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Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

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achten sol als Gottes gnade vnd barmhertzigkeit/ wie
er mit solchem fascino den Cain, Saul/ Achitophel/
Judam vnd andere mehr bethöret hat. Eußerlich
giebt er aufs Menschen temperament vnd com-
plexion
gut achtung/ Vnd nach dem er einen zu die-
ser oder jener Sünden geneigt befindet/ so weis er
bald mittel vnd wege zu/ wie er jhm ein objectum in
augenschein bringet/ daß der Mensch seine brunst
vnd begierde zu wercke richtet/ wie er mit dem Köni-
ge David dergestalt procediret hat. Daher denn
der Apostel Petrus nicht ohne vrsache eine so treu-
hertzige ermahnung thut vnd saget 1. Epistola 5.1. Pet. 5.
Seid nüchtern vnd wachet/ denn euer wiedersacher
der Teufel gehet vmbher wie ein brüllender Lew/
vnd suchet welchen er verschlinge/ dem wiederstehet
fest im glauben.

II. Die Welt als der andere Heuptfeind/ ist zwarII.
Mundus.

ein solcher Feind/ den man mit Augen sehen/ vnd
mit Händen fühlen vnd greiffen kan: Aber daneben
so listig/ so tückisch vnd geschwinde/ daß sie des Teu-
fels nahe verwandten vnd getreue gehülffin ist/
Denn sie mit jhren listigen vnd tückischen grieffen
vnd ärgerlichen exempeln ein vnschuldiges Hertze
verführet/ ehe es sich dessen versiehet. Daher denn
der Evangelist vnd Apostel Johannes auch nicht oh-
ne vrsache oder vergeblich eine so treue warnung vnd
ermahnung thut/ da er 1. Epistola 2. saget: Habt1. Joh 2.
nicht lieb die Welt/ noch was in der Welt ist. So je-
mand die Welt lieb hat/ in dem ist nicht die liebe des
Vaters/ Denn alles was in der Welt ist/ als/ Flei-
sches lust/ Augen lust/ Hoffertiges leben/ das ist nicht
vom Vater des Lichts/ sondern von der Welt/ vnd
die Welt vergehet mit jhrer lust/ Wer aber den wil-
len Gottes thut/ der bleibet in ewigkeit. Gleich wie

wir
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achten ſol als Gottes gnade vnd barmhertzigkeit/ wie
er mit ſolchem faſcino den Cain, Saul/ Achitophel/
Judam vnd andere mehr bethoͤret hat. Eußerlich
giebt er aufs Menſchen temperament vnd com-
plexion
gut achtung/ Vnd nach dem er einen zu die-
ſer oder jener Suͤnden geneigt befindet/ ſo weis er
bald mittel vnd wege zu/ wie er jhm ein objectum in
augenſchein bringet/ daß der Menſch ſeine brunſt
vnd begierde zu wercke richtet/ wie er mit dem Koͤni-
ge David dergeſtalt procediret hat. Daher denn
der Apoſtel Petrus nicht ohne vrſache eine ſo treu-
hertzige ermahnung thut vnd ſaget 1. Epiſtola 5.1. Pet. 5.
Seid nuͤchtern vnd wachet/ denn euer wiederſacher
der Teufel gehet vmbher wie ein bruͤllender Lew/
vnd ſuchet welchen er verſchlinge/ dem wiederſtehet
feſt im glauben.

II. Die Welt als der andere Heuptfeind/ iſt zwarII.
Mundus.

ein ſolcher Feind/ den man mit Augen ſehen/ vnd
mit Haͤnden fuͤhlen vnd greiffen kan: Aber daneben
ſo liſtig/ ſo tuͤckiſch vnd geſchwinde/ daß ſie des Teu-
fels nahe verwandten vnd getreue gehuͤlffin iſt/
Denn ſie mit jhren liſtigen vnd tuͤckiſchen grieffen
vnd aͤrgerlichen exempeln ein vnſchuldiges Hertze
verfuͤhret/ ehe es ſich deſſen verſiehet. Daher denn
der Evangeliſt vnd Apoſtel Johannes auch nicht oh-
ne vrſache oder vergeblich eine ſo treue warnung vnd
ermahnung thut/ da er 1. Epiſtola 2. ſaget: Habt1. Joh 2.
nicht lieb die Welt/ noch was in der Welt iſt. So je-
mand die Welt lieb hat/ in dem iſt nicht die liebe des
Vaters/ Denn alles was in der Welt iſt/ als/ Flei-
ſches luſt/ Augen luſt/ Hoffertiges leben/ das iſt nicht
vom Vater des Lichts/ ſondern von der Welt/ vnd
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[[21]/0021] achten ſol als Gottes gnade vnd barmhertzigkeit/ wie er mit ſolchem faſcino den Cain, Saul/ Achitophel/ Judam vnd andere mehr bethoͤret hat. Eußerlich giebt er aufs Menſchen temperament vnd com- plexion gut achtung/ Vnd nach dem er einen zu die- ſer oder jener Suͤnden geneigt befindet/ ſo weis er bald mittel vnd wege zu/ wie er jhm ein objectum in augenſchein bringet/ daß der Menſch ſeine brunſt vnd begierde zu wercke richtet/ wie er mit dem Koͤni- ge David dergeſtalt procediret hat. Daher denn der Apoſtel Petrus nicht ohne vrſache eine ſo treu- hertzige ermahnung thut vnd ſaget 1. Epiſtola 5. Seid nuͤchtern vnd wachet/ denn euer wiederſacher der Teufel gehet vmbher wie ein bruͤllender Lew/ vnd ſuchet welchen er verſchlinge/ dem wiederſtehet feſt im glauben. 1. Pet. 5. II. Die Welt als der andere Heuptfeind/ iſt zwar ein ſolcher Feind/ den man mit Augen ſehen/ vnd mit Haͤnden fuͤhlen vnd greiffen kan: Aber daneben ſo liſtig/ ſo tuͤckiſch vnd geſchwinde/ daß ſie des Teu- fels nahe verwandten vnd getreue gehuͤlffin iſt/ Denn ſie mit jhren liſtigen vnd tuͤckiſchen grieffen vnd aͤrgerlichen exempeln ein vnſchuldiges Hertze verfuͤhret/ ehe es ſich deſſen verſiehet. Daher denn der Evangeliſt vnd Apoſtel Johannes auch nicht oh- ne vrſache oder vergeblich eine ſo treue warnung vnd ermahnung thut/ da er 1. Epiſtola 2. ſaget: Habt nicht lieb die Welt/ noch was in der Welt iſt. So je- mand die Welt lieb hat/ in dem iſt nicht die liebe des Vaters/ Denn alles was in der Welt iſt/ als/ Flei- ſches luſt/ Augen luſt/ Hoffertiges leben/ das iſt nicht vom Vater des Lichts/ ſondern von der Welt/ vnd die Welt vergehet mit jhrer luſt/ Wer aber den wil- len Gottes thut/ der bleibet in ewigkeit. Gleich wie wir II. Mundus. 1. Joh 2. C iij

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Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/21>, abgerufen am 29.04.2024.