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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Indem die ehliche Verbündnis schon geschehn/
Und nun nichts weiter ist/ das ihre Freude störe;)
In des Montanus Hauß nach also langem Büßen
Die Zucker süsse Frucht der Liebe zu genüßen.
Ach/ wenn du hättest solln der Freude wohnen bey/
Wenn du hättst hören solln das jauchtzende Geschrey/
Wenn du hättst sollen sehn des Volckes grosse Menge/
Da fand man Mann und Weib ohn allen Unterscheid/
Da fand man Alt und Jung/ Geweyht und Ungeweyht/
Was Hoch und Niedrig war/ vermischet im Gedränge/
Und alles gantz entzückt vor überhäufften Freuden/
Ein ieder drängte sich zu den vermählten Beyden/
Ein ieder eilte/ sie zu sehn/ und zu verehren/
Der lobt die Frömmigkeit/ der das Beständig-seyn/
Der/ was der Himmel/ der/ was die Natur gegeben/
Daß man durch Berg und Thal kan widerklingend hören
Des treuen Schäffers Ruhm/ mit vollem Hals aus-
schreyn.
O Glücke/ das nicht bald wird ob Verliebten schweben!
Ein armer Hirte seyn/ und bald so hoch zu steigen/
In einem Augenblick vom Tod ins Leben schreiten/
Das nahe Leichen-Fest/ das man ihm sah bereiten/
Zur Hochzeit kehren um/ zu welcher sich vorhin
So viel Verhindernis kein Hoffen wolte zeigen.
Corisca/ das ist viel; doch aber nichts vor Ihn:
Denn in erwünschter Lust und Ruhe der genissen/
Vor welche man mit Lust das Leben wolte schlüssen/
Den Anmutts-vollen Schatz zum Eigenthum erwerben/
Der mit uns Wettestreit ums Lieben und ums Sterben;
Ist solche Süßigkeit/ ist so ein hohes Glücke/
Das die Gedancken auch bey weitem läst zurücke.
Und du erfreust dich nicht mit deiner Amarill/
Als wie ich lustig bin um meinen Freund Mirtill.
C. Ich freue mich wohl auch/ (siehstu es mir nicht an
Ergast?) so sehr ich weiß und kan.
E. Hättst du nur die schöne Braut ihm die treue Hand sehn
reichen/
Und Mirtillen wiederum ihr zum festen Liebes-Zeichen
Weiß
GUARINI
Indem die ehliche Verbuͤndnis ſchon geſchehn/
Und nun nichts weiter iſt/ das ihre Freude ſtoͤre;)
In des Montanus Hauß nach alſo langem Buͤßen
Die Zucker ſuͤſſe Frucht der Liebe zu genuͤßen.
Ach/ wenn du haͤtteſt ſolln der Freude wohnen bey/
Wenn du haͤttſt hoͤren ſolln das jauchtzende Geſchrey/
Wenn du haͤttſt ſollen ſehn des Volckes groſſe Menge/
Da fand man Mann und Weib ohn allen Unterſcheid/
Da fand man Alt und Jung/ Geweyht und Ungeweyht/
Was Hoch und Niedrig war/ vermiſchet im Gedraͤnge/
Und alles gantz entzuͤckt vor uͤberhaͤufften Freuden/
Ein ieder draͤngte ſich zu den vermaͤhlten Beyden/
Ein ieder eilte/ ſie zu ſehn/ und zu verehren/
Der lobt die Froͤmmigkeit/ der das Beſtaͤndig-ſeyn/
Der/ was der Himmel/ der/ was die Natur gegeben/
Daß man durch Berg und Thal kan widerklingend hoͤren
Des treuen Schaͤffers Ruhm/ mit vollem Hals aus-
ſchreyn.
O Gluͤcke/ das nicht bald wird ob Verliebten ſchweben!
Ein armer Hirte ſeyn/ und bald ſo hoch zu ſteigen/
In einem Augenblick vom Tod ins Leben ſchreiten/
Das nahe Leichen-Feſt/ das man ihm ſah bereiten/
Zur Hochzeit kehren um/ zu welcher ſich vorhin
So viel Verhindernis kein Hoffen wolte zeigen.
