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Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

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Man soll nicht "auffallen" in der "guten Gesellschaft". Aber der, der das Französische so spricht und betont wie Sarah Bernhardt oder Coquelin aine, fällt auch auf - - -.

Wehe denen, die durch nichts auffallen! Jede Vollkommenheit ist auffallend!

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"Das Herbstrot der Blätter rührt vom Erythrophyll-Farbstoffe her - - -" fühlte der Dichter.

"Das Herbstrot der Blätter ist ein Mysterium der Weltenschönheit - - -" fühlte der Dichter. Nüchtern und berauscht zugleich sein können! Synthese der Künstlernatur!

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"Die Frau ist eine armselige Nehmerin," sagte der Philister und dachte dabei an ihre Seele.

"Die Frau ist eine reiche Geberin," sagte der Künstler und dachte dabei an ihre Form.

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Goethe:

"Sind wir weniger Weltenspiegel als du?!? Nur verhieltest du dich um ein weniges ruhiger. So konnte die Welt sich deutlicher spiegeln!"

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Das Leben des Theaters - das oberflächlichste Leben!

Man soll nicht „auffallen“ in der „guten Gesellschaft“. Aber der, der das Französische so spricht und betont wie Sarah Bernhardt oder Coquelin ainé, fällt auch auf – – –.

Wehe denen, die durch nichts auffallen! Jede Vollkommenheit ist auffallend!

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„Das Herbstrot der Blätter rührt vom Erythrophyll-Farbstoffe her – – –“ fühlte der Dichter.

„Das Herbstrot der Blätter ist ein Mysterium der Weltenschönheit – – –“ fühlte der Dichter. Nüchtern und berauscht zugleich sein können! Synthese der Künstlernatur!

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„Die Frau ist eine armselige Nehmerin,“ sagte der Philister und dachte dabei an ihre Seele.

„Die Frau ist eine reiche Geberin,“ sagte der Künstler und dachte dabei an ihre Form.

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Goethe:

„Sind wir weniger Weltenspiegel als du?!? Nur verhieltest du dich um ein weniges ruhiger. So konnte die Welt sich deutlicher spiegeln!“

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Das Leben des Theaters – das oberflächlichste Leben!

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[124/0124] Man soll nicht „auffallen“ in der „guten Gesellschaft“. Aber der, der das Französische so spricht und betont wie Sarah Bernhardt oder Coquelin ainé, fällt auch auf – – –. Wehe denen, die durch nichts auffallen! Jede Vollkommenheit ist auffallend! [Abbildung] „Das Herbstrot der Blätter rührt vom Erythrophyll-Farbstoffe her – – –“ fühlte der Dichter. „Das Herbstrot der Blätter ist ein Mysterium der Weltenschönheit – – –“ fühlte der Dichter. Nüchtern und berauscht zugleich sein können! Synthese der Künstlernatur! [Abbildung] „Die Frau ist eine armselige Nehmerin,“ sagte der Philister und dachte dabei an ihre Seele. „Die Frau ist eine reiche Geberin,“ sagte der Künstler und dachte dabei an ihre Form. [Abbildung] Goethe: „Sind wir weniger Weltenspiegel als du?!? Nur verhieltest du dich um ein weniges ruhiger. So konnte die Welt sich deutlicher spiegeln!“ [Abbildung] Das Leben des Theaters – das oberflächlichste Leben!

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Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/124>, abgerufen am 29.04.2024.