Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] "verborgen ist. Und ferner schreibet er von den
"geheimnüssen in der schöpffung/ wie sie denen
"gläubigen noch immer offen stehen/ folgender
"massen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt-
"tes ist in Mose und in den kindern der Heili-
"gen gewesen/ sie haben im Geiste GOttes ge-
"sehen und geredet/ und haben gleichwol nicht
"das schauen der geistlichen geburth gehabt/ als
"nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun-
"der würcken/ als beym Mose/ als er die wun-
"der in Egypten thäte/ da stund ihm Magia di-
"vina
offen/ auff art und weise/ wie in der schöpf-
"fung. Und das ist auch eben der fall Lucifers
"gewesen/ daß er wolte ein GOtt der natur
"seyn/ und in der verwandelung leben. Und dieses
"ist auch eben der Heiden abgötterey gewesen/
"in deme sie die Magische geburt verstunden/
"fielen sie von dem einigen GOtt auff die Ma-
"gi
sche geburt der natur/ und erwehlten ihnen
"aus den kräfften der natur abgötter. Um dessen
"willen ist die schöpffung also dunckel geblieben/
"und hat GOtt seine kinder/ in denen das wah-
"re licht geschienen/ mit trübsal verdeckt/ daß sie
"ihnen nicht sind selber offenbar worden. Alldie-
"weil Adam auch nach derselben lust Magiam zu
"erkennen und zuprüffen immaginirte, und
"wolte seyn als GOTT/ so ließ es ihm doch
"GOtt zu/ daß er sein himmlisches bild mit der
"eitelkeit der natur füllte und gantz finster und
"irrdisch machte/ wie Lucifer auch thät mit dem
"centro der natur/ da er aus einem Engel einen
"teuffel machte. So will ich denn den leser
"dieses gewarnet haben: daß er die Magiam recht
"brauche/ als in einem rechte glauben und demuth
"gegen Gott; und Turbam magnam nicht berüh-
"re auff Magische art/ es gelange denn zu Gottes
"ehre/ und menschlichem heil zu gute. Denn wir
"können mit wahrheit sagen: daß das verbum fiat
"noch heute im schaffen sey: ob es wol nicht sterne
"und erde schafft/ so würcket es doch noch in der-
"selben eigenschafft/ formet und coagulirt;
"der natur ist alles möglich/ gleichwie ihr im
"anfange ist möglich gewesen/ steine und erde zu
"gebähren/ so wol sternen und 4. elemente/ und
"solche aus einem einigen grunde ausgeführet
"hat; Also ists noch heute/ durch die starcke be-
"gierde (welche der Magische grund ist) mag
"alles vollbracht werden/ so man die natur in
"ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle
"wesen stehen in den 7. eigenschafften: Wer
"nun das wesen erkennt/ der kan es durch den-
"selben geist derselben essentz/ daraus es ein we-
"sen worden ist/ in eine andere form transmu-
"tiren.
auch in ein ander wesen einführen/ und
"also aus einem guten ein böses/ und aus ei-
"nem bösen ein gutes machen. Alle dinge zu ver-
"ändern/ muß durch die gleichheit als durch sein
"eigenes geschehen: denn das fremde ist sein feind/
"gleichwie die menschheit muß durch die gleich-
"heit in seiner verlohrne heiligkeit der Göttl. we-
"sen heitwieder durch Göttliche wesenheit in der
"gleichheit neugebore werde. Und wie der falsche
"Magus den menschen durch die incantation mit
"der gleichheit beschädiget/ und ihm böses in sein
"böses (als in der gleichheit) durch die begierde
"einführet: Und wie der rechte heilige glaub oder
"Göttliche begierd auch in die gleichheit einge-
"het/ und den menschen dafür beschirmet/ daß die
"falsche begierde nicht hafftet. Also stehet al-
"les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in sei-
"ne gleichheit eingeführet werden: Und so es
[Spaltenumbruch] in seine gleichheit kommt/ so freuet es sich in"
seiner gleichheit/ es sey böses oder gut/ und"
hebet an zu qualisiciren: Wie man das am"
bösen und guten siehet. Jch setze ein exempel:"
Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ so"
wird sich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-"
ruhet/ alsobald mit grosser begierde anneh-"
men/ und sich darinnen stärcken und anfahen"
zu qualisiciren/ und das wiedrige als das gu-"
te verderben und zerstören. Und was nun"
das böse in seiner eigenschafft thun kan/ das"
kan auch das gute in seiner eigenschafft thun;"
wenn das vom grimm erlöset wird/ so mags"
seine gleichheit auch in die rechte wahre freude"
einführen.

