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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] fleisches die Phariseer nicht schlangen-und ot-
ter-gezüchte/ narren und blinde/ verblendete
leiter/ übertünchte gräber/ etc. genennet/ und
das wehe zum öfftern über sie außgeruffen/ und
Matth. 23. geurtheilet haben/ daß sie sich mit
allen kräfften bemühen/ die leute auff ihre sei-
ten zu bringen/ und wann sie dieselben in ihre
schulen bekommen/ so machen sie auß ihnen kin-
der der höllen. Es wäre unrecht gewesen/ daß
Paulus Gal. 1. geschrieben: So jemand ein
ander Evangelium predigte als er/ wann es
auch ein engel vom himmel wäre/ solte er ver-
flucht seyn. Unrecht/ daß er 1. Timoth 1.
Hymeneum und Alexandern dem sathan über-
geben/ daß sie gezüchtiget würden nicht mehr zu
lästern; und 2 Tim. 4. geschrieben: Alexander
der Schmid hat mir viel böses beweiset/ der
HErr bezahle ihm nach seinen wercken/ für
welchem hüte du dich auch/ dann er hat unsern
worten sehr widerstanden. Es hätte auch übel
gethan die himmlische stimme Apoc. 2. welche
Johanni befohlen/ daß er dem Bischoff der
Gemeine zu Pergamo schreiben solle/ er habe
unter seinen zuhörern solche leute/ so an der lehre
der Nicolaiten hielten/ die hasse Gott.

Dannenhero ich auch auß schuldigem eyfer
für die ehre GOttes/ und meiner zuhörer ern-
ster verwarnung/ einige schwärmereyen auß den
vorhabenden Evangeliis widerleget; zumah-
len nit wenig Hall-leute für der Superintende-
teur
unter den fenstern gestanden/ und alles an-
gehöret/ was der verkehrte mensch auff befra-
gung deß Ministerii mit grossem/ hefftigem/
unbeschreiblichem geschrey vorgebracht/ unge-
achtet wir Prediger ihn etlichemahl zur be-
scheidenheit vermahnet.

Gestehe also (1.) gar gerne/ daß ich seine ir-
rige meynungen/ die in dem eingeholten urtheil
selbsten von dem hochlöblichen Collegio der
Herren Scabinen erkennet worden/ Papisti-
sche/ Calvinische/ Wiedertaufferische/ Weige-
lianische/ Paracelsische/ Rosenkreutzerische/
Quackerische schwärmereyen genennet/ daß ich
ihn aber/ wie er Num. 15. schreibet/ etlichemahl
für einen Quacker/ Wiedertauffer/ Calvinist
und Rosenereutzer gehalten/ redet er wider die
öffentliche warheit. Daß er aber dergleichen
schwärmereyen zugethan/ bedarff keines bewei-
ses mehr/ wie er Num. 15. begehret/ sondern es
ist ihm allbereits so münd-als schrifftlich be-
wiesen/ und den 25. Julii coram magnifico Se-
natu
auß seiner brevi Apologia dargethan
worden.

Gestehe (2.) gar gerne/ daß ich am 3. Son-
tag nach Trinit. bey erörterung der frage/ wel-
cher gestalt ein Christ mit zöllnern und sündern
umbgehen könte/ nehmlich sie nicht zu verstär-
cken/ oder sich ihrer sünde theilhafftig zu ma-
chen/ viel weniger ihren irrigen meynungen
beyzupflichten/ sondern sie vielmehr zugewin-
nen/ und wieder zu recht zu bringen; dann wer
das thue/ habe einer seelen vom tode geholffen/
Jac. 5. unter andern gedacht/ es wolte verlau-
ten/ daß der irrige mensch dieser tagen in eines
eingepfarrten Bürgers hauß gewesen/ da man
ihn ermahnet/ er solle nur beständig bleiben/
und sich nicht geben/ man würde ihm doch
nichts abhaben können/ das seye eine grosse
schwäre sünde.

