tung einigen um ihn Stehenden einen Artikel vor: ""Dem Vernehmen nach hat der Herr Staatsminister von Hardenberg dem französischen Gesandten, Herrn Laforest, die Antwort ertheilt: Sein König wisse nicht, worüber er sich mehr zu verwundern habe, über die Gewaltthat des französischen Heeres, oder über die unbegreiflichen Entschuldigungsgründe dafür. Wie habe man Preußens aufopfernde Redlichkeit vergolten, das Opfer gebracht, die seinen theuersten Pflichten nachtheilig werden könnten. So könne man denn doch keine andern Absichten des Kaisers Napoleon annehmen, als daß derselbe Ursachen gehabt, die zwischen ihm und der Krone Preußen bestehenden Verpflichtungen für werthlos zu halten, und achte darum Seine Majestät der König sich selbst aller früheren Obliegenheiten entbunden. Friede wolle Preußen auch noch jetzt, halte sich aber nun ver¬ pflichtet, seinem Heere die Stellung zu geben, welche zur Vertheidigung des Staates unerläßlich sei.""
"Ja es werden drei Heere gebildet, wie ich aus sicherer Quelle weiß," bemerkte Jemand. Ein andrer setzte hinzu:
"Und es bleibt nicht bei der Rückberufung unsrer Weichselarmee, sondern wir haben auch den Russen den Durchzug durch Schlesien geöffnet." Der Kriegs¬ rath Alltag flüsterte seinem Nachbar ins Ohr: "Die Donschen Kosacken sind schon in Breslau angemeldet."
"Ach Gott, ach Gott! so haben wir also Krieg!" rief die Kriegsräthin.
tung einigen um ihn Stehenden einen Artikel vor: „„Dem Vernehmen nach hat der Herr Staatsminiſter von Hardenberg dem franzöſiſchen Geſandten, Herrn Laforeſt, die Antwort ertheilt: Sein König wiſſe nicht, worüber er ſich mehr zu verwundern habe, über die Gewaltthat des franzöſiſchen Heeres, oder über die unbegreiflichen Entſchuldigungsgründe dafür. Wie habe man Preußens aufopfernde Redlichkeit vergolten, das Opfer gebracht, die ſeinen theuerſten Pflichten nachtheilig werden könnten. So könne man denn doch keine andern Abſichten des Kaiſers Napoleon annehmen, als daß derſelbe Urſachen gehabt, die zwiſchen ihm und der Krone Preußen beſtehenden Verpflichtungen für werthlos zu halten, und achte darum Seine Majeſtät der König ſich ſelbſt aller früheren Obliegenheiten entbunden. Friede wolle Preußen auch noch jetzt, halte ſich aber nun ver¬ pflichtet, ſeinem Heere die Stellung zu geben, welche zur Vertheidigung des Staates unerläßlich ſei.““
„Ja es werden drei Heere gebildet, wie ich aus ſicherer Quelle weiß,“ bemerkte Jemand. Ein andrer ſetzte hinzu:
„Und es bleibt nicht bei der Rückberufung unſrer Weichſelarmee, ſondern wir haben auch den Ruſſen den Durchzug durch Schleſien geöffnet.“ Der Kriegs¬ rath Alltag flüſterte ſeinem Nachbar ins Ohr: „Die Donſchen Koſacken ſind ſchon in Breslau angemeldet.“
„Ach Gott, ach Gott! ſo haben wir alſo Krieg!“ rief die Kriegsräthin.
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tung einigen um ihn Stehenden einen Artikel vor:
„„Dem Vernehmen nach hat der Herr Staatsminiſter
von Hardenberg dem franzöſiſchen Geſandten, Herrn
Laforeſt, die Antwort ertheilt: Sein König wiſſe nicht,
worüber er ſich mehr zu verwundern habe, über die
Gewaltthat des franzöſiſchen Heeres, oder über die
unbegreiflichen Entſchuldigungsgründe dafür. Wie
habe man Preußens aufopfernde Redlichkeit vergolten,
das Opfer gebracht, die ſeinen theuerſten Pflichten
nachtheilig werden könnten. So könne man denn
doch keine andern Abſichten des Kaiſers Napoleon
annehmen, als daß derſelbe Urſachen gehabt, die
zwiſchen ihm und der Krone Preußen beſtehenden
Verpflichtungen für werthlos zu halten, und achte
darum Seine Majeſtät der König ſich ſelbſt aller
früheren Obliegenheiten entbunden. Friede wolle
Preußen auch noch jetzt, halte ſich aber nun ver¬
pflichtet, ſeinem Heere die Stellung zu geben, welche
zur Vertheidigung des Staates unerläßlich ſei.““
„Ja es werden drei Heere gebildet, wie ich aus
ſicherer Quelle weiß,“ bemerkte Jemand. Ein andrer
ſetzte hinzu:
„Und es bleibt nicht bei der Rückberufung unſrer
Weichſelarmee, ſondern wir haben auch den Ruſſen
den Durchzug durch Schleſien geöffnet.“ Der Kriegs¬
rath Alltag flüſterte ſeinem Nachbar ins Ohr: „Die
Donſchen Koſacken ſind ſchon in Breslau angemeldet.“
„Ach Gott, ach Gott! ſo haben wir alſo Krieg!“
rief die Kriegsräthin.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/17>, abgerufen am 26.04.2024.
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