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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettae Lebenslauff.
[Spaltenumbruch]

13. Dieses kan anders nichts seyn/ als ein ei-
teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da-
mit wir uns in gefahr setzen solche predigten zu
hören/ die mit unsern sinnen übereinstimmen/
und uns vom wege der seligkeit ableiten.
Dann viele predigen heutiges tages nur mähr-
lein/ und solche dinge/ dadurch unser sünden
entschuldiget werden; in dem sie uns lehren/
daß der weg zum paradiese breit und wohl
gebahnet sey/ an statt/ daß uns der HErr
Jesus einen sehr schmalen und dornichten an-
zeiget. Es wäre besser man bliebe zu hause/
als daß man solche prediger hörete/ welche
dasselbe/ das der Herr Jesus gebauet/ über
einen hauffen werffen wollen. Unser vorwitz
und unser unfleiß nach seiner lehre zuthun/ ha-
ben verursachet/ daß Gott diesen falschen Chri-
sten ihre irrthümer außzusäen verhänget.
Wenn wir bey der einfalt geblieben wären/
nichts anders zu hören/ als die Evangelische
lehre/ die zu unserer seligkeit gnug ist; so
würde Gott nimmermehr zugelassen haben/
daß der Geist des irrthumbs an der heil. städte
geherrschet hätte/ oder daß die Prediger auff
dem stuhle der warheit die lügen geprediget.

14. Solches haben wir durch unsere ver-
kehrte andacht verursachet/ in dem wir die-
selbe für warhafftig halten wollen/ da sie doch
falsch ist. Dann wann wir sie auff das hören
so mancher predigten stellen/ so ists eben so viel
als wolte man sie suchen/ da sie nicht ist: Weil
die wahre andacht darinnen bestehet/ wann
man nach der lehre des Herrn Jesus thut/ und
nicht in diesen äuserlichen dingen. Maria
hatte das beste theil erkohren/ das ihr nimmer-
mehr solte entwendet werden: Wiewohl sie
nur das wort gehört/ und in ihr hertz einge-
graben.

15. Dieses ist auch in wahrheit das beste
theil/ und das allein nothwendige/ das man
wählen könne; weil uns niemand die thätig-
keit entziehen kan/ ob er uns schon alle äusserli-
chen mittel/ und daß wir nicht könten hier
oder dort hingehen unsere andacht zu suchen/
entzöge. Der Herr Jesus hat solches gnug
angezeiget/ als er zu allem volck sagte: Diesel-
ben seynd meine mutter/ meine schwestern/
und meine brüder/ die mein wort hören und
darnach thun. Denn damit wolte er zu ver-
stehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/
noch in die öffentlichen versamlungen gehen
dürffte die freundschafft Gottes zu suchen/ son-
dern nur allein seyn wort hören und ihm fol-
gen solte/ ja er zeiget an/ daß solches besser sey
als seine natürliche Mutter zu seyn/ die/ ihm
auß guter zuneigung suchte. Wir meinen
daß unser zuneigung gut sey/ wann wir sie zu
einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut-
ter/ oder aber hinterlassenen dingen derselben
tragen. Auch glauben wir/ wir hätten die
wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen
an etwan einigen sonderlichen orthen/ da sie
sich befinden/ dieneten/ oder sie ehreten. A-
ber dieses kan noch gantz eine eigene liebe seyn/
und der lautere vorsatz keines weges den Herrn
Jesum zu suchen/ gleich wie ihn die Jungfrau
Maria/ und der heilige Johannes gesuchet.
Gleichwohl scheinet er sie nicht zu achten/ wann
er fraget; welche seynd meine mutter und
meine Brüder? Er wuste zwar wohl/ daß sie
[Spaltenumbruch] es wären: aber er wolte damit anzeigen/ daß
er dieselben höher schätzte/ welche seyn wort hö-
reten und ihm folgeten/ als andere die eine sin-
liche und natürliche zuneigung hätten.

16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter
Gottes vielmehr/ als Gott selbsten. Wir
reden davon vielmehr und tragen mehr sorge
solches außzuschmücken/ als wir mit unserm ge-
wissen thun/ welches der lebendige tempel des
Heiligen Geistes seyn solte/ und doch zuwei-
len mit sünden dermassen erfüllet ist/ daß wir
keine sorge tragen dasselbe zu reinigen. Es ist
ein grosser irrthum/ daß man ein holtz oder ei-
nen stein höher achtet/ als unser gewissen/ wir
küssen und ehren die bilder/ ja wir bücken uns
vor den übergebliebenen dingen der Heiligen
und halten einen umgang um sie her: Aber ge-
gen das wort Gottes/ welches unendlich höher
zu schätzen/ lassen wir dergleichen zuneigung
nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an-
dern Heiligen zu unserm schutzheiligen/ und wol-
len den Herrn Jesus zu unserm lehrmeister/
von Jhm zu lernen/ daß er sanfftmüthig/ gü-
tig/ und niedrig von hertzen sey/ nicht wählen.

