Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landtstörtzer.
streich gehen/ daß er mich mit schrecken wider-
umb vom Todt aufferweckte.

Einsmals hatte ich ein gar gute Bott-
schafft von meines Herren deß Pantaleonis
Liebhaberin bey jhm zuuerrichten/ die sparte
ich aber biß er in der Comedi vber Tisch saß/
vnd ich wartete biß man jhm ein außbündige
gute Turten fürgesetzt hatte/ als nun mich be-
dunckte daß es zeit war jhne vom Tisch zu ja-
gen/ brachte ich jhm die obgedeute gute zei-
tung/ gleichsamb hette ichs allbereit vergessen/
vnd ich sagte jhm daß er geschwindt vnnd vn-
uerzogentlich zu seiner Liebhaberin kommen sol-
te. Da lief er alsbaldt vom Tisch zu seiner
Hertzallerliebsten/ dann dieselbe war jhm vil
lieber/ dann 100. Turten/ Jch aber erwüsch-
te die Turten vnnd verschluckte sie in wenig
bissen.

Diser mein Herr fing einsmals an sich
zubeklagen/ daß jhm das essen nimmer recht
schmecken wolte/ vnnd besorgte derwegen sich
vorm vnuersehenen Todt/ da gab ich jhm den
rath/ daß/ weil der Mensch je nicht weist/ wel-
che Mahlzeit sein letzte sein werde/ so solle er

bey

Der Landtſtoͤrtzer.
ſtreich gehen/ daß er mich mit ſchrecken wider-
umb vom Todt aufferweckte.

Einsmals hatte ich ein gar gute Bott-
ſchafft von meines Herꝛen deß Pantaleonis
Liebhaberin bey jhm zuuerꝛichten/ die ſparte
ich aber biß er in der Comedi vber Tiſch ſaß/
vnd ich wartete biß man jhm ein außbuͤndige
gute Turten fuͤrgeſetzt hatte/ als nun mich be-
dunckte daß es zeit war jhne vom Tiſch zu ja-
gen/ brachte ich jhm die obgedeute gute zei-
tung/ gleichſamb hette ichs allbereit vergeſſen/
vnd ich ſagte jhm daß er geſchwindt vnnd vn-
uerzogentlich zu ſeiner Liebhaberin kom̃en ſol-
te. Da lief er alsbaldt vom Tiſch zu ſeiner
Hertzallerliebſten/ dann dieſelbe war jhm vil
lieber/ dann 100. Turten/ Jch aber erwuͤſch-
te die Turten vnnd verſchluckte ſie in wenig
biſſen.

Diſer mein Herꝛ fing einsmals an ſich
zubeklagen/ daß jhm das eſſen nimmer recht
ſchmecken wolte/ vnnd beſorgte derwegen ſich
vorm vnuerſehenen Todt/ da gab ich jhm den
rath/ daß/ weil der Menſch je nicht weiſt/ wel-
che Mahlzeit ſein letzte ſein werde/ ſo ſolle er

bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0480" n="458"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
&#x017F;treich gehen/ daß er mich mit &#x017F;chrecken wider-<lb/>
umb vom Todt aufferweckte.</p><lb/>
          <p>Einsmals hatte ich ein gar gute Bott-<lb/>
&#x017F;chafft von meines Her&#xA75B;en deß <hi rendition="#aq">Pantaleonis</hi><lb/>
Liebhaberin bey jhm zuuer&#xA75B;ichten/ die &#x017F;parte<lb/>
ich aber biß er in der Comedi vber Ti&#x017F;ch &#x017F;aß/<lb/>
vnd ich wartete biß man jhm ein außbu&#x0364;ndige<lb/>
gute Turten fu&#x0364;rge&#x017F;etzt hatte/ als nun mich be-<lb/>
dunckte daß es zeit war jhne vom Ti&#x017F;ch zu ja-<lb/>
gen/ brachte ich jhm die obgedeute gute zei-<lb/>
tung/ gleich&#x017F;amb hette ichs allbereit verge&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
vnd ich &#x017F;agte jhm daß er ge&#x017F;chwindt vnnd vn-<lb/>
uerzogentlich zu &#x017F;einer Liebhaberin kom&#x0303;en &#x017F;ol-<lb/>
te. Da lief er alsbaldt vom Ti&#x017F;ch zu &#x017F;einer<lb/>
Hertzallerlieb&#x017F;ten/ dann die&#x017F;elbe war jhm vil<lb/>
lieber/ dann 100. Turten/ Jch aber erwu&#x0364;&#x017F;ch-<lb/>
te die Turten vnnd ver&#x017F;chluckte &#x017F;ie in wenig<lb/>
bi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Di&#x017F;er mein Her&#xA75B; fing einsmals an &#x017F;ich<lb/>
zubeklagen/ daß jhm das e&#x017F;&#x017F;en nimmer recht<lb/>
&#x017F;chmecken wolte/ vnnd be&#x017F;orgte derwegen &#x017F;ich<lb/>
vorm vnuer&#x017F;ehenen Todt/ da gab ich jhm den<lb/>
rath/ daß/ weil der Men&#x017F;ch je nicht wei&#x017F;t/ wel-<lb/>
che Mahlzeit &#x017F;ein letzte &#x017F;ein werde/ &#x017F;o &#x017F;olle er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0480] Der Landtſtoͤrtzer. ſtreich gehen/ daß er mich mit ſchrecken wider- umb vom Todt aufferweckte. Einsmals hatte ich ein gar gute Bott- ſchafft von meines Herꝛen deß Pantaleonis Liebhaberin bey jhm zuuerꝛichten/ die ſparte ich aber biß er in der Comedi vber Tiſch ſaß/ vnd ich wartete biß man jhm ein außbuͤndige gute Turten fuͤrgeſetzt hatte/ als nun mich be- dunckte daß es zeit war jhne vom Tiſch zu ja- gen/ brachte ich jhm die obgedeute gute zei- tung/ gleichſamb hette ichs allbereit vergeſſen/ vnd ich ſagte jhm daß er geſchwindt vnnd vn- uerzogentlich zu ſeiner Liebhaberin kom̃en ſol- te. Da lief er alsbaldt vom Tiſch zu ſeiner Hertzallerliebſten/ dann dieſelbe war jhm vil lieber/ dann 100. Turten/ Jch aber erwuͤſch- te die Turten vnnd verſchluckte ſie in wenig biſſen. Diſer mein Herꝛ fing einsmals an ſich zubeklagen/ daß jhm das eſſen nimmer recht ſchmecken wolte/ vnnd beſorgte derwegen ſich vorm vnuerſehenen Todt/ da gab ich jhm den rath/ daß/ weil der Menſch je nicht weiſt/ wel- che Mahlzeit ſein letzte ſein werde/ ſo ſolle er bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/480
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/480>, abgerufen am 27.04.2024.