Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

- - da suchte er die Frauen auf, den Alkohol, diese beiden Ablenkungen vom eigenen Ich.

Jemand starb ihm dahin, den er lieb hatte - - - da schuf er die Symphonie "Gedenken"!

[Abbildung]

"Ich halte meine eigenen Seelen-Tätigkeiten nicht mehr aus" sagte der Schwächling des Lebens und ging ins Bordell, sie herabzumindern - - -.

[Abbildung]

Er sagte zu ihr: "Ich kenne die zehntausend Variationen auf deinem geliebten Antlitze. Ich kenne darauf die Schwächungen der Langweile und die Stärkungen anregender Stunde! Ich kenne die Totenmaske der Enttäuschung und das verklärte Künstler-Antlitz traumversunkener Minuten! So bin ich deiner nie sicher und du ersparst mir den schrecklichen Barbaren-Glauben, deiner sicher sein zu können!

Ewig kommen und versinken Welten auf deinem geliebtesten Antlitz, und ich stehe vor diesem brandenden Ozeane, ohnmächtig und dennoch in Andacht versunken!"

[Abbildung]

"Sage ihr doch, dass sie auf Erden keinen getreueren Freund haben könne als mich, und dass sie es einst bereuen werde - - -."

Ich sagte es ihr.

Sie erwiderte: "Ich weiss es. Aber der Parfüm

– – da suchte er die Frauen auf, den Alkohol, diese beiden Ablenkungen vom eigenen Ich.

Jemand starb ihm dahin, den er lieb hatte – – – da schuf er die Symphonie „Gedenken“!

[Abbildung]

„Ich halte meine eigenen Seelen-Tätigkeiten nicht mehr aus“ sagte der Schwächling des Lebens und ging ins Bordell, sie herabzumindern – – –.

[Abbildung]

Er sagte zu ihr: „Ich kenne die zehntausend Variationen auf deinem geliebten Antlitze. Ich kenne darauf die Schwächungen der Langweile und die Stärkungen anregender Stunde! Ich kenne die Totenmaske der Enttäuschung und das verklärte Künstler-Antlitz traumversunkener Minuten! So bin ich deiner nie sicher und du ersparst mir den schrecklichen Barbaren-Glauben, deiner sicher sein zu können!

Ewig kommen und versinken Welten auf deinem geliebtesten Antlitz, und ich stehe vor diesem brandenden Ozeane, ohnmächtig und dennoch in Andacht versunken!“

[Abbildung]

„Sage ihr doch, dass sie auf Erden keinen getreueren Freund haben könne als mich, und dass sie es einst bereuen werde – – –.“

Ich sagte es ihr.

Sie erwiderte: „Ich weiss es. Aber der Parfüm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="173"/>
&#x2013; &#x2013; da suchte er die Frauen auf, den Alkohol, diese beiden Ablenkungen vom eigenen Ich.</p>
        <p>Jemand starb ihm dahin, den er lieb hatte &#x2013; &#x2013; &#x2013; da schuf er die Symphonie &#x201E;Gedenken&#x201C;!</p>
        <figure/><lb/>
        <p>&#x201E;Ich halte meine eigenen Seelen-Tätigkeiten nicht mehr aus&#x201C; sagte der Schwächling des Lebens und ging ins Bordell, sie herabzumindern &#x2013; &#x2013; &#x2013;.</p>
        <figure/><lb/>
        <p>Er sagte zu ihr: &#x201E;Ich kenne die zehntausend Variationen auf deinem geliebten Antlitze. Ich kenne darauf die Schwächungen der Langweile und die Stärkungen anregender Stunde! Ich kenne die Totenmaske der Enttäuschung und das verklärte Künstler-Antlitz traumversunkener Minuten! So bin ich deiner nie sicher und du ersparst mir den schrecklichen <hi rendition="#g">Barbaren-Glauben,</hi> deiner sicher sein zu können!</p>
        <p>Ewig kommen und versinken Welten auf deinem geliebtesten Antlitz, und ich stehe vor diesem brandenden Ozeane, ohnmächtig und dennoch in Andacht versunken!&#x201C;</p>
        <figure/><lb/>
        <p>&#x201E;Sage ihr doch, dass sie auf Erden keinen getreueren Freund haben könne als mich, und dass sie es einst bereuen werde &#x2013; &#x2013; &#x2013;.&#x201C;</p>
        <p>Ich sagte es ihr.</p>
        <p>Sie erwiderte: &#x201E;Ich weiss es. Aber der Parfüm
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0173] – – da suchte er die Frauen auf, den Alkohol, diese beiden Ablenkungen vom eigenen Ich. Jemand starb ihm dahin, den er lieb hatte – – – da schuf er die Symphonie „Gedenken“! [Abbildung] „Ich halte meine eigenen Seelen-Tätigkeiten nicht mehr aus“ sagte der Schwächling des Lebens und ging ins Bordell, sie herabzumindern – – –. [Abbildung] Er sagte zu ihr: „Ich kenne die zehntausend Variationen auf deinem geliebten Antlitze. Ich kenne darauf die Schwächungen der Langweile und die Stärkungen anregender Stunde! Ich kenne die Totenmaske der Enttäuschung und das verklärte Künstler-Antlitz traumversunkener Minuten! So bin ich deiner nie sicher und du ersparst mir den schrecklichen Barbaren-Glauben, deiner sicher sein zu können! Ewig kommen und versinken Welten auf deinem geliebtesten Antlitz, und ich stehe vor diesem brandenden Ozeane, ohnmächtig und dennoch in Andacht versunken!“ [Abbildung] „Sage ihr doch, dass sie auf Erden keinen getreueren Freund haben könne als mich, und dass sie es einst bereuen werde – – –.“ Ich sagte es ihr. Sie erwiderte: „Ich weiss es. Aber der Parfüm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-04-18T07:14:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-18T07:14:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-18T07:14:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/173
Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/173>, abgerufen am 29.04.2024.