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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schon in Händen hat; es ist durch meine Fürsorge Alles einregistrirt. Ihr Widerspruch kommt darin zu spät.

Aber nicht der des Seniors. Die Statuten unserer Familie sprechen bestimmt und deutlich in diesem Falle. Es giebt kein Gesetz, meinen Willen zu brechen. Und so wenig ich Euer Durchlaucht bewegen kann, Ihren Herzoghut niederzulegen, werden Euer Durchlaucht mich bewegen, ihn zu ändern. Hier ist Alles bebrieft und besiegelt, die Ausfertigung der Gerichte, und ich zweifle nicht, daß ein so gerechter Souverain, als Euer Durchlaucht, einen gekränkten Mann in Wahrung dessen unterstützen werden, was sein unverbrüchliches Recht ist.

Der Herzog hatte die Papiere durchblättert und reichte sie freundlich dem Freiherrn zurück. Warum pudern Sie sich und tragen eine Perrücke, Baron? Stoiker Ihrer Gesinnung kann ich mir eigentlich nur denken im schwedischen geschornen Kopf. Ja, es war ein gewaltiger Kopf, dieser Karl. Er rannte eichene Thüren ein. Wir, in einem Zeitalter der Verweichlichung und Entkräftung, können das nicht mehr. Aber Ihre Papiere sind in vortrefflicher Ordnung. Kurland kann sich freuen, einen so gesetzlichen Mitbürger wiedergewonnen zu haben. Steht noch sonst etwas zu Ihren Diensten?

Sacken verneigte sich tief, der Herzog schellte; er war entlassen. An der Thüre rief ihm Biron's Stimme nach: Baron Sacken, haben Sie sich nicht besonnen? -- Sacken antwortete: Nein! -- Aber Sie sind mir

schon in Händen hat; es ist durch meine Fürsorge Alles einregistrirt. Ihr Widerspruch kommt darin zu spät.

Aber nicht der des Seniors. Die Statuten unserer Familie sprechen bestimmt und deutlich in diesem Falle. Es giebt kein Gesetz, meinen Willen zu brechen. Und so wenig ich Euer Durchlaucht bewegen kann, Ihren Herzoghut niederzulegen, werden Euer Durchlaucht mich bewegen, ihn zu ändern. Hier ist Alles bebrieft und besiegelt, die Ausfertigung der Gerichte, und ich zweifle nicht, daß ein so gerechter Souverain, als Euer Durchlaucht, einen gekränkten Mann in Wahrung dessen unterstützen werden, was sein unverbrüchliches Recht ist.

Der Herzog hatte die Papiere durchblättert und reichte sie freundlich dem Freiherrn zurück. Warum pudern Sie sich und tragen eine Perrücke, Baron? Stoiker Ihrer Gesinnung kann ich mir eigentlich nur denken im schwedischen geschornen Kopf. Ja, es war ein gewaltiger Kopf, dieser Karl. Er rannte eichene Thüren ein. Wir, in einem Zeitalter der Verweichlichung und Entkräftung, können das nicht mehr. Aber Ihre Papiere sind in vortrefflicher Ordnung. Kurland kann sich freuen, einen so gesetzlichen Mitbürger wiedergewonnen zu haben. Steht noch sonst etwas zu Ihren Diensten?

Sacken verneigte sich tief, der Herzog schellte; er war entlassen. An der Thüre rief ihm Biron's Stimme nach: Baron Sacken, haben Sie sich nicht besonnen? — Sacken antwortete: Nein! — Aber Sie sind mir

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/83>, abgerufen am 29.04.2024.