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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Und der mag weit von Hofe bleiben/
Der/ was er denckt/ giebt an den Tag.


Des schönen Leibes grade Pracht/
Der schwartzen Angen lichte Nacht/
Der süsse Blick/ der kluge Geist/
Der sich in Thun und Lassen weist/
Macht uns um Haubt und Hertze warm/
Um Küch und Beutel kalt und arm.
Doch find ich diß/ so frag ich nicht/
Ob sonsten Geld und Gutt gebricht.
Was fehlt dem der Vergnügen hat?
Ein schönes Weib macht halber satt.
Petrarcha, Est aliquid bene qui
meminit.
Zwar das Gedächtnis ist ein Schatz von grossem Werth/
Doch wär es offtermahls viel besser nichts gedencken/
[A]ls mit Erinnerung deß/ was uns widerfährt/
Sich täglich sonder Noth und Frucht auffs neue kräncken.


Die blasse Sorge wird mit dir zu Segel gehn/
Und unter Welt und Wind dir an der Seite stehn/
ie sitzet hinter dich auff deines Pferdes Rücken/
ie läst sich Tag und Nacht vor deinen Augen blicken.
ie hält kein blanckes Schwerdt/ kein starckes Waffen auff/
es schnellen Adlers Flug/ der leichten Hunde Lauff
st langsam gegen ihr/ sie ist vielmehr geschwinde
enn der bepfeilte Stahl und die erzürnten Winde.


Schaue daß du nicht zu sehr dich die Hoffart zwingen läst/
Wenn des gutten Glückes Wind dir in volle Segel bläst/
chau auch/ daß du nicht zu sehr den gefallnen Mutt läst sin-
cken/
enn dein lekkes Schiff beginnt die gesaltzne Flutt zu trincken.
Bau
Vermiſchte Gedichte.
Und der mag weit von Hofe bleiben/
Der/ was er denckt/ giebt an den Tag.


Des ſchoͤnen Leibes grade Pracht/
Der ſchwartzen Angen lichte Nacht/
Der ſuͤſſe Blick/ der kluge Geiſt/
Der ſich in Thun und Laſſen weiſt/
Macht uns um Haubt und Hertze warm/
Um Kuͤch und Beutel kalt und arm.
Doch find ich diß/ ſo frag ich nicht/
Ob ſonſten Geld und Gutt gebricht.
Was fehlt dem der Vergnuͤgen hat?
Ein ſchoͤnes Weib macht halber ſatt.
Petrarcha, Eſt aliquid bene qui
meminit.
Zwar das Gedaͤchtnis iſt ein Schatz von groſſem Werth/
Doch waͤr es offtermahls viel beſſer nichts gedencken/
[A]ls mit Erinnerung deß/ was uns widerfaͤhrt/
Sich taͤglich ſonder Noth und Frucht auffs neue kraͤncken.


Die blaſſe Sorge wird mit dir zu Segel gehn/
Und unter Welt und Wind dir an der Seite ſtehn/
ie ſitzet hinter dich auff deines Pferdes Ruͤcken/
ie laͤſt ſich Tag und Nacht vor deinen Augen blicken.
ie haͤlt kein blanckes Schwerdt/ kein ſtarckes Waffen auff/
es ſchnellen Adlers Flug/ der leichten Hunde Lauff
ſt langſam gegen ihr/ ſie iſt vielmehr geſchwinde
enn der bepfeilte Stahl und die erzuͤrnten Winde.


Schaue daß du nicht zu ſehr dich die Hoffart zwingen laͤſt/
Wenn des gutten Gluͤckes Wind dir in volle Segel blaͤſt/
chau auch/ daß du nicht zu ſehr den gefallnen Mutt laͤſt ſin-
cken/
enn dein lekkes Schiff beginnt die geſaltzne Flutt zu trincken.
Bau
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[157/0737] Vermiſchte Gedichte. Und der mag weit von Hofe bleiben/ Der/ was er denckt/ giebt an den Tag. Des ſchoͤnen Leibes grade Pracht/ Der ſchwartzen Angen lichte Nacht/ Der ſuͤſſe Blick/ der kluge Geiſt/ Der ſich in Thun und Laſſen weiſt/ Macht uns um Haubt und Hertze warm/ Um Kuͤch und Beutel kalt und arm. Doch find ich diß/ ſo frag ich nicht/ Ob ſonſten Geld und Gutt gebricht. Was fehlt dem der Vergnuͤgen hat? Ein ſchoͤnes Weib macht halber ſatt. Petrarcha, Eſt aliquid bene qui meminit. Zwar das Gedaͤchtnis iſt ein Schatz von groſſem Werth/ Doch waͤr es offtermahls viel beſſer nichts gedencken/ Als mit Erinnerung deß/ was uns widerfaͤhrt/ Sich taͤglich ſonder Noth und Frucht auffs neue kraͤncken. Die blaſſe Sorge wird mit dir zu Segel gehn/ Und unter Welt und Wind dir an der Seite ſtehn/ ie ſitzet hinter dich auff deines Pferdes Ruͤcken/ ie laͤſt ſich Tag und Nacht vor deinen Augen blicken. ie haͤlt kein blanckes Schwerdt/ kein ſtarckes Waffen auff/ es ſchnellen Adlers Flug/ der leichten Hunde Lauff ſt langſam gegen ihr/ ſie iſt vielmehr geſchwinde enn der bepfeilte Stahl und die erzuͤrnten Winde. Schaue daß du nicht zu ſehr dich die Hoffart zwingen laͤſt/ Wenn des gutten Gluͤckes Wind dir in volle Segel blaͤſt/ chau auch/ daß du nicht zu ſehr den gefallnen Mutt laͤſt ſin- cken/ enn dein lekkes Schiff beginnt die geſaltzne Flutt zu trincken. Bau

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/737>, abgerufen am 12.05.2024.