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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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mit Ihnen anzustoßen auf die Gesundheit Seiner
Majestät."

"Mein Herr Kriegsrath sind die Gütigkeit selbst.
Wie sollte ich das ausschlagen."

"Wenn ich auch nicht die Ehre habe, Sie zu
kennen, wird es mir doch zur besonderen Ehre gereichen,
mit einer solchen Patriotin ein Gläschen zu leeren."

"Obristin Malchen, sagte die Dame. Mein
Mann ist in holländischen Diensten und steht in Pa¬
tavia. Ein grausam heißes Land, er wird aber heut
auch hierher denken. Ach er ist ein Patriot!"

"Und doch in fremden Diensten!"

"Ja sehn Sie, verehrtester Herr Kriegsrath, da
ließe sich mancherlei von sagen. Er war auch in
preußischen Diensten ehedem, aber Sie glauben nicht,
was draußen die preußischen Militairs in Respect
stehen. Und unsre Disciplin, und der große Fried¬
rich. Wenn's heißt, der hat unter ihm gedient. Nu,
lieber Gott, Schwächen haben wir Alle, da werden
mir Herr Kriegsrath Recht geben, aber sonst ist er
-- und hat mir erst voriges Jahr ein rothseiden Um¬
schlagetuch geschickt, was die Mamlucken oder Malayen
weben, ich sage Ihnen, von Berlin rede ich gar nicht,
aber auch in Leipzig hat's kein Mensch für möglich
gehalten."

"Die gnädige Frau werden uns doch die Ehre
auf eine Schaale Kaffee erzeigen," sagte die Kriegs¬
räthin, die wohl Lust hatte, das rothe Umschlage¬
tuch zu sehen, aber es war tief im Wagen verpackt.

mit Ihnen anzuſtoßen auf die Geſundheit Seiner
Majeſtät.“

„Mein Herr Kriegsrath ſind die Gütigkeit ſelbſt.
Wie ſollte ich das ausſchlagen.“

„Wenn ich auch nicht die Ehre habe, Sie zu
kennen, wird es mir doch zur beſonderen Ehre gereichen,
mit einer ſolchen Patriotin ein Gläschen zu leeren.“

„Obriſtin Malchen, ſagte die Dame. Mein
Mann iſt in holländiſchen Dienſten und ſteht in Pa¬
tavia. Ein grauſam heißes Land, er wird aber heut
auch hierher denken. Ach er iſt ein Patriot!“

„Und doch in fremden Dienſten!“

„Ja ſehn Sie, verehrteſter Herr Kriegsrath, da
ließe ſich mancherlei von ſagen. Er war auch in
preußiſchen Dienſten ehedem, aber Sie glauben nicht,
was draußen die preußiſchen Militairs in Reſpect
ſtehen. Und unſre Disciplin, und der große Fried¬
rich. Wenn's heißt, der hat unter ihm gedient. Nu,
lieber Gott, Schwächen haben wir Alle, da werden
mir Herr Kriegsrath Recht geben, aber ſonſt iſt er
— und hat mir erſt voriges Jahr ein rothſeiden Um¬
ſchlagetuch geſchickt, was die Mamlucken oder Malayen
weben, ich ſage Ihnen, von Berlin rede ich gar nicht,
aber auch in Leipzig hat's kein Menſch für möglich
gehalten.“

„Die gnädige Frau werden uns doch die Ehre
auf eine Schaale Kaffee erzeigen,“ ſagte die Kriegs¬
räthin, die wohl Luſt hatte, das rothe Umſchlage¬
tuch zu ſehen, aber es war tief im Wagen verpackt.

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[153/0167] mit Ihnen anzuſtoßen auf die Geſundheit Seiner Majeſtät.“ „Mein Herr Kriegsrath ſind die Gütigkeit ſelbſt. Wie ſollte ich das ausſchlagen.“ „Wenn ich auch nicht die Ehre habe, Sie zu kennen, wird es mir doch zur beſonderen Ehre gereichen, mit einer ſolchen Patriotin ein Gläschen zu leeren.“ „Obriſtin Malchen, ſagte die Dame. Mein Mann iſt in holländiſchen Dienſten und ſteht in Pa¬ tavia. Ein grauſam heißes Land, er wird aber heut auch hierher denken. Ach er iſt ein Patriot!“ „Und doch in fremden Dienſten!“ „Ja ſehn Sie, verehrteſter Herr Kriegsrath, da ließe ſich mancherlei von ſagen. Er war auch in preußiſchen Dienſten ehedem, aber Sie glauben nicht, was draußen die preußiſchen Militairs in Reſpect ſtehen. Und unſre Disciplin, und der große Fried¬ rich. Wenn's heißt, der hat unter ihm gedient. Nu, lieber Gott, Schwächen haben wir Alle, da werden mir Herr Kriegsrath Recht geben, aber ſonſt iſt er — und hat mir erſt voriges Jahr ein rothſeiden Um¬ ſchlagetuch geſchickt, was die Mamlucken oder Malayen weben, ich ſage Ihnen, von Berlin rede ich gar nicht, aber auch in Leipzig hat's kein Menſch für möglich gehalten.“ „Die gnädige Frau werden uns doch die Ehre auf eine Schaale Kaffee erzeigen,“ ſagte die Kriegs¬ räthin, die wohl Luſt hatte, das rothe Umſchlage¬ tuch zu ſehen, aber es war tief im Wagen verpackt.

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/167>, abgerufen am 28.04.2024.