Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben und Abschied des Seligverstorbenen.
cher Hohen-Brieck/ eine Meile von Königs-Grätz
gelegen/ gethan/ daselbst Er in die Schule gegan-
gen/ und nebest fertiger Erlernung der Böhmi-
schen Sprache auch die Vocal-Music gelernet/ wel-
cher Er dann auch hernacher Zeit seines Lebens/
und so lange Er fort gekönnet/ mit seiner Stim-
me hertzlichen gerne beygewohnet/ und den Got-
tesdienst geziehret.

Hierauff haben Jhn seine offt gedachte El-
tern wieder nacher Hause gefodert/ unnd bey sich
beschlossen Jhn zur Handlung zu halten/ auch des-
sentwegen nacher Prage zu einem Glocken-Gies-
ser befödert/ daß Er bey selbigem im Krahme die-
nen sollen/ massen Er auch schone allbereit ein
Jahr bey solchem Krahme Versuch gethan.

Weil Jhn aber sein Gemüth wenig/ ja fast
nichts zur Handlung getragen/ sondern jmmer
auff etwas anders bedacht gewesen/ alß hat Er
den getrewen GOtt Tag und Nacht angeruffen/
Er möchte Jhme doch sein Hertz dahin richten und
lencken/ wie Er etwa auff eine ehrliche Kunst oder
Handwerck kommen möchte/ darvon Er sich ins
künfftige und herbeykommendem Alter ernehren
und erhalten könte. Worauff sichs begeben/ daß
einer seines Herren Vaters gutter Freund zu
Praga/ nacher Posen gereiset/ und unsern Seli-
gen Herrn Huntteln mit dahin genommen/ all-
dar Er Jhme dann die Chirurgi unnd Balbier-

Kunst

Leben und Abſchied des Seligverſtorbenen.
cher Hohen-Brieck/ eine Meile von Koͤnigs-Graͤtz
gelegen/ gethan/ daſelbſt Er in die Schule gegan-
gen/ und nebeſt fertiger Erlernung der Boͤhmi-
ſchen Sprache auch die Vocal-Muſic gelernet/ wel-
cher Er dann auch hernacher Zeit ſeines Lebens/
und ſo lange Er fort gekoͤnnet/ mit ſeiner Stim-
me hertzlichen gerne beygewohnet/ und den Got-
tesdienſt geziehret.

Hierauff haben Jhn ſeine offt gedachte El-
tern wieder nacher Hauſe gefodert/ unnd bey ſich
beſchloſſen Jhn zur Handlung zu halten/ auch deſ-
ſentwegen nacher Prage zu einem Glocken-Gieſ-
ſer befoͤdert/ daß Er bey ſelbigem im Krahme die-
nen ſollen/ maſſen Er auch ſchone allbereit ein
Jahr bey ſolchem Krahme Verſuch gethan.

Weil Jhn aber ſein Gemuͤth wenig/ ja faſt
nichts zur Handlung getragen/ ſondern jmmer
auff etwas anders bedacht geweſen/ alß hat Er
den getrewen GOtt Tag und Nacht angeruffen/
Er moͤchte Jhme doch ſein Hertz dahin richten und
lencken/ wie Er etwa auff eine ehrliche Kunſt oder
Handwerck kommen moͤchte/ darvon Er ſich ins
kuͤnfftige und herbeykommendem Alter ernehren
und erhalten koͤnte. Worauff ſichs begeben/ daß
einer ſeines Herren Vaters gutter Freund zu
Praga/ nacher Poſen gereiſet/ und unſern Seli-
gen Herrn Hũtteln mit dahin genommen/ all-
dar Er Jhme dann die Chirurgi unnd Balbier-

Kunſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0044" n="[44]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Leben und Ab&#x017F;chied des Seligver&#x017F;torbenen.</hi></fw><lb/>
cher Hohen-Brieck/ eine Meile von Ko&#x0364;nigs-Gra&#x0364;tz<lb/>
gelegen/ gethan/ da&#x017F;elb&#x017F;t Er in die Schule gegan-<lb/>
gen/ und nebe&#x017F;t fertiger Erlernung der Bo&#x0364;hmi-<lb/>
&#x017F;chen Sprache auch die <hi rendition="#aq">Vocal-Mu&#x017F;ic</hi> gelernet/ wel-<lb/>
cher Er dann auch hernacher Zeit &#x017F;eines Lebens/<lb/>
und &#x017F;o lange Er fort geko&#x0364;nnet/ mit &#x017F;einer Stim-<lb/>
me hertzlichen gerne beygewohnet/ und den Got-<lb/>
tesdien&#x017F;t geziehret.</p><lb/>
          <p>Hierauff haben Jhn &#x017F;eine offt gedachte El-<lb/>
tern wieder nacher Hau&#x017F;e gefodert/ unnd bey &#x017F;ich<lb/>
be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en Jhn zur Handlung zu halten/ auch de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;entwegen nacher Prage zu einem Glocken-Gie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er befo&#x0364;dert/ daß Er bey &#x017F;elbigem im Krahme die-<lb/>
nen &#x017F;ollen/ ma&#x017F;&#x017F;en Er auch &#x017F;chone allbereit ein<lb/>
Jahr bey &#x017F;olchem Krahme Ver&#x017F;uch gethan.</p><lb/>
          <p>Weil Jhn aber &#x017F;ein Gemu&#x0364;th wenig/ ja fa&#x017F;t<lb/>
nichts zur Handlung getragen/ &#x017F;ondern jmmer<lb/>
auff etwas anders bedacht gewe&#x017F;en/ alß hat Er<lb/>
den getrewen GOtt Tag und Nacht angeruffen/<lb/>
Er mo&#x0364;chte Jhme doch &#x017F;ein Hertz dahin richten und<lb/>
lencken/ wie Er etwa auff eine ehrliche Kun&#x017F;t oder<lb/>
Handwerck kommen mo&#x0364;chte/ darvon Er &#x017F;ich ins<lb/>
ku&#x0364;nfftige und herbeykommendem Alter ernehren<lb/>
und erhalten ko&#x0364;nte. Worauff &#x017F;ichs begeben/ daß<lb/>
einer &#x017F;eines Herren Vaters gutter Freund zu<lb/>
Praga/ nacher Po&#x017F;en gerei&#x017F;et/ und un&#x017F;ern Seli-<lb/>
gen Herrn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Hu&#x0303;tteln</hi></hi></hi> mit dahin genommen/ all-<lb/>
dar Er Jhme dann die <hi rendition="#aq">Chirurgi</hi> unnd Balbier-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Kun&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[44]/0044] Leben und Abſchied des Seligverſtorbenen. cher Hohen-Brieck/ eine Meile von Koͤnigs-Graͤtz gelegen/ gethan/ daſelbſt Er in die Schule gegan- gen/ und nebeſt fertiger Erlernung der Boͤhmi- ſchen Sprache auch die Vocal-Muſic gelernet/ wel- cher Er dann auch hernacher Zeit ſeines Lebens/ und ſo lange Er fort gekoͤnnet/ mit ſeiner Stim- me hertzlichen gerne beygewohnet/ und den Got- tesdienſt geziehret. Hierauff haben Jhn ſeine offt gedachte El- tern wieder nacher Hauſe gefodert/ unnd bey ſich beſchloſſen Jhn zur Handlung zu halten/ auch deſ- ſentwegen nacher Prage zu einem Glocken-Gieſ- ſer befoͤdert/ daß Er bey ſelbigem im Krahme die- nen ſollen/ maſſen Er auch ſchone allbereit ein Jahr bey ſolchem Krahme Verſuch gethan. Weil Jhn aber ſein Gemuͤth wenig/ ja faſt nichts zur Handlung getragen/ ſondern jmmer auff etwas anders bedacht geweſen/ alß hat Er den getrewen GOtt Tag und Nacht angeruffen/ Er moͤchte Jhme doch ſein Hertz dahin richten und lencken/ wie Er etwa auff eine ehrliche Kunſt oder Handwerck kommen moͤchte/ darvon Er ſich ins kuͤnfftige und herbeykommendem Alter ernehren und erhalten koͤnte. Worauff ſichs begeben/ daß einer ſeines Herren Vaters gutter Freund zu Praga/ nacher Poſen gereiſet/ und unſern Seli- gen Herrn Hũtteln mit dahin genommen/ all- dar Er Jhme dann die Chirurgi unnd Balbier- Kunſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/360000
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/360000/44
Zitationshilfe: Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653, S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360000/44>, abgerufen am 29.04.2024.