Gestehe zum (3.) daß ich darzu gesaget/ man
[Spaltenumbruch] müsse leyder hören/ daß wol etliche alte feine
Bürger seinen irrigen meynungen beyfall ge-
ben solten. Welches alles auß hertzlicher treuer
sorgfalt/ und abwendung besorglicher verfüh-
rung/ wie nicht weniger zum schrecken und ver-
warnung geschehen/ daß diese leute darvon ab-
stehen/ und andere sich darfür hüten solten.
Daß ich aber eben den Johannistag genennet/
ist mir unwissend/ und hätte also sich Peter Mo-
ritz bey der h. Dreyfaltigk. nit verinessen dörffen.
Jsts nicht am Johannis-tage/ so ists vielleicht
am abend oder vorhergehende tage geschehen.
Sein gewissen wirds ihm schon sagen/ er mags
läugnen wollen/ wie er will. Kan aber gleich-
wol/ so wahr als ich unter Gott bin/ sanctissime
bezeugen/ daß ich nicht gesaget/ er seye in eines
alten Bürgers hauß kommen/ und habe demsel-
ben alten Bürger sein vorhaben entdecket/ etc.
wie er Num. 12. ungescheuter weise schreibet/
dann damit begehet er eine fallaciam composi-
tionis & divisionis,
und entblödet sich nicht/
wider die offentliche warheit das jenige zu be-
richten/ was er doch selbsten nicht gehört. Obs
aber wider meine Ampts-pflicht seye/ daß ich
meine zuhörer für seinen schwärmereyen so treu-
lich gewarnet/ und die Göttliche warheit ver-
theidiget/ kan mit überschickung der Acten auff
einem benachbarten Evangelischen Consisto-
rio
erkannt werden. Jch bin in meinem gewis-
sen versichert/ daß für die Ehre Gottes/ und der
zuhörer seelen-wolfahrt niemahls zu viel/ es ge-
schehe zur rechten zeit oder zur unzeit/ greyfert
werden kan. Paulus schreibet zun Gal. 4.
Eyfern ist gut/ wanns immerdar geschicht umb
das gute. Sage auch deßwegen mit dem Pro-
pheten Esaia auß seinem 49. cap. meine sache ist
deß HErrn/ und mein ampt meines Gottes.
Wie spricht Ezech am 33. unter der person deß
Propheten zu einem jeglichen rechtschaffenen
Prediger: Jch habe dich zum wächter gesetzt/
daß du sie von meinetwegen warnen solst. Wo
solches nicht geschich!/ will er das verwahrlose-
te blut von der Prediger hände fordern/ etc.
warnest du sie aber/ so hast du deine seele erret-
tet. Wie hefftig die schröcklichen verlästerun-
gen meines ampts/ so in seiner brevi Apologia
zu finden/ mir zu gemüth gestiegen/ und wie
viel hundert seufftzer sie bey mir erwecket/ weiß
Gott der hertzenkündiger am besten/ und hätte
dahero auß grosser betrübnuß meiner seelen wol
ursache gehabt auß dem Propheten Zacharia
cap. 3. zu sagen: Der HErrschelte dich/ du sa-
than/ ja der HErr schelte dich/ der Jerusalem
erwehlet hat. Habe mich aber dessen enthal-
ten/ und die rache GOTT/ und dem hoch-
löblichen Magistrat allhier/ zu gebührender
rettung meines ampts übergeben. Darbey
aber gleichwol meine zuhörer vermahnet/ daß
sie für den irrigen menschen/ als einn verlohr-
nes schaaf beten/ und sich erinnern solten/
was wir alle Donnerstag in allen Beistun-
den singen: Alle irrige und verführte wieder
bringen. Daß man aber etwa meynen wol-
te/ als wäre Peter Moritz durch meine den
3. Sontag post Trinitatis gehaltene Straff-
predigt nach seiner erklärung auff andere
gedancken gebracht worden/ kan nicht wol
seyn/ dann am 25. Junii wurden ihme auff
dem Rathhause seine schwärmereyen/ wie sie
in der brevi Apologia zu befinden/ ordentlich

