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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Ehren-Gedächtniß.

Die Klugheit hatte sich mit seinem Fleiß verbunden/
Ihm dauchte keine Müh und Arbeit allzu schwer:
Drum war er endlich als ein Palmen-Baum befunden/
Der nimmer von der Blüht' und süssen Früchten leer.

Wie treulich er damit dem Vaterland gedient/
Und was vor heilsam Oel aus diesem Stamm geflossen:
Wie grosse Nutzbarkeit dem Nechsten draus entspros-
sen/

Wie seine Zweige hier zu grossem Nutz gegrünt/
Kan Liegnitz aller Welt/ doch kaum nach Würden/ zei-
gen/

Das seinen Rücken offt mit grosser Last beschwert:
Bey welcher man ihn doch sich niemahls sahe beugen/
Weil seines Geistes Krafft stets auffwerts sich ge-
kehrt.
Als dieser edle Baum wie Palmen sich vermählt/
Von den/ wenn zwey zugleich zusammen sich verbin-
den/

An ihren Aesten sich die schönsten Früchte finden/
Wie die Gelehrten viel von ihrer Art erzehlt.
So sind aus seinem Stamm so edle Früchte kommen/
Die seines Nahmens Ruhm erhalten und erhöhn/
Von dem sie allbereits den Glantz an sich genommen/
Der bey der Nach-Welt wird in frischer Blühte
stehn.
Vom Palm-Baum weiß man auch/ daß er verdorren
muß/

Wenn der/ so bey ihm stund/ von ihm wird weggerissen:
So kan/ die er geliebt/ sich nicht getrennet wissen/
Die Eitelkeit der Welt erweckte ihr Verdruß:
Nachdem sie schmertzlich sieht den besten Trost erblas-
sen/

Der ihr allhier allein die gröste Freude gab:
Drum will sie lieber selbst die Sterbligkeit verlassen/
Und Lieb' und Treue legt zwey Hertzen in ein Grab.

Be-

Ehren-Gedaͤchtniß.

Die Klugheit hatte ſich mit ſeinem Fleiß verbunden/
Ihm dauchte keine Muͤh und Arbeit allzu ſchwer:
Drum war er endlich als ein Palmen-Baum befunden/
Der nimmer von der Bluͤht’ und ſuͤſſen Fruͤchten leer.

Wie treulich er damit dem Vaterland gedient/
Und was vor heilſam Oel aus dieſem Stamm gefloſſen:
Wie groſſe Nutzbarkeit dem Nechſten draus entſproſ-
ſen/

Wie ſeine Zweige hier zu groſſem Nutz gegruͤnt/
Kan Liegnitz aller Welt/ doch kaum nach Wuͤrden/ zei-
gen/

Das ſeinen Ruͤcken offt mit groſſer Laſt beſchwert:
Bey welcher man ihn doch ſich niemahls ſahe beugen/
Weil ſeines Geiſtes Krafft ſtets auffwerts ſich ge-
kehrt.
Als dieſer edle Baum wie Palmen ſich vermaͤhlt/
Von den/ wenn zwey zugleich zuſammen ſich verbin-
den/

An ihren Aeſten ſich die ſchoͤnſten Fruͤchte finden/
Wie die Gelehrten viel von ihrer Art erzehlt.
So ſind aus ſeinem Stamm ſo edle Fruͤchte kommen/
Die ſeines Nahmens Ruhm erhalten und erhoͤhn/
Von dem ſie allbereits den Glantz an ſich genommen/
Der bey der Nach-Welt wird in friſcher Bluͤhte
ſtehn.
Vom Palm-Baum weiß man auch/ daß er verdorren
muß/

Wenn der/ ſo bey ihm ſtund/ von ihm wird weggeriſſen:
So kan/ die er geliebt/ ſich nicht getrennet wiſſen/
Die Eitelkeit der Welt erweckte ihr Verdruß:
Nachdem ſie ſchmertzlich ſieht den beſten Troſt erblaſ-
ſen/

Der ihr allhier allein die groͤſte Freude gab:
Drum will ſie lieber ſelbſt die Sterbligkeit verlaſſen/
Und Lieb’ und Treue legt zwey Hertzen in ein Grab.

Be-
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[47/0067] Ehren-Gedaͤchtniß. Die Klugheit hatte ſich mit ſeinem Fleiß verbunden/ Ihm dauchte keine Muͤh und Arbeit allzu ſchwer: Drum war er endlich als ein Palmen-Baum befunden/ Der nimmer von der Bluͤht’ und ſuͤſſen Fruͤchten leer. Wie treulich er damit dem Vaterland gedient/ Und was vor heilſam Oel aus dieſem Stamm gefloſſen: Wie groſſe Nutzbarkeit dem Nechſten draus entſproſ- ſen/ Wie ſeine Zweige hier zu groſſem Nutz gegruͤnt/ Kan Liegnitz aller Welt/ doch kaum nach Wuͤrden/ zei- gen/ Das ſeinen Ruͤcken offt mit groſſer Laſt beſchwert: Bey welcher man ihn doch ſich niemahls ſahe beugen/ Weil ſeines Geiſtes Krafft ſtets auffwerts ſich ge- kehrt. Als dieſer edle Baum wie Palmen ſich vermaͤhlt/ Von den/ wenn zwey zugleich zuſammen ſich verbin- den/ An ihren Aeſten ſich die ſchoͤnſten Fruͤchte finden/ Wie die Gelehrten viel von ihrer Art erzehlt. So ſind aus ſeinem Stamm ſo edle Fruͤchte kommen/ Die ſeines Nahmens Ruhm erhalten und erhoͤhn/ Von dem ſie allbereits den Glantz an ſich genommen/ Der bey der Nach-Welt wird in friſcher Bluͤhte ſtehn. Vom Palm-Baum weiß man auch/ daß er verdorren muß/ Wenn der/ ſo bey ihm ſtund/ von ihm wird weggeriſſen: So kan/ die er geliebt/ ſich nicht getrennet wiſſen/ Die Eitelkeit der Welt erweckte ihr Verdruß: Nachdem ſie ſchmertzlich ſieht den beſten Troſt erblaſ- ſen/ Der ihr allhier allein die groͤſte Freude gab: Drum will ſie lieber ſelbſt die Sterbligkeit verlaſſen/ Und Lieb’ und Treue legt zwey Hertzen in ein Grab. Be-

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/67>, abgerufen am 03.05.2024.