17. So seynd dann unsere andachten/ alle
miteinander leiblich/ und menschlich/ ja un-
würdig einer geistlichen und ewigen Seele.
Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die
Christen/ wann wir uns an den sichtbahren mit-
teln vergaffen/ wo sie uns nicht dienen zum
unsichtbahren zugelangen.

Alsdann ist es vergönnet sie zu gebrauchen:
Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un-
ser hertz darauff zu setzen/ weil es Gott gantz
haben wil. Diese zertheilung mißfället ihm;
und es würde nach einer abgötterey schmecken/
wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das
uns von den Heiligen übergeblieben/ was die-
se dinge selbsten betrifft/ beugeten/ oder uns
ehrerbietigerwiesen; weil wir Gott allein an-
beten und ehren sollen.

18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer
eben dasselbe sagten. Aber sie sagen nicht übel
und seynd hierinne keine ketzer/ wann sie es
in diesem verstande glauben/ daß man die bil-
der nicht für sich selbst/ aber wohl Gott in den
bildern ehren solte. Zum beyspiel sey: man
gehet rings um einige übrig gebliebene dinge
der Heiligen herum/ oder hält einen umgang
um dieselben her. Dieses zu thun wäre närrisch/
wann man Gott darinnen nicht betrachtete:
Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man
diese gänge thun solle. Aber derselbe der um
etwas übergebliebenes von einem Heiligen he-
rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei-
ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange-
nehm gewesen/ und weil wir durch unser bit-
te zu demselben/ von Gott die gnade begehren
ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen
darstellen/ als schutzheil. dergleichen wir zu
werden/ und solche tugenden/ als sie auff er-
den gehabt/ zu haben begehren; damit wir
Gott durch ihre bemittelung so angenehm/ als
sie gewesen wären/ uns machen möchten; ja
weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu-
neigung zu bezeugen/ welche wir in der seele
haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu-
gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem
leibe folgen/ und sie umringen. Dieser vor-
satz ist recht und rein. Eben ein solcher ist es/

wann
A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2
Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff.
[Spaltenumbruch]

13. Dieſes kan anders nichts ſeyn/ als ein ei-
teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da-
mit wir uns in gefahr ſetzen ſolche predigten zu
hoͤren/ die mit unſern ſinnen uͤbereinſtimmen/
und uns vom wege der ſeligkeit ableiten.
Dann viele predigen heutiges tages nur maͤhr-
lein/ und ſolche dinge/ dadurch unſer ſuͤnden
entſchuldiget werden; in dem ſie uns lehren/
daß der weg zum paradieſe breit und wohl
gebahnet ſey/ an ſtatt/ daß uns der HErꝛ
Jeſus einen ſehr ſchmalen und dornichten an-
zeiget. Es waͤre beſſer man bliebe zu hauſe/
als daß man ſolche prediger hoͤrete/ welche
daſſelbe/ das der Herꝛ Jeſus gebauet/ uͤber
einen hauffen werffen wollen. Unſer vorwitz
und unſer unfleiß nach ſeiner lehre zuthun/ ha-
ben verurſachet/ daß Gott dieſen falſchen Chri-
ſten ihre irꝛthuͤmer außzuſaͤen verhaͤnget.
Wenn wir bey der einfalt geblieben waͤren/
nichts anders zu hoͤren/ als die Evangeliſche
lehre/ die zu unſerer ſeligkeit gnug iſt; ſo
wuͤrde Gott nimmermehr zugelaſſen haben/
daß der Geiſt des irꝛthumbs an der heil. ſtaͤdte
geherꝛſchet haͤtte/ oder daß die Prediger auff
dem ſtuhle der warheit die luͤgen geprediget.

14. Solches haben wir durch unſere ver-
kehrte andacht verurſachet/ in dem wir die-
ſelbe fuͤr warhafftig halten wollen/ da ſie doch
falſch iſt. Dann wann wir ſie auff das hoͤren
ſo mancher predigten ſtellen/ ſo iſts eben ſo viel
als wolte man ſie ſuchen/ da ſie nicht iſt: Weil
die wahre andacht darinnen beſtehet/ wann
man nach der lehre des Herꝛn Jeſus thut/ und
nicht in dieſen aͤuſerlichen dingen. Maria
hatte das beſte theil erkohren/ das ihr nimmer-
mehr ſolte entwendet werden: Wiewohl ſie
nur das wort gehoͤrt/ und in ihr hertz einge-
graben.

