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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXVII. Von denen gesichtern Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
habe auch den jünstentag 6. mal gesehen/ und
5. mal die hölle/ (e) und bin 3. mal (g) un-
ter die erde geführet worden. Jch will aber auff
diesen bogen pappir nichts schreiben von den ge-
heimnissen/ als nur was nöthig ist/ ich bin der
hoffnung/ wir wollen mündlich miteinander
reden. (f) Auff uns ist kommen das ende der
welt/ ich bin das A und das O/ der anfang
und das ende/ des Testaments abbund und ei-
nes andern anfang; das ist jetzt am nothwen-
digsten/ das volck zum gesetz Mosis zu treiben;
so spricht der HErr HErr: Aus Zion soll das
gesetz ausgehen.

Zu erleuterung dieses briefs ist zu mercken/ daß
sie nicht so wol in ihrem namen/ als unter dem
bild der gantzen kirche und des neuen Zions/ das
Gott auf erden aufrichten wolle/ rede; daher nen-
net sie sich/ an statt Anna/ An mich/ daß wer
nicht dieser kirche einverleibet/ und gleichsam wie-
dergeboren zu werden/ dieser mutter einverleibt
werde/ könne in das reich GOttes nicht kom-
men etc. welches in vielen andern reden von
ihr allezeit muß in acht genommen werden/ daß
sie zu gleich auch von GOtt ausgerüst/ als vor
diesem im A. Testament die Propheten und Se-
her/ antwort zu geben/ und in fürfallenden nö-
then der stadt und landes GOttes willen anzu-
zeigen/ über das mit dem geist des gebets be-
gabt/ grosses übel weg- oder so viel wol auch
her zu beten.

(a) Sie war im gesicht zu Nürnberg/ und sahe
daselbst ordens-personen mit rosen-kräntzen/
welche nach der Carthäuser closter fragten.

(b) Acht und zwantzig jahr vor diesem Frantzö-
sischen krieg hat sie schon von der heissen
schmidässe gesagt/ daß der Frantzos über den
harte Lutherischen amboß als ein harter ham-
mer kommen werde; man möge fried/ stillstand
und bund machen wie man wolle/ so sey es
aus mit dem Luther/ welcher jetzt sammt sei-
nem volck als ein rind ohne haupt auff der
heyde ihr erschiene/ dabey das Pabsthum als
ein grosser rother drach den rachen auffperrete
ihn zu verschlingen/ sie aber seiner sich noch
annahm und bey den hals anfaste; sie sahe
pfaffen mit würffeln unter dem hut spielen
auff einem tisch vor ihr/ und sagte/ daß sie seit-
her 62. heimlich einen bund haben/ die Luthe-
raner zu vertilgen/ stellen sich doch/ als wenn es
ihne wegen des kriegs leid wäre; wenn man ei-
nen fest- und bußtag unter den Lutherischen
anstellete/ könte man alle ihre tücklein zu
schanden machen; wenn man sich nicht bekeh-
re/ so sey es aus; wozu noch unterschiedliche
offenbarungen kommen; unter andern sahe sie
einen Lutherischen Pfarherrn im geist des Lu-
thers auff der schweis-banck sitzen/ für dem
gieng sie fürüber/ er aber war sehr alt und fast
blind/ und sagte: ach da geht diß weib! sie
fragte ihn/ ob er sie denn sehe? und er antworte-
te/ ja/ er habe noch einen kleinen schein. So sey
das Lutherthum veraltet und abkräfftig/ sey
ihm bange/ als einem schwitzenden/ und sähe
die wahrheit noch ein klein wenig/ sie folgen
derselbe aber doch nicht/ obsie gleich überzeugt
werden ihrer sünden/ thun doch nur mit dem
mund busse. Darnach zeigte ihr Gott eine Lu-
therische Prediger in einem alte stock stehend/
der hub seine hände auff/ und bat GOtt um
[Spaltenumbruch] vergebung der sünden; nichts destoweniger sa-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

