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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. XII. Eine schrifft von der vollkommenheit.
[Spaltenumbruch] ner gesaget habe/ welches auch GOtt durch
Salomon billiget: Meine schwester ist ein ver-
schlossener garten/ ein versiegelter brunnen/
Cantic. IV. Hingegen hat der Apostel gesagt:
Ein GOtt/ ein glaube/ eine tauffe. So fol-
get der knecht in allem dem HErrn/ der jünger
gehet in keinem von dem meister ab: Wem fol-
get ihr nun/ wen haltet ihr vor den urheber dieser
sünde? Oder wenn ihr das geheimniß der tauffe
mit einer vermengung derer gottlosen verknüpf-
fet zu seyn haltet/ so höret doch die Propheten/
welchen es recht ausgetheilet sey/ wie Salomo
sagt: Der brunn des lebens ist in den händen
des gerechten; und David spricht: Das öl des
sünders salbe mein haupt nicht. Ps. CXL. Da
denn die offenbare bekäntniß der unglaubigen
gewiesen wird/ welche von einem bösen Priester
durch sein feindseliges unternehmen beflecket
wird/ dessen opffer als ein öl durch das Göttli-
che wort verworffen wird. Er spricht: Ein
gottloser/ der mir opffert/ ist wie einer/ der einen
hund schlachtet. Esa. LXVI. Der Prophet
offenbaret ferner seine trüben wasser im geist und
spricht: Du hast deine rosse auffs meer gestellet/
die die vielen wasser trübe machen/ etc. Habac. III.
Wenn nun die gemeine sich nur eines eintzigen
brunnensrühmet/ so haben freylich diejenigen/
welche in der verfolgung CHristum verleug-
net haben/ nur eine gruben/ welche sich über der
menge ihrer wasser erhebet/ und von ihrer tauf-
fe truncken wird/ und mit den Königen huret/
wie Johannes sagt: Komm/ ich will dir zeigen
das gericht der grossen huren/ die auff vielen
wassern sitzet/ Apoc. XVII. Jch bitte/ was sind
die vielen wasser anders als die vielen tauffen
der huren/ in der grube derer traditorum oder
abtrünnigen/ welche dem muthwillen der Kö-
nige zu gefallen ist/ und nach den verfolgungen
von ihnen den becher trincket und truncke wird/
und selbigen den völckern einschencket/ die sie in
ihrer unsinnigkeit als trunckene führet. Dersel-
ben gemeinschafft hat Salomo verboten: Ent-
halte dich vom fremden wasser/ und trinck
nicht von eines andern brunnen/ etc. Proverb. V.
Johannes der Apostel sagt gleichfalls von den
vielen wassern/ cap. XVII. So ist nun offen-
bar/ daß bey denen abtrünnigen viel wasser
seyn/ da so vielerley Secten/ so vielerley Ke-
tzereyen/ etc. Man höre Salomonem sagen: Die
sterbenden fliegen verderben die edle salbe. Und
ihr abtrünnige vergleichet den Heiligen Geist
mit den unremen vögeln/ als wenn die Gott-
losen zu einem fremden tisch alle zufallen dürff-
ten/ und die liebliche salbe mit ihrem unreinen
anrühren verderben. Es lehret aber hier Da-
vid/ und giebet uns eine regul unsers glau-
bens/ daß das öl des sünders weder heil brin-
ge/ noch das haupt berühren dürffe. Ps. CXL.
Darum muß man durch fleißige prüfung eine
person des sünders aufsuchen/ wenn der HErr
es nicht von einem bösen Priester gesaget hat/
wie es die Gottlosen haben wollen. Desglei-
chen hat der HERR durch den Propheten
Haggai heilsamlich gewiesen/ daß das unreine
anrühren allerdings unrein mache/ und daß
kein befleckter könne rein werden/ wenn er et-
was heiliges freventlich anrühre. Frage die
Priester/ spricht der HErr/ wenn ein mensch
heilig fleisch in sein kleid bünde. Hag. II. Nie-
mals hat ein räuber seinen raub ans licht ge-
[Spaltenumbruch] bracht; allezeit haben die nachtdiebe das licht/
das allen frommen angenehm ist/ gescheuet.
Nur allein diese abtrünnige lassen sich durch
keine drohungen GOTTes bewegen/ und der
Gottlose brüstet sich in einem fremden zier-
rath/ wie der/ welchen der HERR durch Ze-
phaniam
ruffet/ wiewohl man ihn nicht höret:
Es wird geschehen am tage des opffers des
HERRN/ so will ich mich an den Fürsten
rächen/ und an allen/ die ein fremd kleid tra-
gen. Denn wie sehr will doch die boßheit ihre
irrthümer mit fremdem gut behaupten; wie
suchet doch die falsch Catholische kirche ihre
lügen zu bedecken; sie gehet auf krummen we-
gen einher/ und der HERR begegnet und
widerspricht ihr durch Jeremiam: Verlasset
euch nicht auf falsche worte; denn sie wer-
den euch nichts helffen/ wenn sie sagen/ hie ist
des HERRN tempel. Und im fünfften
buch Mosis: Hüte dich/ daß du nicht opffer
bringest an jedem ort/ den du siehest/ sondern
an dem ort/ den der HERR erwehlet. Die-
ses kan ja keine Tauffe heissen/ welche durch
die menge der wasser zerstreuet ist/ und durch
die boßheit von dem brunnen der Gemeinen
abgesondert worden/ die das unfruchtbare was-
ser ausgetrocknet/ weder Engel noch Prophe-
ten gesehen/ der sie heilen könte/ wie von E-
lisa
stehet 4. Reg. II. Darum weil wir eure
Tauffe nicht billigen/ so nehmen wir auch die
eurigen anders an. Denn das sey ferne/ daß
wir sie gehen lassen/ weil |der HERR gesa-
get: Nöthige sie herein zu kommen. Die Hei-
ligen aber/ der ihr gedencket/ haben die befehle
der weltlichen Richter nicht verdienet/ sondern
die eurigen habens gethan. Darum seyd ihr
Schismatici, die ihr aus furcht der verfolgung
den Götzen geräuchert/ und die Christlichen
bücher den Heyden übergeben habt.

