Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Am Aepfel wohnt er sieben Jahr, Viel fromme Leut die kamen dar; Seine Heiligkeit macht groß Geschrey, Ung zog da gar viel Volks herbei. Solch weltlich Ehr bracht ihm viel Schmerz, Sein Hüttlein rückt er waldeinwärts; Zum finstern Wald, wo das Brünnlein quillet, Das ihm einst seinen Durst gestillet. Und wenn er sich das Holz abhaut, Daraus er seine Zelle baut; Findt er ein Nest mit jungen Raben, Die thät er da mit Brod erlaben. Die fromm Frau auch von Rapperswyl Schickt ihm Almosen ein gut Theil; So lebt er während funfzehn Jahren, Sein Freund die beiden Raben waren. Von Wollrau war ein Zimmermann, Der kam da zu dem Wald heran; Und bat auch den St. Meinrad eben, Sein Kindlein aus der Tauf zu heben. Da gieng St. Meinrad hinab ins Land, Dem Zimmermann zur Taufe stand; Und kam da wieder zu vielen Ehren, Das thäten zwei böse Mörder hören. Peter und Reinhard dachten wohl, St. Meinrads Opferstock wär voll; Am Aepfel wohnt er ſieben Jahr, Viel fromme Leut die kamen dar; Seine Heiligkeit macht groß Geſchrey, Ung zog da gar viel Volks herbei. Solch weltlich Ehr bracht ihm viel Schmerz, Sein Huͤttlein ruͤckt er waldeinwaͤrts; Zum finſtern Wald, wo das Bruͤnnlein quillet, Das ihm einſt ſeinen Durſt geſtillet. Und wenn er ſich das Holz abhaut, Daraus er ſeine Zelle baut; Findt er ein Neſt mit jungen Raben, Die thaͤt er da mit Brod erlaben. Die fromm Frau auch von Rapperswyl Schickt ihm Almoſen ein gut Theil; So lebt er waͤhrend funfzehn Jahren, Sein Freund die beiden Raben waren. Von Wollrau war ein Zimmermann, Der kam da zu dem Wald heran; Und bat auch den St. Meinrad eben, Sein Kindlein aus der Tauf zu heben. Da gieng St. Meinrad hinab ins Land, Dem Zimmermann zur Taufe ſtand; Und kam da wieder zu vielen Ehren, Das thaͤten zwei boͤſe Moͤrder hoͤren. Peter und Reinhard dachten wohl, St. Meinrads Opferſtock waͤr voll; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0183" n="173"/> <lg n="18"> <l>Am Aepfel wohnt er ſieben Jahr,</l><lb/> <l>Viel fromme Leut die kamen dar;</l><lb/> <l>Seine Heiligkeit macht groß Geſchrey,</l><lb/> <l>Ung zog da gar viel Volks herbei.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Solch weltlich Ehr bracht ihm viel Schmerz,</l><lb/> <l>Sein Huͤttlein ruͤckt er waldeinwaͤrts;</l><lb/> <l>Zum finſtern Wald, wo das Bruͤnnlein quillet,</l><lb/> <l>Das ihm einſt ſeinen Durſt geſtillet.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Und wenn er ſich das Holz abhaut,</l><lb/> <l>Daraus er ſeine Zelle baut;</l><lb/> <l>Findt er ein Neſt mit jungen Raben,</l><lb/> <l>Die thaͤt er da mit Brod erlaben.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Die fromm Frau auch von Rapperswyl</l><lb/> <l>Schickt ihm Almoſen ein gut Theil;</l><lb/> <l>So lebt er waͤhrend funfzehn Jahren,</l><lb/> <l>Sein Freund die beiden Raben waren.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Von Wollrau war ein Zimmermann,</l><lb/> <l>Der kam da zu dem Wald heran;</l><lb/> <l>Und bat auch den St. Meinrad eben,</l><lb/> <l>Sein Kindlein aus der Tauf zu heben.</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Da gieng St. Meinrad hinab ins Land,</l><lb/> <l>Dem Zimmermann zur Taufe ſtand;</l><lb/> <l>Und kam da wieder zu vielen Ehren,</l><lb/> <l>Das thaͤten zwei boͤſe Moͤrder hoͤren.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Peter und Reinhard dachten wohl,</l><lb/> <l>St. Meinrads Opferſtock waͤr voll;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0183]
Am Aepfel wohnt er ſieben Jahr,
Viel fromme Leut die kamen dar;
Seine Heiligkeit macht groß Geſchrey,
Ung zog da gar viel Volks herbei.
Solch weltlich Ehr bracht ihm viel Schmerz,
Sein Huͤttlein ruͤckt er waldeinwaͤrts;
Zum finſtern Wald, wo das Bruͤnnlein quillet,
Das ihm einſt ſeinen Durſt geſtillet.
Und wenn er ſich das Holz abhaut,
Daraus er ſeine Zelle baut;
Findt er ein Neſt mit jungen Raben,
Die thaͤt er da mit Brod erlaben.
Die fromm Frau auch von Rapperswyl
Schickt ihm Almoſen ein gut Theil;
So lebt er waͤhrend funfzehn Jahren,
Sein Freund die beiden Raben waren.
Von Wollrau war ein Zimmermann,
Der kam da zu dem Wald heran;
Und bat auch den St. Meinrad eben,
Sein Kindlein aus der Tauf zu heben.
Da gieng St. Meinrad hinab ins Land,
Dem Zimmermann zur Taufe ſtand;
Und kam da wieder zu vielen Ehren,
Das thaͤten zwei boͤſe Moͤrder hoͤren.
Peter und Reinhard dachten wohl,
St. Meinrads Opferſtock waͤr voll;
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/183>, abgerufen am 16.06.2024. |