fürge-
A. K. H. Vierter Theil. Y y y y

Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle.
[Spaltenumbruch] fleiſches die Phariſeer nicht ſchlangen-und ot-
ter-gezuͤchte/ narren und blinde/ verblendete
leiter/ uͤbertuͤnchte graͤber/ ꝛc. genennet/ und
das wehe zum oͤfftern uͤber ſie außgeruffen/ und
Matth. 23. geurtheilet haben/ daß ſie ſich mit
allen kraͤfften bemuͤhen/ die leute auff ihre ſei-
ten zu bringen/ und wann ſie dieſelben in ihre
ſchulen bekommen/ ſo machen ſie auß ihnen kin-
der der hoͤllen. Es waͤre unrecht geweſen/ daß
Paulus Gal. 1. geſchrieben: So jemand ein
ander Evangelium predigte als er/ wann es
auch ein engel vom himmel waͤre/ ſolte er ver-
flucht ſeyn. Unrecht/ daß er 1. Timoth 1.
Hymeneum und Alexandern dem ſathan uͤber-
geben/ daß ſie gezuͤchtiget wuͤrden nicht mehr zu
laͤſtern; und 2 Tim. 4. geſchrieben: Alexander
der Schmid hat mir viel boͤſes beweiſet/ der
HErr bezahle ihm nach ſeinen wercken/ fuͤr
welchem huͤte du dich auch/ dann er hat unſern
worten ſehr widerſtanden. Es haͤtte auch uͤbel
gethan die himmliſche ſtimme Apoc. 2. welche
Johanni befohlen/ daß er dem Biſchoff der
Gemeine zu Pergamo ſchreiben ſolle/ er habe
unter ſeinen zuhoͤrern ſolche leute/ ſo an der lehre
der Nicolaiten hielten/ die haſſe Gott.

Dannenhero ich auch auß ſchuldigem eyfer
fuͤr die ehre GOttes/ und meiner zuhoͤrer ern-
ſter verwarnung/ einige ſchwaͤrmereyen auß den
vorhabenden Evangeliis widerleget; zumah-
len nit wenig Hall-leute fuͤr der Superintendē-
teur
unter den fenſtern geſtanden/ und alles an-
gehoͤret/ was der verkehrte menſch auff befra-
gung deß Miniſterii mit groſſem/ hefftigem/
unbeſchreiblichem geſchrey vorgebracht/ unge-
achtet wir Prediger ihn etlichemahl zur be-
ſcheidenheit vermahnet.

Geſtehe alſo (1.) gar gerne/ daß ich ſeine ir-
rige meynungen/ die in dem eingeholten urtheil
ſelbſten von dem hochloͤblichen Collegio der
Herren Scabinen erkennet worden/ Papiſti-
ſche/ Calviniſche/ Wiedertaufferiſche/ Weige-
lianiſche/ Paracelſiſche/ Roſenkreutzeriſche/
Quackeriſche ſchwaͤrmereyen genennet/ daß ich
ihn aber/ wie er Num. 15. ſchreibet/ etlichemahl
fuͤr einen Quacker/ Wiedertauffer/ Calviniſt
und Roſenereutzer gehalten/ redet er wider die
oͤffentliche warheit. Daß er aber dergleichen
ſchwaͤrmereyen zugethan/ bedarff keines bewei-
ſes mehr/ wie er Num. 15. begehret/ ſondern es
iſt ihm allbereits ſo muͤnd-als ſchrifftlich be-
wieſen/ und den 25. Julii coram magnifico Se-
natu
auß ſeiner brevi Apologia dargethan
worden.

Geſtehe (2.) gar gerne/ daß ich am 3. Son-
tag nach Trinit. bey eroͤrterung der frage/ wel-
cher geſtalt ein Chriſt mit zoͤllnern und ſuͤndern
umbgehen koͤnte/ nehmlich ſie nicht zu verſtaͤr-
cken/ oder ſich ihrer ſuͤnde theilhafftig zu ma-
chen/ viel weniger ihren irrigen meynungen
beyzupflichten/ ſondern ſie vielmehr zugewin-
nen/ und wieder zu recht zu bringen; dann wer
das thue/ habe einer ſeelen vom tode geholffen/
Jac. 5. unter andern gedacht/ es wolte verlau-
ten/ daß der irrige menſch dieſer tagen in eines
eingepfarrten Buͤrgers hauß geweſen/ da man
ihn ermahnet/ er ſolle nur beſtaͤndig bleiben/
und ſich nicht geben/ man wuͤrde ihm doch
nichts abhaben koͤnnen/ das ſeye eine groſſe
ſchwaͤre ſuͤnde.

