Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
schnur/ nach welcher Sie für ihre itzt leydtragende liebe
Kinder eine solche Mü[tte]rliche Fürsorge getragen/ da-
mit selbigen nicht alleine die von oben herab mildiglich
bescherete Güter des Gelückes in genaue obacht ge-
nommen/ sondern auch durch gute Aufferziehunge
alles das jenige was zu einen erbaren Leben gereichet/
mit göttlicher Verleihunge zu suchen eyffrig bemühet
gewesen/ und dahero durch sothane und von dero lie-
ben Kindern mit hertzlichen Thränen erkennete Treue/
ein gedoppeltes Lob verdienet. Und ob zwarten der
wohlseeligen Frau hertzliebsten Angehörigen/ und an-
dere insgemein nicht weniger die Früchte eines frommen
Gemütes empfunden; So wolte ich doch fast mich er-
künen zu sagen das obbeschriebenes gutes Verhaltnis
auch wol hätte in äusserlichen Klang und Schein beste-
hen können/ wenn durch des grossen Gottes Genade
von Jhr selbiges nie nicht wäre bekröhnet worden/ und
gleichsam die Probe gehalten. Die Vorboten des To-
des ihre langwierige Leibesschmertzen/ waren viel zu
wenig den wohleingepregeten Glantz eines frommen
Gemütes zu endern/ es würde durch das heisbrennen-
de Feuer der Trübseligkeit v[i]elmehr erleitert/ das sicht-
bare Leyden dieser Zeit deuchtete/ vermittelst der Gläu-
biger Hoffnung der unsichtbaren und über alle massen(c)
Momentane-
um & leve
tribulationis
nostiae mstar
plumae respe-
ctu immen-
si pondetis
gloriae,
Tirm. ad h. l.

wichtigen Herrligkeit/ Jhr Federleichte zu seyn. (c) Jn
diesen frommen Fürsatz hat Sie den bitteren Todes-
Kampff unerschrocken erwartet/ die Augen willig ge-
schlossen/ Jhre Seele dem Gotte/ welcher hiesse das
Liecht in der Finsternüß herfür leichten (d) und einen hel-
len Schein warhaffter Frömmigkeit in das Hertze ge-
geben/ wieder Himmel angeschicket/ der Nach-Welt aber(d)
Gen. 1. v.
4.

den

Abdanckungs-Rede.
ſchnur/ nach welcher Sie fuͤr ihre itzt leydtragende liebe
Kinder eine ſolche Muͤ[tte]rliche Fuͤrſorge getragen/ da-
mit ſelbigen nicht alleine die von oben herab mildiglich
beſcherete Guͤter des Geluͤckes in genaue obacht ge-
nommen/ ſondern auch durch gute Aufferziehunge
alles das jenige was zu einen erbaren Leben gereichet/
mit goͤttlicher Verleihunge zu ſuchen eyffrig bemuͤhet
geweſen/ und dahero durch ſothane und von dero lie-
ben Kindern mit hertzlichen Thraͤnen erkennete Treue/
ein gedoppeltes Lob verdienet. Und ob zwarten der
wohlſeeligen Frau hertzliebſten Angehoͤrigen/ und an-
dere insgemein nicht weniger die Fruͤchte eines frommen
Gemuͤtes empfunden; So wolte ich doch faſt mich er-
kuͤnen zu ſagen das obbeſchriebenes gutes Verhaltnis
auch wol haͤtte in aͤuſſerlichen Klang und Schein beſte-
hen koͤnnen/ wenn durch des groſſen Gottes Genade
von Jhr ſelbiges nie nicht waͤre bekröhnet worden/ und
gleichſam die Probe gehalten. Die Vorboten des To-
des ihre langwierige Leibesſchmertzen/ waren viel zu
wenig den wohleingepregeten Glantz eines frommen
Gemuͤtes zu endern/ es wuͤrde durch das heisbrennen-
de Feuer der Truͤbſeligkeit v[i]elmehr erleitert/ das ſicht-
bare Leyden dieſer Zeit deuchtete/ vermittelſt der Glaͤu-
biger Hoffnung der unſichtbaren und uͤber alle maſſen(c)
Momentane-
um & leve
tribulationis
noſtiæ mſtar
plumæ reſpe-
ctu immen-
ſi pondetis
gloriæ,
Tirm. ad h. l.

wichtigen Herꝛligkeit/ Jhr Federleichte zu ſeyn. (c) Jn
dieſen frommen Fuͤrſatz hat Sie den bitteren Todes-
Kampff unerſchrocken erwartet/ die Augen willig ge-
ſchloſſen/ Jhre Seele dem Gotte/ welcher hieſſe das
Liecht in der Finſternuͤß herfuͤr leichten (d) und einen hel-
len Schein warhaffter Froͤmmigkeit in das Hertze ge-
geben/ wieder Himmel angeſchicket/ der Nach-Welt aber(d)
Gen. 1. v.
4.

