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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Ist nah und bringt mir Schmerzen,
"Ach Wächter gut, ein argen Muth
"Trag ich in meinem Herzen."

"Einem werthen Mann, dem wünsch ich an,
"Viel Glück und Heil mit Treuen,
"Sein Tugend groß findt niemand blos,
"Auf ihn ist wohl zu bauen,
"Daß er wohl sey alles Wandels frey,
"Ein Mann von hohen Ehren."
"O Wächter mein, mag es wohl seyn,
"So hilf mir Freude mehren.
"Gut, Wächter! ich kann ihn ohne dich,
"In mein Gemach nicht bringen,
"O wolle mir nach meiner Begier,
"Mein Leid nun helfen wenden,
"Ich sag fürwahr, daß immerdar
"Mit Gab ich dir's vergelte,
"Kömmt er herbey, gut Wächter frey,
"Den Gast gen niemand melde."
Der Wächter sprach: "Zart Frau ich lach,
"Thut mirs nicht übel kehren,
"Meine Treu ich gab auf all mein Hab
"Ein Eid mußt ich wohl schwören,
"Und mit der Hand ich mich verband,
"Des Herren Schad zu wenden,
"Frau, daß ich thu, muth mir nicht zu,
"So darf mich niemand schelten.

„Iſt nah und bringt mir Schmerzen,
„Ach Waͤchter gut, ein argen Muth
„Trag ich in meinem Herzen.“

„Einem werthen Mann, dem wuͤnſch ich an,
„Viel Gluͤck und Heil mit Treuen,
„Sein Tugend groß findt niemand blos,
„Auf ihn iſt wohl zu bauen,
„Daß er wohl ſey alles Wandels frey,
„Ein Mann von hohen Ehren.“
„O Waͤchter mein, mag es wohl ſeyn,
„So hilf mir Freude mehren.
„Gut, Waͤchter! ich kann ihn ohne dich,
„In mein Gemach nicht bringen,
„O wolle mir nach meiner Begier,
„Mein Leid nun helfen wenden,
„Ich ſag fuͤrwahr, daß immerdar
„Mit Gab ich dir's vergelte,
„Koͤmmt er herbey, gut Waͤchter frey,
„Den Gaſt gen niemand melde.“
Der Waͤchter ſprach: „Zart Frau ich lach,
„Thut mirs nicht uͤbel kehren,
„Meine Treu ich gab auf all mein Hab
„Ein Eid mußt ich wohl ſchwoͤren,
„Und mit der Hand ich mich verband,
„Des Herren Schad zu wenden,
„Frau, daß ich thu, muth mir nicht zu,
„So darf mich niemand ſchelten.

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[387[397]/0406] „Iſt nah und bringt mir Schmerzen, „Ach Waͤchter gut, ein argen Muth „Trag ich in meinem Herzen.“ „Einem werthen Mann, dem wuͤnſch ich an, „Viel Gluͤck und Heil mit Treuen, „Sein Tugend groß findt niemand blos, „Auf ihn iſt wohl zu bauen, „Daß er wohl ſey alles Wandels frey, „Ein Mann von hohen Ehren.“ „O Waͤchter mein, mag es wohl ſeyn, „So hilf mir Freude mehren. „Gut, Waͤchter! ich kann ihn ohne dich, „In mein Gemach nicht bringen, „O wolle mir nach meiner Begier, „Mein Leid nun helfen wenden, „Ich ſag fuͤrwahr, daß immerdar „Mit Gab ich dir's vergelte, „Koͤmmt er herbey, gut Waͤchter frey, „Den Gaſt gen niemand melde.“ Der Waͤchter ſprach: „Zart Frau ich lach, „Thut mirs nicht uͤbel kehren, „Meine Treu ich gab auf all mein Hab „Ein Eid mußt ich wohl ſchwoͤren, „Und mit der Hand ich mich verband, „Des Herren Schad zu wenden, „Frau, daß ich thu, muth mir nicht zu, „So darf mich niemand ſchelten.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 387[397]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/406>, abgerufen am 02.05.2024.