Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

im Walde zerstören könnte?!? Wovor hätte er noch überhaupt Achtung?!? Wenn mysteriöse Vollkommenheiten ihn kalt und lieblos liessen?!?

[Abbildung]

Solange einer noch abends Geselchtes mit Sauerkraut gut verträgt, ist er nicht reif, die Vorteile der Ambrosia-Nahrung: 8 rohe Eier, gesprudelt in Hühner-Bouillon, zu ermessen! Er pampfe sich an, der ordinäre Klachel!

Am nächsten Tage schriebe er unter anderen Umständen vielleicht aber einen Essay voll Witz und milder Weisheit. Aber so greift er an, vernichtet, schlägt zu wie Fafner und Fasolt. Un-französisch - - -. Un-menschlich.

"Ich habe nichts gespürt von Unverdaulichkeiten - - -!" denkt er am nächsten Morgen.

Aber die Leser haben es gespürt!

[Abbildung]

Der Philister erniedrigt jede "heilige Erkenntnis" zu einer Selbstverständlichkeit, nur um darüber zur Tagesordnung übergehen zu können. Er sagt: Das weiss ja sowieso ein Jeder!

Dem anderen, der es ernst und idealisch meint mit dem Leben, ist es eine "Offenbarung".

[Abbildung]

Niemand kann über sich selbst hinaus - - - schändlichstes feigstes un-christlichstes Wort, das

im Walde zerstören könnte?!? Wovor hätte er noch überhaupt Achtung?!? Wenn mysteriöse Vollkommenheiten ihn kalt und lieblos liessen?!?

[Abbildung]

Solange einer noch abends Geselchtes mit Sauerkraut gut verträgt, ist er nicht reif, die Vorteile der Ambrosia-Nahrung: 8 rohe Eier, gesprudelt in Hühner-Bouillon, zu ermessen! Er pampfe sich an, der ordinäre Klachel!

Am nächsten Tage schriebe er unter anderen Umständen vielleicht aber einen Essay voll Witz und milder Weisheit. Aber so greift er an, vernichtet, schlägt zu wie Fafner und Fasolt. Un-französisch – – –. Un-menschlich.

„Ich habe nichts gespürt von Unverdaulichkeiten – – –!“ denkt er am nächsten Morgen.

Aber die Leser haben es gespürt!

[Abbildung]

Der Philister erniedrigt jede „heilige Erkenntnis“ zu einer Selbstverständlichkeit, nur um darüber zur Tagesordnung übergehen zu können. Er sagt: Das weiss ja sowieso ein Jeder!

Dem anderen, der es ernst und idealisch meint mit dem Leben, ist es eine „Offenbarung“.

[Abbildung]

Niemand kann über sich selbst hinaus – – – schändlichstes feigstes un-christlichstes Wort, das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0101" n="101"/>
im Walde zerstören könnte?!? Wovor hätte er noch überhaupt Achtung?!? Wenn mysteriöse Vollkommenheiten ihn kalt und lieblos liessen?!?</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Solange einer noch abends Geselchtes mit Sauerkraut gut verträgt, ist er nicht <hi rendition="#g">reif</hi>, die Vorteile der Ambrosia-Nahrung: 8 rohe Eier, gesprudelt in Hühner-Bouillon, zu ermessen! Er pampfe sich an, der ordinäre Klachel!</p>
        <p>Am nächsten Tage schriebe er unter anderen Umständen vielleicht aber einen Essay voll Witz und milder Weisheit. Aber so greift er an, vernichtet, schlägt zu wie Fafner und Fasolt. <hi rendition="#g">Un-französisch</hi> &#x2013; &#x2013; &#x2013;. <hi rendition="#g">Un-menschlich.</hi></p>
        <p>&#x201E;Ich habe nichts gespürt von <hi rendition="#g">Unverdaulichkeiten</hi> &#x2013; &#x2013; &#x2013;!&#x201C; denkt er am nächsten Morgen.</p>
        <p>Aber die Leser haben es gespürt!</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Der Philister erniedrigt jede &#x201E;<hi rendition="#g">heilige</hi> Erkenntnis<hi rendition="#g">&#x201C; zu einer Selbstverständlichkeit</hi>, nur um darüber zur Tagesordnung übergehen zu können. Er sagt: Das weiss ja sowieso ein Jeder!</p>
        <p>Dem anderen, der es ernst und idealisch meint mit dem Leben, ist es eine &#x201E;Offenbarung&#x201C;.</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Niemand kann über sich selbst hinaus &#x2013; &#x2013; &#x2013; schändlichstes <hi rendition="#g">feigstes un</hi>-christlichstes Wort, das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0101] im Walde zerstören könnte?!? Wovor hätte er noch überhaupt Achtung?!? Wenn mysteriöse Vollkommenheiten ihn kalt und lieblos liessen?!? [Abbildung] Solange einer noch abends Geselchtes mit Sauerkraut gut verträgt, ist er nicht reif, die Vorteile der Ambrosia-Nahrung: 8 rohe Eier, gesprudelt in Hühner-Bouillon, zu ermessen! Er pampfe sich an, der ordinäre Klachel! Am nächsten Tage schriebe er unter anderen Umständen vielleicht aber einen Essay voll Witz und milder Weisheit. Aber so greift er an, vernichtet, schlägt zu wie Fafner und Fasolt. Un-französisch – – –. Un-menschlich. „Ich habe nichts gespürt von Unverdaulichkeiten – – –!“ denkt er am nächsten Morgen. Aber die Leser haben es gespürt! [Abbildung] Der Philister erniedrigt jede „heilige Erkenntnis“ zu einer Selbstverständlichkeit, nur um darüber zur Tagesordnung übergehen zu können. Er sagt: Das weiss ja sowieso ein Jeder! Dem anderen, der es ernst und idealisch meint mit dem Leben, ist es eine „Offenbarung“. [Abbildung] Niemand kann über sich selbst hinaus – – – schändlichstes feigstes un-christlichstes Wort, das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-04-18T07:14:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-18T07:14:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-18T07:14:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/101
Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/101>, abgerufen am 28.04.2024.