he sie ihn samt dem stock zu grunde gehen. Als
ihr die verfolgung der Lutherischen Predi-
ger in Ungarn erzehlt wurde/ sagte sie/ sie ha-
be sie anno 63. auff der cantzel gesehen gehend
mit einem aug/ daß sie auff dem andern blind
gewesen; nennet sie also drey feinde/ welche
das Lutherthum völlig zu ruiniren suchen:
(1) der Pabst und alles was seiner art/ (2) der
Türck/ welcher um gantz Teutschland/ und also
auch um die Lutherische und die stadt Nürnberg
mitbuhlte/ von dem sie A. 1662. diß gesicht hat-
te: Es lagen in ihres kindes wiegen grosse eyer/
die waren verbrütet/ und flogen vögel
daraus/ welche zu lauter menschen und Tür-
cken wurden; damals sey der krieg der Tür-
cken ausgebrütet worden. (3) Der Fran-
tzoß/ von welchem sie lang vorher gesagt/ auch
die stadt Straßburg/ als eine hoffärtige frau/
in Straßburger habit/ welchen sie nie gesehe/
doch ausführlich beschrieben/ vor sich sahe/
und ihr verkündigte/ es würde sie ihr huren-
buhle ergreiffen/ welches auch hernach erfol-
get. Sie beschuldigte Anspach/ es sey schul-
dig mit daran/ daß Straßburg über gangen/
weil es ihr nicht zu wissen gethan worden;
wann man es zu Nürnberg nicht kund mache/
gehe es ihr eben so. Anno 1663. im Martio
sahe sie eine grosse fluth von Franckreich her
fliessen/ und schrie darauff zu ihren kindern/
und zu allen frommen/ deren sie sich eine mutter
nennet: Steiget in euren häusern auff die hö-
he/ daß ihr nicht ersauft; nach dem wasser sahe
sie drey grosse vögel/ der eine hatte zwey köpf-
fe/ kamen eben daher/ da das wasser herkam/
welches grosses kriegesvolck bedeutet; als sie
die vögel sahe/ schrie ihr geist in ihr zum öff-
tern: HErr JEsus! wodurch sie GOtt in die
ruthe fiel; des Königes in Franckreich zei-
chen und namen habe sie schon in der hölle ge-
sehen.

(c) Anno 1662. Sey gleichsam ein abermah-
liger völliger sünden-fall wieder geschehen/
aber durch ihre vorbitte wieder gnade einge-
wendet worden; sie vergliche sich zum öfftern
dem weib in der offenbarung/ redete viel von
einer geistlichen geburt eines knäbleins/ in
welchem gleichsam alle seclen/ so noch geret-
tet werden/ aus dieser welt-neige abgebildet
und gefasset sind; welches knäblein zu GOtt
entzückt worden/ das ist/ die die letzte gnade
annehmen/ sind in das buch des lebens wie-
der eingeschrieben worden/ da vorher alles
ausgetilget war; die welt war damals gerich-
tet/ daher sahe sie damals die menschen zu
tausenden am gericht hangen/ als ausgespeite
von der gnade. Item, sie sahe sie als truncke-
ne im wirthshauß/ einer lag und schnarchte/
der andere hielt den kopff/ der dritte dau-
melte von einer seiten zur andern/ hatten ins-
gesamt keinen guten fleck an ihren kleidern/
sondern sassen halb entblöst da. Der wirth
so sie bißher gespeist/ CHristus/ hatte das
kerbholtz/ das völlige gesetz/ in der hand/ das
hielt er vor/ da trat sie/ oder der H. Geist in ihr/
in das mittel und bat um erbarmung/ da
wurden die schulden auff sie geleget/ sie muste
in ketten 27. wochen zu Anspach angeschlos-
sen liegen/ und tag und nacht um gnade seuff-
tzen und bitten; wie CHristus ein versöhner

bey

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichtern Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
habe auch den juͤnſtentag 6. mal geſehen/ und
5. mal die hoͤlle/ (e) und bin 3. mal (g) un-
ter die erde gefuͤhret worden. Jch will aber auff
dieſen bogen pappir nichts ſchreiben von den ge-
heimniſſen/ als nur was noͤthig iſt/ ich bin der
hoffnung/ wir wollen muͤndlich miteinander
reden. (f) Auff uns iſt kommen das ende der
welt/ ich bin das A und das O/ der anfang
und das ende/ des Teſtaments abbund und ei-
nes andern anfang; das iſt jetzt am nothwen-
digſten/ das volck zum geſetz Moſis zu treiben;
ſo ſpricht der HErꝛ HErꝛ: Aus Zion ſoll das
geſetz ausgehen.

