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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Ach sieh mein Herze an!
Gott grüß dich wohlgethan!

O Jungfrau, adeliches Blut,
Womit der Pelikanus gut
Die Jungen mag ernähren,
Das nimmt er aus dem Herzen sein,
Und kömmt darum in schwere Pein,
Er thut sein Blut verzehren.
Also verzehr ich Leib und Blut,
Nach dir Sinn, Lieb und Witze;
Du bist mir über Phönix gut,
Der in der Glut thut sitzen.
Darin verjüngt er sich mit Feuers Brennen,
Wo ich dich, Lieb, hör nennen;
Da thut mein Herz ein Sprung,
Und wird vor Freuden jung.
Von dir mein Herz empfänget Kraft,
Recht nach des Panthers Eigenschaft,
Wenns gehet in den Mayen;
Dann steigt er auf ein Berg hinan,
Viel andre Thiere folgen dann,
Stehn um ihn an den Reihen.
Jungfrau, könnt ich dich loben bas,
Das thät ich allzeit gerne;
Du gehst mir über Laub und Gras,
Wie der Mond über die Sterne.
Ach feins mein Lieb, laß mich der Treu genießen,
Thu mir dein Herz erschließen,

Ach ſieh mein Herze an!
Gott gruͤß dich wohlgethan!

O Jungfrau, adeliches Blut,
Womit der Pelikanus gut
Die Jungen mag ernaͤhren,
Das nimmt er aus dem Herzen ſein,
Und koͤmmt darum in ſchwere Pein,
Er thut ſein Blut verzehren.
Alſo verzehr ich Leib und Blut,
Nach dir Sinn, Lieb und Witze;
Du biſt mir uͤber Phoͤnix gut,
Der in der Glut thut ſitzen.
Darin verjuͤngt er ſich mit Feuers Brennen,
Wo ich dich, Lieb, hoͤr nennen;
Da thut mein Herz ein Sprung,
Und wird vor Freuden jung.
Von dir mein Herz empfaͤnget Kraft,
Recht nach des Panthers Eigenſchaft,
Wenns gehet in den Mayen;
Dann ſteigt er auf ein Berg hinan,
Viel andre Thiere folgen dann,
Stehn um ihn an den Reihen.
Jungfrau, koͤnnt ich dich loben bas,
Das thaͤt ich allzeit gerne;
Du gehſt mir uͤber Laub und Gras,
Wie der Mond uͤber die Sterne.
Ach feins mein Lieb, laß mich der Treu genießen,
Thu mir dein Herz erſchließen,
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[159/0169] Ach ſieh mein Herze an! Gott gruͤß dich wohlgethan! O Jungfrau, adeliches Blut, Womit der Pelikanus gut Die Jungen mag ernaͤhren, Das nimmt er aus dem Herzen ſein, Und koͤmmt darum in ſchwere Pein, Er thut ſein Blut verzehren. Alſo verzehr ich Leib und Blut, Nach dir Sinn, Lieb und Witze; Du biſt mir uͤber Phoͤnix gut, Der in der Glut thut ſitzen. Darin verjuͤngt er ſich mit Feuers Brennen, Wo ich dich, Lieb, hoͤr nennen; Da thut mein Herz ein Sprung, Und wird vor Freuden jung. Von dir mein Herz empfaͤnget Kraft, Recht nach des Panthers Eigenſchaft, Wenns gehet in den Mayen; Dann ſteigt er auf ein Berg hinan, Viel andre Thiere folgen dann, Stehn um ihn an den Reihen. Jungfrau, koͤnnt ich dich loben bas, Das thaͤt ich allzeit gerne; Du gehſt mir uͤber Laub und Gras, Wie der Mond uͤber die Sterne. Ach feins mein Lieb, laß mich der Treu genießen, Thu mir dein Herz erſchließen,

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/169>, abgerufen am 30.04.2024.