Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche
fasset alle Tugenden/ die Syrach und Salomon an einem
a Sir. 26, 1.
seq. 16.
seq.
Prov. 31,
10 seqq.
Tugend-belobten Frauen-Zimmer preisen: a Die Jhres
gleichen nie gehabt/ wie der HochEdle Nürrenberger Bili-
bald Perckheimer seine verstorbene Ehe-Genoßin auff dem
ihr gesetzten Grabmahl preiset. Also sitzet er recht in ei-
ner finstern Kammer voll Kummer/ darinnen mancherley
Bildnüsse vor seine Gemüths-Augen kommen/ die demsel-
ben mehr Sorgfalt verursachten. GOtt der nur bey ver-
b Ps. 18, 27kehrten verkehret ist/ Psal. XIIX. b scheinet auch hier gantz
verkehret zu seyn. Er bath umb seiner innigst-geliebtesten
und eintzigen Stütze seines kummerhafften Zustandes Er-
c Ps. 65, 3.haltung: c Aber es sahe aus/ als wenn die Göttliche Oh-
ren verstopfft wären. Zuweilen lies er sich in seiner rech-
d Prov. 31.
v.
10. 11.
ten Gestalt/ welche ist/ wie der Psalmist sie vorstellet; d
du erhörest Gebeth/ und einige Blicke sehen/ die Hoffnung
machten der Wiederaufkunfft/ aber er verwandelte sich end-
lich durch den harten Hertzens-Rieß in einen Grausamen.
e Job. 30.
v. 21.
Sirach. 26
v.
21. 22. 23.
e Und nun wird seinem Hertzen in dieser camera obscura
bald ein zerstickt und blutend Hertze/ bald eine in Eßig töd-
licher Kranckheit zerflüssende Perle/ f bald ein reich bela-
den/ aber zerscheiterndes Kauffmann-Schiff/ bald eine ver-
f v. Dannh.
Theol.
Consc. T.
l. p.
289.
finsterte Sonne/ verloschene Lampe/ umbgekehrte Saule
vorgestellet. g Die Juden haben ein Sprichwort/ h dem
die Ehe-Frau stirbet/ umb den wird die Welt finster. Ein
g Johan.
Rist/ Vor-
bericht über
seine Jen-
ners-Mo-[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
nat Unter-
redungen.
in Schrifften hochberühmter Mann i schreibet von sich/
als ihm seine Ehe-Genoßin zur Leiche worden: Jch habe
Zeit meiner Wahlfarth so mancherley Unglück/ und so viel
Trübsal außgestanden/ daß ich sie nicht alle erzehlen kan.
Dieses letzte aber hab ich befunden/ daß es das Schwer-
ste sey. Ein jeder in vergnügter Ehelebender der mit einer
solchen Gesellin des Bundes begabet/ so ein Ehemann we-

gen

Chriſtliche
faſſet alle Tugenden/ die Syrach und Salomon an einem
a Sir. 26, 1.
ſeq. 16.
ſeq.
Prov. 31,
10 ſeqq.
Tugend-belobten Frauen-Zimmer preiſen: a Die Jhres
gleichen nie gehabt/ wie der HochEdle Nuͤrrenberger Bili-
bald Perckheimer ſeine verſtorbene Ehe-Genoßin auff dem
ihr geſetzten Grabmahl preiſet. Alſo ſitzet er recht in ei-
ner finſtern Kammer voll Kummer/ darinnen mancherley
Bildnuͤſſe vor ſeine Gemuͤths-Augen kommen/ die demſel-
ben mehr Sorgfalt verurſachten. GOtt der nur bey ver-
b Pſ. 18, 27kehrten verkehret iſt/ Pſal. XIIX. b ſcheinet auch hier gantz
verkehret zu ſeyn. Er bath umb ſeiner innigſt-geliebteſten
und eintzigen Stuͤtze ſeines kummerhafften Zuſtandes Er-
c Pſ. 65, 3.haltung: c Aber es ſahe aus/ als wenn die Goͤttliche Oh-
ren verſtopfft waͤren. Zuweilen lies er ſich in ſeiner rech-
d Prov. 31.
v.
10. 11.
ten Geſtalt/ welche iſt/ wie der Pſalmiſt ſie vorſtellet; d
du erhoͤreſt Gebeth/ und einige Blicke ſehen/ die Hoffnung
machten der Wiederaufkunfft/ aber er verwandelte ſich end-
lich durch den harten Hertzens-Rieß in einen Grauſamen.
e Job. 30.
v. 21.
Sirach. 26
v.