Endlich im gründlichen bericht vom Göttli-"
chen und irrdischen Mysterio im 8. Text. p. 101."
Also sehen wir jetzt den ursprung zweyer reli-"
gionen/ daraus Babel eine Abgöttin ist er-"
bohren/ und das an den Heiden und Juden."
Denn in beyden ist Babel/ und seynd zwey ge-"
schlecht in einem: Eines/ welches aus seiner"
vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-"
ste) für sich gehet/ und suchet sich selber zu er-"
höhen/ das machet ihm einen weg in seinem"
wesen/ denn sein wille geht aus seiner eigenen"
sucht/ und suchet seine magiam, als eine grosse"
zahl zu seinem regiment/ eine vielheit/ und ge-"
het schlechts aus sich/ vor sich hin; sein wille"
bleibet in seiner vielheit/ und ist seiner vielheit"
GOtt und führer. Und ob ihm der freye wil-"
le GOttes entgegen tritt und straffet/ so heu-"
chelt der abgott doch nur dem freyen willen/"
als dem geiste GOttes mit dem munde/ und"
ehret seinen eigenen willen in der zahl der viel-"
heit: Denn derselbe wille ist aus seinem schatz"
und aus seiner Magia erboren/ er begreiffet"
nicht den freyen willen GOttes/ und darum"
ist er aus fleisch und blut aus seiner eigenen"
natur geboren/ und ist ein kind dieser welt/ und"
hält seinen schatz vor seine liebe; also ist er jetzt"
ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn"
die zahl der vielheit/ als seine eigene Magia ver-"
wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;"
jetzt ist die vielheit eine verwirrete Babel/ und"
sein heuchlischer mund/ damit er dem geiste der"
einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein"
Antichrist und lügner: Dann anders redet er/ und"
anders thut er/ sein hertz ist eine sucht/ und seines"
hertzens geist hat sich in die sucht eingewendet."
Also ist der Magus der vielheit jetzt ein stol-"
tzer/ hoffärtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ fres-"
fer und ein geist aus der gebehrenden vielheit/"
und ist ein falscher Abgötter: er hanget nicht"
dem freyen willen der natur an/ der da die"
macht der wunder in seiner gewalt hat/ und"
hat keinen verstand in dem Göttlichen Myste-"
rio:
Denn er hanget demselben geiste nicht"
mit seinem willen an/ sonst so sein wille in die"
freyheit gewendet wäre/ so eröffnete der geist"
GOttes sein Magisch Mysterium, und stün-"
den seine wunder und wercke mit seinem willen"
in GOtt. So aber sie nun aus sich ausgehen/"
so suchet der anfang das ende/ und das"
mittel ist die Turba. Denn es stehet nicht im"
freyen willen GOttes/ sondern es wächset aus"
sich selber/ und erhöhet sich als ein stoltzer baum."
Und so dann GOtt nur einig im willen ist/"
und in der ewigen begierde/ als in der ewigen"
Magia einig ist/ daß sich die sucht der ewigen"
Magiae also nun in den ewigen willen ergiebt/"

und

Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia.