Geſtehe zum (3.) daß ich darzu geſaget/ man
[Spaltenumbruch] muͤſſe leyder hoͤren/ daß wol etliche alte feine
Buͤrger ſeinen irrigen meynungen beyfall ge-
ben ſolten. Welches alles auß hertzlicher treuer
ſorgfalt/ und abwendung beſorglicher verfuͤh-
rung/ wie nicht weniger zum ſchrecken und ver-
warnung geſchehen/ daß dieſe leute darvon ab-
ſtehen/ und andere ſich darfuͤr huͤten ſolten.
Daß ich aber eben den Johannistag genennet/
iſt mir unwiſſend/ und haͤtte alſo ſich Peter Mo-
ritz bey der h. Dreyfaltigk. nit verineſſen doͤrffen.
Jſts nicht am Johannis-tage/ ſo iſts vielleicht
am abend oder vorhergehende tage geſchehen.
Sein gewiſſen wirds ihm ſchon ſagen/ er mags
laͤugnen wollen/ wie er will. Kan aber gleich-
wol/ ſo wahr als ich unter Gott bin/ ſanctiſſimè
bezeugen/ daß ich nicht geſaget/ er ſeye in eines
alten Buͤrgers hauß kommen/ und habe demſel-
ben alten Buͤrger ſein vorhaben entdecket/ ꝛc.
wie er Num. 12. ungeſcheuter weiſe ſchreibet/
dann damit begehet er eine fallaciam compoſi-
tionis & diviſionis,
und entbloͤdet ſich nicht/
wider die offentliche warheit das jenige zu be-
richten/ was er doch ſelbſten nicht gehoͤrt. Obs
aber wider meine Ampts-pflicht ſeye/ daß ich
meine zuhoͤrer fuͤr ſeinen ſchwaͤrmereyen ſo treu-
lich gewarnet/ und die Goͤttliche warheit ver-
theidiget/ kan mit uͤberſchickung der Acten auff
einem benachbarten Evangeliſchen Conſiſto-
rio
erkannt werden. Jch bin in meinem gewiſ-
ſen verſichert/ daß fuͤr die Ehre Gottes/ und der
zuhoͤrer ſeelen-wolfahrt niemahls zu viel/ es ge-
ſchehe zur rechten zeit oder zur unzeit/ greyfert
werden kan. Paulus ſchreibet zun Gal. 4.
Eyfern iſt gut/ wanns immerdar geſchicht umb
das gute. Sage auch deßwegen mit dem Pro-
pheten Eſaia auß ſeinem 49. cap. meine ſache iſt
deß HErrn/ und mein ampt meines Gottes.
Wie ſpricht Ezech am 33. unter der perſon deß
Propheten zu einem jeglichen rechtſchaffenen
Prediger: Jch habe dich zum waͤchter geſetzt/
daß du ſie von meinetwegen warnen ſolſt. Wo
ſolches nicht geſchich!/ will er das verwahrloſe-
te blut von der Prediger haͤnde fordern/ ꝛc.
warneſt du ſie aber/ ſo haſt du deine ſeele erret-
tet. Wie hefftig die ſchroͤcklichen verlaͤſterun-
gen meines ampts/ ſo in ſeiner brevi Apologia
zu finden/ mir zu gemuͤth geſtiegen/ und wie
viel hundert ſeufftzer ſie bey mir erwecket/ weiß
Gott der hertzenkuͤndiger am beſten/ und haͤtte
dahero auß groſſer betruͤbnuß meiner ſeelen wol
urſache gehabt auß dem Propheten Zacharia
cap. 3. zu ſagen: Der HErrſchelte dich/ du ſa-
than/ ja der HErr ſchelte dich/ der Jeruſalem
erwehlet hat. Habe mich aber deſſen enthal-
ten/ und die rache GOTT/ und dem hoch-
loͤblichen Magiſtrat allhier/ zu gebuͤhrender
rettung meines ampts uͤbergeben. Darbey
aber gleichwol meine zuhoͤrer vermahnet/ daß
ſie fuͤr den irrigen menſchen/ als eiñ verlohr-
nes ſchaaf beten/ und ſich erinnern ſolten/
was wir alle Donnerſtag in allen Beiſtun-
den ſingen: Alle irrige und verfuͤhrte wieder
bringen. Daß man aber etwa meynen wol-
te/ als waͤre Peter Moritz durch meine den
3. Sontag poſt Trinitatis gehaltene Straff-
predigt nach ſeiner erklaͤrung auff andere
gedancken gebracht worden/ kan nicht wol
ſeyn/ dann am 25. Junii wurden ihme auff
dem Rathhauſe ſeine ſchwaͤrmereyen/ wie ſie
in der brevi Apologia zu befinden/ ordentlich