Zu erleuterung dieſes briefs iſt zu mercken/ daß
ſie nicht ſo wol in ihrem namen/ als unter dem
bild der gantzen kirche und des neuen Zions/ das
Gott auf erden aufrichten wolle/ rede; daher nen-
net ſie ſich/ an ſtatt Anna/ An mich/ daß wer
nicht dieſeꝛ kirche einverleibet/ uñ gleichſam wie-
dergeboren zu werden/ dieſer mutter einverleibt
werde/ koͤnne in das reich GOttes nicht kom-
men ꝛc. welches in vielen andern reden von
ihr allezeit muß in acht genommen werden/ daß
ſie zu gleich auch von GOtt ausgeruͤſt/ als vor
dieſem im A. Teſtament die Propheten und Se-
her/ antwort zu geben/ und in fuͤrfallenden noͤ-
then der ſtadt und landes GOttes willen anzu-
zeigen/ uͤber das mit dem geiſt des gebets be-
gabt/ groſſes uͤbel weg- oder ſo viel wol auch
her zu beten.

(a) Sie war im geſicht zu Nuͤrnberg/ und ſahe
daſelbſt ordens-perſonen mit roſen-kraͤntzen/
welche nach der Carthaͤuſer cloſter fragten.

(b) Acht und zwantzig jahr vor dieſem Frantzoͤ-
ſiſchen krieg hat ſie ſchon von der heiſſen
ſchmidaͤſſe geſagt/ daß der Frantzos uͤber den
hartē Lutheriſchen amboß als ein haꝛter ham-
mer kom̃en werde; man moͤge fried/ ſtillſtand
und bund machen wie man wolle/ ſo ſey es
aus mit dem Luther/ welcher jetzt ſammt ſei-
nem volck als ein rind ohne haupt auff der
heyde ihr erſchienē/ dabey das Pabſthum als
ein groſſeꝛ rother drach den rachen auffpeꝛrete
ihn zu verſchlingen/ ſie aber ſeiner ſich noch
annahm und bey den hals anfaſte; ſie ſahe
pfaffen mit wuͤrffeln unter dem hut ſpielen
auff einem tiſch vor ihr/ und ſagte/ daß ſie ſeit-
her 62. heimlich einen bund haben/ die Luthe-
raner zu vertilgen/ ſtellen ſich doch/ als weñ es
ihnē wegen des kriegs leid waͤre; weñ man ei-
nen feſt- und bußtag unter den Lutheriſchen
anſtellete/ koͤnte man alle ihre tuͤcklein zu
ſchanden machen; wenn man ſich nicht bekeh-
re/ ſo ſey es aus; wozu noch unterſchiedliche
offenbarungen kom̃en; unter andern ſahe ſie
einen Lutheriſchen Pfarherꝛn im geiſt des Lu-
thers auff der ſchweis-banck ſitzen/ fuͤr dem
gieng ſie fuͤruͤber/ er aber war ſehr alt und faſt
blind/ und ſagte: ach da geht diß weib! ſie
fragte ihn/ ob er ſie deñ ſehe? und er antworte-
te/ ja/ eꝛ habe noch einen kleinen ſchein. So ſey
das Lutherthum veraltet und abkraͤfftig/ ſey
ihm bange/ als einem ſchwitzenden/ und ſaͤhe
die wahrheit noch ein klein wenig/ ſie folgen
deꝛſelbē aber doch nicht/ obſie gleich uͤbeꝛzeugt
werden ihrer ſuͤnden/ thun doch nur mit dem
mund buſſe. Darnach zeigte ihr Gott einē Lu-
theriſchē Prediger in einem altē ſtock ſtehend/
der hub ſeine haͤnde auff/ und bat GOtt um
[Spaltenumbruch] vergebung der ſuͤnden; nichts deſtoweniger ſa-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

