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Silber, Wolfgang: Threnodia Parturientis. Görlitz, 1628.

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auff die hülffe deß HErren hoffen. Es ist
ein köstlich ding einem Manne/ daß er das
Joch in seiner Jugend trage: Das ein ver-
lassener gedültig sey/ wenn jhn etwas über-
fellet/ vnd seinen Mund in den Staub stecke/
vnd die hoffnung erwarte. Denn der HErr
verstösset nicht Ewiglich/ sondern Er betrü-
bet wol/ vnd erbarmet sich wieder/ nach sei-
ner gütte/ denn er nicht von hertzen die Men-
schen plaget/ vnd betrübet.
Vnd der H. Apo-
stel Jacobus saget in seiner geistreichen Epistel
am 1. cap. Selig ist der Mann/ der die An-
fechtung erduldet/ Denn nach dem er be-
währet ist/ wird er die Krone des Lebens
empfahen/ welche GOtt verheischen hat/
denen/ die jhn lieb haben.

Gedencket derhalben ein betrübtes Hertz
in solchem fall: Hat Gott den H. Patriar-
chen Jacob so lieb gehabt/ vnd Jhme gleichwol
sein liebes Weib in Kindeßnötten genommen:
So wird mir darumb GOtt auch nicht feind
sein/ ob er mir gleich mein liebes Weib in glei-
chen nöthen genommen hat. Non enim sum

melior
B

auff die huͤlffe deß HErren hoffen. Es iſt
ein koͤſtlich ding einem Manne/ daß er das
Joch in ſeiner Jugend trage: Das ein ver-
laſſener geduͤltig ſey/ weñ jhn etwas uͤber-
fellet/ vñ ſeinen Mund in den Staub ſtecke/
vnd die hoffnung erwarte. Deñ der HErr
verſtoͤſſet nicht Ewiglich/ ſondern Er betruͤ-
bet wol/ vnd erbarmet ſich wieder/ nach ſei-
ner guͤtte/ deñ er nicht von hertzen die Men-
ſchen plaget/ vñ betruͤbet.
Vnd der H. Apo-
ſtel Jacobus ſaget in ſeiner geiſtreichen Epiſtel
am 1. cap. Selig iſt der Mann/ der die An-
fechtung erduldet/ Denn nach dem er be-
waͤhret iſt/ wird er die Krone des Lebens
empfahen/ welche GOtt verheiſchen hat/
denen/ die jhn lieb haben.

Gedencket derhalben ein betruͤbtes Hertz
in ſolchem fall: Hat Gott den H. Patriar-
chen Jacob ſo lieb gehabt/ vñ Jhme gleichwol
ſein liebes Weib in Kindeßnoͤtten genom̃en:
So wird mir darumb GOtt auch nicht feind
ſein/ ob er mir gleich mein liebes Weib in glei-
chen noͤthen genommen hat. Non enim ſum

melior
B
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[[9]/0009] auff die huͤlffe deß HErren hoffen. Es iſt ein koͤſtlich ding einem Manne/ daß er das Joch in ſeiner Jugend trage: Das ein ver- laſſener geduͤltig ſey/ weñ jhn etwas uͤber- fellet/ vñ ſeinen Mund in den Staub ſtecke/ vnd die hoffnung erwarte. Deñ der HErr verſtoͤſſet nicht Ewiglich/ ſondern Er betruͤ- bet wol/ vnd erbarmet ſich wieder/ nach ſei- ner guͤtte/ deñ er nicht von hertzen die Men- ſchen plaget/ vñ betruͤbet. Vnd der H. Apo- ſtel Jacobus ſaget in ſeiner geiſtreichen Epiſtel am 1. cap. Selig iſt der Mann/ der die An- fechtung erduldet/ Denn nach dem er be- waͤhret iſt/ wird er die Krone des Lebens empfahen/ welche GOtt verheiſchen hat/ denen/ die jhn lieb haben. Gedencket derhalben ein betruͤbtes Hertz in ſolchem fall: Hat Gott den H. Patriar- chen Jacob ſo lieb gehabt/ vñ Jhme gleichwol ſein liebes Weib in Kindeßnoͤtten genom̃en: So wird mir darumb GOtt auch nicht feind ſein/ ob er mir gleich mein liebes Weib in glei- chen noͤthen genommen hat. Non enim ſum melior B

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Zitationshilfe: Silber, Wolfgang: Threnodia Parturientis. Görlitz, 1628, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509956/9>, abgerufen am 29.04.2024.