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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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eines Brieffes von Manichaeo.
[Spaltenumbruch] ewige und herrliche leben haben. Denn
der ist gewißlich selig zu achten/ wel-
cher diese Göttliche erkäntniß er langet
hat/ durch welche er befreyet in dem
ewigen leben bleiben wird.

Der friede des unsichtbaren GOttes
und die erkäntnis der wahrheit sey mit
den heiligen und liebsten brüdern/ wel-
che denen himmlischen geboten glauben
und dienen. Die rechte des lichts be-
wahre euch/ und errette euch von allem
anlauff des bösen/ und von den stricken
dieser welt.

Geliebter bruder/ du hast von dem
schon gehöret/ wovon du mir zu wissen
gethan/ nemlich daß du wissen woltest
von der geburt Adams und Evä/ ob sie
durch das wort geschaffen/ oder aus ei-
nem leibe gezeuget sind. Es soll dir
nach gebühr beantwortet werden. Die-
weil davon in allerhand schrifften und
berichten von vielen auff unterschiedli-
che artgeschrieben worden ist. Darum
ist auch die wahrheit dieser sache/ wie
sie an ihr selbst ist/ allen völckern fast un-
bekant/ und auch allen/ die lange davon

disputiret haben. Denn wenn ihnen ge-
geben wäre/ den ursprung Adams und
Evä recht zu erkennen/ würden sie nie-
mals der vergänglichkeit und dem tod
unterworffen seyn. Es ist aber noth-
wendig zuvor noch mehr zu gedencken/
daß wir ohn allem zweiffel und wancken
zu diesem geheimniß gelangen können.
Derowegen so vernimm zu erst/ was
vor erschaffung der welt gewesen/ und
wie der streit vorgegangen sey/ damit du
die natur des lichts und der finsterniß un-
terscheiden könnest. Denn diese sind
im anfang zwey unterschiedene wesen
gewest: Das reich des lichts hatte
GOtt der vater innen/ welcher in seinem
heiligen ursprung ewig/ in seiner krafft
herrlich/ in seiner natur selbst wahrhaff-
tig/ und in seiner eigenen ewigkeit vol-
ler freuden ist/ und allezeit die weißheit
und die lebens-empfindungen bey sich
hält. Durch welche er auch die 12. thei-
le seines lichts fasset/ nemlich die über-
flüßigen reichthümer seines eigenen
reichs. Jn einem jeglichen aber dieser
theile sind viel tausend unzehlige und
uner meßliche schätze verborgen. Der
Vater selbst aber/ der in seinem lob der
allerhöchste/ und in seiner grösse unbe-
greifflich ist/ hat die seligen und herrli-
chen ewigkeiten
(Secula) bey sich/ da-
von man weder die anzahl noch die weit-
läufftigkeit ergründen kan/ mit wel-
chem dieser heilige und glorwürdigste
Vater lebet: Da er in seinen herrlichen
reichen nichts dürftiges oder schwaches
eingesetzet hat. Es sind aber seine al-
lerherrlichste reiche auff eine lichte und
selige erde gegründet/ damit sie durch
nichts jemals weder beweget noch er-
schüttert werden können.

Neben diesem theil selbiger lichten
und heiligen erde war auch die erde der
[Spaltenumbruch] finsterniß (oder die finstere welt) von
tieffer und unermeßlicher grösse/ in wel-
cher feurige leiber wohnen/ nemlich die
gifftigen geschlechter; dahero kamen
unendliche finsternisse mit ihren eige-
nen ausgeburten/ die dort heraus ent-
sprungen/ und in ihrer natur nicht gnug
werden erkant werden. Uber diesen
waren unflätige und trübe wasser mit
ihren einwohnern/ in welchen inwen-
dig grausame winde mit| ihren Fürsten
und urhebern waren. Wiederum war
eine feurige und verderbliche
region mit
ihren Fürsten und völckern. Jnwen-
dig darinnen war gleichfals ein volck
voller finsterniß und dampf/ darinne
der grausame Fürst und Heerführer aller
wohnet/ welcher unzehlige Fürsten um-
sich herum hatte/ deren aller seele oder
gemüth und ursprung er selber war/
und dieses waren die 5. naturen der gif-
tigen erde.

