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Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

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Der Landtstörtzer.
straffen/ aber das Oel deß sünders wird mein
Haupt nit berühren: als wolte er noch eygent-
licher sprechen: Woferrn du/ O Herr/ mich
wegen meiner schweren sünden straffen wilst/
so bitte ich/ daß es geschehe durch die Hand der
gerechten/ dann vil lieber vnnd angenemmer
seind mir jhre zu meinem heyl gemeinte straf-
fen/ weder das mir zum verderben reichende
Lob meiner Feinden. Nit ohne vrsach nennet
der Prophet die Schmeichlerey ein Oel/
dann wie das Oel/ wann es ins Fewr geworf-
fen wirdt/ pflegt das Fewr nit allein nit zu lö-
schen/ sonder vilmehr anzuzünden/ also entzün-
den die Schmaichler die Sündt/ qui enim
(spricht Cyprianus) peccanten blandimen-
tis adulantib. palpat, peccandi fomitem
subministrat, nec conprimit ille peccatun
sed nutrit.
Ferrner/ wie das Oel die aller
gröbste vnnd härteste ding lindert vnd erwei-
chet/ also pflegen die schmaichler die aller gröb-
ste vnd härteste Hertzen zu erweichen: nostras
mentes velut olei pinguedo libenter in-
grediens vigoren veritatis emollit:
ob schon
die warheit dermassen starck/ vnd wie ein diamant

hart
Q 4

Der Landtſtoͤrtzer.
ſtraffen/ aber das Oel deß ſuͤnders wird mein
Haupt nit beruͤhren: als wolte er noch eygent-
licher ſprechen: Woferꝛn du/ O Herꝛ/ mich
wegen meiner ſchweren ſuͤnden ſtraffen wilſt/
ſo bitte ich/ daß es geſchehe durch die Hand der
gerechten/ dann vil lieber vnnd angenemmer
ſeind mir jhre zu meinem heyl gemeinte ſtraf-
fen/ weder das mir zum verderben reichende
Lob meiner Feinden. Nit ohne vrſach nennet
der Prophet die Schmeichlerey ein Oel/
dann wie das Oel/ wann es ins Fewꝛ gewoꝛf-
fen wirdt/ pflegt das Fewꝛ nit allein nit zu loͤ-
ſchen/ ſonder vilmehꝛ anzuzuͤnden/ alſo entzuͤn-
den die Schmaichler die Suͤndt/ qui enim
(ſpꝛicht Cyprianus) peccantẽ blandimen-
tis adulantib. palpat, peccandi fomitem
ſubminiſtrat, nec cõprimit ille peccatũ
ſed nutrit.
Ferꝛner/ wie das Oel die aller
groͤbſte vnnd haͤrteſte ding lindert vnd erwei-
chet/ alſo pflegẽ die ſchmaichler die aller groͤb-
ſte vnd haͤrteſte Hertzen zu erweichen: noſtras
mentes velut olei pinguedo libenter in-
grediẽs vigorẽ veritatis emollit:
ob ſchon
die warheit dermaſſẽ ſtarck/ vñ wie ein diamãt

hart
Q 4
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[247/0269] Der Landtſtoͤrtzer. ſtraffen/ aber das Oel deß ſuͤnders wird mein Haupt nit beruͤhren: als wolte er noch eygent- licher ſprechen: Woferꝛn du/ O Herꝛ/ mich wegen meiner ſchweren ſuͤnden ſtraffen wilſt/ ſo bitte ich/ daß es geſchehe durch die Hand der gerechten/ dann vil lieber vnnd angenemmer ſeind mir jhre zu meinem heyl gemeinte ſtraf- fen/ weder das mir zum verderben reichende Lob meiner Feinden. Nit ohne vrſach nennet der Prophet die Schmeichlerey ein Oel/ dann wie das Oel/ wann es ins Fewꝛ gewoꝛf- fen wirdt/ pflegt das Fewꝛ nit allein nit zu loͤ- ſchen/ ſonder vilmehꝛ anzuzuͤnden/ alſo entzuͤn- den die Schmaichler die Suͤndt/ qui enim (ſpꝛicht Cyprianus) peccantẽ blandimen- tis adulantib. palpat, peccandi fomitem ſubminiſtrat, nec cõprimit ille peccatũ ſed nutrit. Ferꝛner/ wie das Oel die aller groͤbſte vnnd haͤrteſte ding lindert vnd erwei- chet/ alſo pflegẽ die ſchmaichler die aller groͤb- ſte vnd haͤrteſte Hertzen zu erweichen: noſtras mentes velut olei pinguedo libenter in- grediẽs vigorẽ veritatis emollit: ob ſchon die warheit dermaſſẽ ſtarck/ vñ wie ein diamãt hart Q 4

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Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/269>, abgerufen am 13.05.2024.