NUM. XII.
Eine schrifft von der vollkommenheit.

Man findet noch unter des Augustini
schrifften wider die Pelagianer im 7. Tomo
der Lyonischen edition de anno 1664. eine
schrifft des Pelagianers Coelestii, die er Defini-
tiones
genennet/ worinne sonderlich von der
vollkommenheit derer glaubigen viel vorgebracht
wird/ welches wir/ ihren sinn (der im V. Buch
§. 85. u. f. erkläret ist) desto genauer zu erkennen/
verteutscht hieher setzen wollen. vid. p. 525. seqq.
Die Definitiones lauten nach einander also:

1. Vor allen dingen muß man denjeni-
gen fragen/ welcher leugnet/ daß ein
mensch ohne sünden seyn könne/ was
doch alle sünde sey/ was man meiden
kan/ oder was man nicht meiden kan?
Jst sie etwas/ so man nicht meiden kan/
so ists keine sünde; ist sie etwas/ das
man meiden kan/ so kan ja der mensch oh-
ne sünde seyn/ weil er sie meiden kan:
Denn es kan auff keinerley art oder ge-
rechtigkeit dasjenige nur sünde genen-
net werden/ was man durchaus nicht
meiden kan.

2. Es fragt sich/ ob die sünde etwas
freywilliges oder etwas nothwendiges
sey? Jst sie nothwendig/ so ists keine
sünde; ist sie freywillig/ so kan man sie
meiden.