NUM. III.
Eines Manichaeers schrifft an Augu-
stinum.

Hiernächst findet sich auch im gedachten To-
mo
des Augustini eine unterredung desselben
mit Fortunato einem Manichaeischen Presby-
tero,
daraus wir nur dessen worte excerpiren
und verteutschen wollen/ weil die antwort gar
zu weitläufftig fallen möchte. Es redet aber die-
ser Manichaeer also p. 59. u. f. Es ist auch un-
ser bekäntniß/ daß GOtt unsterblich sey/
daß er lichte/ unzugänglich/ unbegreif-
lich und ohne leidenschafft sey: Daß er
in einem ewigen und eigenen licht woh-
ne/ daß er nichts verderbliches hervor-
bringe/ weder die finsterniß/ noch böse
geister/ noch den satan/ und das nichts
wiedriges in seinem reich gefunden
werden könne. Er hat aber einen Heiland
gesandt/ der ihm gleich ist/ das wort/
das vom anbegin der welt geboren ist/
als es die welt machete/ welches nach er-
schaffung der welt unter die menschen
kommen/ und sich würdige seelen auser-
lesen zu seinem heiligen willen/ die durch
seine himmlische gebote geheiliget/
auch durch denglauben und die erkänt-
niß himmlischer dinge ausgerüstet seyn.
Durch desselben anführung werden
eben diese seelen widerum zum Reiche
GOttes kommen/ krafft seiner verheis-
sung/ da er sagt:
Jch bin der weg/ die war-
heit und die thüre; und: Niemand kan zum
Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6.
Diesen dingen glauben wir/ weil die see-
len anders beschaffen sind/ das ist/ auff
keine andere art zum reich GOttes wie-
derkehren können/ wo sie nicht ihn als
die wahrheit/ den weg und die thüre ge-
funden haben:
Wer mich gesehen hat/ der
hat auch meinen vater gesehen; und: Wer an-
mich gläubet/ der wird den tod nicht schmecken
in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. sondern wird
von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht
ins gericht kommen. Diesen dingen glau-
ben wir/ und diß ist der grund unsers
glaubens/ daß wir aus allen kräfften

unsers

eines Brieffes von Manichæo.
[Spaltenumbruch] ewige und herꝛliche leben haben. Denn
der iſt gewißlich ſelig zu achten/ wel-
cher dieſe Goͤttliche erkaͤntniß er langet
hat/ durch welche er befreyet in dem
ewigen leben bleiben wird.

Der friede des unſichtbaren GOttes
und die erkaͤntnis der wahrheit ſey mit
den heiligen und liebſten bruͤdern/ wel-
che denen himmliſchen geboten glauben
und dienen. Die rechte des lichts be-
wahre euch/ und errette euch von allem
anlauff des boͤſen/ und von den ſtricken
dieſer welt.

Geliebter bruder/ du haſt von dem
ſchon gehoͤret/ wovon du mir zu wiſſen
gethan/ nemlich daß du wiſſen wolteſt
von der geburt Adams und Evaͤ/ ob ſie
durch das wort geſchaffen/ oder aus ei-
nem leibe gezeuget ſind. Es ſoll dir
nach gebuͤhr beantwortet werden. Die-
weil davon in allerhand ſchrifften und
berichten von vielen auff unterſchiedli-
che artgeſchrieben worden iſt. Darum
iſt auch die wahrheit dieſer ſache/ wie
ſie an ihr ſelbſt iſt/ allen voͤlckern faſt un-
bekant/ und auch allen/ die lange davon

