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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Narcissen und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an,
Als Salamonis Seide.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das Täubchen fleucht aus seiner Kluft,
Und macht sich in die Wälder.
Die hochgelobte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Thal und Felder.
Die Glucke führt ihr Küchlein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speißt die Jungen;
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh, und kommt aus seiner Höh,
Ins tiefe Gras gesprungen.
Die Bächlein rauschen in dem Sand,
Und mahlen sich in ihrem Rand
Mit schattenreichen Myrthen;
Die Wiesen liegen hart dabei,
Und klingen ganz von Lustgeschrey
Der Schaaf und ihrer Hirten.
Die unverdroßne Bienenschaar
Fleucht hin und her, sucht hier und dar
Ihr edle Honigspeise;
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk und Kraft
In seinem schwachen Reise.

Narciſſen und die Tulipan,
Die ziehen ſich viel ſchoͤner an,
Als Salamonis Seide.

Die Lerche ſchwingt ſich in die Luft,
Das Taͤubchen fleucht aus ſeiner Kluft,
Und macht ſich in die Waͤlder.
Die hochgelobte Nachtigall
Ergoͤtzt und fuͤllt mit ihrem Schall
Berg, Huͤgel, Thal und Felder.
Die Glucke fuͤhrt ihr Kuͤchlein aus,
Der Storch baut und bewohnt ſein Haus,
Das Schwaͤlblein ſpeißt die Jungen;
Der ſchnelle Hirſch, das leichte Reh
Iſt froh, und kommt aus ſeiner Hoͤh,
Ins tiefe Gras geſprungen.
Die Baͤchlein rauſchen in dem Sand,
Und mahlen ſich in ihrem Rand
Mit ſchattenreichen Myrthen;
Die Wieſen liegen hart dabei,
Und klingen ganz von Luſtgeſchrey
Der Schaaf und ihrer Hirten.
Die unverdroßne Bienenſchaar
Fleucht hin und her, ſucht hier und dar
Ihr edle Honigſpeiſe;
Des ſuͤßen Weinſtocks ſtarker Saft
Bringt taͤglich neue Staͤrk und Kraft
In ſeinem ſchwachen Reiſe.

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[86/0096] Narciſſen und die Tulipan, Die ziehen ſich viel ſchoͤner an, Als Salamonis Seide. Die Lerche ſchwingt ſich in die Luft, Das Taͤubchen fleucht aus ſeiner Kluft, Und macht ſich in die Waͤlder. Die hochgelobte Nachtigall Ergoͤtzt und fuͤllt mit ihrem Schall Berg, Huͤgel, Thal und Felder. Die Glucke fuͤhrt ihr Kuͤchlein aus, Der Storch baut und bewohnt ſein Haus, Das Schwaͤlblein ſpeißt die Jungen; Der ſchnelle Hirſch, das leichte Reh Iſt froh, und kommt aus ſeiner Hoͤh, Ins tiefe Gras geſprungen. Die Baͤchlein rauſchen in dem Sand, Und mahlen ſich in ihrem Rand Mit ſchattenreichen Myrthen; Die Wieſen liegen hart dabei, Und klingen ganz von Luſtgeſchrey Der Schaaf und ihrer Hirten. Die unverdroßne Bienenſchaar Fleucht hin und her, ſucht hier und dar Ihr edle Honigſpeiſe; Des ſuͤßen Weinſtocks ſtarker Saft Bringt taͤglich neue Staͤrk und Kraft In ſeinem ſchwachen Reiſe.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/96>, abgerufen am 29.04.2024.