3. Die

Th. IV. Sect. I. Num. XII. Eine ſchrifft von der vollkommenheit.
[Spaltenumbruch] ner geſaget habe/ welches auch GOtt durch
Salomon billiget: Meine ſchweſter iſt ein ver-
ſchloſſener garten/ ein verſiegelter brunnen/
Cantic. IV. Hingegen hat der Apoſtel geſagt:
Ein GOtt/ ein glaube/ eine tauffe. So fol-
get der knecht in allem dem HErꝛn/ der juͤnger
gehet in keinem von dem meiſter ab: Wem fol-
get ihr nun/ wen haltet ihr vor den urheber dieſer
ſuͤnde? Oder wenn ihr das geheimniß der tauffe
mit einer vermengung derer gottloſen verknuͤpf-
fet zu ſeyn haltet/ ſo hoͤret doch die Propheten/
welchen es recht ausgetheilet ſey/ wie Salomo
ſagt: Der brunn des lebens iſt in den haͤnden
des gerechten; und David ſpricht: Das oͤl des
ſuͤnders ſalbe mein haupt nicht. Pſ. CXL. Da
denn die offenbare bekaͤntniß der unglaubigen
gewieſen wird/ welche von einem boͤſen Prieſter
durch ſein feindſeliges unternehmen beflecket
wird/ deſſen opffer als ein oͤl durch das Goͤttli-
che wort verworffen wird. Er ſpricht: Ein
gottloſer/ der mir opffert/ iſt wie einer/ der einen
hund ſchlachtet. Eſa. LXVI. Der Prophet
offenbaret ferner ſeine truͤben waſſer im geiſt und
ſpricht: Du haſt deine roſſe auffs meer geſtellet/
die die vielen waſſer truͤbe machen/ ꝛc. Habac. III.
Wenn nun die gemeine ſich nur eines eintzigen
brunnensruͤhmet/ ſo haben freylich diejenigen/
welche in der verfolgung CHriſtum verleug-
net haben/ nur eine gruben/ welche ſich uͤber der
menge ihrer waſſer erhebet/ und von ihrer tauf-
fe truncken wird/ und mit den Koͤnigen huret/
wie Johannes ſagt: Komm/ ich will dir zeigen
das gericht der groſſen huren/ die auff vielen
waſſern ſitzet/ Apoc. XVII. Jch bitte/ was ſind
die vielen waſſer anders als die vielen tauffen
der huren/ in der grube derer traditorum oder
abtruͤnnigen/ welche dem muthwillen der Koͤ-
nige zu gefallen iſt/ und nach den verfolgungen
von ihnen den becher trincket und trunckē wird/
und ſelbigen den voͤlckern einſchencket/ die ſie in
ihrer unſinnigkeit als trunckene fuͤhret. Derſel-
ben gemeinſchafft hat Salomo verboten: Ent-
halte dich vom fremden waſſer/ und trinck
nicht von eines andern brunnen/ ꝛc. Proverb. V.
Johannes der Apoſtel ſagt gleichfalls von den
vielen waſſern/ cap. XVII. So iſt nun offen-
bar/ daß bey denen abtruͤnnigen viel waſſer
ſeyn/ da ſo vielerley Secten/ ſo vielerley Ke-
tzereyen/ ꝛc. Man hoͤre Salomonem ſagen: Die
ſterbenden fliegen verderben die edle ſalbe. Und
ihr abtruͤnnige vergleichet den Heiligen Geiſt
mit den unremen voͤgeln/ als wenn die Gott-
loſen zu einem fremden tiſch alle zufallen duͤrff-
ten/ und die liebliche ſalbe mit ihrem unreinen
anruͤhren verderben. Es lehret aber hier Da-
vid/ und giebet uns eine regul unſers glau-
bens/ daß das oͤl des ſuͤnders weder heil brin-
ge/ noch das haupt beruͤhren duͤrffe. Pſ. CXL.
Darum muß man durch fleißige pruͤfung eine
perſon des ſuͤnders aufſuchen/ wenn der HErr
es nicht von einem boͤſen Prieſter geſaget hat/
wie es die Gottloſen haben wollen. Desglei-
chen hat der HERR durch den Propheten
Haggai heilſamlich gewieſen/ daß das unreine
anruͤhren allerdings unrein mache/ und daß
kein befleckter koͤnne rein werden/ wenn er et-
was heiliges freventlich anruͤhre. Frage die
Prieſter/ ſpricht der HErr/ wenn ein menſch
heilig fleiſch in ſein kleid buͤnde. Hag. II. Nie-
mals hat ein raͤuber ſeinen raub ans licht ge-
[Spaltenumbruch] bracht; allezeit haben die nachtdiebe das licht/
das allen frommen angenehm iſt/ geſcheuet.
Nur allein dieſe abtruͤnnige laſſen ſich durch
keine drohungen GOTTes bewegen/ und der
Gottloſe bruͤſtet ſich in einem fremden zier-
rath/ wie der/ welchen der HERR durch Ze-
phaniam
ruffet/ wiewohl man ihn nicht hoͤret:
Es wird geſchehen am tage des opffers des
HERRN/ ſo will ich mich an den Fuͤrſten
raͤchen/ und an allen/ die ein fremd kleid tra-
gen. Denn wie ſehr will doch die boßheit ihre
irrthuͤmer mit fremdem gut behaupten; wie
ſuchet doch die falſch Catholiſche kirche ihre
luͤgen zu bedecken; ſie gehet auf krummen we-
gen einher/ und der HERR begegnet und
widerſpricht ihr durch Jeremiam: Verlaſſet
euch nicht auf falſche worte; denn ſie wer-
den euch nichts helffen/ wenn ſie ſagen/ hie iſt
des HERRN tempel. Und im fuͤnfften
buch Moſis: Huͤte dich/ daß du nicht opffer
bringeſt an jedem ort/ den du ſieheſt/ ſondern
an dem ort/ den der HERR erwehlet. Die-
ſes kan ja keine Tauffe heiſſen/ welche durch
die menge der waſſer zerſtreuet iſt/ und durch
die boßheit von dem brunnen der Gemeinen
abgeſondert worden/ die das unfruchtbare waſ-
ſer ausgetrocknet/ weder Engel noch Prophe-
ten geſehen/ der ſie heilen koͤnte/ wie von E-
liſa
ſtehet 4. Reg. II. Darum weil wir eure
Tauffe nicht billigen/ ſo nehmen wir auch die
eurigen anders an. Denn das ſey ferne/ daß
wir ſie gehen laſſen/ weil |der HERR geſa-
get: Noͤthige ſie herein zu kommen. Die Hei-
ligen aber/ der ihr gedencket/ haben die befehle
der weltlichen Richter nicht verdienet/ ſondern
die eurigen habens gethan. Darum ſeyd ihr
Schiſmatici, die ihr aus furcht der verfolgung
den Goͤtzen geraͤuchert/ und die Chriſtlichen
buͤcher den Heyden uͤbergeben habt.

