hertzen wurtzeln/ mit Darweiſung eines ſolchen Ex- empels Jungfer Zucht und Sittſamkeit/ daß auch die weiſ- ſeſten Lilien nicht genung ſolches außzudruͤcken/ und man nicht einmahl ein ungebuͤhrlich Wort von jhr vernehmen moͤgen. Wiewohl Sie deswegen keines unftreund- lichen/ ſondern vielmehr Liebreichen und zu ſeiner Zeit Lu- ſtigen Gemuͤttes war/ auch gegen die/ mit denen Sie umzugehen hatte/ eine ungeſchminckte Auffrichtigkeit ſe- hen ließ: Daher wir an unſrer Gedaͤchtniß Saͤule auch die Oliven-Blaͤtter der wahren Freundſchafft und Chri- ſten-Liebe aufwachſen ſehen. Solches empfunden/ ſo wohl Jhr Oben-gedachter Herr Schwager/ mit welchem Sie dergeſtalt uͤber 13. Jahr unter einem Dache gewoh- net/ daß es einigen Vergleichs unter Jhnen nicht bedurfft/ und Sie Jhn allezeit lieber nahe bey/ als weit von ſich geſe- hen; Als auch zu foͤrderſt Jhre Hertz-geliebteſte Fr. Schwe- ſter und deren liebe Kinder/ bey welchen Sie/ vornehmlich aber dem Soͤhnichen (welches Jhre beſte Augen-Luſt ge- weſen) mehr als Mutter-Treu erwieſen/ und ſchiene es/ als ob eines Seele an dem andern hienge/ oder eine ſol- che verborgene Sympathie unter dieſen befreundeten Her- tzen waͤre/ wie von den Myrthen und Granat-Baͤu- men geſchrieben wird/ daß wenn Sie ſchon von einander ent- L 2

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Zitationshilfe: Böttner, Gottfried: Eine in Gott ruhende/ und also gantz ruhige Elisabeth. Zittau, 1686, S. 75[83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358833/83>, abgerufen am 01.05.2024.