21. 22. 23.
e Und nun wird ſeinem Hertzen in dieſer camera obſcura
bald ein zerſtickt und blutend Hertze/ bald eine in Eßig toͤd-
licher Kranckheit zerfluͤſſende Perle/ f bald ein reich bela-
den/ aber zerſcheiterndes Kauffmann-Schiff/ bald eine ver-
f v. Dãnh.
Theol.
Conſc. T.
l. p.
289.
finſterte Sonne/ verloſchene Lampe/ umbgekehrte Saule
vorgeſtellet. g Die Juden haben ein Sprichwort/ h dem
die Ehe-Frau ſtirbet/ umb den wird die Welt finſter. Ein
g Johan.
Riſt/ Vor-
bericht uͤber
ſeine Jen-
ners-Mo-[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
nat Unter-
redungen.
in Schrifften hochberuͤhmter Mann i ſchreibet von ſich/
als ihm ſeine Ehe-Genoßin zur Leiche worden: Jch habe
Zeit meiner Wahlfarth ſo mancherley Ungluͤck/ und ſo viel
Truͤbſal außgeſtanden/ daß ich ſie nicht alle erzehlen kan.
Dieſes letzte aber hab ich befunden/ daß es das Schwer-
ſte ſey. Ein jeder in vergnuͤgter Ehelebender der mit einer
ſolchen Geſellin des Bundes begabet/ ſo ein Ehemann we-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="preface" n="2">
          <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
fa&#x017F;&#x017F;et alle Tugenden/ die Syrach und Salomon an einem<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a</hi> Sir. 26, 1.<lb/>
&#x017F;eq. 16.<lb/>
&#x017F;eq.<lb/>
Prov. 31,<lb/>
10 &#x017F;eqq.</hi></note>Tugend-belobten Frauen-Zimmer prei&#x017F;en: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">a</hi></hi></hi> Die Jhres<lb/>
gleichen nie gehabt/ wie der HochEdle Nu&#x0364;rrenberger Bili-<lb/>
bald Perckheimer &#x017F;eine ver&#x017F;torbene Ehe-Genoßin auff dem<lb/>
ihr ge&#x017F;etzten Grabmahl prei&#x017F;et. Al&#x017F;o &#x017F;itzet er recht in ei-<lb/>
ner fin&#x017F;tern Kammer voll Kummer/ darinnen mancherley<lb/>
Bildnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vor &#x017F;eine Gemu&#x0364;ths-Augen kommen/ die dem&#x017F;el-<lb/>
ben mehr Sorgfalt verur&#x017F;achten. GOtt der nur bey ver-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">b</hi> P&#x017F;.</hi> 18, 27</note>kehrten verkehret i&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">P&#x017F;al. XIIX. <hi rendition="#i">b</hi></hi> &#x017F;cheinet auch hier gantz<lb/>
verkehret zu &#x017F;eyn. Er bath umb &#x017F;einer innig&#x017F;t-geliebte&#x017F;ten<lb/>
und eintzigen Stu&#x0364;tze &#x017F;eines kummerhafften Zu&#x017F;tandes Er-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi> P&#x017F;.</hi> 65, 3.</note>haltung: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">c</hi></hi></hi> Aber es &#x017F;ahe aus/ als wenn die Go&#x0364;ttliche Oh-<lb/>
ren ver&#x017F;topfft wa&#x0364;ren. Zuweilen lies er &#x017F;ich in &#x017F;einer rech-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d</hi> Prov. 31.<lb/>
v.</hi> 10. 11.</note>ten Ge&#x017F;talt/ welche i&#x017F;t/ wie der P&#x017F;almi&#x017F;t &#x017F;ie vor&#x017F;tellet; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">d</hi></hi></hi><lb/>
du erho&#x0364;re&#x017F;t Gebeth/ und einige Blicke &#x017F;ehen/ die Hoffnung<lb/>
machten der Wiederaufkunfft/ aber er verwandelte &#x017F;ich end-<lb/>
lich durch den harten Hertzens-Rieß in einen Grau&#x017F;amen.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">e</hi></hi> Job. 30.<lb/>
v. 21.<lb/>
Sirach. 26<lb/>
v.</hi> 21. 22. 23.</note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">e</hi></hi> Und nun wird &#x017F;einem Hertzen in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">camera ob&#x017F;cura</hi><lb/>
bald ein zer&#x017F;tickt und blutend Hertze/ bald eine in Eßig to&#x0364;d-<lb/>
licher Kranckheit zerflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ende Perle/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">f</hi></hi> bald ein reich bela-<lb/>