NUM. XII.
Eine ſchrifft von der vollkommenheit.

Man findet noch unter des Auguſtini
ſchrifften wider die Pelagianer im 7. Tomo
der Lyoniſchen edition de anno 1664. eine
ſchrifft des Pelagianers Cœleſtii, die er Defini-
tiones
genennet/ worinne ſonderlich von der
vollkom̃enheit derer glaubigen viel vorgebracht
wird/ welches wir/ ihren ſinn (der im V. Buch
§. 85. u. f. erklaͤret iſt) deſto genauer zu erkennen/
verteutſcht hieher ſetzen wollen. vid. p. 525. ſeqq.
Die Definitiones lauten nach einander alſo:

1. Vor allen dingen muß man denjeni-
gen fragen/ welcher leugnet/ daß ein
menſch ohne ſuͤnden ſeyn koͤnne/ was
doch alle ſuͤnde ſey/ was man meiden
kan/ oder was man nicht meiden kan?
Jſt ſie etwas/ ſo man nicht meiden kan/
ſo iſts keine ſuͤnde; iſt ſie etwas/ das
man meiden kan/ ſo kan ja der menſch oh-
ne ſuͤnde ſeyn/ weil er ſie meiden kan:
Denn es kan auff keinerley art oder ge-
rechtigkeit dasjenige nur ſuͤnde genen-
net werden/ was man durchaus nicht
meiden kan.

2. Es fragt ſich/ ob die ſuͤnde etwas
freywilliges oder etwas nothwendiges
ſey? Jſt ſie nothwendig/ ſo iſts keine
ſuͤnde; iſt ſie freywillig/ ſo kan man ſie
meiden.