Coriſca/ das iſt viel; doch aber nichts vor Ihn:
Denn in erwuͤnſchter Luſt und Ruhe der geniſſen/
Vor welche man mit Luſt das Leben wolte ſchluͤſſen/
Den Anmutts-vollen Schatz zum Eigenthum erwerben/
Der mit uns Wetteſtreit ums Lieben und ums Sterben;
Iſt ſolche Suͤßigkeit/ iſt ſo ein hohes Gluͤcke/
Das die Gedancken auch bey weitem laͤſt zuruͤcke.
Und du erfreuſt dich nicht mit deiner Amarill/
Als wie ich luſtig bin um meinen Freund Mirtill.
C. Ich freue mich wohl auch/ (ſiehſtu es mir nicht an
Ergaſt?) ſo ſehr ich weiß und kan.
E. Haͤttſt du nur die ſchoͤne Braut ihm die treue Hand ſehn
reichen/
Und Mirtillen wiederum ihr zum feſten Liebes-Zeichen
Weiß
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[170/0270] GUARINI Indem die ehliche Verbuͤndnis ſchon geſchehn/ Und nun nichts weiter iſt/ das ihre Freude ſtoͤre;) In des Montanus Hauß nach alſo langem Buͤßen Die Zucker ſuͤſſe Frucht der Liebe zu genuͤßen. Ach/ wenn du haͤtteſt ſolln der Freude wohnen bey/ Wenn du haͤttſt hoͤren ſolln das jauchtzende Geſchrey/ Wenn du haͤttſt ſollen ſehn des Volckes groſſe Menge/ Da fand man Mann und Weib ohn allen Unterſcheid/ Da fand man Alt und Jung/ Geweyht und Ungeweyht/ Was Hoch und Niedrig war/ vermiſchet im Gedraͤnge/ Und alles gantz entzuͤckt vor uͤberhaͤufften Freuden/ Ein ieder draͤngte ſich zu den vermaͤhlten Beyden/ Ein ieder eilte/ ſie zu ſehn/ und zu verehren/ Der lobt die Froͤmmigkeit/ der das Beſtaͤndig-ſeyn/ Der/ was der Himmel/ der/ was die Natur gegeben/ Daß man durch Berg und Thal kan widerklingend hoͤren Des treuen Schaͤffers Ruhm/ mit vollem Hals aus- ſchreyn. O Gluͤcke/ das nicht bald wird ob Verliebten ſchweben! Ein armer Hirte ſeyn/ und bald ſo hoch zu ſteigen/ In einem Augenblick vom Tod ins Leben ſchreiten/ Das nahe Leichen-Feſt/ das man ihm ſah bereiten/ Zur Hochzeit kehren um/ zu welcher ſich vorhin So viel Verhindernis kein Hoffen wolte zeigen. Coriſca/ das iſt viel; doch aber nichts vor Ihn: Denn in erwuͤnſchter Luſt und Ruhe der geniſſen/ Vor welche man mit Luſt das Leben wolte ſchluͤſſen/ Den Anmutts-vollen Schatz zum Eigenthum erwerben/ Der mit uns Wetteſtreit ums Lieben und ums Sterben; Iſt ſolche Suͤßigkeit/ iſt ſo ein hohes Gluͤcke/ Das die Gedancken auch bey weitem laͤſt zuruͤcke. Und du erfreuſt dich nicht mit deiner Amarill/ Als wie ich luſtig bin um meinen Freund Mirtill. C. Ich freue mich wohl auch/ (ſiehſtu es mir nicht an Ergaſt?) ſo ſehr ich weiß und kan. E. Haͤttſt du nur die ſchoͤne Braut ihm die treue Hand ſehn reichen/ Und Mirtillen wiederum ihr zum feſten Liebes-Zeichen Weiß

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/270>, abgerufen am 29.04.2024.