diſputiret haben. Denn wenn ihnen ge-
geben waͤre/ den urſprung Adams und
Evaͤ recht zu erkennen/ wuͤrden ſie nie-
mals der vergaͤnglichkeit und dem tod
unterworffen ſeyn. Es iſt aber noth-
wendig zuvor noch mehr zu gedencken/
daß wiꝛ ohn allem zweiffel und wancken
zu dieſem geheimniß gelangen koͤnnen.
Derowegen ſo vernimm zu erſt/ was
vor erſchaffung der welt geweſen/ und
wie der ſtreit vorgegangen ſey/ damit du
die natur des lichts und deꝛ finſterniß un-
terſcheiden koͤnneſt. Denn dieſe ſind
im anfang zwey unterſchiedene weſen
geweſt: Das reich des lichts hatte
GOtt der vater innen/ welcher in ſeinem
heiligen urſprung ewig/ in ſeiner krafft
herꝛlich/ in ſeiner natur ſelbſt wahrhaff-
tig/ und in ſeiner eigenen ewigkeit vol-
ler freuden iſt/ und allezeit die weißheit
und die lebens-empfindungen bey ſich
haͤlt. Durch welche er auch die 12. thei-
le ſeines lichts faſſet/ nemlich die uͤber-
fluͤßigen reichthuͤmer ſeines eigenen
reichs. Jn einem jeglichen aber dieſer
theile ſind viel tauſend unzehlige und
uner meßliche ſchaͤtze verborgen. Der
Vater ſelbſt aber/ der in ſeinem lob der
allerhoͤchſte/ und in ſeiner groͤſſe unbe-
greifflich iſt/ hat die ſeligen und herꝛli-
chen ewigkeiten
(Secula) bey ſich/ da-
von man weder die anzahl noch die weit-
laͤufftigkeit ergruͤnden kan/ mit wel-
chem dieſer heilige und glorwuͤrdigſte
Vater lebet: Da er in ſeinen herꝛlichen
reichen nichts duͤrftiges odeꝛ ſchwaches
eingeſetzet hat. Es ſind aber ſeine al-
lerherꝛlichſte reiche auff eine lichte und
ſelige erde gegruͤndet/ damit ſie durch
nichts jemals weder beweget noch er-
ſchuͤttert werden koͤnnen.

Neben dieſem theil ſelbiger lichten
und heiligen erde war auch die erde der
[Spaltenumbruch] finſterniß (oder die finſtere welt) von
tieffer und unermeßlicher groͤſſe/ in wel-
cher feurige leiber wohnen/ nemlich die
gifftigen geſchlechter; dahero kamen
unendliche finſterniſſe mit ihren eige-
nen ausgeburten/ die dort heraus ent-
ſprungen/ und in ihrer natur nicht gnug
werden erkant werden. Uber dieſen
waren unflaͤtige und truͤbe waſſer mit
ihren einwohnern/ in welchen inwen-
dig grauſame winde mit| ihren Fuͤrſten
und urhebern waren. Wiederum war
eine feurige und verderbliche
region mit
ihren Fuͤrſten und voͤlckern. Jnwen-
dig darinnen war gleichfals ein volck
voller finſterniß und dampf/ darinne
der grauſame Fuͤrſt und Heerfuͤhrer aller
wohnet/ welcher unzehlige Fuͤrſten um-
ſich herum hatte/ deren aller ſeele oder
gemuͤth und urſprung er ſelber war/
und dieſes waren die 5. naturen der gif-
tigen erde.

NUM. III.
Eines Manichæers ſchrifft an Augu-
ſtinum.

