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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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sagen, daß er die Gesundheit derjenigen daraus getrun-
ken hat die Sie protegieren, und hier schickt er Ihnen
seine Kokarde als Ehrenpfand daß er Ihnen sein Wort
lösen werde, jeder Ungerechtigkeit, jeder Grausamkeit zu
steuern. -- Ich war froh, herzlich froh daß ich nicht
kleinlich und zaghaft gewesen war dem Zutrauen zu
folgen was der Kronprinz, und alles ja selbst auch das
wiedersprechendste was ich von ihm erfahren habe mir
einflößte; es war sehr freundlich von ihm, daß er mich
so grüßen ließ und daß er nicht meine Voreiligkeit von
sich wieß; ich werd es ihm nicht vergessen mag ich auch
noch manches verkehrte von ihm hören; denn unter al-
len die ihn beurtheilen hat gewiß keiner ein so gutes
Herz als er, der es sich ganz ruhig gefallen läßt. Ich
weiß auch, daß er eine feierliche Hochachtung vor Dir
hat, und nicht wie andre Prinzen die nur im Vorüber-
streifen einen solchen Geist berühren wie Du, nein es
geht ihm vom Herzen wenn er Dich einmal sieht und
Dir sagt, daß er sich's zum größten Glück schätze.

Ich hab noch viel auf dem Herzen, denn ich habe
Dich allein dem ich's mittheilen kann. Jeder Augenblick
erregt mich auf's Neue, es ist als ob das Schicksal dicht
vor meiner Thüre seinen Markt aufgeschlagen hätte; so
wie ich den Kopf hinaus stecke bietet es Plunder, Ver-

ſagen, daß er die Geſundheit derjenigen daraus getrun-
ken hat die Sie protegieren, und hier ſchickt er Ihnen
ſeine Kokarde als Ehrenpfand daß er Ihnen ſein Wort
löſen werde, jeder Ungerechtigkeit, jeder Grauſamkeit zu
ſteuern. — Ich war froh, herzlich froh daß ich nicht
kleinlich und zaghaft geweſen war dem Zutrauen zu
folgen was der Kronprinz, und alles ja ſelbſt auch das
wiederſprechendſte was ich von ihm erfahren habe mir
einflößte; es war ſehr freundlich von ihm, daß er mich
ſo grüßen ließ und daß er nicht meine Voreiligkeit von
ſich wieß; ich werd es ihm nicht vergeſſen mag ich auch
noch manches verkehrte von ihm hören; denn unter al-
len die ihn beurtheilen hat gewiß keiner ein ſo gutes
Herz als er, der es ſich ganz ruhig gefallen läßt. Ich
weiß auch, daß er eine feierliche Hochachtung vor Dir
hat, und nicht wie andre Prinzen die nur im Vorüber-
ſtreifen einen ſolchen Geiſt berühren wie Du, nein es
geht ihm vom Herzen wenn er Dich einmal ſieht und
Dir ſagt, daß er ſich's zum größten Glück ſchätze.

Ich hab noch viel auf dem Herzen, denn ich habe
Dich allein dem ich's mittheilen kann. Jeder Augenblick
erregt mich auf's Neue, es iſt als ob das Schickſal dicht
vor meiner Thüre ſeinen Markt aufgeſchlagen hätte; ſo
wie ich den Kopf hinaus ſtecke bietet es Plunder, Ver-

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[54/0064] ſagen, daß er die Geſundheit derjenigen daraus getrun- ken hat die Sie protegieren, und hier ſchickt er Ihnen ſeine Kokarde als Ehrenpfand daß er Ihnen ſein Wort löſen werde, jeder Ungerechtigkeit, jeder Grauſamkeit zu ſteuern. — Ich war froh, herzlich froh daß ich nicht kleinlich und zaghaft geweſen war dem Zutrauen zu folgen was der Kronprinz, und alles ja ſelbſt auch das wiederſprechendſte was ich von ihm erfahren habe mir einflößte; es war ſehr freundlich von ihm, daß er mich ſo grüßen ließ und daß er nicht meine Voreiligkeit von ſich wieß; ich werd es ihm nicht vergeſſen mag ich auch noch manches verkehrte von ihm hören; denn unter al- len die ihn beurtheilen hat gewiß keiner ein ſo gutes Herz als er, der es ſich ganz ruhig gefallen läßt. Ich weiß auch, daß er eine feierliche Hochachtung vor Dir hat, und nicht wie andre Prinzen die nur im Vorüber- ſtreifen einen ſolchen Geiſt berühren wie Du, nein es geht ihm vom Herzen wenn er Dich einmal ſieht und Dir ſagt, daß er ſich's zum größten Glück ſchätze. Ich hab noch viel auf dem Herzen, denn ich habe Dich allein dem ich's mittheilen kann. Jeder Augenblick erregt mich auf's Neue, es iſt als ob das Schickſal dicht vor meiner Thüre ſeinen Markt aufgeſchlagen hätte; ſo wie ich den Kopf hinaus ſtecke bietet es Plunder, Ver-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/64>, abgerufen am 01.05.2024.