Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

"Soll ich einen vielleicht um 5 Kronen bitten, der mich feindselig anschaute?!?"

[Abbildung]

Die horizontale Lage wird zu wenig gewürdigt.

Es ist ein Extrakt des Ausruhens.

[Abbildung]

Lesbische Liebe. Da weiss man doch genau, was im anderen vorgeht, sich ereignet. Denn man ist es selbst, nur projiziert in einen Zweiten, Gleichen! Das Mysterium des Ich, erlebt an diesem Mysterium Nicht-Ich! Sie erlebt ihre eigene Seligkeit an einer Fremden, die doch wieder Ich-gleich ist.

Höchster Altruismus!

"Ich fühle meine eigene Seligkeit mit in einem fremden Organismus - - -!" fühlt sie.

[Abbildung]

Alle ihre Zärtlichkeiten für ihn waren doch nur wieder die Zärtlichkeiten gleichsam aller anderen.

Aber ihr Weinen im "Rheingold", Opernhause, war ihr Weinen. Niemand hätte es früher oder später so tun können. Sie weinte und weinte - - -.

Da wurde sie die einzige. Die, die nie war und die, die nie mehr kommen wird! Die Unersetzliche. Die, die bei "Rheingold" weinte - - -!

[Abbildung]

Liebes-Abschiedsbrief. Ich - bin - zur - Besinnung

„Soll ich einen vielleicht um 5 Kronen bitten, der mich feindselig anschaute?!?“

[Abbildung]

Die horizontale Lage wird zu wenig gewürdigt.

Es ist ein Extrakt des Ausruhens.

[Abbildung]

Lesbische Liebe. Da weiss man doch genau, was im anderen vorgeht, sich ereignet. Denn man ist es selbst, nur projiziert in einen Zweiten, Gleichen! Das Mysterium des Ich, erlebt an diesem Mysterium Nicht-Ich! Sie erlebt ihre eigene Seligkeit an einer Fremden, die doch wieder Ich-gleich ist.

Höchster Altruismus!

„Ich fühle meine eigene Seligkeit mit in einem fremden Organismus – – –!“ fühlt sie.

[Abbildung]

Alle ihre Zärtlichkeiten für ihn waren doch nur wieder die Zärtlichkeiten gleichsam aller anderen.

Aber ihr Weinen im „Rheingold“, Opernhause, war ihr Weinen. Niemand hätte es früher oder später so tun können. Sie weinte und weinte – - -.

Da wurde sie die einzige. Die, die nie war und die, die nie mehr kommen wird! Die Unersetzliche. Die, die bei „Rheingold“ weinte – – –!

[Abbildung]

Liebes-Abschiedsbrief. Ich – bin – zur – Besinnung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0106" n="106"/>
        <p>&#x201E;Soll ich einen vielleicht um 5 Kronen bitten, der mich <hi rendition="#g">feindselig</hi> anschaute?!?&#x201C;</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#g">horizontale</hi> Lage wird zu wenig gewürdigt.</p>
        <p>Es ist ein <hi rendition="#g">Extrakt des Ausruhens</hi>.</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Lesbische Liebe. Da weiss man doch genau, was im anderen vorgeht, sich ereignet. Denn man ist es selbst, nur projiziert in einen Zweiten, Gleichen! Das <hi rendition="#g">Mysterium</hi> des Ich, erlebt an diesem Mysterium <hi rendition="#g">Nicht</hi>-Ich! Sie erlebt ihre eigene Seligkeit an einer Fremden, die doch wieder Ich-gleich ist.</p>
        <p>Höchster Altruismus!</p>
        <p>&#x201E;Ich fühle meine eigene Seligkeit mit in einem fremden Organismus &#x2013; &#x2013; &#x2013;!&#x201C; fühlt sie.</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Alle ihre Zärtlichkeiten für ihn waren doch nur wieder die Zärtlichkeiten gleichsam aller anderen.</p>
        <p>Aber ihr Weinen im &#x201E;Rheingold&#x201C;, Opernhause, war <hi rendition="#g">ihr</hi> Weinen. Niemand hätte es früher oder später so tun können. Sie weinte und weinte &#x2013; - -.</p>
        <p>Da wurde sie die einzige. Die, die nie war und die, die nie mehr kommen wird! Die Unersetzliche. Die, die bei &#x201E;Rheingold&#x201C; weinte &#x2013; &#x2013; &#x2013;!</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Liebes-Abschiedsbrief. Ich &#x2013; bin &#x2013; zur &#x2013; <hi rendition="#g">Besinnung</hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0106] „Soll ich einen vielleicht um 5 Kronen bitten, der mich feindselig anschaute?!?“ [Abbildung] Die horizontale Lage wird zu wenig gewürdigt. Es ist ein Extrakt des Ausruhens. [Abbildung] Lesbische Liebe. Da weiss man doch genau, was im anderen vorgeht, sich ereignet. Denn man ist es selbst, nur projiziert in einen Zweiten, Gleichen! Das Mysterium des Ich, erlebt an diesem Mysterium Nicht-Ich! Sie erlebt ihre eigene Seligkeit an einer Fremden, die doch wieder Ich-gleich ist. Höchster Altruismus! „Ich fühle meine eigene Seligkeit mit in einem fremden Organismus – – –!“ fühlt sie. [Abbildung] Alle ihre Zärtlichkeiten für ihn waren doch nur wieder die Zärtlichkeiten gleichsam aller anderen. Aber ihr Weinen im „Rheingold“, Opernhause, war ihr Weinen. Niemand hätte es früher oder später so tun können. Sie weinte und weinte – - -. Da wurde sie die einzige. Die, die nie war und die, die nie mehr kommen wird! Die Unersetzliche. Die, die bei „Rheingold“ weinte – – –! [Abbildung] Liebes-Abschiedsbrief. Ich – bin – zur – Besinnung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-04-18T07:14:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-18T07:14:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-18T07:14:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/106
Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/106>, abgerufen am 28.04.2024.