he ſie ihn ſamt dem ſtock zu grunde gehen. Als
ihr die verfolgung der Lutheriſchen Predi-
ger in Ungarn erzehlt wurde/ ſagte ſie/ ſie ha-
be ſie anno 63. auff der cantzel geſehen gehend
mit einem aug/ daß ſie auff dem andern blind
geweſen; nennet ſie alſo drey feinde/ welche
das Lutherthum voͤllig zu ruiniren ſuchen:
(1) der Pabſt und alles was ſeiner art/ (2) der
Tuͤꝛck/ welcher um gantz Teutſchland/ uñ alſo
auch um die Lutheꝛiſche uñ die ſtadt Nuͤrnbeꝛg
mitbuhlte/ von dem ſie A. 1662. diß geſicht hat-
te: Es lagen in ihres kindes wiegen groſſe eyer/
die waren verbruͤtet/ und flogen voͤgel
daraus/ welche zu lauter menſchen und Tuͤr-
cken wurden; damals ſey der krieg der Tuͤr-
cken ausgebruͤtet worden. (3) Der Fran-
tzoß/ von welchem ſie lang voꝛher geſagt/ auch
die ſtadt Straßbuꝛg/ als eine hoffaͤrtige frau/
in Straßburger habit/ welchen ſie nie geſehē/
doch ausfuͤhrlich beſchrieben/ vor ſich ſahe/
und ihr verkuͤndigte/ es wuͤrde ſie ihr huren-
buhle ergreiffen/ welches auch hernach erfol-
get. Sie beſchuldigte Anſpach/ es ſey ſchul-
dig mit daran/ daß Straßburg uͤber gangen/
weil es ihr nicht zu wiſſen gethan worden;
wann man es zu Nuͤrnberg nicht kund mache/
gehe es ihr eben ſo. Anno 1663. im Martio
ſahe ſie eine groſſe fluth von Franckreich her
flieſſen/ und ſchrie darauff zu ihren kindern/
und zu allen from̃en/ deren ſie ſich eine mutter
nennet: Steiget in euren haͤuſern auff die hoͤ-
he/ daß ihr nicht eꝛſauft; nach dem waſſer ſahe
ſie drey groſſe voͤgel/ der eine hatte zwey koͤpf-
fe/ kamen eben daher/ da das waſſer herkam/
welches groſſes kriegesvolck bedeutet; als ſie
die voͤgel ſahe/ ſchrie ihr geiſt in ihr zum oͤff-
tern: HErꝛ JEſus! wodurch ſie GOtt in die
ruthe fiel; des Koͤniges in Franckreich zei-
chen und namen habe ſie ſchon in der hoͤlle ge-
ſehen.

(c) Anno 1662. Sey gleichſam ein abermah-
liger voͤlliger ſuͤnden-fall wieder geſchehen/
aber durch ihre vorbitte wieder gnade einge-
wendet worden; ſie vergliche ſich zum oͤfftern
dem weib in der offenbarung/ redete viel von
einer geiſtlichen geburt eines knaͤbleins/ in
welchem gleichſam alle ſeclen/ ſo noch geret-
tet werden/ aus dieſer welt-neige abgebildet
und gefaſſet ſind; welches knaͤblein zu GOtt
entzuͤckt worden/ das iſt/ die die letzte gnade
annehmen/ ſind in das buch des lebens wie-
der eingeſchrieben worden/ da vorher alles
ausgetilget war; die welt war damals gerich-
tet/ daher ſahe ſie damals die menſchen zu
tauſenden am geꝛicht hangen/ als ausgeſpeite
von der gnade. Item, ſie ſahe ſie als truncke-
ne im wirthshauß/ einer lag und ſchnarchte/
der andere hielt den kopff/ der dritte dau-
melte von einer ſeiten zur andern/ hatten ins-
geſamt keinen guten fleck an ihren kleidern/
ſondern ſaſſen halb entbloͤſt da. Der wirth
ſo ſie bißher geſpeiſt/ CHriſtus/ hatte das
kerbholtz/ das voͤllige geſetz/ in der hand/ das
hielt er vor/ da trat ſie/ odeꝛ deꝛ H. Geiſt in ihr/
in das mittel und bat um erbarmung/ da
wurden die ſchulden auff ſie geleget/ ſie muſte
in ketten 27. wochen zu Anſpach angeſchloſ-
ſen liegen/ und tag und nacht um gnade ſeuff-
tzen und bitten; wie CHriſtus ein verſoͤhner

