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Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649.

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Sey still/ mein Seel/ es macht dein GOtt
nun: Denn Jhr wisset nicht/ wenn der Herr des
Hauses komme/ ob Er kombt am Abend/ oder
zu Mitternacht/ oder umb den Hahnenschrey/
oder des Morgens: Auff daß Er nicht schnelle
komme/ und finde Euch schlaffend. Vnd solche
Warnung richtet Er nicht allein auff seine Jünger/
das anwesende Volck/ oder die Prediger/ als der Apo-
stel Nachfolger im Lehr-Ampt/ sondern alle Christen/
1. Ep. an Ti-
moth. III, 16
und Hebr. III,
6.
wie er außdrücklich darzu setzet: Was Jch aber euch
sage/ das sage Jch allen/ Wachet. Durch den
HErren des Hauses verstehet der HErrE Hristus sonder
zweiffel sich selbst/ weil Er ist der HErr seines geistlichen
Hauses/ nemlich der Gemeine des lebendigen Gottes/
die Er bereitet hat.

Durch die Zukunfft des Hauß Herrens wird zwar
vornemlich angedeutet die Widerkunfft Christi zum Ge-
richte; Doch zugleich die Stunde des Todes/ dadurch
Er uns auß dieser Welt abefodert/ und zu sich nimbt;
Durch die finstere Abend- oder Nacht-zeit/ das gantze
menschliche mühseelige Leben/ welches gegen dem hellen
Liecht des Ewigen Lebens wol eine Nacht mag genen-
net werden. Durch die vier zeiten aber der Nacht/
(wie sie die Alten abgetheilet) werden entweder die vier
Alter des Menschen/ oder die unterschiedliche abtheilun-
gen des Alters/ ja alle Tage/ Stunden und Augenblick
unsers Lebens verflanden/ und daß niemand wisse/ in
was für einem Alter/ zu welcher Zeit des Jahres/ an
welchem Tage/ zu welcher Stunde/ und in welchem

Augen-

Sey ſtill/ mein Seel/ es macht dein GOtt
nun: Denn Jhr wiſſet nicht/ wenn der Herr des
Hauſes komme/ ob Er kombt am Abend/ oder
zu Mitternacht/ oder umb den Hahnenſchrey/
oder des Morgens: Auff daß Er nicht ſchnelle
komme/ und finde Euch ſchlaffend. Vnd ſolche
Warnung richtet Er nicht allein auff ſeine Juͤnger/
das anweſende Volck/ oder die Prediger/ als der Apo-
ſtel Nachfolger im Lehr-Ampt/ ſondern alle Chriſten/
1. Ep. an Ti-
moth. III, 16
uñ Hebr. III,
6.
wie er außdruͤcklich darzu ſetzet: Was Jch aber euch
ſage/ das ſage Jch allen/ Wachet. Durch den
HErren des Hauſes verſtehet der HErrE Hriſtus ſonder
zweiffel ſich ſelbſt/ weil Er iſt der HErr ſeines geiſtlichen
Hauſes/ nemlich der Gemeine des lebendigen Gottes/
die Er bereitet hat.

Durch die Zukunfft des Hauß Herrens wird zwar
vornemlich angedeutet die Widerkunfft Chriſti zum Ge-
richte; Doch zugleich die Stunde des Todes/ dadurch
Er uns auß dieſer Welt abefodert/ und zu ſich nimbt;
Durch die finſtere Abend- oder Nacht-zeit/ das gantze
menſchliche muͤhſeelige Leben/ welches gegen dem hellen
Liecht des Ewigen Lebens wol eine Nacht mag genen-
net werden. Durch die vier zeiten aber der Nacht/
(wie ſie die Alten abgetheilet) werden entweder die vier
Alter des Menſchen/ oder die unterſchiedliche abtheilun-
gen des Alters/ ja alle Tage/ Stunden und Augenblick
unſers Lebens verflanden/ und daß niemand wiſſe/ in
was fuͤr einem Alter/ zu welcher Zeit des Jahres/ an
welchem Tage/ zu welcher Stunde/ und in welchem

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[0008] Sey ſtill/ mein Seel/ es macht dein GOtt nun: Denn Jhr wiſſet nicht/ wenn der Herr des Hauſes komme/ ob Er kombt am Abend/ oder zu Mitternacht/ oder umb den Hahnenſchrey/ oder des Morgens: Auff daß Er nicht ſchnelle komme/ und finde Euch ſchlaffend. Vnd ſolche Warnung richtet Er nicht allein auff ſeine Juͤnger/ das anweſende Volck/ oder die Prediger/ als der Apo- ſtel Nachfolger im Lehr-Ampt/ ſondern alle Chriſten/ wie er außdruͤcklich darzu ſetzet: Was Jch aber euch ſage/ das ſage Jch allen/ Wachet. Durch den HErren des Hauſes verſtehet der HErrE Hriſtus ſonder zweiffel ſich ſelbſt/ weil Er iſt der HErr ſeines geiſtlichen Hauſes/ nemlich der Gemeine des lebendigen Gottes/ die Er bereitet hat. 1. Ep. an Ti- moth. III, 16 uñ Hebr. III, 6. Durch die Zukunfft des Hauß Herrens wird zwar vornemlich angedeutet die Widerkunfft Chriſti zum Ge- richte; Doch zugleich die Stunde des Todes/ dadurch Er uns auß dieſer Welt abefodert/ und zu ſich nimbt; Durch die finſtere Abend- oder Nacht-zeit/ das gantze menſchliche muͤhſeelige Leben/ welches gegen dem hellen Liecht des Ewigen Lebens wol eine Nacht mag genen- net werden. Durch die vier zeiten aber der Nacht/ (wie ſie die Alten abgetheilet) werden entweder die vier Alter des Menſchen/ oder die unterſchiedliche abtheilun- gen des Alters/ ja alle Tage/ Stunden und Augenblick unſers Lebens verflanden/ und daß niemand wiſſe/ in was fuͤr einem Alter/ zu welcher Zeit des Jahres/ an welchem Tage/ zu welcher Stunde/ und in welchem Augen-

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Zitationshilfe: Hayn, Johann: Liebliches Seelen-Gespräch. Lissa, 1649, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360994/8>, abgerufen am 29.04.2024.