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Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672.

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Christliche
schwinde/ behände und hastig ist. Und wenn David un-
sere Trübsal nach der Länge und taure beschreiben wil/
so sagt er: Sie wäre nicht länger denn einen Abend/ den
Psal. 30, 6.
Ps.
54, 7.
Abend lang wäret das Weinen/ aber etc. Psal. 30/ 6.
noch kurtzer aber beschreibet sie GOtt der HErr/ Es. 54/
7. da Er unsere Trübsal und Leiden nur einen Augen-
blick/ und zwar einen kleinen Augenblick nennet/ wann
er saget: Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlas-
sen/ aber mit grosser Barmhertzigkeit wil ich dich sam-
len. Jch habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns
ein wenig für dir verborgen/ aber etc. Denn wie von der
Gottlosen ohnziemlichen Lust recht gesagt wird: Mo-
mentaneum quod delectat, aeternum quod cruciat:
Also
kan man von der Gläubigen Trübsal hingegen sagen:
Momentaneum quod cruciat aeternum quod delectat.
Wie wir unten von solcher ewigen Ergötzung und Herr-
2[.]ligkeit hören werden. 2. Sagt Paulus von unserer
Trübsal/ daß sie sey elaphron, h. e. kouphon oder leichte/ so man
gar leichtlich ertragen könne. Eben wie auch der HErr
Matth. 11, 30.JEsus Matth. 11/ 30. hiervon redet/ da Er saget:
to phortion mou elaphron esti. Meine Last ist leicht. Daher wird
auch beym Dioscoride das Feuer tituliret elaphron pur, ein
leichtes Feuer/ weil es/ wie alle leichte Dinge/ über sich
steiget/ und nicht zu Boden fället/ wie Steine/ Wasser
und andere dergleichen Dinge. Wie denn diß Wörtlein
auch gebraucht wird von einem geringen Wort-Strei-
Exod. 18, 22.te/ der gar leichtlich beygeleget werden kan/ Exod. 22.
Und wollen etliche/ daß das Wörtlein elaphros herkomme
von elaphos, welches ein Hirsch oder Rehe heist. Wie
nun diese Thiere über auß schnelle und geschwinde sind/
daß sie in einem Huy über Berg und Thal dahin strei-

chen/

Chriſtliche
ſchwinde/ behaͤnde und haſtig iſt. Und wenn David un-
ſere Truͤbſal nach der Laͤnge und taure beſchreiben wil/
ſo ſagt er: Sie waͤre nicht laͤnger denn einen Abend/ den
Pſal. 30, 6.
Pſ.
54, 7.
Abend lang waͤret das Weinen/ aber ꝛc. Pſal. 30/ 6.
noch kurtzer aber beſchreibet ſie GOtt der HErꝛ/ Eſ. 54/
7. da Er unſere Truͤbſal und Leiden nur einen Augen-
blick/ und zwar einen kleinen Augenblick nennet/ wann
er ſaget: Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlaſ-
ſen/ aber mit groſſer Barmhertzigkeit wil ich dich ſam-
len. Jch habe mein Angeſicht im Augenblick des Zorns
ein wenig fuͤr dir verborgen/ aber ꝛc. Denn wie von der
Gottloſen ohnziemlichen Luſt recht geſagt wird: Mo-
mentaneum quod delectat, æternum quod cruciat:
Alſo
kan man von der Glaͤubigen Truͤbſal hingegen ſagen:
Momentaneum quod cruciat æternum quod delectat.
Wie wir unten von ſolcher ewigen Ergoͤtzung und Herꝛ-
2[.]ligkeit hoͤren werden. 2. Sagt Paulus von unſerer
Truͤbſal/ daß ſie ſey ἐλαφρὸν, h. e. κουφον oder leichte/ ſo man
gar leichtlich ertragen koͤnne. Eben wie auch der HErꝛ
Matth. 11, 30.JEſus Matth. 11/ 30. hiervon redet/ da Er ſaget:
τὸ φορτίον μου ἐλαφρὸν ἐστι. Meine Laſt iſt leicht. Daher wird
auch beym Dioſcoride das Feuer tituliret ἐλαφρὸν πῦρ, ein
leichtes Feuer/ weil es/ wie alle leichte Dinge/ uͤber ſich
ſteiget/ und nicht zu Boden faͤllet/ wie Steine/ Waſſer
und andere dergleichen Dinge. Wie denn diß Woͤrtlein
auch gebraucht wird von einem geringen Wort-Strei-
Exod. 18, 22.te/ der gar leichtlich beygeleget werden kan/ Exod. 22.
Und wollen etliche/ daß das Woͤrtlein ἐλαφρὸς herkomme
von ἔλαφος, welches ein Hirſch oder Rehe heiſt. Wie
nun dieſe Thiere uͤber auß ſchnelle und geſchwinde ſind/
daß ſie in einem Huy uͤber Berg und Thal dahin ſtrei-

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Zitationshilfe: Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508139/18>, abgerufen am 29.04.2024.