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="[59]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chnur/ nach welcher Sie fu&#x0364;r ihre itzt leydtragende liebe<lb/>
Kinder eine &#x017F;olche Mu&#x0364;<supplied>tte</supplied>rliche Fu&#x0364;r&#x017F;orge getragen/ da-<lb/>
mit &#x017F;elbigen nicht alleine die von oben herab mildiglich<lb/>
be&#x017F;cherete Gu&#x0364;ter des Gelu&#x0364;ckes in genaue obacht ge-<lb/>
nommen/ &#x017F;ondern auch durch gute Aufferziehunge<lb/>
alles das jenige was zu einen erbaren Leben gereichet/<lb/>
mit go&#x0364;ttlicher Verleihunge zu &#x017F;uchen eyffrig bemu&#x0364;het<lb/>
gewe&#x017F;en/ und dahero durch &#x017F;othane und von dero lie-<lb/>
ben Kindern mit hertzlichen Thra&#x0364;nen erkennete Treue/<lb/>
ein gedoppeltes Lob verdienet. Und ob zwarten der<lb/>
wohl&#x017F;eeligen Frau hertzlieb&#x017F;ten Angeho&#x0364;rigen/ und an-<lb/>
dere insgemein nicht weniger die Fru&#x0364;chte eines frommen<lb/>
Gemu&#x0364;tes empfunden; So wolte ich doch fa&#x017F;t mich er-<lb/>
ku&#x0364;nen zu &#x017F;agen das obbe&#x017F;chriebenes gutes Verhaltnis<lb/>
auch wol ha&#x0364;tte in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Klang und Schein be&#x017F;te-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen/ wenn durch des gro&#x017F;&#x017F;en Gottes Genade<lb/>
von Jhr &#x017F;elbiges nie nicht wa&#x0364;re bekröhnet worden/ und<lb/>
gleich&#x017F;am die Probe gehalten. Die Vorboten des To-<lb/>
des ihre langwierige Leibes&#x017F;chmertzen/ waren viel zu<lb/>
wenig den wohleingepregeten Glantz eines frommen<lb/>
Gemu&#x0364;tes zu endern/ es wu&#x0364;rde durch das heisbrennen-<lb/>
de Feuer der Tru&#x0364;b&#x017F;eligkeit v<supplied>i</supplied>elmehr erleitert/ das &#x017F;icht-<lb/>
bare Leyden die&#x017F;er Zeit deuchtete/ vermittel&#x017F;t der Gla&#x0364;u-<lb/>
biger Hoffnung der un&#x017F;ichtbaren und u&#x0364;ber alle ma&#x017F;&#x017F;en<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">c</hi>)<lb/>
Momentane-<lb/>
um &amp; leve<lb/>
tribulationis<lb/>
no&#x017F;tiæ m&#x017F;tar<lb/>
plumæ re&#x017F;pe-<lb/>
ctu immen-<lb/>
&#x017F;i pondetis<lb/>
gloriæ,<lb/>
Tirm. ad h. l.</hi></note><lb/>
wichtigen Her&#xA75B;ligkeit/ Jhr Federleichte zu &#x017F;eyn. (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c</hi></hi>) Jn<lb/>
die&#x017F;en frommen Fu&#x0364;r&#x017F;atz hat Sie den bitteren Todes-<lb/>
Kampff uner&#x017F;chrocken erwartet/ die Augen willig ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ Jhre Seele dem Gotte/ welcher hie&#x017F;&#x017F;e das<lb/>
Liecht in der Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß herfu&#x0364;r leichten (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">d</hi></hi>) und einen hel-<lb/>
len Schein warhaffter Fro&#x0364;mmigkeit in das Hertze ge-<lb/>
geben/ wieder Himmel ange&#x017F;chicket/ der Nach-Welt aber<note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">d</hi>)<lb/>
Gen. 1. v.</hi> 4.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[59]/0059] Abdanckungs-Rede. ſchnur/ nach welcher Sie fuͤr ihre itzt leydtragende liebe Kinder eine ſolche Muͤtterliche Fuͤrſorge getragen/ da- mit ſelbigen nicht alleine die von oben herab mildiglich beſcherete Guͤter des Geluͤckes in genaue obacht ge- nommen/ ſondern auch durch gute Aufferziehunge alles das jenige was zu einen erbaren Leben gereichet/ mit goͤttlicher Verleihunge zu ſuchen eyffrig bemuͤhet geweſen/ und dahero durch ſothane und von dero lie- ben Kindern mit hertzlichen Thraͤnen erkennete Treue/ ein gedoppeltes Lob verdienet. Und ob zwarten der wohlſeeligen Frau hertzliebſten Angehoͤrigen/ und an- dere insgemein nicht weniger die Fruͤchte eines frommen Gemuͤtes empfunden; So wolte ich doch faſt mich er- kuͤnen zu ſagen das obbeſchriebenes gutes Verhaltnis auch wol haͤtte in aͤuſſerlichen Klang und Schein beſte- hen koͤnnen/ wenn durch des groſſen Gottes Genade von Jhr ſelbiges nie nicht waͤre bekröhnet worden/ und gleichſam die Probe gehalten. Die Vorboten des To- des ihre langwierige Leibesſchmertzen/ waren viel zu wenig den wohleingepregeten Glantz eines frommen Gemuͤtes zu endern/ es wuͤrde durch das heisbrennen- de Feuer der Truͤbſeligkeit vielmehr erleitert/ das ſicht- bare Leyden dieſer Zeit deuchtete/ vermittelſt der Glaͤu- biger Hoffnung der unſichtbaren und uͤber alle maſſen wichtigen Herꝛligkeit/ Jhr Federleichte zu ſeyn. (c) Jn dieſen frommen Fuͤrſatz hat Sie den bitteren Todes- Kampff unerſchrocken erwartet/ die Augen willig ge- ſchloſſen/ Jhre Seele dem Gotte/ welcher hieſſe das Liecht in der Finſternuͤß herfuͤr leichten (d) und einen hel- len Schein warhaffter Froͤmmigkeit in das Hertze ge- geben/ wieder Himmel angeſchicket/ der Nach-Welt aber den (c) Momentane- um & leve tribulationis noſtiæ mſtar plumæ reſpe- ctu immen- ſi pondetis gloriæ, Tirm. ad h. l. (d) Gen. 1. v. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508139
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508139/59
Zitationshilfe: Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672, S. [59]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508139/59>, abgerufen am 15.05.2024.