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Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

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aber er getraute sich nicht, es zu sagen und führte alles auf das "Kindbettfieber" zurück.

Da verfluchten alle übrigen Feen das Königshaus als pervers und entzogen zur Strafe dem Königssohne alle verliehenen Gaben.

Der König war erschrocken und verzweifelt.

Die jüngste Fee aber lächelte und lächelte.

Denn sie wusste es, dass aus ihrer verliehenen merkwürdigen Gabe ganz von selbst alle Tugenden und Genialitäten entspringen würden, die die Feen dem Königssohne entzogen hatten.

Und so geschah es.

Der Königssohn wurde ein Wunder an Weisheit und Güte, an Kraft und Heldentum und allen adeligen Menschlichkeiten.

Aber im Zenite seines Lebens suchte er einst die jüngste Fee auf (in einem meilenweiten Walde) und bat sie, für ein einziges Mal den segensvollen Fluch doch von ihm zu nehmen. Denn er kenne eine wunderbar schöne Maid, die er aber nicht lieb haben könne, dieweil sie schlecht und dumm sei und gefrässig.

Und die Fee gewährte es ihm für dieses eine Mal.

Später erschien ihm die Fee, die eine ausgemachte Idealistin war, und fragte gespannt: "Nun, o Königssohn"

"Gar net schlecht, gar net schlecht!" erwiderte dieser hoheitsvoll.

aber er getraute sich nicht, es zu sagen und führte alles auf das „Kindbettfieber“ zurück.

Da verfluchten alle übrigen Feen das Königshaus als pervers und entzogen zur Strafe dem Königssohne alle verliehenen Gaben.

Der König war erschrocken und verzweifelt.

Die jüngste Fee aber lächelte und lächelte.

Denn sie wusste es, dass aus ihrer verliehenen merkwürdigen Gabe ganz von selbst alle Tugenden und Genialitäten entspringen würden, die die Feen dem Königssohne entzogen hatten.

Und so geschah es.

Der Königssohn wurde ein Wunder an Weisheit und Güte, an Kraft und Heldentum und allen adeligen Menschlichkeiten.

Aber im Zenite seines Lebens suchte er einst die jüngste Fee auf (in einem meilenweiten Walde) und bat sie, für ein einziges Mal den segensvollen Fluch doch von ihm zu nehmen. Denn er kenne eine wunderbar schöne Maid, die er aber nicht lieb haben könne, dieweil sie schlecht und dumm sei und gefrässig.

Und die Fee gewährte es ihm für dieses eine Mal.

Später erschien ihm die Fee, die eine ausgemachte Idealistin war, und fragte gespannt: „Nun, o Königssohn“

„Gar net schlecht, gar net schlecht!“ erwiderte dieser hoheitsvoll.

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[122/0122] aber er getraute sich nicht, es zu sagen und führte alles auf das „Kindbettfieber“ zurück. Da verfluchten alle übrigen Feen das Königshaus als pervers und entzogen zur Strafe dem Königssohne alle verliehenen Gaben. Der König war erschrocken und verzweifelt. Die jüngste Fee aber lächelte und lächelte. Denn sie wusste es, dass aus ihrer verliehenen merkwürdigen Gabe ganz von selbst alle Tugenden und Genialitäten entspringen würden, die die Feen dem Königssohne entzogen hatten. Und so geschah es. Der Königssohn wurde ein Wunder an Weisheit und Güte, an Kraft und Heldentum und allen adeligen Menschlichkeiten. Aber im Zenite seines Lebens suchte er einst die jüngste Fee auf (in einem meilenweiten Walde) und bat sie, für ein einziges Mal den segensvollen Fluch doch von ihm zu nehmen. Denn er kenne eine wunderbar schöne Maid, die er aber nicht lieb haben könne, dieweil sie schlecht und dumm sei und gefrässig. Und die Fee gewährte es ihm für dieses eine Mal. Später erschien ihm die Fee, die eine ausgemachte Idealistin war, und fragte gespannt: „Nun, o Königssohn“ „Gar net schlecht, gar net schlecht!“ erwiderte dieser hoheitsvoll.

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Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/122>, abgerufen am 29.04.2024.