fuͤrge-
A. K. H. Vierter Theil. Y y y y
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[721/1029] Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. fleiſches die Phariſeer nicht ſchlangen-und ot- ter-gezuͤchte/ narren und blinde/ verblendete leiter/ uͤbertuͤnchte graͤber/ ꝛc. genennet/ und das wehe zum oͤfftern uͤber ſie außgeruffen/ und Matth. 23. geurtheilet haben/ daß ſie ſich mit allen kraͤfften bemuͤhen/ die leute auff ihre ſei- ten zu bringen/ und wann ſie dieſelben in ihre ſchulen bekommen/ ſo machen ſie auß ihnen kin- der der hoͤllen. Es waͤre unrecht geweſen/ daß Paulus Gal. 1. geſchrieben: So jemand ein ander Evangelium predigte als er/ wann es auch ein engel vom himmel waͤre/ ſolte er ver- flucht ſeyn. Unrecht/ daß er 1. Timoth 1. Hymeneum und Alexandern dem ſathan uͤber- geben/ daß ſie gezuͤchtiget wuͤrden nicht mehr zu laͤſtern; und 2 Tim. 4. geſchrieben: Alexander der Schmid hat mir viel boͤſes beweiſet/ der HErr bezahle ihm nach ſeinen wercken/ fuͤr welchem huͤte du dich auch/ dann er hat unſern worten ſehr widerſtanden. Es haͤtte auch uͤbel gethan die himmliſche ſtimme Apoc. 2. welche Johanni befohlen/ daß er dem Biſchoff der Gemeine zu Pergamo ſchreiben ſolle/ er habe unter ſeinen zuhoͤrern ſolche leute/ ſo an der lehre der Nicolaiten hielten/ die haſſe Gott. Dannenhero ich auch auß ſchuldigem eyfer fuͤr die ehre GOttes/ und meiner zuhoͤrer ern- ſter verwarnung/ einige ſchwaͤrmereyen auß den vorhabenden Evangeliis widerleget; zumah- len nit wenig Hall-leute fuͤr der Superintendē- teur unter den fenſtern geſtanden/ und alles an- gehoͤret/ was der verkehrte menſch auff befra- gung deß Miniſterii mit groſſem/ hefftigem/ unbeſchreiblichem geſchrey vorgebracht/ unge- achtet wir Prediger ihn etlichemahl zur be- ſcheidenheit vermahnet. Geſtehe alſo (1.) gar gerne/ daß ich ſeine ir- rige meynungen/ die in dem eingeholten urtheil ſelbſten von dem hochloͤblichen Collegio der Herren Scabinen erkennet worden/ Papiſti- ſche/ Calviniſche/ Wiedertaufferiſche/ Weige- lianiſche/ Paracelſiſche/ Roſenkreutzeriſche/ Quackeriſche ſchwaͤrmereyen genennet/ daß ich ihn aber/ wie er Num. 15. ſchreibet/ etlichemahl fuͤr einen Quacker/ Wiedertauffer/ Calviniſt und Roſenereutzer gehalten/ redet er wider die oͤffentliche warheit. Daß er aber dergleichen ſchwaͤrmereyen zugethan/ bedarff keines bewei- ſes mehr/ wie er Num. 15. begehret/ ſondern es iſt ihm allbereits ſo muͤnd-als ſchrifftlich be- wieſen/ und den 25. Julii coram magnifico Se- natu auß ſeiner brevi Apologia dargethan worden. Geſtehe (2.) gar gerne/ daß ich am 3. Son- tag nach Trinit. bey eroͤrterung der frage/ wel- cher geſtalt ein Chriſt mit zoͤllnern und ſuͤndern umbgehen koͤnte/ nehmlich ſie nicht zu verſtaͤr- cken/ oder ſich ihrer ſuͤnde theilhafftig zu ma- chen/ viel weniger ihren irrigen meynungen beyzupflichten/ ſondern ſie vielmehr zugewin- nen/ und wieder zu recht zu bringen; dann wer das thue/ habe einer ſeelen vom tode geholffen/ Jac. 5. unter andern gedacht/ es wolte verlau- ten/ daß der irrige menſch dieſer tagen in eines eingepfarrten Buͤrgers hauß geweſen/ da man ihn ermahnet/ er ſolle nur beſtaͤndig bleiben/ und ſich nicht geben/ man wuͤrde ihm doch nichts abhaben koͤnnen/ das ſeye eine groſſe ſchwaͤre ſuͤnde. Geſtehe zum (3.) daß ich darzu geſaget/ man muͤſſe leyder hoͤren/ daß