15. Dieſes iſt auch in wahrheit das beſte
theil/ und das allein nothwendige/ das man
waͤhlen koͤnne; weil uns niemand die thaͤtig-
keit entziehen kan/ ob er uns ſchon alle aͤuſſerli-
chen mittel/ und daß wir nicht koͤnten hier
oder dort hingehen unſere andacht zu ſuchen/
entzoͤge. Der Herꝛ Jeſus hat ſolches gnug
angezeiget/ als er zu allem volck ſagte: Dieſel-
ben ſeynd meine mutter/ meine ſchweſtern/
und meine bruͤder/ die mein wort hoͤren und
darnach thun. Denn damit wolte er zu ver-
ſtehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/
noch in die oͤffentlichen verſamlungen gehen
duͤrffte die freundſchafft Gottes zu ſuchen/ ſon-
dern nur allein ſeyn wort hoͤren und ihm fol-
gen ſolte/ ja er zeiget an/ daß ſolches beſſer ſey
als ſeine natuͤrliche Mutter zu ſeyn/ die/ ihm
auß guter zuneigung ſuchte. Wir meinen
daß unſer zuneigung gut ſey/ wann wir ſie zu
einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut-
ter/ oder aber hinterlaſſenen dingen derſelben
tragen. Auch glauben wir/ wir haͤtten die
wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen
an etwan einigen ſonderlichen orthen/ da ſie
ſich befinden/ dieneten/ oder ſie ehreten. A-
ber dieſes kan noch gantz eine eigene liebe ſeyn/
und der lautere vorſatz keines weges den Herꝛn
Jeſum zu ſuchen/ gleich wie ihn die Jungfrau
Maria/ und der heilige Johannes geſuchet.
Gleichwohl ſcheinet er ſie nicht zu achten/ wann
er fraget; welche ſeynd meine mutter und
meine Bruͤder? Er wuſte zwar wohl/ daß ſie
[Spaltenumbruch] es waͤren: aber er wolte damit anzeigen/ daß
er dieſelben hoͤher ſchaͤtzte/ welche ſeyn wort hoͤ-
reten und ihm folgeten/ als andere die eine ſin-
liche und natuͤrliche zuneigung haͤtten.

16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter
Gottes vielmehr/ als Gott ſelbſten. Wir
reden davon vielmehr und tragen mehr ſorge
ſolches außzuſchmuͤcken/ als wir mit unſerm ge-
wiſſen thun/ welches der lebendige tempel des
Heiligen Geiſtes ſeyn ſolte/ und doch zuwei-
len mit ſuͤnden dermaſſen erfuͤllet iſt/ daß wir
keine ſorge tragen daſſelbe zu reinigen. Es iſt
ein groſſer irꝛthum/ daß man ein holtz oder ei-
nen ſtein hoͤher achtet/ als unſer gewiſſen/ wir
kuͤſſen und ehren die bilder/ ja wir buͤcken uns
vor den uͤbergebliebenen dingen der Heiligen
und halten einen umgang um ſie her: Aber ge-
gen das wort Gottes/ welches unendlich hoͤher
zu ſchaͤtzen/ laſſen wir dergleichen zuneigung
nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an-
dern Heiligen zu unſerm ſchutzheiligen/ uñ wol-
len den Herꝛn Jeſus zu unſerm lehrmeiſter/
von Jhm zu lernen/ daß er ſanfftmuͤthig/ guͤ-
tig/ und niedrig von hertzen ſey/ nicht waͤhlen.

17. So ſeynd dann unſere andachten/ alle
miteinander leiblich/ und menſchlich/ ja un-
wuͤrdig einer geiſtlichen und ewigen Seele.
Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die
Chriſten/ wañ wir uns an den ſichtbahren mit-
teln vergaffen/ wo ſie uns nicht dienen zum
unſichtbahren zugelangen.

Alsdann iſt es vergoͤnnet ſie zu gebrauchen:
Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un-
ſer hertz darauff zu ſetzen/ weil es Gott gantz
haben wil. Dieſe zertheilung mißfaͤllet ihm;
und es wuͤrde nach einer abgoͤtterey ſchmecken/
wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das
uns von den Heiligen uͤbergeblieben/ was die-
ſe dinge ſelbſten betrifft/ beugeten/ oder uns
ehrerbietigerwieſen; weil wir Gott allein an-
beten und ehren ſollen.

