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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Julius Hart.

Mit glühendem Auge und brennendem Herzen
In der Wüste suchte dich der Welterlöser,
Und weggescheucht vom rothfunkelndem Wein
Brach vor dir stammelnd in's Knie
Der gewaltige brittische Herzenserschütt'rer.

Gieße du Feuer in meine Seele,
Und Frost in mein Gehirn,
Bade mich im Drachenblute,
Und unverwundbar durch dich
Heb' ich mich auf vom Lager
Und trage meine Waffen jauchzend der Welt entgegen.
Eine ganze Welt in Waffen,
Eine Welt in Waffen wider mich,
Wider mich allein.
Fliege empor mein Geist,
Deine strahlenden Flügeln hebe zum Himmel auf,
Und einen Strahl der Sonne bringe mir nieder,
Einen Stern nur von deinem Himmel
Erflehe ich, dunkle Zukunft!
Fliege empor, mein Geist,
Deine mächtigen Augen wirf in der Zukunft Nacht!
Wirbelt auf dunkler Staub,
Drängen an tausend bitt're Lanzen,
Bohren sich tausend Pfeile in meine Brust,
Und schmerzzitternd stürzt mein Leib
Nieder auf blutigen Grund.
Nichts als Leiden gewinn ich,
Nichts als jammervollen Tod,
Und vielleicht noch einen Schimmer der Morgenröthe,
Einen einzigen Zweig blühenden Lorbeers.


Julius Hart.

Mit glühendem Auge und brennendem Herzen
In der Wüſte ſuchte dich der Welterlöſer,
Und weggeſcheucht vom rothfunkelndem Wein
Brach vor dir ſtammelnd in’s Knie
Der gewaltige brittiſche Herzenserſchütt’rer.

Gieße du Feuer in meine Seele,
Und Froſt in mein Gehirn,
Bade mich im Drachenblute,
Und unverwundbar durch dich
Heb’ ich mich auf vom Lager
Und trage meine Waffen jauchzend der Welt entgegen.
Eine ganze Welt in Waffen,
Eine Welt in Waffen wider mich,
Wider mich allein.
Fliege empor mein Geiſt,
Deine ſtrahlenden Flügeln hebe zum Himmel auf,
Und einen Strahl der Sonne bringe mir nieder,
Einen Stern nur von deinem Himmel
Erflehe ich, dunkle Zukunft!
Fliege empor, mein Geiſt,
Deine mächtigen Augen wirf in der Zukunft Nacht!
Wirbelt auf dunkler Staub,
Drängen an tauſend bitt’re Lanzen,
Bohren ſich tauſend Pfeile in meine Bruſt,
Und ſchmerzzitternd ſtürzt mein Leib
Nieder auf blutigen Grund.
Nichts als Leiden gewinn ich,
Nichts als jammervollen Tod,
Und vielleicht noch einen Schimmer der Morgenröthe,
Einen einzigen Zweig blühenden Lorbeers.


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[75/0093] Julius Hart. Mit glühendem Auge und brennendem Herzen In der Wüſte ſuchte dich der Welterlöſer, Und weggeſcheucht vom rothfunkelndem Wein Brach vor dir ſtammelnd in’s Knie Der gewaltige brittiſche Herzenserſchütt’rer. Gieße du Feuer in meine Seele, Und Froſt in mein Gehirn, Bade mich im Drachenblute, Und unverwundbar durch dich Heb’ ich mich auf vom Lager Und trage meine Waffen jauchzend der Welt entgegen. Eine ganze Welt in Waffen, Eine Welt in Waffen wider mich, Wider mich allein. Fliege empor mein Geiſt, Deine ſtrahlenden Flügeln hebe zum Himmel auf, Und einen Strahl der Sonne bringe mir nieder, Einen Stern nur von deinem Himmel Erflehe ich, dunkle Zukunft! Fliege empor, mein Geiſt, Deine mächtigen Augen wirf in der Zukunft Nacht! Wirbelt auf dunkler Staub, Drängen an tauſend bitt’re Lanzen, Bohren ſich tauſend Pfeile in meine Bruſt, Und ſchmerzzitternd ſtürzt mein Leib Nieder auf blutigen Grund. Nichts als Leiden gewinn ich, Nichts als jammervollen Tod, Und vielleicht noch einen Schimmer der Morgenröthe, Einen einzigen Zweig blühenden Lorbeers.

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/93>, abgerufen am 06.05.2024.