den/ aber zer&#x017F;cheiterndes Kauffmann-Schiff/ bald eine ver-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">f</hi> v. Da&#x0303;nh.<lb/>
Theol.<lb/>
Con&#x017F;c. T.<lb/>
l. p.</hi> 289.</note>fin&#x017F;terte Sonne/ verlo&#x017F;chene Lampe/ umbgekehrte Saule<lb/>
vorge&#x017F;tellet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">g</hi></hi> Die Juden haben ein Sprichwort/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">h</hi></hi></hi> dem<lb/>
die Ehe-Frau &#x017F;tirbet/ umb den wird die Welt fin&#x017F;ter. Ein<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">g</hi> Johan.</hi><lb/>
Ri&#x017F;t/ Vor-<lb/>
bericht u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;eine Jen-<lb/>
ners-Mo-<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/><lb/>
nat Unter-<lb/>
redungen.</note>in Schrifften hochberu&#x0364;hmter Mann <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">i</hi></hi></hi> &#x017F;chreibet von &#x017F;ich/<lb/>
als ihm &#x017F;eine Ehe-Genoßin zur Leiche worden: Jch habe<lb/>
Zeit meiner Wahlfarth &#x017F;o mancherley Unglu&#x0364;ck/ und &#x017F;o viel<lb/>
Tru&#x0364;b&#x017F;al außge&#x017F;tanden/ daß ich &#x017F;ie nicht alle erzehlen kan.<lb/>
Die&#x017F;es letzte aber hab ich befunden/ daß es das Schwer-<lb/>
&#x017F;te &#x017F;ey. Ein jeder in vergnu&#x0364;gter Ehelebender der mit einer<lb/>
&#x017F;olchen Ge&#x017F;ellin des Bundes begabet/ &#x017F;o ein Ehemann we-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0006] Chriſtliche faſſet alle Tugenden/ die Syrach und Salomon an einem Tugend-belobten Frauen-Zimmer preiſen: a Die Jhres gleichen nie gehabt/ wie der HochEdle Nuͤrrenberger Bili- bald Perckheimer ſeine verſtorbene Ehe-Genoßin auff dem ihr geſetzten Grabmahl preiſet. Alſo ſitzet er recht in ei- ner finſtern Kammer voll Kummer/ darinnen mancherley Bildnuͤſſe vor ſeine Gemuͤths-Augen kommen/ die demſel- ben mehr Sorgfalt verurſachten. GOtt der nur bey ver- kehrten verkehret iſt/ Pſal. XIIX. b ſcheinet auch hier gantz verkehret zu ſeyn. Er bath umb ſeiner innigſt-geliebteſten und eintzigen Stuͤtze ſeines kummerhafften Zuſtandes Er- haltung: c Aber es ſahe aus/ als wenn die Goͤttliche Oh- ren verſtopfft waͤren. Zuweilen lies er ſich in ſeiner rech- ten Geſtalt/ welche iſt/ wie der Pſalmiſt ſie vorſtellet; d du erhoͤreſt Gebeth/ und einige Blicke ſehen/ die Hoffnung machten der Wiederaufkunfft/ aber er verwandelte ſich end- lich durch den harten Hertzens-Rieß in einen Grauſamen. e Und nun wird ſeinem Hertzen in dieſer camera obſcura bald ein zerſtickt und blutend Hertze/ bald eine in Eßig toͤd- licher Kranckheit zerfluͤſſende Perle/ f bald ein reich bela- den/ aber zerſcheiterndes Kauffmann-Schiff/ bald eine ver- finſterte Sonne/ verloſchene Lampe/ umbgekehrte Saule vorgeſtellet. g Die Juden haben ein Sprichwort/ h dem die Ehe-Frau ſtirbet/ umb den wird die Welt finſter. Ein in Schrifften hochberuͤhmter Mann i ſchreibet von ſich/ als ihm ſeine Ehe-Genoßin zur Leiche worden: Jch habe Zeit meiner Wahlfarth ſo mancherley Ungluͤck/ und ſo viel Truͤbſal außgeſtanden/ daß ich ſie nicht alle erzehlen kan. Dieſes letzte aber hab ich befunden/ daß es das Schwer- ſte ſey. Ein jeder in vergnuͤgter Ehelebender der mit einer ſolchen Geſellin des Bundes begabet/ ſo ein Ehemann we- gen a Sir. 26, 1. ſeq. 16. ſeq. Prov. 31, 10 ſeqq. b Pſ. 18, 27 c Pſ. 65, 3. d Prov. 31. v. 10. 11. e Job. 30. v. 21. Sirach. 26 v. 21. 22. 23. f v. Dãnh. Theol. Conſc. T. l. p. 289. g Johan. Riſt/ Vor- bericht uͤber ſeine Jen- ners-Mo-_ nat Unter- redungen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/392455
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/392455/6
Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/6>, abgerufen am 08.10.2024.