18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer
eben daſſelbe ſagten. Aber ſie ſagen nicht uͤbel
und ſeynd hierinne keine ketzer/ wann ſie es
in dieſem verſtande glauben/ daß man die bil-
der nicht fuͤr ſich ſelbſt/ aber wohl Gott in den
bildern ehren ſolte. Zum beyſpiel ſey: man
gehet rings um einige uͤbrig gebliebene dinge
der Heiligen herum/ oder haͤlt einen umgang
um dieſelben her. Dieſes zu thun waͤre naͤrriſch/
wann man Gott darinnen nicht betrachtete:
Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man
dieſe gaͤnge thun ſolle. Aber derſelbe der um
etwas uͤbergebliebenes von einem Heiligen he-
rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei-
ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange-
nehm geweſen/ und weil wir durch unſer bit-
te zu demſelben/ von Gott die gnade begehren
ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen
darſtellen/ als ſchutzheil. dergleichen wir zu
werden/ und ſolche tugenden/ als ſie auff er-
den gehabt/ zu haben begehren; damit wir
Gott durch ihre bemittelung ſo angenehm/ als
ſie geweſen waͤren/ uns machen moͤchten; ja
weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu-
neigung zu bezeugen/ welche wir in der ſeele
haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu-
gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem
leibe folgen/ und ſie umringen. Dieſer vor-
ſatz iſt recht und rein. Eben ein ſolcher iſt es/

