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Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

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is? Hizt liegts mer halt schwer auf, weil ich's auf'n Sün-
denweg g'bracht hab, wie weit's wohl d'rauf fortg'rennt sein
mag immer naheter und naheter der Höll zuhi! Und hizt
leicht gar net weit davon einloschirt! Jo, jo!
Wastl. Und dös is dö ganze G'schicht? Z'weg'n dem
willst Haus und Hof in fremde Händ' geb'n, nur damit'st
mehr freie Zeit und a G'sellschaft zur Bußübung kriegst?!
Grillhofer. Wohl -- wohl.
Wastl. Na hörst Bauer, meinst, wann mer amal dumm
war, ma macht's besser, wann ma dann no dümmer is?
Grillhofer. Red' nur Du nix d'rein, Wastl, dös ver-
stehst Du net; sei froh, daß'd nix af Dir hast und schau
dazu, daß'd a nix h'naufkriegst, wo'd dös möchst versteh'n
lernen.
Dusterer. Is a rechte Lehr' -- is a wahre Christenlehr,
Wastl; nimm Dir's z'Herzen! Beispielmäßig möcht Einem
s'Leben anlachen wie a schöner Obstgarten, aber zulangen is
net verlaubt, dös verwihrt Ein'm der liebe Gott.
Liesl. Geh' zu, Schwarzer, mußt unser'n Herrgott'n nöt
zum Vogelschrecker machen! Hat er doch selber die Kirschen
so rothbacket und d'Weinbeer so glanzend g'macht, no und
übernimmt sich Eins, is dös sein eigene Sach', wie er wieder
mit sein' Mag'n auf gleich kimmt, und beispielmäßig gibt's
koan bessere Lehr als so ein überessenen Spatzen, was marod
auf'm Astel sitzt und'n Andern zuschreit: Z'viel is ung'sund!
Dusterer. Mein liebe Dirn, beispielmäßig kennst Du Dich
lang no net aus, is a gar koan Red vom lieben Gott, der
Ein'm all's Gute vergunna möcht, sundern vom höllischen
Erbfeind, was Ein'm zum Uebermaß verlockt, wo n'Ein'm
drauf net gut wird und ma nachhert in der Höll' sein Kamil-
lenthee kriegt, was aber Kein' net schmeckt. Ja, ja, unter dö
Kirschen liegent eben n'Höllischen seine Fallstrick und wo
sich hizt der Schwoger alser bußfertiger davon loslöst, hat
er scho recht, wann er a a jedes Faderl von sich thut, wo
do nochmal der Höllische amal anknüpfen kunnt.
Grillhofer. No seht's es -- seht's es. Dös is a Red.
Der versteht sich halt d'rauf -- ja dadrauf versteht er sich.
Wastl. No is a a schöne Profession!

is? Hizt liegts mer halt ſchwer auf, weil ich’s auf’n Sün-
denweg g’bracht hab, wie weit’s wohl d’rauf fortg’rennt ſein
mag immer naheter und naheter der Höll zuhi! Und hizt
leicht gar net weit davon einloſchirt! Jo, jo!
Waſtl. Und dös is dö ganze G’ſchicht? Z’weg’n dem
willſt Haus und Hof in fremde Händ’ geb’n, nur damit’ſt
mehr freie Zeit und a G’ſellſchaft zur Bußübung kriegſt?!
Grillhofer. Wohl — wohl.
Waſtl. Na hörſt Bauer, meinſt, wann mer amal dumm
war, ma macht’s beſſer, wann ma dann no dümmer is?
Grillhofer. Red’ nur Du nix d’rein, Waſtl, dös ver-
ſtehſt Du net; ſei froh, daß’d nix af Dir haſt und ſchau
dazu, daß’d a nix h’naufkriegſt, wo’d dös möchſt verſteh’n
lernen.
Duſterer. Is a rechte Lehr’ — is a wahre Chriſtenlehr,
Waſtl; nimm Dir’s z’Herzen! Beiſpielmäßig möcht Einem
s’Leben anlachen wie a ſchöner Obſtgarten, aber zulangen is
net verlaubt, dös verwihrt Ein’m der liebe Gott.
Liesl. Geh’ zu, Schwarzer, mußt unſer’n Herrgott’n nöt
zum Vogelſchrecker machen! Hat er doch ſelber die Kirſchen
ſo rothbacket und d’Weinbeer ſo glanzend g’macht, no und
übernimmt ſich Eins, is dös ſein eigene Sach’, wie er wieder
mit ſein’ Mag’n auf gleich kimmt, und beiſpielmäßig gibt’s
koan beſſere Lehr als ſo ein übereſſenen Spatzen, was marod
auf’m Aſtel ſitzt und’n Andern zuſchreit: Z’viel is ung’ſund!
Duſterer. Mein liebe Dirn, beiſpielmäßig kennſt Du Dich
lang no net aus, is a gar koan Red vom lieben Gott, der
Ein’m all’s Gute vergunna möcht, ſundern vom hölliſchen
Erbfeind, was Ein’m zum Uebermaß verlockt, wo n’Ein’m
drauf net gut wird und ma nachhert in der Höll’ ſein Kamil-
lenthee kriegt, was aber Kein’ net ſchmeckt. Ja, ja, unter dö
Kirſchen liegent eben n’Hölliſchen ſeine Fallſtrick und wo
ſich hizt der Schwoger alſer bußfertiger davon loslöst, hat
er ſcho recht, wann er a a jedes Faderl von ſich thut, wo
do nochmal der Hölliſche amal anknüpfen kunnt.
Grillhofer. No ſeht’s es — ſeht’s es. Dös is a Red.
Der verſteht ſich halt d’rauf — ja dadrauf verſteht er ſich.
Waſtl. No is a a ſchöne Profeſſion!

