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Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.

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Leben und Abschied der Seel. Verstorb.

Was nun der neben seeligen Frawen Jhr
Leben anlanget/ ist männiglichen bekand/ daß Sie
eine Christliche/ Gottsfürchtige/ demüttige und
friedliebende Matrona gewest/ welche mit Wissen
und Gewissen niemand gern entgegen gestanden/
noch die gantzen dreyzehen Jahr lang/ als Sie
sich allhier in Exilio auffgehalten/ beleidiget/ son-
dern mit männiglichen nach gebühr gutte nach-
barliche Freundschafft gepflogen; Wie man
dann ein solches allenthalben Jhr wol mit grund
und bestand nachrübmen kan.

Ratione Jhres Christenthumbs/ redet die
offentliche Notorietet Jhr selber das Wort/ in
dehme Sie eine trewe Liebhaberin und eyfferige
Bekennerin GOttes unnd seines Wortes/ auch
des heiligen hochwürdigen Sacraments und A-
bendmals gewest/ unnd wo Sie nur Leibes-Ge-
sundheit halber fort gekont/ keine Predigt und
Gottes dienst versäumet/ beynebenst auch das
liebe Armuth mit Allmosen Jhr hat trewlich las-
sen befohlen sein.

Mit Jhrem lieben Eheherren hat Sie so trew-
lich und freundlich gelebet/ daß Sie fast nicht ge-
wust/ wie Sie Jhn bey seinem hohen Alter gnug-
sam hette pflegen und warten können/ Er auch Jhr
widerumb dargegen mit solcher Hertzens-Lieb
und Freundligkeit begegnet/ daß man wol sagen
kan/ Sie beyde eine Seele und ein Hertz/ und also ein

rechter
Leben und Abſchied der Seel. Verſtorb.

Was nun der neben ſeeligen Frawen Jhr
Leben anlanget/ iſt maͤnniglichen bekand/ daß Sie
eine Chriſtliche/ Gottsfuͤrchtige/ demuͤttige und
friedliebende Matrona geweſt/ welche mit Wiſſen
und Gewiſſen niemand gern entgegen geſtanden/
noch die gantzen dreyzehen Jahr lang/ als Sie
ſich allhier in Exilio auffgehalten/ beleidiget/ ſon-
dern mit maͤnniglichen nach gebuͤhr gutte nach-
barliche Freundſchafft gepflogen; Wie man
dann ein ſolches allenthalben Jhr wol mit grund
und beſtand nachruͤbmen kan.

Ratione Jhres Chriſtenthumbs/ redet die
offentliche Notorietet Jhr ſelber das Wort/ in
dehme Sie eine trewe Liebhaberin und eyfferige
Bekennerin GOttes unnd ſeines Wortes/ auch
des heiligen hochwuͤrdigen Sacraments und A-
bendmals geweſt/ unnd wo Sie nur Leibes-Ge-
ſundheit halber fort gekont/ keine Predigt und
Gottes dienſt verſaͤumet/ beynebenſt auch das
liebe Armuth mit Allmoſen Jhr hat trewlich laſ-
ſen befohlen ſein.

Mit Jhrem lieben Eheherren hat Sie ſo trew-
lich und freundlich gelebet/ daß Sie faſt nicht ge-
wuſt/ wie Sie Jhn bey ſeinem hohen Alter gnug-
ſam hette pflegen uñ warten koͤnnen/ Er auch Jhr
widerumb dargegen mit ſolcher Hertzens-Lieb
und Freundligkeit begegnet/ daß man wol ſagen
kan/ Sie beyde eine Seele uñ ein Hertz/ uñ alſo ein

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[0042] Leben und Abſchied der Seel. Verſtorb. Was nun der neben ſeeligen Frawen Jhr Leben anlanget/ iſt maͤnniglichen bekand/ daß Sie eine Chriſtliche/ Gottsfuͤrchtige/ demuͤttige und friedliebende Matrona geweſt/ welche mit Wiſſen und Gewiſſen niemand gern entgegen geſtanden/ noch die gantzen dreyzehen Jahr lang/ als Sie ſich allhier in Exilio auffgehalten/ beleidiget/ ſon- dern mit maͤnniglichen nach gebuͤhr gutte nach- barliche Freundſchafft gepflogen; Wie man dann ein ſolches allenthalben Jhr wol mit grund und beſtand nachruͤbmen kan. Ratione Jhres Chriſtenthumbs/ redet die offentliche Notorietet Jhr ſelber das Wort/ in dehme Sie eine trewe Liebhaberin und eyfferige Bekennerin GOttes unnd ſeines Wortes/ auch des heiligen hochwuͤrdigen Sacraments und A- bendmals geweſt/ unnd wo Sie nur Leibes-Ge- ſundheit halber fort gekont/ keine Predigt und Gottes dienſt verſaͤumet/ beynebenſt auch das liebe Armuth mit Allmoſen Jhr hat trewlich laſ- ſen befohlen ſein. Mit Jhrem lieben Eheherren hat Sie ſo trew- lich und freundlich gelebet/ daß Sie faſt nicht ge- wuſt/ wie Sie Jhn bey ſeinem hohen Alter gnug- ſam hette pflegen uñ warten koͤnnen/ Er auch Jhr widerumb dargegen mit ſolcher Hertzens-Lieb und Freundligkeit begegnet/ daß man wol ſagen kan/ Sie beyde eine Seele uñ ein Hertz/ uñ alſo ein rechter

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Zitationshilfe: Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/42>, abgerufen am 29.04.2024.