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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Der Graf ihn führt zu seinem Schloß,
Und freut sich übers schwarze Roß.
Das schwarze Roß, Herr Thedel spricht,
Das fürcht selbst höllsches Feuer nicht.
Es ist wie ich, ich mach kein Kreutz
Wie auch der Teufel mir einheitz.
Das thät dem Teufel sehr verdrießen,
Er meint, das soll der Thedel büßen,
Und als es auf den Abend kam,
Der Bös den Dieb vom Galgen nahm,
Und setzt ihn auf die Heimlichkeit,
Der Teufel war voll Fröhlichkeit,
Und hat in seinem Sinn gedacht,
Wie er ihn schon zu Fall gebracht,
Daß Thedel dann ein Kreutz würd machen,
Säh er also den Ort bewachen,
Denn Thebel hat verlobt fürwahr,
Daß er in größter Todesgefahr
Kein Kreutz vorm Teufel machen wollt,
Denn Gottes Wort ihm alles golt.
Da es nun in die Nacht nein kam,
Vom Grafen Thedel Abschied nahm:
Es wurden Licht gestecket an,
In die Latern, daß er hinan
Von Dienern würd zu Bett gebracht.
Er schickt sie fort mit: "Gute Nacht!"
Begehrt dann auf die Heimlichkeit,
Und macht sich auch dazu bereit.
Der Held war kühn und unverzagt.
Er fand da, was ihm bas behagt
Den todten und gehangnen Dieb,

Der Graf ihn fuͤhrt zu ſeinem Schloß,
Und freut ſich uͤbers ſchwarze Roß.
Das ſchwarze Roß, Herr Thedel ſpricht,
Das fuͤrcht ſelbſt hoͤllſches Feuer nicht.
Es iſt wie ich, ich mach kein Kreutz
Wie auch der Teufel mir einheitz.
Das thaͤt dem Teufel ſehr verdrießen,
Er meint, das ſoll der Thedel buͤßen,
Und als es auf den Abend kam,
Der Boͤs den Dieb vom Galgen nahm,
Und ſetzt ihn auf die Heimlichkeit,
Der Teufel war voll Froͤhlichkeit,
Und hat in ſeinem Sinn gedacht,
Wie er ihn ſchon zu Fall gebracht,
Daß Thedel dann ein Kreutz wuͤrd machen,
Saͤh er alſo den Ort bewachen,
Denn Thebel hat verlobt fuͤrwahr,
Daß er in groͤßter Todesgefahr
Kein Kreutz vorm Teufel machen wollt,
Denn Gottes Wort ihm alles golt.
Da es nun in die Nacht nein kam,
Vom Grafen Thedel Abſchied nahm:
Es wurden Licht geſtecket an,
In die Latern, daß er hinan
Von Dienern wuͤrd zu Bett gebracht.
Er ſchickt ſie fort mit: „Gute Nacht!“
Begehrt dann auf die Heimlichkeit,
Und macht ſich auch dazu bereit.
Der Held war kuͤhn und unverzagt.
Er fand da, was ihm bas behagt
Den todten und gehangnen Dieb,

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[311/0323] Der Graf ihn fuͤhrt zu ſeinem Schloß, Und freut ſich uͤbers ſchwarze Roß. Das ſchwarze Roß, Herr Thedel ſpricht, Das fuͤrcht ſelbſt hoͤllſches Feuer nicht. Es iſt wie ich, ich mach kein Kreutz Wie auch der Teufel mir einheitz. Das thaͤt dem Teufel ſehr verdrießen, Er meint, das ſoll der Thedel buͤßen, Und als es auf den Abend kam, Der Boͤs den Dieb vom Galgen nahm, Und ſetzt ihn auf die Heimlichkeit, Der Teufel war voll Froͤhlichkeit, Und hat in ſeinem Sinn gedacht, Wie er ihn ſchon zu Fall gebracht, Daß Thedel dann ein Kreutz wuͤrd machen, Saͤh er alſo den Ort bewachen, Denn Thebel hat verlobt fuͤrwahr, Daß er in groͤßter Todesgefahr Kein Kreutz vorm Teufel machen wollt, Denn Gottes Wort ihm alles golt. Da es nun in die Nacht nein kam, Vom Grafen Thedel Abſchied nahm: Es wurden Licht geſtecket an, In die Latern, daß er hinan Von Dienern wuͤrd zu Bett gebracht. Er ſchickt ſie fort mit: „Gute Nacht!“ Begehrt dann auf die Heimlichkeit, Und macht ſich auch dazu bereit. Der Held war kuͤhn und unverzagt. Er fand da, was ihm bas behagt Den todten und gehangnen Dieb,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/323>, abgerufen am 27.04.2024.