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[38/0046] is? Hizt liegts mer halt ſchwer auf, weil ich’s auf’n Sün- denweg g’bracht hab, wie weit’s wohl d’rauf fortg’rennt ſein mag immer naheter und naheter der Höll zuhi! Und hizt leicht gar net weit davon einloſchirt! Jo, jo! Waſtl. Und dös is dö ganze G’ſchicht? Z’weg’n dem willſt Haus und Hof in fremde Händ’ geb’n, nur damit’ſt mehr freie Zeit und a G’ſellſchaft zur Bußübung kriegſt?! Grillhofer. Wohl — wohl. Waſtl. Na hörſt Bauer, meinſt, wann mer amal dumm war, ma macht’s beſſer, wann ma dann no dümmer is? Grillhofer. Red’ nur Du nix d’rein, Waſtl, dös ver- ſtehſt Du net; ſei froh, daß’d nix af Dir haſt und ſchau dazu, daß’d a nix h’naufkriegſt, wo’d dös möchſt verſteh’n lernen. Duſterer. Is a rechte Lehr’ — is a wahre Chriſtenlehr, Waſtl; nimm Dir’s z’Herzen! Beiſpielmäßig möcht Einem s’Leben anlachen wie a ſchöner Obſtgarten, aber zulangen is net verlaubt, dös verwihrt Ein’m der liebe Gott. Liesl. Geh’ zu, Schwarzer, mußt unſer’n Herrgott’n nöt zum Vogelſchrecker machen! Hat er doch ſelber die Kirſchen ſo rothbacket und d’Weinbeer ſo glanzend g’macht, no und übernimmt ſich Eins, is dös ſein eigene Sach’, wie er wieder mit ſein’ Mag’n auf gleich kimmt, und beiſpielmäßig gibt’s koan beſſere Lehr als ſo ein übereſſenen Spatzen, was marod auf’m Aſtel ſitzt und’n Andern zuſchreit: Z’viel is ung’ſund! Duſterer. Mein liebe Dirn, beiſpielmäßig kennſt Du Dich lang no net aus, is a gar koan Red vom lieben Gott, der Ein’m all’s Gute vergunna möcht, ſundern vom hölliſchen Erbfeind, was Ein’m zum Uebermaß verlockt, wo n’Ein’m drauf net gut wird und ma nachhert in der Höll’ ſein Kamil- lenthee kriegt, was aber Kein’ net ſchmeckt. Ja, ja, unter dö Kirſchen liegent eben n’Hölliſchen ſeine Fallſtrick und wo ſich hizt der Schwoger alſer bußfertiger davon loslöst, hat er ſcho recht, wann er a a jedes Faderl von ſich thut, wo do nochmal der Hölliſche amal anknüpfen kunnt. Grillhofer. No ſeht’s es — ſeht’s es. Dös is a Red. Der verſteht ſich halt d’rauf — ja dadrauf verſteht er ſich. Waſtl. No is a a ſchöne Profeſſion!

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Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/46>, abgerufen am 26.04.2024.