Aber der Rittmeister wollte ganz einsam sein. Im Vorzimmer saß noch der Herr van Asten und schien zu rechnen oder sprach leise mit einer andern in Berlin wohlbekannten Person, dem Herrn Auctions- Commissarius Manteuffel, der sich über den Tisch zu ihm lehnte, um auf die Fragen des Kaufmanns Antwort zu geben.
Dem Rittmeister waren heut alle Menschenge¬ sichter zuwider, was mehr Rechenmenschen, aus deren Gesichtern Zahlen springen. Zahlen erinnern an Schulden.
Herr Manteuffel, der ihn eintreten gesehen, ob¬ gleich er der Thür den Rücken zuwandte, blinzte den alten Asten an. Der aber machte eine Bewegung mit der Hand, die unter Geschäftsleuten ausdrücken kann: den hab ich sicher, oder: um die Bagatelle küm¬ mere ich mich nicht.
Herr Josty hatte noch ein kleines dunkles Hin¬ terstübchen. Vertrautere Freunde fanden hier einen
Fünftes Kapitel. Von Möpſen und Wechſeln.
Aber der Rittmeiſter wollte ganz einſam ſein. Im Vorzimmer ſaß noch der Herr van Aſten und ſchien zu rechnen oder ſprach leiſe mit einer andern in Berlin wohlbekannten Perſon, dem Herrn Auctions- Commiſſarius Manteuffel, der ſich über den Tiſch zu ihm lehnte, um auf die Fragen des Kaufmanns Antwort zu geben.
Dem Rittmeiſter waren heut alle Menſchenge¬ ſichter zuwider, was mehr Rechenmenſchen, aus deren Geſichtern Zahlen ſpringen. Zahlen erinnern an Schulden.
Herr Manteuffel, der ihn eintreten geſehen, ob¬ gleich er der Thür den Rücken zuwandte, blinzte den alten Aſten an. Der aber machte eine Bewegung mit der Hand, die unter Geſchäftsleuten ausdrücken kann: den hab ich ſicher, oder: um die Bagatelle küm¬ mere ich mich nicht.
Herr Joſty hatte noch ein kleines dunkles Hin¬ terſtübchen. Vertrautere Freunde fanden hier einen
<TEI><text><body><pbfacs="#f0080"n="[70]"/><divn="1"><head>Fünftes Kapitel.<lb/><hirendition="#b">Von Möpſen und Wechſeln.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Aber der Rittmeiſter wollte ganz einſam ſein.<lb/>
Im Vorzimmer ſaß noch der Herr van Aſten und<lb/>ſchien zu rechnen oder ſprach leiſe mit einer andern<lb/>
in Berlin wohlbekannten Perſon, dem Herrn Auctions-<lb/>
Commiſſarius Manteuffel, der ſich über den Tiſch zu<lb/>
ihm lehnte, um auf die Fragen des Kaufmanns<lb/>
Antwort zu geben.</p><lb/><p>Dem Rittmeiſter waren heut alle Menſchenge¬<lb/>ſichter zuwider, was mehr Rechenmenſchen, aus deren<lb/>
Geſichtern Zahlen ſpringen. Zahlen erinnern an<lb/>
Schulden.</p><lb/><p>Herr Manteuffel, der ihn eintreten geſehen, ob¬<lb/>
gleich er der Thür den Rücken zuwandte, blinzte den<lb/>
alten Aſten an. Der aber machte eine Bewegung<lb/>
mit der Hand, die unter Geſchäftsleuten ausdrücken<lb/>
kann: den hab ich ſicher, oder: um die Bagatelle küm¬<lb/>
mere ich mich nicht.</p><lb/><p>Herr Joſty hatte noch ein kleines dunkles Hin¬<lb/>
terſtübchen. Vertrautere Freunde fanden hier einen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[70]/0080]
Fünftes Kapitel.
Von Möpſen und Wechſeln.
Aber der Rittmeiſter wollte ganz einſam ſein.
Im Vorzimmer ſaß noch der Herr van Aſten und
ſchien zu rechnen oder ſprach leiſe mit einer andern
in Berlin wohlbekannten Perſon, dem Herrn Auctions-
Commiſſarius Manteuffel, der ſich über den Tiſch zu
ihm lehnte, um auf die Fragen des Kaufmanns
Antwort zu geben.
Dem Rittmeiſter waren heut alle Menſchenge¬
ſichter zuwider, was mehr Rechenmenſchen, aus deren
Geſichtern Zahlen ſpringen. Zahlen erinnern an
Schulden.
Herr Manteuffel, der ihn eintreten geſehen, ob¬
gleich er der Thür den Rücken zuwandte, blinzte den
alten Aſten an. Der aber machte eine Bewegung
mit der Hand, die unter Geſchäftsleuten ausdrücken
kann: den hab ich ſicher, oder: um die Bagatelle küm¬
mere ich mich nicht.
Herr Joſty hatte noch ein kleines dunkles Hin¬
terſtübchen. Vertrautere Freunde fanden hier einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. [70]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/80>, abgerufen am 28.05.2023.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2023. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.