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Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678].

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OFFICIUM PIETATIS.
ACh bitter Schmertz! ach harter Fall!
So wie ein Blitz/ und Donner-Knall/
Durch Bein und Marck/ und Hertz/ und Adern drin-
get/

Den frohen Mund zu Trauer-Liedern zwinget.
Mein Auge wird ein quellend Thränen-Faß/
Und Blatt und Kiel von Hertzens-Blute naß.
Die freye Zung/ und göldne Mund/
Der Rosen wie auch Myrrhen kunt[']
Jn rechter Zeit mit Anmuth lassen fliessen/
Und süssen Trost auf Creutzes Wermuth giessen/
Schleußt sich/ ach Schluß! ach harter Schluß! nun zu:
Der Knecht der nie geruht/ sucht Grabes-Ruh.
Der Fromme wird hinweg gerafft/
Der als ein Loth viel Guts geschafft:
Da sich auf uns die Unglücks-Schalen giessen/
Läßt sich ins Grab der treue Beter schliessen.
Ach Schad! es wächst nicht auf in einer Nacht/
Ein Mann/ der treu für Stadt und Seelen wacht.
Doch läßt der Rieß/ wie groß er scheint/
Darumb manch Aug und Hertze weint/
Sich wiederumb verheilen und verwinden.
Die Wunde wil/ der so sie schlägt/ verbinden/
Und Liegnitz/ dich auff deiner Kirchen Aun
Die Hirten-Treu noch ferner lassen schaun.
Wo aber ist in Gilead
Ein Balsam/ so die Tugend hat
Das
OFFICIUM PIETATIS.
ACh bitter Schmertz! ach harter Fall!
So wie ein Blitz/ und Donner-Knall/
Durch Bein und Marck/ und Hertz/ und Adern drin-
get/

Den frohen Mund zu Trauer-Liedern zwinget.
Mein Auge wird ein quellend Thraͤnen-Faß/
Und Blatt und Kiel von Hertzens-Blute naß.
Die freye Zung/ und goͤldne Mund/
Der Roſen wie auch Myrꝛhen kunt[’]
Jn rechter Zeit mit Anmuth laſſen flieſſen/
Und ſuͤſſen Troſt auf Creutzes Wermuth gieſſen/
Schleußt ſich/ ach Schluß! ach harter Schluß! nun zu:
Der Knecht der nie geruht/ ſucht Grabes-Ruh.
Der Fromme wird hinweg gerafft/
Der als ein Loth viel Guts geſchafft:
Da ſich auf uns die Ungluͤcks-Schalen gieſſen/
Laͤßt ſich ins Grab der treue Beter ſchlieſſen.
Ach Schad! es waͤchſt nicht auf in einer Nacht/
Ein Mann/ der treu fuͤr Stadt und Seelen wacht.
Doch laͤßt der Rieß/ wie groß er ſcheint/
Darumb manch Aug und Hertze weint/
Sich wiederumb verheilen und verwinden.
Die Wunde wil/ der ſo ſie ſchlaͤgt/ verbinden/
Und Liegnitz/ dich auff deiner Kirchen Aun
Die Hirten-Treu noch ferner laſſen ſchaun.
Wo aber iſt in Gilead
Ein Balſam/ ſo die Tugend hat
Das
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[[74]/0074] OFFICIUM PIETATIS. ACh bitter Schmertz! ach harter Fall! So wie ein Blitz/ und Donner-Knall/ Durch Bein und Marck/ und Hertz/ und Adern drin- get/ Den frohen Mund zu Trauer-Liedern zwinget. Mein Auge wird ein quellend Thraͤnen-Faß/ Und Blatt und Kiel von Hertzens-Blute naß. Die freye Zung/ und goͤldne Mund/ Der Roſen wie auch Myrꝛhen kunt’ Jn rechter Zeit mit Anmuth laſſen flieſſen/ Und ſuͤſſen Troſt auf Creutzes Wermuth gieſſen/ Schleußt ſich/ ach Schluß! ach harter Schluß! nun zu: Der Knecht der nie geruht/ ſucht Grabes-Ruh. Der Fromme wird hinweg gerafft/ Der als ein Loth viel Guts geſchafft: Da ſich auf uns die Ungluͤcks-Schalen gieſſen/ Laͤßt ſich ins Grab der treue Beter ſchlieſſen. Ach Schad! es waͤchſt nicht auf in einer Nacht/ Ein Mann/ der treu fuͤr Stadt und Seelen wacht. Doch laͤßt der Rieß/ wie groß er ſcheint/ Darumb manch Aug und Hertze weint/ Sich wiederumb verheilen und verwinden. Die Wunde wil/ der ſo ſie ſchlaͤgt/ verbinden/ Und Liegnitz/ dich auff deiner Kirchen Aun Die Hirten-Treu noch ferner laſſen ſchaun. Wo aber iſt in Gilead Ein Balſam/ ſo die Tugend hat Das

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Zitationshilfe: Richter, Gottfried: Fröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes. Liegnitz, [1678], S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539562/74>, abgerufen am 18.04.2024.