wann
A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2
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[755/1063] Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. 13. Dieſes kan anders nichts ſeyn/ als ein ei- teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da- mit wir uns in gefahr ſetzen ſolche predigten zu hoͤren/ die mit unſern ſinnen uͤbereinſtimmen/ und uns vom wege der ſeligkeit ableiten. Dann viele predigen heutiges tages nur maͤhr- lein/ und ſolche dinge/ dadurch unſer ſuͤnden entſchuldiget werden; in dem ſie uns lehren/ daß der weg zum paradieſe breit und wohl gebahnet ſey/ an ſtatt/ daß uns der HErꝛ Jeſus einen ſehr ſchmalen und dornichten an- zeiget. Es waͤre beſſer man bliebe zu hauſe/ als daß man ſolche prediger hoͤrete/ welche daſſelbe/ das der Herꝛ Jeſus gebauet/ uͤber einen hauffen werffen wollen. Unſer vorwitz und unſer unfleiß nach ſeiner lehre zuthun/ ha- ben verurſachet/ daß Gott dieſen falſchen Chri- ſten ihre irꝛthuͤmer außzuſaͤen verhaͤnget. Wenn wir bey der einfalt geblieben waͤren/ nichts anders zu hoͤren/ als die Evangeliſche lehre/ die zu unſerer ſeligkeit gnug iſt; ſo wuͤrde Gott nimmermehr zugelaſſen haben/ daß der Geiſt des irꝛthumbs an der heil. ſtaͤdte geherꝛſchet haͤtte/ oder daß die Prediger auff dem ſtuhle der warheit die luͤgen geprediget. 14. Solches haben wir durch unſere ver- kehrte andacht verurſachet/ in dem wir die- ſelbe fuͤr warhafftig halten wollen/ da ſie doch falſch iſt. Dann wann wir ſie auff das hoͤren ſo mancher predigten ſtellen/ ſo iſts eben ſo viel als wolte man ſie ſuchen/ da ſie nicht iſt: Weil die wahre andacht darinnen beſtehet/ wann man nach der lehre des Herꝛn Jeſus thut/ und nicht in dieſen aͤuſerlichen dingen. Maria hatte das beſte theil erkohren/ das ihr nimmer- mehr ſolte entwendet werden: Wiewohl ſie nur das wort gehoͤrt/ und in ihr hertz einge- graben. 15. Dieſes iſt auch in wahrheit das beſte theil/ und das allein nothwendige/ das man waͤhlen koͤnne; weil uns niemand die thaͤtig- keit entziehen kan/ ob er uns ſchon alle aͤuſſerli- chen mittel/ und daß wir nicht koͤnten hier oder dort hingehen unſere andacht zu ſuchen/ entzoͤge. Der Herꝛ Jeſus hat ſolches gnug angezeiget/ als er zu allem volck ſagte: Dieſel- ben ſeynd meine mutter/ meine ſchweſtern/ und meine bruͤder/ die mein wort hoͤren und darnach thun. Denn damit wolte er zu ver- ſtehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/ noch in die oͤffentlichen verſamlungen gehen duͤrffte die freundſchafft Gottes zu ſuchen/ ſon- dern nur allein ſeyn wort hoͤren und ihm fol- gen ſolte/ ja er zeiget an/ daß ſolches beſſer ſey als ſeine natuͤrliche Mutter zu ſeyn/ die/ ihm auß guter zuneigung ſuchte. Wir meinen daß unſer zuneigung gut ſey/ wann wir ſie zu einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut- ter/ oder aber hinterlaſſenen dingen derſelben tragen. Auch glauben wir/ wir haͤtten die wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen an etwan einigen ſonderlichen orthen/ da ſie ſich befinden/ dieneten/ oder ſie ehreten. A- ber dieſes kan noch gantz eine eigene liebe ſeyn/ und der lautere vorſatz keines weges den Herꝛn Jeſum zu ſuchen/ gleich wie ihn die Jungfrau Maria/ und der heilige Johannes geſuchet. Gleichwohl ſcheinet er ſie nicht zu achten/ wann er fraget; welche ſeynd meine mutter und meine Bruͤder? Er wuſte zwar wohl/ daß ſie es waͤren: aber er wolte damit anzeigen/ daß er dieſelben hoͤher ſchaͤtzte/ welche ſeyn wort hoͤ- reten und ihm folgeten/ als andere die eine ſin- liche und natuͤrliche zuneigung haͤtten. 16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter Gottes vielmehr/ als Gott ſelbſten. Wir reden davon vielmehr und tragen mehr ſorge ſolches außzuſchmuͤcken/ als wir mit unſerm ge- wiſſen thun/ welches der lebendige tempel des Heiligen Geiſtes ſeyn ſolte/ und doch zuwei- len mit ſuͤnden dermaſſen erfuͤllet iſt/ daß wir keine ſorge tragen daſſelbe zu reinigen. Es iſt ein groſſer irꝛthum/ daß man ein holtz oder ei- nen ſtein hoͤher achtet/ als unſer gewiſſen/ wir kuͤſſen und ehren die bilder/ ja wir buͤcken uns vor den uͤbergebliebenen dingen der Heiligen und halten einen umgang um ſie her: Aber ge- gen das wort Gottes/ welches unendlich hoͤher zu ſchaͤtzen/ laſſen wir dergleichen zuneigung nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an- dern Heiligen zu unſerm ſchutzheiligen/ uñ wol- len den Herꝛn Jeſus zu unſerm lehrmeiſter/ von Jhm zu lernen/ daß er ſanfftmuͤthig/ guͤ- tig/ und niedrig von hertzen ſey/ nicht waͤhlen. 17. So ſeynd dann unſere andachten/ alle miteinander leiblich/ und menſchlich/ ja un- wuͤrdig einer geiſtlichen und ewigen Seele. Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die Chriſten/ wañ wir uns an den ſichtbahren mit- teln vergaffen/ wo ſie uns nicht dienen zum unſichtbahren zugelangen. Alsdann iſt es vergoͤnnet ſie zu gebrauchen: Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un- ſer hertz darauff zu ſetzen/ weil es Gott gantz haben wil. Dieſe zertheilung mißfaͤllet ihm; und es wuͤrde nach einer abgoͤtterey ſchmecken/ wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das uns von den Heiligen uͤbergeblieben/ was die- ſe dinge ſelbſten betrifft/ beugeten/ oder uns ehrerbietigerwieſen; weil wir Gott allein an- beten und ehren ſollen. 18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer eben daſſelbe ſagten. Aber ſie ſagen nicht uͤbel und ſeynd hierinne keine ketzer/ wann ſie es in dieſem verſtande glauben/ daß man die bil- der nicht fuͤr ſich ſelbſt/ aber wohl Gott in den bildern ehren ſolte. Zum beyſpiel ſey: man gehet rings um einige uͤbrig gebliebene dinge der Heiligen herum/ oder haͤlt einen umgang um dieſelben her. Dieſes zu thun waͤre naͤrriſch/ wann man Gott darinnen nicht betrachtete: Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man dieſe gaͤnge thun ſolle. Aber derſelbe der um etwas uͤbergebliebenes von einem Heiligen he- rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei- ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange- nehm geweſen/ und weil wir durch unſer bit- te zu demſelben/ von Gott die gnade begehren ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen darſtellen/ als ſchutzheil. dergleichen wir zu werden/ und ſolche tugenden/ als ſie auff er- den gehabt/ zu haben begehren; damit wir Gott durch ihre bemittelung ſo angenehm/ als ſie geweſen waͤren/ uns machen moͤchten; ja weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu- neigung zu bezeugen/ welche wir in der ſeele haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu- gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem leibe folgen/ und ſie umringen. Dieſer vor- ſatz iſt recht und rein. Eben ein ſolcher iſt es/ wann A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1063>, abgerufen am 02.05.2024.