Hiernaͤchſt findet ſich auch im gedachten To-
mo
des Auguſtini eine unterredung deſſelben
mit Fortunato einem Manichæiſchen Presby-
tero,
daraus wir nur deſſen worte excerpiren
und verteutſchen wollen/ weil die antwort gar
zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Es redet aber die-
ſer Manichæer alſo p. 59. u. f. Es iſt auch un-
ſer bekaͤntniß/ daß GOtt unſterblich ſey/
daß er lichte/ unzugaͤnglich/ unbegreif-
lich und ohne leidenſchafft ſey: Daß er
in einem ewigen und eigenen licht woh-
ne/ daß er nichts verderbliches hervor-
bringe/ weder die finſterniß/ noch boͤſe
geiſter/ noch den ſatan/ und das nichts
wiedriges in ſeinem reich gefunden
werden koͤñe. Er hat aber einen Heiland
geſandt/ der ihm gleich iſt/ das wort/
das vom anbegin der welt geboren iſt/
als es die welt machete/ welches nach er-
ſchaffung der welt unter die menſchen
kommen/ und ſich wuͤrdige ſeelen auser-
leſen zu ſeinem heiligen willen/ die durch
ſeine himmliſche gebote geheiliget/
auch durch denglauben und die erkaͤnt-
niß himmliſcher dinge ausgeruͤſtet ſeyn.
Durch deſſelben anfuͤhrung werden
eben dieſe ſeelen widerum zum Reiche
GOttes kommen/ krafft ſeiner verheiſ-
ſung/ da er ſagt:
Jch bin der weg/ die war-
heit und die thuͤre; und: Niemand kan zum
Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6.
Dieſen dingen glauben wir/ weil die ſee-
len anders beſchaffen ſind/ das iſt/ auff
keine andere art zum reich GOttes wie-
derkehren koͤnnen/ wo ſie nicht ihn als
die wahrheit/ den weg und die thuͤre ge-
funden haben:
Wer mich geſehen hat/ der
hat auch meinen vater geſehen; und: Wer an-
mich glaͤubet/ der wird den tod nicht ſchmecken
in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. ſondern wird
von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht
ins gericht kommen. Dieſen dingen glau-
ben wir/ und diß iſt der grund unſers
glaubens/ daß wir aus allen kraͤfften

