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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Trauer-Rede.
Amanuensem, als eben diesen/ etliche Jahre um sich haben wolte. Er
brachte ihm auch solche Kunst-Grieffe bey in dem hohen Informations-Wer-
cke/ daß er sich seines Meisters niemahls schämen dürffen/ sondern diesel-
ben mit der Zeit bey seinen Untergebenen mit höchstem Ruhme der gelehrten
Welt glücklich angebracht. Er recommendirete ihn hernach auf die weit-
berühmte Universität Leipzig/ und erweckte bey unterschiedenen berühmten
Professoribus, als Hrn. D. Oleario, Lehmanno, Carpzovio, Günthe-
ro, Alberti, Rechenbergio, Friderici, Schmidio,
und andern mehr/ eine
ungemeine Gunst gegen diesen Studiosum. Und diese Wohlgewogenheit
nahm desto mehr zu/ je grössere Specimina dieser ungemeine Mann/ so
wohl publice als privatim, mit höchstem Ruhme ablegete. Was ist aber
denckwürdiger/ als daß diese beyde Officinen/ in welcher er unter Anfüh-
rung berühmter und treufleißiger Männer den festen Grund zur Weißheit
geleget/ ihn mit der Zeit als einen Rectorem veneriren müssen. Hatte
ihm das geliebte Lauban den ersten Grund in der Pietät/ wie auch andern
Künsten/ beygebracht/ so hatte es auch die Ehre/ daß es mit der Zeit diesen
getreuen Lehrer bald als einen Sub-Rectorem, bald als einen Rectorem an-
schauen konte. Ward unser seeliger Herr Rector aus dem Laubanischen
Lyceo in unser berühmtes Gymnasium gebracht; so hatte der grosse GOtt
allbereit in seinem heiligen Rath beschlossen/ daß er mit der Zeit nach seines
Gamalielis Tode folte succediren/ und dasselbe/ was der seelige Herr Weise
glücklich angefangen/ mit aller Menschen Verwunderung glücklich ausfüh-
ren. Und wer weiß was das weltberühmte Leipzig/ als seine dritte Officin, aus
diesem unvergleichlichen Manne würde gemachet haben/ wenn ihn nicht der
göttliche Beruff in diese zwey Schulen wunderlich gebracht hätte. Gewiß
wir schauen hierinn die sonderbahre Weißheit und Providentz des grossen
GOttes mit grosser Verwunderung an. Er gehet mit den jenigen Men-
schen per Opposita, und erhöhet die Niedrigen aus dem Staub/ welche er
zuvor als theure Rüst-Zeuge seiner Ehre ausgesehen. Ein frommer Jo-
seph wird bald von seinen Brüdern verkauffet/ bald wegen seiner Unschuld

in

Trauer-Rede.
Amanuenſem, als eben dieſen/ etliche Jahre um ſich haben wolte. Er
brachte ihm auch ſolche Kunſt-Grieffe bey in dem hohen Informations-Wer-
cke/ daß er ſich ſeines Meiſters niemahls ſchaͤmen duͤrffen/ ſondern dieſel-
ben mit der Zeit bey ſeinen Untergebenen mit hoͤchſtem Ruhme der gelehrten
Welt gluͤcklich angebracht. Er recommendirete ihn hernach auf die weit-
beruͤhmte Univerſitaͤt Leipzig/ und erweckte bey unterſchiedenen beruͤhmten
Profeſſoribus, als Hrn. D. Oleario, Lehmanno, Carpzovio, Günthe-
ro, Alberti, Rechenbergio, Friderici, Schmidio,
und andern mehr/ eine
ungemeine Gunſt gegen dieſen Studioſum. Und dieſe Wohlgewogenheit
nahm deſto mehr zu/ je groͤſſere Specimina dieſer ungemeine Mann/ ſo
wohl publice als privatim, mit hoͤchſtem Ruhme ablegete. Was iſt aber
denckwuͤrdiger/ als daß dieſe beyde Officinen/ in welcher er unter Anfuͤh-
rung beruͤhmter und treufleißiger Maͤnner den feſten Grund zur Weißheit
geleget/ ihn mit der Zeit als einen Rectorem veneriren muͤſſen. Hatte
ihm das geliebte Lauban den erſten Grund in der Pietaͤt/ wie auch andern
Kuͤnſten/ beygebracht/ ſo hatte es auch die Ehre/ daß es mit der Zeit dieſen
getreuen Lehrer bald als einen Sub-Rectorem, bald als einen Rectorem an-
ſchauen konte. Ward unſer ſeeliger Herr Rector aus dem Laubaniſchen
Lyceo in unſer beruͤhmtes Gymnaſium gebracht; ſo hatte der groſſe GOtt
allbereit in ſeinem heiligen Rath beſchloſſen/ daß er mit der Zeit nach ſeines
Gamalielis Tode folte ſuccediren/ und daſſelbe/ was der ſeelige Herr Weiſe
gluͤcklich angefangen/ mit aller Menſchen Verwunderung gluͤcklich ausfuͤh-
ren. Und wer weiß was das weltberuͤhmte Leipzig/ als ſeine dritte Officin, aus
dieſem unvergleichlichen Manne wuͤrde gemachet haben/ wenn ihn nicht der
goͤttliche Beruff in dieſe zwey Schulen wunderlich gebracht haͤtte. Gewiß
wir ſchauen hierinn die ſonderbahre Weißheit und Providentz des groſſen
GOttes mit groſſer Verwunderung an. Er gehet mit den jenigen Men-
ſchen per Oppoſita, und erhoͤhet die Niedrigen aus dem Staub/ welche er
zuvor als theure Ruͤſt-Zeuge ſeiner Ehre ausgeſehen. Ein frommer Jo-
ſeph wird bald von ſeinen Bruͤdern verkauffet/ bald wegen ſeiner Unſchuld