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[263/0275] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichtern Annaͤ Vetterin. habe auch den juͤnſtentag 6. mal geſehen/ und 5. mal die hoͤlle/ (e) und bin 3. mal (g) un- ter die erde gefuͤhret worden. Jch will aber auff dieſen bogen pappir nichts ſchreiben von den ge- heimniſſen/ als nur was noͤthig iſt/ ich bin der hoffnung/ wir wollen muͤndlich miteinander reden. (f) Auff uns iſt kommen das ende der welt/ ich bin das A und das O/ der anfang und das ende/ des Teſtaments abbund und ei- nes andern anfang; das iſt jetzt am nothwen- digſten/ das volck zum geſetz Moſis zu treiben; ſo ſpricht der HErꝛ HErꝛ: Aus Zion ſoll das geſetz ausgehen. Jahr MDC. biß MDCC. Zu erleuterung dieſes briefs iſt zu mercken/ daß ſie nicht ſo wol in ihrem namen/ als unter dem bild der gantzen kirche und des neuen Zions/ das Gott auf erden aufrichten wolle/ rede; daher nen- net ſie ſich/ an ſtatt Anna/ An mich/ daß wer nicht dieſeꝛ kirche einverleibet/ uñ gleichſam wie- dergeboren zu werden/ dieſer mutter einverleibt werde/ koͤnne in das reich GOttes nicht kom- men ꝛc. welches in vielen andern reden von ihr allezeit muß in acht genommen werden/ daß ſie zu gleich auch von GOtt ausgeruͤſt/ als vor dieſem im A. Teſtament die Propheten und Se- her/ antwort zu geben/ und in fuͤrfallenden noͤ- then der ſtadt und landes GOttes willen anzu- zeigen/ uͤber das mit dem geiſt des gebets be- gabt/ groſſes uͤbel weg- oder ſo viel wol auch her zu beten. (a) Sie war im geſicht zu Nuͤrnberg/ und ſahe daſelbſt ordens-perſonen mit roſen-kraͤntzen/ welche nach der Carthaͤuſer cloſter fragten. (b) Acht und zwantzig jahr vor dieſem Frantzoͤ- ſiſchen krieg hat ſie ſchon von der heiſſen ſchmidaͤſſe geſagt/ daß der Frantzos uͤber den hartē Lutheriſchen amboß als ein haꝛter ham- mer kom̃en werde; man moͤge fried/ ſtillſtand und bund machen wie man wolle/ ſo ſey es aus mit dem Luther/ welcher jetzt ſammt ſei- nem volck als ein rind ohne haupt auff der heyde ihr erſchienē/ dabey das Pabſthum als ein groſſeꝛ rother drach den rachen auffpeꝛrete ihn zu verſchlingen/ ſie aber ſeiner ſich noch annahm und bey den hals anfaſte; ſie ſahe pfaffen mit wuͤrffeln unter dem hut ſpielen auff einem tiſch vor ihr/ und ſagte/ daß ſie ſeit- her 62. heimlich einen bund haben/ die Luthe- raner zu vertilgen/ ſtellen ſich doch/ als weñ es ihnē wegen des kriegs leid waͤre; weñ man ei- nen feſt- und bußtag unter den Lutheriſchen anſtellete/ koͤnte man alle ihre tuͤcklein zu ſchanden machen; wenn man ſich nicht bekeh- re/ ſo ſey es aus; wozu noch unterſchiedliche offenbarungen kom̃en; unter andern ſahe ſie einen Lutheriſchen Pfarherꝛn im geiſt des Lu- thers auff der ſchweis-banck ſitzen/ fuͤr dem gieng ſie fuͤruͤber/ er aber war ſehr alt und faſt blind/ und ſagte: ach da geht diß weib! ſie fragte ihn/ ob er ſie deñ ſehe? und er antworte- te/ ja/ eꝛ habe noch einen kleinen ſchein. So ſey das Lutherthum veraltet und abkraͤfftig/ ſey ihm bange/ als einem ſchwitzenden/ und ſaͤhe die wahrheit noch ein klein wenig/ ſie folgen deꝛſelbē aber doch nicht/ obſie gleich uͤbeꝛzeugt werden ihrer ſuͤnden/ thun doch nur mit dem mund buſſe. Darnach zeigte ihr Gott einē Lu- theriſchē Prediger in einem altē ſtock ſtehend/ der hub ſeine haͤnde auff/ und