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[55/0351] eines Brieffes von Manichæo. ewige und herꝛliche leben haben. Denn der iſt gewißlich ſelig zu achten/ wel- cher dieſe Goͤttliche erkaͤntniß er langet hat/ durch welche er befreyet in dem ewigen leben bleiben wird. Der friede des unſichtbaren GOttes und die erkaͤntnis der wahrheit ſey mit den heiligen und liebſten bruͤdern/ wel- che denen himmliſchen geboten glauben und dienen. Die rechte des lichts be- wahre euch/ und errette euch von allem anlauff des boͤſen/ und von den ſtricken dieſer welt. Geliebter bruder/ du haſt von dem ſchon gehoͤret/ wovon du mir zu wiſſen gethan/ nemlich daß du wiſſen wolteſt von der geburt Adams und Evaͤ/ ob ſie durch das wort geſchaffen/ oder aus ei- nem leibe gezeuget ſind. Es ſoll dir nach gebuͤhr beantwortet werden. Die- weil davon in allerhand ſchrifften und berichten von vielen auff unterſchiedli- che artgeſchrieben worden iſt. Darum iſt auch die wahrheit dieſer ſache/ wie ſie an ihr ſelbſt iſt/ allen voͤlckern faſt un- bekant/ und auch allen/ die lange davon diſputiret haben. Denn wenn ihnen ge- geben waͤre/ den urſprung Adams und Evaͤ recht zu erkennen/ wuͤrden ſie nie- mals der vergaͤnglichkeit und dem tod unterworffen ſeyn. Es iſt aber noth- wendig zuvor noch mehr zu gedencken/ daß wiꝛ ohn allem zweiffel und wancken zu dieſem geheimniß gelangen koͤnnen. Derowegen ſo vernimm zu erſt/ was vor erſchaffung der welt geweſen/ und wie der ſtreit vorgegangen ſey/ damit du die natur des lichts und deꝛ finſterniß un- terſcheiden koͤnneſt. Denn dieſe ſind im anfang zwey unterſchiedene weſen geweſt: Das reich des lichts hatte GOtt der vater innen/ welcher in ſeinem heiligen urſprung ewig/ in ſeiner krafft herꝛlich/ in ſeiner natur ſelbſt wahrhaff- tig/ und in ſeiner eigenen ewigkeit vol- ler freuden iſt/ und allezeit die weißheit und die lebens-empfindungen bey ſich haͤlt. Durch welche er auch die 12. thei- le ſeines lichts faſſet/ nemlich die uͤber- fluͤßigen reichthuͤmer ſeines eigenen reichs. Jn einem jeglichen aber dieſer theile ſind viel tauſend unzehlige und uner meßliche ſchaͤtze verborgen. Der Vater ſelbſt aber/ der in ſeinem lob der allerhoͤchſte/ und in ſeiner groͤſſe unbe- greifflich iſt/ hat die ſeligen und herꝛli- chen ewigkeiten (Secula) bey ſich/ da- von man weder die anzahl noch die weit- laͤufftigkeit ergruͤnden kan/ mit wel- chem dieſer heilige und glorwuͤrdigſte Vater lebet: Da er in ſeinen herꝛlichen reichen nichts duͤrftiges odeꝛ ſchwaches eingeſetzet hat. Es ſind aber ſeine al- lerherꝛlichſte reiche auff eine lichte und ſelige erde gegruͤndet/ damit ſie durch nichts jemals weder beweget noch er- ſchuͤttert werden koͤnnen. Neben dieſem theil ſelbiger lichten und heiligen erde war auch die erde der finſterniß (oder die finſtere welt) von tieffer und unermeßlicher groͤſſe/ in wel- cher feurige leiber wohnen/ nemlich die gifftigen geſchlechter; dahero kamen unendliche finſterniſſe mit ihren eige- nen ausgeburten/ die dort heraus ent- ſprungen/ und in ihrer natur nicht gnug werden erkant werden. Uber dieſen waren unflaͤtige und truͤbe waſſer mit ihren einwohnern/ in welchen inwen- dig grauſame winde mit| ihren Fuͤrſten und urhebern waren. Wiederum war eine feurige und verderbliche region mit ihren Fuͤrſten und voͤlckern. Jnwen- dig darinnen war gleichfals ein volck voller finſterniß und dampf/ darinne der grauſame Fuͤrſt und Heerfuͤhrer aller wohnet/ welcher unzehlige Fuͤrſten um- ſich herum hatte/ deren aller ſeele oder gemuͤth und urſprung er ſelber war/ und dieſes waren die 5. naturen der gif- tigen erde. NUM. III. Eines Manichæers ſchrifft an Augu- ſtinum. Hiernaͤchſt findet ſich auch im gedachten To- mo des Auguſtini eine unterredung deſſelben mit Fortunato einem Manichæiſchen Presby- tero, daraus wir nur deſſen worte excerpiren und verteutſchen wollen/ weil die antwort gar zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Es redet aber die- ſer Manichæer alſo p. 59. u. f. Es iſt auch un- ſer bekaͤntniß/ daß GOtt unſterblich ſey/ daß er lichte/ unzugaͤnglich/ unbegreif- lich und ohne leidenſchafft ſey: Daß er in einem ewigen und eigenen licht woh- ne/ daß er nichts verderbliches hervor- bringe/ weder die finſterniß/ noch boͤſe geiſter/ noch den ſatan/ und das nichts wiedriges in ſeinem reich gefunden werden koͤñe. Er hat aber einen Heiland geſandt/ der ihm gleich iſt/ das wort/ das vom anbegin der welt geboren iſt/ als es die welt machete/ welches nach er- ſchaffung der welt unter die menſchen kommen/ und ſich wuͤrdige ſeelen auser- leſen zu ſeinem heiligen willen/ die durch ſeine himmliſche gebote geheiliget/ auch durch denglauben und die erkaͤnt- niß himmliſcher dinge ausgeruͤſtet ſeyn. Durch deſſelben anfuͤhrung werden eben dieſe ſeelen widerum zum Reiche GOttes kommen/ krafft ſeiner verheiſ- ſung/ da er ſagt: Jch bin der weg/ die war- heit und die thuͤre; und: Niemand kan zum Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6. Dieſen dingen glauben wir/ weil die ſee- len anders beſchaffen ſind/ das iſt/ auff keine andere art zum reich GOttes wie- derkehren koͤnnen/ wo ſie nicht ihn als die wahrheit/ den weg und die thuͤre ge- funden haben: Wer mich geſehen hat/ der hat auch meinen vater geſehen; und: Wer an- mich glaͤubet/ der wird den tod nicht ſchmecken in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. ſondern wird von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht ins gericht kommen. Dieſen dingen glau- ben wir/ und diß iſt der grund unſers glaubens/ daß wir aus allen kraͤfften unſers

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/351>, abgerufen am 29.04.2024.