wol etliche alte feine Buͤrger ſeinen irrigen meynungen beyfall ge- ben ſolten. Welches alles auß hertzlicher treuer ſorgfalt/ und abwendung beſorglicher verfuͤh- rung/ wie nicht weniger zum ſchrecken und ver- warnung geſchehen/ daß dieſe leute darvon ab- ſtehen/ und andere ſich darfuͤr huͤten ſolten. Daß ich aber eben den Johannistag genennet/ iſt mir unwiſſend/ und haͤtte alſo ſich Peter Mo- ritz bey der h. Dreyfaltigk. nit verineſſen doͤrffen. Jſts nicht am Johannis-tage/ ſo iſts vielleicht am abend oder vorhergehende tage geſchehen. Sein gewiſſen wirds ihm ſchon ſagen/ er mags laͤugnen wollen/ wie er will. Kan aber gleich- wol/ ſo wahr als ich unter Gott bin/ ſanctiſſimè bezeugen/ daß ich nicht geſaget/ er ſeye in eines alten Buͤrgers hauß kommen/ und habe demſel- ben alten Buͤrger ſein vorhaben entdecket/ ꝛc. wie er Num. 12. ungeſcheuter weiſe ſchreibet/ dann damit begehet er eine fallaciam compoſi- tionis & diviſionis, und entbloͤdet ſich nicht/ wider die offentliche warheit das jenige zu be- richten/ was er doch ſelbſten nicht gehoͤrt. Obs aber wider meine Ampts-pflicht ſeye/ daß ich meine zuhoͤrer fuͤr ſeinen ſchwaͤrmereyen ſo treu- lich gewarnet/ und die Goͤttliche warheit ver- theidiget/ kan mit uͤberſchickung der Acten auff einem benachbarten Evangeliſchen Conſiſto- rio erkannt werden. Jch bin in meinem gewiſ- ſen verſichert/ daß fuͤr die Ehre Gottes/ und der zuhoͤrer ſeelen-wolfahrt niemahls zu viel/ es ge- ſchehe zur rechten zeit oder zur unzeit/ greyfert werden kan. Paulus ſchreibet zun Gal. 4. Eyfern iſt gut/ wanns immerdar geſchicht umb das gute. Sage auch deßwegen mit dem Pro- pheten Eſaia auß ſeinem 49. cap. meine ſache iſt deß HErrn/ und mein ampt meines Gottes. Wie ſpricht Ezech am 33. unter der perſon deß Propheten zu einem jeglichen rechtſchaffenen Prediger: Jch habe dich zum waͤchter geſetzt/ daß du ſie von meinetwegen warnen ſolſt. Wo ſolches nicht geſchich!/ will er das verwahrloſe- te blut von der Prediger haͤnde fordern/ ꝛc. warneſt du ſie aber/ ſo haſt du deine ſeele erret- tet. Wie hefftig die ſchroͤcklichen verlaͤſterun- gen meines ampts/ ſo in ſeiner brevi Apologia zu finden/ mir zu gemuͤth geſtiegen/ und wie viel hundert ſeufftzer ſie bey mir erwecket/ weiß Gott der hertzenkuͤndiger am beſten/ und haͤtte dahero auß groſſer betruͤbnuß meiner ſeelen wol urſache gehabt auß dem Propheten Zacharia cap. 3. zu ſagen: Der HErrſchelte dich/ du ſa- than/ ja der HErr ſchelte dich/ der Jeruſalem erwehlet hat. Habe mich aber deſſen enthal- ten/ und die rache GOTT/ und dem hoch- loͤblichen Magiſtrat allhier/ zu gebuͤhrender rettung meines ampts uͤbergeben. Darbey aber gleichwol meine zuhoͤrer vermahnet/ daß ſie fuͤr den irrigen menſchen/ als eiñ verlohr- nes ſchaaf beten/ und ſich erinnern ſolten/ was wir alle Donnerſtag in allen Beiſtun- den ſingen: Alle irrige und verfuͤhrte wieder bringen. Daß man aber etwa meynen wol- te/ als waͤre Peter Moritz durch meine den 3. Sontag poſt Trinitatis gehaltene Straff- predigt nach ſeiner erklaͤrung auff andere gedancken gebracht worden/ kan nicht wol ſeyn/ dann am 25. Junii wurden ihme auff dem Rathhauſe ſeine ſchwaͤrmereyen/ wie ſie in der brevi Apologia zu befinden/ ordentlich fuͤrge- A. K. H. Vierter Theil. Y y y y

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1029>, abgerufen am 28.04.2024.