3. Die
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[76/0372] Th. IV. Sect. I. Num. XII. Eine ſchrifft von der vollkommenheit. ner geſaget habe/ welches auch GOtt durch Salomon billiget: Meine ſchweſter iſt ein ver- ſchloſſener garten/ ein verſiegelter brunnen/ Cantic. IV. Hingegen hat der Apoſtel geſagt: Ein GOtt/ ein glaube/ eine tauffe. So fol- get der knecht in allem dem HErꝛn/ der juͤnger gehet in keinem von dem meiſter ab: Wem fol- get ihr nun/ wen haltet ihr vor den urheber dieſer ſuͤnde? Oder wenn ihr das geheimniß der tauffe mit einer vermengung derer gottloſen verknuͤpf- fet zu ſeyn haltet/ ſo hoͤret doch die Propheten/ welchen es recht ausgetheilet ſey/ wie Salomo ſagt: Der brunn des lebens iſt in den haͤnden des gerechten; und David ſpricht: Das oͤl des ſuͤnders ſalbe mein haupt nicht. Pſ. CXL. Da denn die offenbare bekaͤntniß der unglaubigen gewieſen wird/ welche von einem boͤſen Prieſter durch ſein feindſeliges unternehmen beflecket wird/ deſſen opffer als ein oͤl durch das Goͤttli- che wort verworffen wird. Er ſpricht: Ein gottloſer/ der mir opffert/ iſt wie einer/ der einen hund ſchlachtet. Eſa. LXVI. Der Prophet offenbaret ferner ſeine truͤben waſſer im geiſt und ſpricht: Du haſt deine roſſe auffs meer geſtellet/ die die vielen waſſer truͤbe machen/ ꝛc. Habac. III. Wenn nun die gemeine ſich nur eines eintzigen brunnensruͤhmet/ ſo haben freylich diejenigen/ welche in der verfolgung CHriſtum verleug- net haben/ nur eine gruben/ welche ſich uͤber der menge ihrer waſſer erhebet/ und von ihrer tauf- fe truncken wird/ und mit den Koͤnigen huret/ wie Johannes ſagt: Komm/ ich will dir zeigen das gericht der groſſen huren/ die auff vielen waſſern ſitzet/ Apoc. XVII. Jch bitte/ was ſind die vielen waſſer anders als die vielen tauffen der huren/ in der grube derer traditorum oder abtruͤnnigen/ welche dem muthwillen der Koͤ- nige zu gefallen iſt/ und nach den verfolgungen von ihnen den becher trincket und trunckē wird/ und ſelbigen den voͤlckern einſchencket/ die ſie in ihrer unſinnigkeit als trunckene fuͤhret. Derſel- ben gemeinſchafft hat Salomo verboten: Ent- halte dich vom fremden waſſer/ und trinck nicht von eines andern brunnen/ ꝛc. Proverb. V. Johannes der Apoſtel ſagt gleichfalls von den vielen waſſern/ cap. XVII. So iſt nun offen- bar/ daß bey denen abtruͤnnigen viel waſſer ſeyn/ da ſo vielerley Secten/ ſo vielerley Ke- tzereyen/ ꝛc. Man hoͤre Salomonem ſagen: Die ſterbenden fliegen verderben die edle ſalbe. Und ihr abtruͤnnige vergleichet den Heiligen Geiſt mit den unremen voͤgeln/ als wenn die Gott- loſen zu einem fremden tiſch alle zufallen duͤrff- ten/ und die liebliche ſalbe mit ihrem unreinen anruͤhren verderben. Es lehret aber hier Da- vid/ und giebet uns eine regul unſers glau- bens/ daß das oͤl des ſuͤnders weder heil brin- ge/ noch das haupt beruͤhren duͤrffe. Pſ. CXL. Darum muß man durch fleißige pruͤfung eine perſon des ſuͤnders aufſuchen/ wenn der HErr es nicht von einem boͤſen Prieſter geſaget hat/ wie es die Gottloſen haben wollen. Desglei- chen hat der HERR durch den Propheten Haggai heilſamlich gewieſen/ daß das unreine anruͤhren allerdings unrein mache/ und daß kein befleckter koͤnne