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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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Und Felder, Berge, Thal und Hügel
Mit schwartzer Düsterung bezieht;
So flößt es gleichsam den Naturen
Gantz unbekandte Schwermuth ein:
Wir finden nicht mehr Deine Spuhren,
Wie kan man denn recht frölich seyn?

Du bist, als wie ein Tag, verschwunden,
(So kurtz scheint uns Dein Lebens-Lauff)
Jedoch, man reißt verhaschte Wunden
Durch solches Wiederholen auf;
Die Sammlung Deiner Trauer-Schrifften
Kömmt ohne diß uns schmertzlich an,
Weil deren Jnhalt Wehmuth stifften,
Und neue Seuffzer machen kan.
Die Klagen, so die Liebe heute
Jn einen Band zusammen bracht,
Sind Glocken, deren Angst-Geläute
Dein Sterben wieder kundbahr macht,
Die letzte Pulß, so Dir zu Ehren,
Uns zur Ermunterung, erklingt,
Nur daß es diesen Thon zuhören,
Der Freundschafft neues Schrecken bringt.
Jedoch der Sarg sey zugeschlossen,
Erblaßte! nimm den Schlüssel hin,
Und schlaffe, biß die Zeit verflossen,
Daß Todte, wie die Blumen, blühn,
Es stöhre kümmerliches Fragen
Nach Dir, nicht mehr, Dich in der Ruh,
Es decken die getreuen Klagen
Dein Grab mit diesen Blättern zu.
Zu Bezeugung seiner schuldigen Hochachtung gegen die
Vornehme Böttnerische FAMILIE setzet dieses der
wohlseeligen Jungfer Muhmen zum letzten Anden-
cken bey ein verbundenster Freund und Diener
Benedictus Hein.
Wenn
K 2

Und Felder, Berge, Thal und Huͤgel
Mit ſchwartzer Duͤſterung bezieht;
So floͤßt es gleichſam den Naturen
Gantz unbekandte Schwermuth ein:
Wir finden nicht mehr Deine Spuhren,
Wie kan man denn recht froͤlich ſeyn?

Du biſt, als wie ein Tag, verſchwunden,
(So kurtz ſcheint uns Dein Lebens-Lauff)
Jedoch, man reißt verhaſchte Wunden
Durch ſolches Wiederholen auf;
Die Sammlung Deiner Trauer-Schrifften
Koͤmmt ohne diß uns ſchmertzlich an,
Weil deren Jnhalt Wehmuth ſtifften,
Und neue Seuffzer machen kan.
Die Klagen, ſo die Liebe heute
Jn einen Band zuſammen bracht,
Sind Glocken, deren Angſt-Gelaͤute
Dein Sterben wieder kundbahr macht,
Die letzte Pulß, ſo Dir zu Ehren,
Uns zur Ermunterung, erklingt,
Nur daß es dieſen Thon zuhoͤren,
Der Freundſchafft neues Schrecken bringt.
Jedoch der Sarg ſey zugeſchloſſen,
Erblaßte! nimm den Schluͤſſel hin,
Und ſchlaffe, biß die Zeit verfloſſen,
Daß Todte, wie die Blumen, bluͤhn,
Es ſtoͤhre kuͤmmerliches Fragen
Nach Dir, nicht mehr, Dich in der Ruh,
Es decken die getreuen Klagen
Dein Grab mit dieſen Blaͤttern zu.
Zu Bezeugung ſeiner ſchuldigen Hochachtung gegen die
Vornehme Boͤttneriſche FAMILIE ſetzet dieſes der
wohlſeeligen Jungfer Muhmen zum letzten Anden-
cken bey ein verbundenſter Freund und Diener
Benedictus Hein.
Wenn
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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/75>, abgerufen am 27.04.2024.