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Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672.

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Leich-Predigt.
Mensch über alle Menschen auff Erden gewesen Num.Num. 12, 3.
12/ 3. Wir wollen auch nichts sagen von den lieben Da-
vid/ der wohl secundum locum, oder die andere stelle un-
ter allen Creutz-Brüdern und Marter-Höltzern haben
dörffte/ wie er denn sein lebetage so viel Leiden erfahren/
das Er sich beklagt: Er sey gar zu Leiden gemacht/ Ps.
38/ 10. sondern wir wollen nur des Syrachs zeugnüßPsal. 38, 18.
Syr.
40, 1, 2, 3.
& 4.

hierüber anhören/ welcher Cap. 40. v. 1/ 2/ 3. & 4. mit
diesen kläglichen Worten heraus bricht: Es ist ein elend
jämmerlich Ding/ umb aller Menschen Leben/ von
Mutter Leib an/ biß sie in die Erde begraben werden/
die unser aller Mutter ist. Da ist immer Sorge/ Furcht/
Hoffnung/ und zu letzt der Tod/ so wohl bey dem der in
hohen Ehren sitzet/ als bey dem Geringsten auff Erden:
So wohl bey dem der Seyden und Cron trägt/ als bey
dem/ der einen groben Kittel an hat. Da ist immer
Zorn/ Eyffer/ Widerwertigkeit/ Unfriede/ und Todes-
fahr/ Neyd und Zanck/ etc. Und welche menschliche Zun-
ge kan außsprechen den Jammer und Elende unsers Le-
bens? Wer kan erzehlen alle die Sorgen/ Angst und
Bekümmernüß/ die der Mensch an seinem Gemüthe
außstehen muß? Wer kan außrechnen alle die Gebre-
chen/ Kranckheiten/ und Schmertzen/ denen der arme
Leib unterworffen ist? Wer kan außdencken die man-
cherley Schäden und Verlust an zeitlichen Gütern? und
was etwa für andere Widerwertigkeiten mehr dem
Menschen begegnen mögen? Ach eines Menschen Lei-
den wäret so lange er lebet/ Syr. 42/ 14. und fänget sichSyr. 42, 14.
alsbald mit seinem Leben an. Denn GOtt der HErr
wartet nicht mit dem lieben Creutze/ biß das der Men-
sche groß und starck wird/ das ers desto füglicher tauren/

auß-

Leich-Predigt.
Menſch uͤber alle Menſchen auff Erden geweſen Num.Num. 12, 3.
12/ 3. Wir wollen auch nichts ſagen von den lieben Da-
vid/ der wohl ſecundum locum, oder die andere ſtelle un-
ter allen Creutz-Bruͤdern und Marter-Hoͤltzern haben
doͤrffte/ wie er denn ſein lebetage ſo viel Leiden erfahren/
das Er ſich beklagt: Er ſey gar zu Leiden gemacht/ Pſ.
38/ 10. ſondern wir wollen nur des Syrachs zeugnuͤßPſal. 38, 18.
Syr.
40, 1, 2, 3.
& 4.

hieruͤber anhoͤren/ welcher Cap. 40. v. 1/ 2/ 3. & 4. mit
dieſen klaͤglichen Worten heraus bricht: Es iſt ein elend
jaͤmmerlich Ding/ umb aller Menſchen Leben/ von
Mutter Leib an/ biß ſie in die Erde begraben werden/
die unſer aller Mutter iſt. Da iſt immer Sorge/ Furcht/
Hoffnung/ und zu letzt der Tod/ ſo wohl bey dem der in
hohen Ehren ſitzet/ als bey dem Geringſten auff Erden:
So wohl bey dem der Seyden und Cron traͤgt/ als bey
dem/ der einen groben Kittel an hat. Da iſt immer
Zorn/ Eyffer/ Widerwertigkeit/ Unfriede/ und Todes-
fahr/ Neyd und Zanck/ ꝛc. Und welche menſchliche Zun-
ge kan außſprechen den Jammer und Elende unſers Le-
bens? Wer kan erzehlen alle die Sorgen/ Angſt und
Bekuͤmmernuͤß/ die der Menſch an ſeinem Gemuͤthe
außſtehen muß? Wer kan außrechnen alle die Gebre-
chen/ Kranckheiten/ und Schmertzen/ denen der arme
Leib unterworffen iſt? Wer kan außdencken die man-
cherley Schaͤden und Verluſt an zeitlichen Guͤtern? und
was etwa fuͤr andere Widerwertigkeiten mehr dem
Menſchen begegnen moͤgen? Ach eines Menſchen Lei-
den waͤret ſo lange er lebet/ Syr. 42/ 14. und faͤnget ſichSyr. 42, 14.
alsbald mit ſeinem Leben an. Denn GOtt der HErꝛ
wartet nicht mit dem lieben Creutze/ biß das der Men-
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[15/0015] Leich-Predigt. Menſch uͤber alle Menſchen auff Erden geweſen Num. 12/ 3. Wir wollen auch nichts ſagen von den lieben Da- vid/ der wohl ſecundum locum, oder die andere ſtelle un- ter allen Creutz-Bruͤdern und Marter-Hoͤltzern haben doͤrffte/ wie er denn ſein lebetage ſo viel Leiden erfahren/ das Er ſich beklagt: Er ſey gar zu Leiden gemacht/ Pſ. 38/ 10. ſondern wir wollen nur des Syrachs zeugnuͤß hieruͤber anhoͤren/ welcher Cap. 40. v. 1/ 2/ 3. & 4. mit dieſen klaͤglichen Worten heraus bricht: Es iſt ein elend jaͤmmerlich Ding/ umb aller Menſchen Leben/ von Mutter Leib an/ biß ſie in die Erde begraben werden/ die unſer aller Mutter iſt. Da iſt immer Sorge/ Furcht/ Hoffnung/ und zu letzt der Tod/ ſo wohl bey dem der in hohen Ehren ſitzet/ als bey dem Geringſten auff Erden: So wohl bey dem der Seyden und Cron traͤgt/ als bey dem/ der einen groben Kittel an hat. Da iſt immer Zorn/ Eyffer/ Widerwertigkeit/ Unfriede/ und Todes- fahr/ Neyd und Zanck/ ꝛc. Und welche menſchliche Zun- ge kan außſprechen den Jammer und Elende unſers Le- bens? Wer kan erzehlen alle die Sorgen/ Angſt und Bekuͤmmernuͤß/ die der Menſch an ſeinem Gemuͤthe außſtehen muß? Wer kan außrechnen alle die Gebre- chen/ Kranckheiten/ und Schmertzen/ denen der arme Leib unterworffen iſt? Wer kan außdencken die man- cherley Schaͤden und Verluſt an zeitlichen Guͤtern? und was etwa fuͤr andere Widerwertigkeiten mehr dem Menſchen begegnen moͤgen? Ach eines Menſchen Lei- den waͤret ſo lange er lebet/ Syr. 42/ 14. und faͤnget ſich alsbald mit ſeinem Leben an. Denn GOtt der HErꝛ wartet nicht mit dem lieben Creutze/ biß das der Men- ſche groß und ſtarck wird/ das ers deſto fuͤglicher tauren/ auß- Num. 12, 3. Pſal. 38, 18. Syr. 40, 1, 2, 3. & 4. Syr. 42, 14.

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Zitationshilfe: Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508139/15>, abgerufen am 29.04.2024.