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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Glauben Sie nicht, daß es in meiner Macht steht, Ihnen andere zu verschaffen?

Vielleicht, wenn Euer Durchlaucht die Macht hätten, mir selbst über mich andere Begriffe beizubringen.

Es käme darauf an, lächelte der Herzog. Die Welt ist noch groß. Sie lieben ohne Gesellschaft zu reisen, ich würde Ihnen eine Reise in Gegenden empfehlen, wo Sie wenig Menschen anträfen. Sibirien sahen Sie noch nicht. Es ist reich an Naturmerkwürdigkeiten. Mancher kehrte mit ganz andern Ansichten zurück, als er hinging.

Das Blut puls'te heftiger durch des Freiherrn Adern: Wenn Euer Durchlaucht selbst diese Reise unternehmen wollten, würden Sie gewiß für das Glück Ihrer Unterthanen sorgen.

Die doppelsinnigen Worte waren Sacken entschlüpft; er bemerkte ihre Wirkung in der plötzlichen Blässe, die des Herzogs Gesicht überzog. Doch kehrte schnell die Röthe zurück, und er lächelte:

Ich bin Ihnen noch einigen Dank schuldig, Baron, für eine Gefälligkeit, die Sie einst einem meiner entfernten Verwandten erwiesen. Sie sollen mich nicht undankbar schelten. Vorläufig gratulire ich zu der Heirath in Ihrer Familie. Es ist lobenswerth von Ihnen, daß Sie, um bei der Hochzeit zu sein, die weite Reise in ein Land nicht scheuten, wohin sonst Sie nichts zurückzieht.

Glauben Sie nicht, daß es in meiner Macht steht, Ihnen andere zu verschaffen?

Vielleicht, wenn Euer Durchlaucht die Macht hätten, mir selbst über mich andere Begriffe beizubringen.

Es käme darauf an, lächelte der Herzog. Die Welt ist noch groß. Sie lieben ohne Gesellschaft zu reisen, ich würde Ihnen eine Reise in Gegenden empfehlen, wo Sie wenig Menschen anträfen. Sibirien sahen Sie noch nicht. Es ist reich an Naturmerkwürdigkeiten. Mancher kehrte mit ganz andern Ansichten zurück, als er hinging.

Das Blut puls'te heftiger durch des Freiherrn Adern: Wenn Euer Durchlaucht selbst diese Reise unternehmen wollten, würden Sie gewiß für das Glück Ihrer Unterthanen sorgen.

Die doppelsinnigen Worte waren Sacken entschlüpft; er bemerkte ihre Wirkung in der plötzlichen Blässe, die des Herzogs Gesicht überzog. Doch kehrte schnell die Röthe zurück, und er lächelte:

Ich bin Ihnen noch einigen Dank schuldig, Baron, für eine Gefälligkeit, die Sie einst einem meiner entfernten Verwandten erwiesen. Sie sollen mich nicht undankbar schelten. Vorläufig gratulire ich zu der Heirath in Ihrer Familie. Es ist lobenswerth von Ihnen, daß Sie, um bei der Hochzeit zu sein, die weite Reise in ein Land nicht scheuten, wohin sonst Sie nichts zurückzieht.

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[0081] Glauben Sie nicht, daß es in meiner Macht steht, Ihnen andere zu verschaffen? Vielleicht, wenn Euer Durchlaucht die Macht hätten, mir selbst über mich andere Begriffe beizubringen. Es käme darauf an, lächelte der Herzog. Die Welt ist noch groß. Sie lieben ohne Gesellschaft zu reisen, ich würde Ihnen eine Reise in Gegenden empfehlen, wo Sie wenig Menschen anträfen. Sibirien sahen Sie noch nicht. Es ist reich an Naturmerkwürdigkeiten. Mancher kehrte mit ganz andern Ansichten zurück, als er hinging. Das Blut puls'te heftiger durch des Freiherrn Adern: Wenn Euer Durchlaucht selbst diese Reise unternehmen wollten, würden Sie gewiß für das Glück Ihrer Unterthanen sorgen. Die doppelsinnigen Worte waren Sacken entschlüpft; er bemerkte ihre Wirkung in der plötzlichen Blässe, die des Herzogs Gesicht überzog. Doch kehrte schnell die Röthe zurück, und er lächelte: Ich bin Ihnen noch einigen Dank schuldig, Baron, für eine Gefälligkeit, die Sie einst einem meiner entfernten Verwandten erwiesen. Sie sollen mich nicht undankbar schelten. Vorläufig gratulire ich zu der Heirath in Ihrer Familie. Es ist lobenswerth von Ihnen, daß Sie, um bei der Hochzeit zu sein, die weite Reise in ein Land nicht scheuten, wohin sonst Sie nichts zurückzieht.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/81>, abgerufen am 29.04.2024.