rein werden/ wenn er et- was heiliges freventlich anruͤhre. Frage die Prieſter/ ſpricht der HErr/ wenn ein menſch heilig fleiſch in ſein kleid buͤnde. Hag. II. Nie- mals hat ein raͤuber ſeinen raub ans licht ge- bracht; allezeit haben die nachtdiebe das licht/ das allen frommen angenehm iſt/ geſcheuet. Nur allein dieſe abtruͤnnige laſſen ſich durch keine drohungen GOTTes bewegen/ und der Gottloſe bruͤſtet ſich in einem fremden zier- rath/ wie der/ welchen der HERR durch Ze- phaniam ruffet/ wiewohl man ihn nicht hoͤret: Es wird geſchehen am tage des opffers des HERRN/ ſo will ich mich an den Fuͤrſten raͤchen/ und an allen/ die ein fremd kleid tra- gen. Denn wie ſehr will doch die boßheit ihre irrthuͤmer mit fremdem gut behaupten; wie ſuchet doch die falſch Catholiſche kirche ihre luͤgen zu bedecken; ſie gehet auf krummen we- gen einher/ und der HERR begegnet und widerſpricht ihr durch Jeremiam: Verlaſſet euch nicht auf falſche worte; denn ſie wer- den euch nichts helffen/ wenn ſie ſagen/ hie iſt des HERRN tempel. Und im fuͤnfften buch Moſis: Huͤte dich/ daß du nicht opffer bringeſt an jedem ort/ den du ſieheſt/ ſondern an dem ort/ den der HERR erwehlet. Die- ſes kan ja keine Tauffe heiſſen/ welche durch die menge der waſſer zerſtreuet iſt/ und durch die boßheit von dem brunnen der Gemeinen abgeſondert worden/ die das unfruchtbare waſ- ſer ausgetrocknet/ weder Engel noch Prophe- ten geſehen/ der ſie heilen koͤnte/ wie von E- liſa ſtehet 4. Reg. II. Darum weil wir eure Tauffe nicht billigen/ ſo nehmen wir auch die eurigen anders an. Denn das ſey ferne/ daß wir ſie gehen laſſen/ weil |der HERR geſa- get: Noͤthige ſie herein zu kommen. Die Hei- ligen aber/ der ihr gedencket/ haben die befehle der weltlichen Richter nicht verdienet/ ſondern die eurigen habens gethan. Darum ſeyd ihr Schiſmatici, die ihr aus furcht der verfolgung den Goͤtzen geraͤuchert/ und die Chriſtlichen buͤcher den Heyden uͤbergeben habt. NUM. XII. Eine ſchrifft von der vollkommenheit. Man findet noch unter des Auguſtini ſchrifften wider die Pelagianer im 7. Tomo der Lyoniſchen edition de anno 1664. eine ſchrifft des Pelagianers Cœleſtii, die er Defini- tiones genennet/ worinne ſonderlich von der vollkom̃enheit derer glaubigen viel vorgebracht wird/ welches wir/ ihren ſinn (der im V. Buch §. 85. u. f. erklaͤret iſt) deſto genauer zu erkennen/ verteutſcht hieher ſetzen wollen. vid. p. 525. ſeqq. Die Definitiones lauten nach einander alſo: 1. Vor allen dingen muß man denjeni- gen fragen/ welcher leugnet/ daß ein menſch ohne ſuͤnden ſeyn koͤnne/ was doch alle ſuͤnde ſey/ was man meiden kan/ oder was man nicht meiden kan? Jſt ſie etwas/ ſo man nicht meiden kan/ ſo iſts keine ſuͤnde; iſt ſie etwas/ das man meiden kan/ ſo kan ja der menſch oh- ne ſuͤnde ſeyn/ weil er ſie meiden kan: Denn es kan auff keinerley art oder ge- rechtigkeit dasjenige nur ſuͤnde genen- net werden/ was man durchaus nicht meiden kan. 2. Es fragt ſich/ ob die ſuͤnde etwas freywilliges oder etwas nothwendiges ſey? Jſt ſie nothwendig/ ſo iſts keine ſuͤnde; iſt ſie freywillig/ ſo kan man ſie meiden. 3. Die

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/372>, abgerufen am 29.04.2024.