zweimal gegen seinen König gefochten - dieser Kern der Revolutionaire mußte ganz aufgerieben werden, eher finden seine loyalen Unterthanen in ihrem Vater- lande keine Ruhe. Soll denn die traurige Zeit fort- dauern, wo die Verruchten auf ihren Spolien lachen dürfen, und die Getreuen nicht ihres Lebens, nicht des Restes ihrer Habe sicher sind!"
"Herr Maire," sagte mit ruhiger Ueberlegenheit der Hauptmann, "verlangten Sie, daß die ganze Be- satzung in die Luft gesprengt würde, oder sollten sie über die Klinge springen bis Unterofficier und Gemei- nen -- Jhretwegen?"
"Man hätte wählen können, man hätte unter- scheiden sollen. Grade in Givet waren die verbreche- rischten Jndividuen, eiserne Anhänger des blutigen Kai- serthrons. Sie loslassen über das kaum befriedigte Land, heißt die Käfige einer Menagerie öffnen. Jeder Einzelne wird mit Drohungen, mit Brandbriefen das flache Land überziehen."
"Ei! Herr Maire," unterbrach ihn der Haupt- mann, ihm zutraulich auf die Schulter klopfend: "da- gegen schützt ein gutes Gewissen. Wir Beide haben nichts von Brandbriefen zu fürchten. Sie hier sind ein Mann von Einfluß; kommen Sie bei Jhrem Könige ein. Er läßt vielleicht die Besatzung zu- sammen fangen und Jhnen zu Gefallen Allen nach-
zweimal gegen ſeinen König gefochten – dieſer Kern der Revolutionaire mußte ganz aufgerieben werden, eher finden ſeine loyalen Unterthanen in ihrem Vater- lande keine Ruhe. Soll denn die traurige Zeit fort- dauern, wo die Verruchten auf ihren Spolien lachen dürfen, und die Getreuen nicht ihres Lebens, nicht des Reſtes ihrer Habe ſicher ſind!“
„Herr Maire,“ ſagte mit ruhiger Ueberlegenheit der Hauptmann, „verlangten Sie, daß die ganze Be- ſatzung in die Luft geſprengt würde, oder ſollten ſie über die Klinge ſpringen bis Unterofficier und Gemei- nen — Jhretwegen?“
„Man hätte wählen können, man hätte unter- ſcheiden ſollen. Grade in Givet waren die verbreche- riſchten Jndividuen, eiſerne Anhänger des blutigen Kai- ſerthrons. Sie loslaſſen über das kaum befriedigte Land, heißt die Käfige einer Menagerie öffnen. Jeder Einzelne wird mit Drohungen, mit Brandbriefen das flache Land überziehen.“
„Ei! Herr Maire,“ unterbrach ihn der Haupt- mann, ihm zutraulich auf die Schulter klopfend: „da- gegen ſchützt ein gutes Gewiſſen. Wir Beide haben nichts von Brandbriefen zu fürchten. Sie hier ſind ein Mann von Einfluß; kommen Sie bei Jhrem Könige ein. Er läßt vielleicht die Beſatzung zu- ſammen fangen und Jhnen zu Gefallen Allen nach-
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[0073]
zweimal gegen ſeinen König gefochten – dieſer Kern
der Revolutionaire mußte ganz aufgerieben werden,
eher finden ſeine loyalen Unterthanen in ihrem Vater-
lande keine Ruhe. Soll denn die traurige Zeit fort-
dauern, wo die Verruchten auf ihren Spolien lachen
dürfen, und die Getreuen nicht ihres Lebens, nicht des
Reſtes ihrer Habe ſicher ſind!“
„Herr Maire,“ ſagte mit ruhiger Ueberlegenheit
der Hauptmann, „verlangten Sie, daß die ganze Be-
ſatzung in die Luft geſprengt würde, oder ſollten ſie
über die Klinge ſpringen bis Unterofficier und Gemei-
nen — Jhretwegen?“
„Man hätte wählen können, man hätte unter-
ſcheiden ſollen. Grade in Givet waren die verbreche-
riſchten Jndividuen, eiſerne Anhänger des blutigen Kai-
ſerthrons. Sie loslaſſen über das kaum befriedigte
Land, heißt die Käfige einer Menagerie öffnen. Jeder
Einzelne wird mit Drohungen, mit Brandbriefen das
flache Land überziehen.“
„Ei! Herr Maire,“ unterbrach ihn der Haupt-
mann, ihm zutraulich auf die Schulter klopfend: „da-
gegen ſchützt ein gutes Gewiſſen. Wir Beide haben
nichts von Brandbriefen zu fürchten. Sie hier ſind
ein Mann von Einfluß; kommen Sie bei Jhrem
Könige ein. Er läßt vielleicht die Beſatzung zu-
ſammen fangen und Jhnen zu Gefallen Allen nach-
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/73>, abgerufen am 09.12.2023.
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