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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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dir leben wird oder nicht! Es handelt sich darum, dein Leben zu erhalten und es für unser Vaterland nützlich anzuwenden, das übrige findet sich nachher!

Ich erhalte hier die Besuche eines Mannes, Grandpre, der von Roland in seine Stelle eingesetzt wurde, um die Gefängnisse in Augenschein zu nehmen, zu sehen, was dahier vorgeht, die Missbräuche auszuspähen, die Beschwerden in Empfang zu nehmen und alles dem Minister des Innern zu überbringen. Roland hatte diesen Posten geschaffen und ich habe den Mann vorgeschlagen, mit dem er die Stelle besetzen sollte. Es ist dies ein ehemaliger Advokat, für dessen Unglück man mich interessierte und dessen ehrliches Herz, das von Leiden geprüft ist, ausserordentlich für dieses gefühlvolle Amt geeignet ist. Ich hatte ihn schon vergessen. Es ist unmöglich, sich die Rührung vorzustellen, mit der er herbeieilte, sein Anblick war mir sehr angenehm. Da sein Posten ihm Rechte und einen gewissen Einfluss gibt, hat er dem Kerkermeister gegenüber davon Gebrauch gemacht, und zusammen mit der Ehrenhaftigkeit dieses Menschen ist es ihm gelungen, der Tyrannei, die die Gemeinde mir gegenüber ausübt, ein Gegengewicht zu verleihen.

Ich habe seinen Namen Madame Goussard genannt, damit er dem Kerkermeister den Befehl erteile, dass einer deiner Freunde, von dem sie mir sprach, eingelassen werde. Madame Goussard hat mir auch gesagt, dass Barbaroux mir geschrieben habe; ich habe nichts erhalten, es scheint, dass die arme Madame Roland in der Conciergerie die Briefe irrtümlich erhalten hat, ausser man hätte sie unterschlagen und dem Revolutionstribunal übergeben, wo die unglückliche Frau abgeurteilt worden ist.

Wie diese Spitzbuben ihr Gebelfer auf euer vorgebliches Einverständnis mit der Vendee darauf stützen würden; eine Infamie, die sie täglich dem Volke dieser traurigen Stadt wiederholen lassen.

Ich sende an Gorsas einige Druckschriften, die von

dir leben wird oder nicht! Es handelt sich darum, dein Leben zu erhalten und es für unser Vaterland nützlich anzuwenden, das übrige findet sich nachher!

Ich erhalte hier die Besuche eines Mannes, Grandpré, der von Roland in seine Stelle eingesetzt wurde, um die Gefängnisse in Augenschein zu nehmen, zu sehen, was dahier vorgeht, die Missbräuche auszuspähen, die Beschwerden in Empfang zu nehmen und alles dem Minister des Innern zu überbringen. Roland hatte diesen Posten geschaffen und ich habe den Mann vorgeschlagen, mit dem er die Stelle besetzen sollte. Es ist dies ein ehemaliger Advokat, für dessen Unglück man mich interessierte und dessen ehrliches Herz, das von Leiden geprüft ist, ausserordentlich für dieses gefühlvolle Amt geeignet ist. Ich hatte ihn schon vergessen. Es ist unmöglich, sich die Rührung vorzustellen, mit der er herbeieilte, sein Anblick war mir sehr angenehm. Da sein Posten ihm Rechte und einen gewissen Einfluss gibt, hat er dem Kerkermeister gegenüber davon Gebrauch gemacht, und zusammen mit der Ehrenhaftigkeit dieses Menschen ist es ihm gelungen, der Tyrannei, die die Gemeinde mir gegenüber ausübt, ein Gegengewicht zu verleihen.

Ich habe seinen Namen Madame Goussard genannt, damit er dem Kerkermeister den Befehl erteile, dass einer deiner Freunde, von dem sie mir sprach, eingelassen werde. Madame Goussard hat mir auch gesagt, dass Barbaroux mir geschrieben habe; ich habe nichts erhalten, es scheint, dass die arme Madame Roland in der Conciergerie die Briefe irrtümlich erhalten hat, ausser man hätte sie unterschlagen und dem Revolutionstribunal übergeben, wo die unglückliche Frau abgeurteilt worden ist.

Wie diese Spitzbuben ihr Gebelfer auf euer vorgebliches Einverständnis mit der Vendée darauf stützen würden; eine Infamie, die sie täglich dem Volke dieser traurigen Stadt wiederholen lassen.

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[155/0174] dir leben wird oder nicht! Es handelt sich darum, dein Leben zu erhalten und es für unser Vaterland nützlich anzuwenden, das übrige findet sich nachher! Ich erhalte hier die Besuche eines Mannes, Grandpré, der von Roland in seine Stelle eingesetzt wurde, um die Gefängnisse in Augenschein zu nehmen, zu sehen, was dahier vorgeht, die Missbräuche auszuspähen, die Beschwerden in Empfang zu nehmen und alles dem Minister des Innern zu überbringen. Roland hatte diesen Posten geschaffen und ich habe den Mann vorgeschlagen, mit dem er die Stelle besetzen sollte. Es ist dies ein ehemaliger Advokat, für dessen Unglück man mich interessierte und dessen ehrliches Herz, das von Leiden geprüft ist, ausserordentlich für dieses gefühlvolle Amt geeignet ist. Ich hatte ihn schon vergessen. Es ist unmöglich, sich die Rührung vorzustellen, mit der er herbeieilte, sein Anblick war mir sehr angenehm. Da sein Posten ihm Rechte und einen gewissen Einfluss gibt, hat er dem Kerkermeister gegenüber davon Gebrauch gemacht, und zusammen mit der Ehrenhaftigkeit dieses Menschen ist es ihm gelungen, der Tyrannei, die die Gemeinde mir gegenüber ausübt, ein Gegengewicht zu verleihen. Ich habe seinen Namen Madame Goussard genannt, damit er dem Kerkermeister den Befehl erteile, dass einer deiner Freunde, von dem sie mir sprach, eingelassen werde. Madame Goussard hat mir auch gesagt, dass Barbaroux mir geschrieben habe; ich habe nichts erhalten, es scheint, dass die arme Madame Roland in der Conciergerie die Briefe irrtümlich erhalten hat, ausser man hätte sie unterschlagen und dem Revolutionstribunal übergeben, wo die unglückliche Frau abgeurteilt worden ist. Wie diese Spitzbuben ihr Gebelfer auf euer vorgebliches Einverständnis mit der Vendée darauf stützen würden; eine Infamie, die sie täglich dem Volke dieser traurigen Stadt wiederholen lassen. Ich sende an Gorsas einige Druckschriften, die von

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/174>, abgerufen am 29.04.2024.