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Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

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Wieder solche vnd dergleichen anfechtung/ be-
darff es traun einer starcken befestigung des Her-
tzens mit dem glauben/ welcher Gottes Wort vnd
verheissung traue/ als welche vns berichten vnd ver-
sichern/ daß es nicht so blind mit vnserm sterben vnd
abscheiden zugehe/ sondern alles nach Gottes Vä-
terlichem vnd gnedigem willen/ als ohne welchen vns
Matth.
10.
nicht das geringste Härlein vom Haupte fallen kön-
ne. Wie der HErr Christus Matth. 10. tröstlich
saget/ zugeschweigen/ das vns der Würgengel gar
hinreissen vnd zersplittern solte/ Denn GOtt hat
nach seinem geheimen rath vnd versehung einem je-
den Menschen/ er sey auch wer er wolle/ ein gewisses
Gertus vi-
tae huma-
nae positus
terminus.

Job 14.
Terminstündlein gesetzt vnd verordnet/ wie lange er
hie auff Erden leben vnd seine Wohnung haben sol.
Daher saget Job 14. Capitel seines Buchs: Der
Mensch hat seine bestimbte zeit/ die zahl seiner Mon-
den stehet HErr bey dir/ Du hast jhm ein Ziel ge-
setzt/ das wird er nicht vbergehen
Ecclesiast. 3.
Eccl. 3.stehet auch: Ein jegliches hat seine zeit vnd alles
fürnehmen vnter dem Himmel hat seine stunde: ge-
boren werden hat seine zeit/ sterben hat auch seine

Sir. 17.zeit. Vnd Sirach 17. spricht: Gott hat den Men-
schen geschaffen aus der Erden/ vnd macht jhn wie-
der zur Erden/ vnd bestimmet jhnen die zeit jhres le-
bens.
Solcher meinung ist auch der Königliche
Prophete David gewest/ wie er denn hierauff blicket
Psal. 31.im 31. Psalm/ da er saget: HErr meine zeit stehet
in deinen Händen.
Jtem im 39. Psalm: HErr leh-
re doch mich/ das ein ende mit mir haben mus/ vnd
mein leben ein ziel hat/ vnd ich davon mus.
Vnd
139.im 139. Psalm: HErr deine Augen sahen mich/ da
ich noch vnbereitet war/ vnd alle meine Tage wor-
den auff dein Buch geschrieben die noch werden sol-

ten/

Wieder ſolche vnd dergleichen anfechtung/ be-
darff es traun einer ſtarcken befeſtigung des Her-
tzens mit dem glauben/ welcher Gottes Wort vnd
verheiſſung traue/ als welche vns berichten vnd ver-
ſichern/ daß es nicht ſo blind mit vnſerm ſterben vnd
abſcheiden zugehe/ ſondern alles nach Gottes Vaͤ-
terlichem vnd gnedigem willen/ als ohne welchen vns
Matth.
10.
nicht das geringſte Haͤrlein vom Haupte fallen koͤn-
ne. Wie der HErr Chriſtus Matth. 10. troͤſtlich
ſaget/ zugeſchweigen/ das vns der Wuͤrgengel gar
hinreiſſen vnd zerſplittern ſolte/ Denn GOtt hat
nach ſeinem geheimen rath vnd verſehung einem je-
den Menſchen/ er ſey auch wer er wolle/ ein gewiſſes
Gertus vi-
tæ huma-
næ poſitus
terminus.

Job 14.
Terminſtuͤndlein geſetzt vnd verordnet/ wie lange er
hie auff Erden leben vnd ſeine Wohnung haben ſol.
Daher ſaget Job 14. Capitel ſeines Buchs: Der
Menſch hat ſeine beſtimbte zeit/ die zahl ſeiner Mon-
den ſtehet HErr bey dir/ Du haſt jhm ein Ziel ge-
ſetzt/ das wird er nicht vbergehen
Eccleſiaſt. 3.
Eccl. 3.ſtehet auch: Ein jegliches hat ſeine zeit vnd alles
fuͤrnehmen vnter dem Himmel hat ſeine ſtunde: ge-
boren werden hat ſeine zeit/ ſterben hat auch ſeine

Sir. 17.zeit. Vnd Sirach 17. ſpricht: Gott hat den Men-
ſchen geſchaffen aus der Erden/ vnd macht jhn wie-
der zur Erden/ vnd beſtimmet jhnen die zeit jhres le-
bens.
Solcher meinung iſt auch der Koͤnigliche
Prophete David geweſt/ wie er denn hierauff blicket
Pſal. 31.im 31. Pſalm/ da er ſaget: HErr meine zeit ſtehet
in deinen Haͤnden.
Jtem im 39. Pſalm: HErr leh-
re doch mich/ das ein ende mit mir haben mus/ vnd
mein leben ein ziel hat/ vnd ich davon mus.
Vnd
139.im 139. Pſalm: HErr deine Augen ſahen mich/ da
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[[32]/0032] Wieder ſolche vnd dergleichen anfechtung/ be- darff es traun einer ſtarcken befeſtigung des Her- tzens mit dem glauben/ welcher Gottes Wort vnd verheiſſung traue/ als welche vns berichten vnd ver- ſichern/ daß es nicht ſo blind mit vnſerm ſterben vnd abſcheiden zugehe/ ſondern alles nach Gottes Vaͤ- terlichem vnd gnedigem willen/ als ohne welchen vns nicht das geringſte Haͤrlein vom Haupte fallen koͤn- ne. Wie der HErr Chriſtus Matth. 10. troͤſtlich ſaget/ zugeſchweigen/ das vns der Wuͤrgengel gar hinreiſſen vnd zerſplittern ſolte/ Denn GOtt hat nach ſeinem geheimen rath vnd verſehung einem je- den Menſchen/ er ſey auch wer er wolle/ ein gewiſſes Terminſtuͤndlein geſetzt vnd verordnet/ wie lange er hie auff Erden leben vnd ſeine Wohnung haben ſol. Daher ſaget Job 14. Capitel ſeines Buchs: Der Menſch hat ſeine beſtimbte zeit/ die zahl ſeiner Mon- den ſtehet HErr bey dir/ Du haſt jhm ein Ziel ge- ſetzt/ das wird er nicht vbergehen Eccleſiaſt. 3. ſtehet auch: Ein jegliches hat ſeine zeit vnd alles fuͤrnehmen vnter dem Himmel hat ſeine ſtunde: ge- boren werden hat ſeine zeit/ ſterben hat auch ſeine zeit. Vnd Sirach 17. ſpricht: Gott hat den Men- ſchen geſchaffen aus der Erden/ vnd macht jhn wie- der zur Erden/ vnd beſtimmet jhnen die zeit jhres le- bens. Solcher meinung iſt auch der Koͤnigliche Prophete David geweſt/ wie er denn hierauff blicket im 31. Pſalm/ da er ſaget: HErr meine zeit ſtehet in deinen Haͤnden. Jtem im 39. Pſalm: HErr leh- re doch mich/ das ein ende mit mir haben mus/ vnd mein leben ein ziel hat/ vnd ich davon mus. Vnd im 139. Pſalm: HErr deine Augen ſahen mich/ da ich noch vnbereitet war/ vnd alle meine Tage wor- den auff dein Buch geſchrieben die noch werden ſol- ten/ Matth. 10. Gertus vi- tæ huma- næ poſitus terminus. Job 14. Eccl. 3. Sir. 17. Pſal. 31. 139.

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Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/32>, abgerufen am 29.04.2024.