Ein ander sagt vielleicht/ er will der Schönheit darben/ Die/ was ihr übel steht/ bald an der Seiten spürt/ Bey der das edle Glied/ das zum Gesichte führt/ An glatter Weiße statt hegt rauhe Purpur-Farben. Dämpfft braune Röthe wohl den Preiß der Weitzen-Garben? Der Liebe Pulver-Schlag hat/ Schöne/ dich gerührt; Damit des Bildes Haubt der Künstler mehr beziert/ Gräbt er in dessen Fuß viel Wunden/ Stich und Narben. Seh ich dich eigen an/ schau ich Trajanus Spitze/ Mausolens Grab erhöht vertiefft durch so viel Ritze Und Zeichen/ die allein die Liebe lesen kan. O Spötter/ scheue dich die Fehler dieser Schönen/ Als Wercke der Natur/ muttwillig zu verhönen: Der König rühret sie ohn Widerwillen an.
Quid intuemini debilia infelicium membra, nescio qua tabe onsumta?
Animus nobilis supra humana potest se attollere, & ulceratio- es & vulnera circa se frementia securus aspicere.
Tace ingratissime mortalium, quis enim est tam miser, tam eglectus, quis tam duro fato & in poenam genitus, ut Deorum unificentiam non sentiat.
Aliquando extrinsecus morbus, quo admoneatur mortalita- is, intervenit, sed id leve & quod summam cutem stringat.
* 37. Der
P 2
Schertz-Sonnette.
36. Der ſchoͤne bemaͤhlte Hals.
Ein ander ſagt vielleicht/ er will der Schoͤnheit darben/ Die/ was ihr uͤbel ſteht/ bald an der Seiten ſpuͤrt/ Bey der das edle Glied/ das zum Geſichte fuͤhrt/ An glatter Weiße ſtatt hegt rauhe Purpur-Farben. Daͤmpfft braune Roͤthe wohl den Preiß der Weitzen-Garben? Der Liebe Pulver-Schlag hat/ Schoͤne/ dich geruͤhrt; Damit des Bildes Haubt der Kuͤnſtler mehr beziert/ Graͤbt er in deſſen Fuß viel Wunden/ Stich und Narben. Seh ich dich eigen an/ ſchau ich Trajanus Spitze/ Mauſolens Grab erhoͤht vertiefft durch ſo viel Ritze Und Zeichen/ die allein die Liebe leſen kan. O Spoͤtter/ ſcheue dich die Fehler dieſer Schoͤnen/ Als Wercke der Natur/ muttwillig zu verhoͤnen: Der Koͤnig ruͤhret ſie ohn Widerwillen an.
Quid intuemini debilia infelicium membra, neſcio qua tabe onſumta?
Animus nobilis ſupra humana poteſt ſe attollere, & ulceratio- es & vulnera circa ſe frementia ſecurus aſpicere.
Tace ingratiſſime mortalium, quis enim eſt tam miſer, tam eglectus, quis tam duro fato & in pœnam genitus, ut Deorum unificentiam non ſentiat.
Aliquando extrinſecus morbus, quo admoneatur mortalita- is, intervenit, ſed id leve & quod ſummam cutem ſtringat.
* 37. Der
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Schertz-Sonnette.
36. Der ſchoͤne bemaͤhlte Hals.
Ein ander ſagt vielleicht/ er will der Schoͤnheit darben/
Die/ was ihr uͤbel ſteht/ bald an der Seiten ſpuͤrt/
Bey der das edle Glied/ das zum Geſichte fuͤhrt/
An glatter Weiße ſtatt hegt rauhe Purpur-Farben.
Daͤmpfft braune Roͤthe wohl den Preiß der Weitzen-Garben?
Der Liebe Pulver-Schlag hat/ Schoͤne/ dich geruͤhrt;
Damit des Bildes Haubt der Kuͤnſtler mehr beziert/
Graͤbt er in deſſen Fuß viel Wunden/ Stich und Narben.
Seh ich dich eigen an/ ſchau ich Trajanus Spitze/
Mauſolens Grab erhoͤht vertiefft durch ſo viel Ritze
Und Zeichen/ die allein die Liebe leſen kan.
O Spoͤtter/ ſcheue dich die Fehler dieſer Schoͤnen/
Als Wercke der Natur/ muttwillig zu verhoͤnen:
Der Koͤnig ruͤhret ſie ohn Widerwillen an.
Quid intuemini debilia infelicium membra, neſcio qua tabe
onſumta?
Animus nobilis ſupra humana poteſt ſe attollere, & ulceratio-
es & vulnera circa ſe frementia ſecurus aſpicere.
Tace ingratiſſime mortalium, quis enim eſt tam miſer, tam
eglectus, quis tam duro fato & in pœnam genitus, ut Deorum
unificentiam non ſentiat.
Aliquando extrinſecus morbus, quo admoneatur mortalita-
is, intervenit, ſed id leve & quod ſummam cutem ſtringat.
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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/327>, abgerufen am 10.05.2024.
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