bat GOtt um vergebung der ſuͤnden; nichts deſtoweniger ſa- he ſie ihn ſamt dem ſtock zu grunde gehen. Als ihr die verfolgung der Lutheriſchen Predi- ger in Ungarn erzehlt wurde/ ſagte ſie/ ſie ha- be ſie anno 63. auff der cantzel geſehen gehend mit einem aug/ daß ſie auff dem andern blind geweſen; nennet ſie alſo drey feinde/ welche das Lutherthum voͤllig zu ruiniren ſuchen: (1) der Pabſt und alles was ſeiner art/ (2) der Tuͤꝛck/ welcher um gantz Teutſchland/ uñ alſo auch um die Lutheꝛiſche uñ die ſtadt Nuͤrnbeꝛg mitbuhlte/ von dem ſie A. 1662. diß geſicht hat- te: Es lagen in ihres kindes wiegen groſſe eyer/ die waren verbruͤtet/ und flogen voͤgel daraus/ welche zu lauter menſchen und Tuͤr- cken wurden; damals ſey der krieg der Tuͤr- cken ausgebruͤtet worden. (3) Der Fran- tzoß/ von welchem ſie lang voꝛher geſagt/ auch die ſtadt Straßbuꝛg/ als eine hoffaͤrtige frau/ in Straßburger habit/ welchen ſie nie geſehē/ doch ausfuͤhrlich beſchrieben/ vor ſich ſahe/ und ihr verkuͤndigte/ es wuͤrde ſie ihr huren- buhle ergreiffen/ welches auch hernach erfol- get. Sie beſchuldigte Anſpach/ es ſey ſchul- dig mit daran/ daß Straßburg uͤber gangen/ weil es ihr nicht zu wiſſen gethan worden; wann man es zu Nuͤrnberg nicht kund mache/ gehe es ihr eben ſo. Anno 1663. im Martio ſahe ſie eine groſſe fluth von Franckreich her flieſſen/ und ſchrie darauff zu ihren kindern/ und zu allen from̃en/ deren ſie ſich eine mutter nennet: Steiget in euren haͤuſern auff die hoͤ- he/ daß ihr nicht eꝛſauft; nach dem waſſer ſahe ſie drey groſſe voͤgel/ der eine hatte zwey koͤpf- fe/ kamen eben daher/ da das waſſer herkam/ welches groſſes kriegesvolck bedeutet; als ſie die voͤgel ſahe/ ſchrie ihr geiſt in ihr zum oͤff- tern: HErꝛ JEſus! wodurch ſie GOtt in die ruthe fiel; des Koͤniges in Franckreich zei- chen und namen habe ſie ſchon in der hoͤlle ge- ſehen. Jahr MDC. biß MDCC. (c) Anno 1662. Sey gleichſam ein abermah- liger voͤlliger ſuͤnden-fall wieder geſchehen/ aber durch ihre vorbitte wieder gnade einge- wendet worden; ſie vergliche ſich zum oͤfftern dem weib in der offenbarung/ redete viel von einer geiſtlichen geburt eines knaͤbleins/ in welchem gleichſam alle ſeclen/ ſo noch geret- tet werden/ aus dieſer welt-neige abgebildet und gefaſſet ſind; welches knaͤblein zu GOtt entzuͤckt worden/ das iſt/ die die letzte gnade annehmen/ ſind in das buch des lebens wie- der eingeſchrieben worden/ da vorher alles ausgetilget war; die welt war damals gerich- tet/ daher ſahe ſie damals die menſchen zu tauſenden am geꝛicht hangen/ als ausgeſpeite von der gnade. Item, ſie ſahe ſie als truncke- ne im wirthshauß/ einer lag und ſchnarchte/ der andere hielt den kopff/ der dritte dau- melte von einer ſeiten zur andern/ hatten ins- geſamt keinen guten fleck an ihren kleidern/ ſondern ſaſſen halb entbloͤſt da. Der wirth ſo ſie bißher geſpeiſt/ CHriſtus/ hatte das kerbholtz/ das voͤllige geſetz/ in der hand/ das hielt er vor/ da trat ſie/ odeꝛ deꝛ H. Geiſt in ihr/ in das mittel und bat um erbarmung/ da wurden die ſchulden auff ſie geleget/ ſie muſte in ketten 27. wochen zu Anſpach angeſchloſ- ſen liegen/ und tag und nacht um gnade ſeuff- tzen und bitten; wie CHriſtus ein verſoͤhner bey

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/275>, abgerufen am 29.04.2024.