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Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653.

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Christliche Leichpredigt.
Jnsonderheit aber erfahren solches heut zu tage die jeni-
gen/ die mit unserm Seligen Herren Mit-Bruder von
den Feinden der Warheit und andern auß dem Vater-
lande unnd von Jhren Güttern verjaget/ solche mit dem
Rücken haben ansehen/ und das Elend bauen müssen.
Ach traun/ solcher Gram unnd Jammer gehet nicht in
die Kleider sitzen/ sondern er leget sich an/ wie ein Gifft
und Mehltau in Lunge und Leber/ und naget so lange/ biß
alles durchfressen/ und endlich der gantze Stam fallen
muß/ Wie nicht allein Jeremias von denen zu Jerusa-
lem Uberbliebenen/ sondern auch andere Historien-
schreiber/ von denen die in der eroberten Stadt Constan-
tinopel überblieben/ bezeugen. Denn als im Jahr ChristiZwinger.
theat. f.
4031

1453 gleich in Pfingstfeyertagen die grosse Käyserliche
Residentz-Stadt Constantinopel vom Ertzfeinde dem
Türcken übermeistert/ das Käyserliche und Königliche
Frawenzimmer theiles geschändet/ theils nieder ge-
säbelt/ theils gefangen hinweg geführet/ alles aber in die
euserste Dürfftigkeit und Armuth gesetzet wurde/ starben
in kurtzer zeit für Gram und Harm die noch Ubrigen alle
hinweg/ weil sie Jhrer vorigen Herligkeit und Hoheit/
der Käyserlichen und Königlichen Würde/ des grossen
Reichthums/ der über 1190. Jahr zu Constantinopel
gewesenen Käyserlichen Residentz und der daran han-
den Geist- und Weltlichen Herligkeit/ nicht vergessen
kondten. Also bezeuget Platina vom Bapst zu RomPlatina in Vi
ta Nicolai V.
P.P.

Nicolao V. daß Er der Stadt Constantinopel jhr Un-
glück/ weil sie sich in seinen Römischen Sprengel nicht

hat
B

Chriſtliche Leichpredigt.
Jnſonderheit aber erfahren ſolches heut zu tage die jeni-
gen/ die mit unſerm Seligen Herren Mit-Bruder von
den Feinden der Warheit und andern auß dem Vater-
lande unnd von Jhren Guͤttern verjaget/ ſolche mit dem
Ruͤcken haben anſehen/ und das Elend bauen muͤſſen.
Ach traun/ ſolcher Gram unnd Jammer gehet nicht in
die Kleider ſitzen/ ſondern er leget ſich an/ wie ein Gifft
und Mehltau in Lunge und Leber/ und naget ſo lange/ biß
alles durchfreſſen/ und endlich der gantze Stam fallen
muß/ Wie nicht allein Jeremias von denen zu Jeruſa-
lem Uberbliebenen/ ſondern auch andere Hiſtorien-
ſchreiber/ von denen die in der eroberten Stadt Conſtan-
tinopel uͤberblieben/ bezeugen. Denn als im Jahr ChriſtiZwinger.
theat. f.
4031

1453 gleich in Pfingſtfeyertagen die groſſe Kaͤyſerliche
Reſidentz-Stadt Conſtantinopel vom Ertzfeinde dem
Tuͤrcken uͤbermeiſtert/ das Kaͤyſerliche und Koͤnigliche
Frawenzimmer theiles geſchaͤndet/ theils nieder ge-
ſaͤbelt/ theils gefangen hinweg gefuͤhret/ alles aber in die
euſerſte Duͤrfftigkeit und Armuth geſetzet wurde/ ſtarben
in kurtzer zeit fuͤr Gram und Harm die noch Ubrigen alle
hinweg/ weil ſie Jhrer vorigen Herligkeit und Hoheit/
der Kaͤyſerlichen und Koͤniglichen Wuͤrde/ des groſſen
Reichthums/ der uͤber 1190. Jahr zu Conſtantinopel
geweſenen Kaͤyſerlichen Reſidentz und der daran han-
den Geiſt- und Weltlichen Herligkeit/ nicht vergeſſen
kondten. Alſo bezeuget Platina vom Bapſt zu RomPlatina in Vi
ta Nicolai V.
P.P.

Nicolao V. daß Er der Stadt Conſtantinopel jhr Un-
gluͤck/ weil ſie ſich in ſeinen Roͤmiſchen Sprengel nicht

hat
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[[9]/0009] Chriſtliche Leichpredigt. Jnſonderheit aber erfahren ſolches heut zu tage die jeni- gen/ die mit unſerm Seligen Herren Mit-Bruder von den Feinden der Warheit und andern auß dem Vater- lande unnd von Jhren Guͤttern verjaget/ ſolche mit dem Ruͤcken haben anſehen/ und das Elend bauen muͤſſen. Ach traun/ ſolcher Gram unnd Jammer gehet nicht in die Kleider ſitzen/ ſondern er leget ſich an/ wie ein Gifft und Mehltau in Lunge und Leber/ und naget ſo lange/ biß alles durchfreſſen/ und endlich der gantze Stam fallen muß/ Wie nicht allein Jeremias von denen zu Jeruſa- lem Uberbliebenen/ ſondern auch andere Hiſtorien- ſchreiber/ von denen die in der eroberten Stadt Conſtan- tinopel uͤberblieben/ bezeugen. Deñ als im Jahr Chriſti 1453 gleich in Pfingſtfeyertagen die groſſe Kaͤyſerliche Reſidentz-Stadt Conſtantinopel vom Ertzfeinde dem Tuͤrcken uͤbermeiſtert/ das Kaͤyſerliche und Koͤnigliche Frawenzimmer theiles geſchaͤndet/ theils nieder ge- ſaͤbelt/ theils gefangen hinweg gefuͤhret/ alles aber in die euſerſte Duͤrfftigkeit und Armuth geſetzet wurde/ ſtarben in kurtzer zeit fuͤr Gram und Harm die noch Ubrigen alle hinweg/ weil ſie Jhrer vorigen Herligkeit und Hoheit/ der Kaͤyſerlichen und Koͤniglichen Wuͤrde/ des groſſen Reichthums/ der uͤber 1190. Jahr zu Conſtantinopel geweſenen Kaͤyſerlichen Reſidentz und der daran han- den Geiſt- und Weltlichen Herligkeit/ nicht vergeſſen kondten. Alſo bezeuget Platina vom Bapſt zu Rom Nicolao V. daß Er der Stadt Conſtantinopel jhr Un- gluͤck/ weil ſie ſich in ſeinen Roͤmiſchen Sprengel nicht hat Zwinger. theat. f. 4031 Platina in Vi ta Nicolai V. P.P. B

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Zitationshilfe: Güntzel, Albert: Die Hoffnung Jacobs. [Lissa], 1653, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360000/9>, abgerufen am 29.04.2024.