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[52/0054] Trauer-Rede. Amanuenſem, als eben dieſen/ etliche Jahre um ſich haben wolte. Er brachte ihm auch ſolche Kunſt-Grieffe bey in dem hohen Informations-Wer- cke/ daß er ſich ſeines Meiſters niemahls ſchaͤmen duͤrffen/ ſondern dieſel- ben mit der Zeit bey ſeinen Untergebenen mit hoͤchſtem Ruhme der gelehrten Welt gluͤcklich angebracht. Er recommendirete ihn hernach auf die weit- beruͤhmte Univerſitaͤt Leipzig/ und erweckte bey unterſchiedenen beruͤhmten Profeſſoribus, als Hrn. D. Oleario, Lehmanno, Carpzovio, Günthe- ro, Alberti, Rechenbergio, Friderici, Schmidio, und andern mehr/ eine ungemeine Gunſt gegen dieſen Studioſum. Und dieſe Wohlgewogenheit nahm deſto mehr zu/ je groͤſſere Specimina dieſer ungemeine Mann/ ſo wohl publice als privatim, mit hoͤchſtem Ruhme ablegete. Was iſt aber denckwuͤrdiger/ als daß dieſe beyde Officinen/ in welcher er unter Anfuͤh- rung beruͤhmter und treufleißiger Maͤnner den feſten Grund zur Weißheit geleget/ ihn mit der Zeit als einen Rectorem veneriren muͤſſen. Hatte ihm das geliebte Lauban den erſten Grund in der Pietaͤt/ wie auch andern Kuͤnſten/ beygebracht/ ſo hatte es auch die Ehre/ daß es mit der Zeit dieſen getreuen Lehrer bald als einen Sub-Rectorem, bald als einen Rectorem an- ſchauen konte. Ward unſer ſeeliger Herr Rector aus dem Laubaniſchen Lyceo in unſer beruͤhmtes Gymnaſium gebracht; ſo hatte der groſſe GOtt allbereit in ſeinem heiligen Rath beſchloſſen/ daß er mit der Zeit nach ſeines Gamalielis Tode folte ſuccediren/ und daſſelbe/ was der ſeelige Herr Weiſe gluͤcklich angefangen/ mit aller Menſchen Verwunderung gluͤcklich ausfuͤh- ren. Und wer weiß was das weltberuͤhmte Leipzig/ als ſeine dritte Officin, aus dieſem unvergleichlichen Manne wuͤrde gemachet haben/ wenn ihn nicht der goͤttliche Beruff in dieſe zwey Schulen wunderlich gebracht haͤtte. Gewiß wir ſchauen hierinn die ſonderbahre Weißheit und Providentz des groſſen GOttes mit groſſer Verwunderung an. Er gehet mit den jenigen Men- ſchen per Oppoſita, und erhoͤhet die Niedrigen aus dem Staub/ welche er zuvor als theure Ruͤſt-Zeuge ſeiner Ehre ausgeſehen. Ein frommer Jo- ſeph wird bald von ſeinen Bruͤdern verkauffet/ bald wegen ſeiner Unſchuld in

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/54>, abgerufen am 02.05.2024.