[Spaltenumbruch] „verborgen iſt. Und ferner ſchreibet er von den
„geheimnuͤſſen in der ſchoͤpffung/ wie ſie denen
„glaͤubigen noch immer offen ſtehen/ folgender
„maſſen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt-
„tes iſt in Moſe und in den kindern der Heili-
„gen geweſen/ ſie haben im Geiſte GOttes ge-
„ſehen und geredet/ und haben gleichwol nicht
„das ſchauen der geiſtlichen geburth gehabt/ als
„nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun-
„der wuͤrcken/ als beym Moſe/ als er die wun-
„der in Egypten thaͤte/ da ſtund ihm Magia di-
„vina
offen/ auff art und weiſe/ wie in der ſchoͤpf-
„fung. Und das iſt auch eben der fall Lucifers
„geweſen/ daß er wolte ein GOtt der natur
„ſeyn/ und in der veꝛwandelung leben. Und dieſes
„iſt auch eben der Heiden abgoͤtterey geweſen/
„in deme ſie die Magiſche geburt verſtunden/
„fielen ſie von dem einigen GOtt auff die Ma-
„gi
ſche geburt der natur/ und erwehlten ihnen
„aus den kraͤfften der natur abgoͤtter. Um deſſen
„willen iſt die ſchoͤpffung alſo dunckel geblieben/
„und hat GOtt ſeine kinder/ in denen das wah-
„re licht geſchienen/ mit truͤbſal verdeckt/ daß ſie
„ihnen nicht ſind ſelber offenbar worden. Alldie-
„weil Adam auch nach deꝛſelben luſt Magiam zu
„erkennen und zupruͤffen immaginirte, und
„wolte ſeyn als GOTT/ ſo ließ es ihm doch
„GOtt zu/ daß er ſein himmliſches bild mit der
„eitelkeit der natur fuͤllte und gantz finſter und
„irꝛdiſch machte/ wie Lucifer auch thaͤt mit dem
centro der natur/ da er aus einem Engel einen
„teuffel machte. So will ich denn den leſer
„dieſes gewarnet haben: daß er die Magiam recht
„bꝛauche/ als in einem rechtē glauben uñ demuth
„gegen Gott; und Turbam magnam nicht beruͤh-
„re auff Magiſche art/ es gelange denn zu Gottes
„ehre/ und menſchlichem heil zu gute. Denn wir
„koͤñen mit wahrheit ſagen: daß das verbum fiat
„noch heute im ſchaffen ſey: ob es wol nicht ſteꝛnē
„und erde ſchafft/ ſo wuͤrcket es doch noch in der-
„ſelben eigenſchafft/ formet und coagulirt;
„der natur iſt alles moͤglich/ gleichwie ihr im
„anfange iſt moͤglich geweſen/ ſteine und erde zu
„gebaͤhren/ ſo wol ſternen und 4. elemente/ und
„ſolche aus einem einigen grunde ausgefuͤhret
„hat; Alſo iſts noch heute/ durch die ſtarcke be-
„gierde (welche der Magiſche grund iſt) mag
„alles vollbracht werden/ ſo man die natur in
„ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle
„weſen ſtehen in den 7. eigenſchafften: Wer
„nun das weſen erkennt/ der kan es durch den-
„ſelben geiſt derſelben eſſentz/ daraus es ein we-
„ſen worden iſt/ in eine andere form transmu-
„tiren.
auch in ein ander weſen einfuͤhren/ und
„alſo aus einem guten ein boͤſes/ und aus ei-
„nem boͤſen ein gutes machen. Alle dinge zu ver-
„aͤndern/ muß durch die gleichheit als duꝛch ſein
„eigenes geſchehen: deñ das fremde iſt ſein feind/
„gleichwie die menſchheit muß durch die gleich-
„heit in ſeiner verlohrnē heiligkeit deꝛ Goͤttl. we-
„ſen heitwieder durch Goͤttliche weſenheit in der
„gleichheit neugeborē werdē. Und wie der falſche
Magus den menſchen durch die incantation mit
„der gleichheit beſchaͤdiget/ und ihm boͤſes in ſein
„boͤſes (als in der gleichheit) durch die begierde
„einfuͤhret: Und wie der rechte heilige glaub oder
„Goͤttliche begierd auch in die gleichheit einge-
„het/ und den menſchen dafuͤr beſchiꝛmet/ daß die
„falſche begierde nicht hafftet. Alſo ſtehet al-
„les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in ſei-
„ne gleichheit eingefuͤhret werden: Und ſo es
[Spaltenumbruch] in ſeine gleichheit kommt/ ſo freuet es ſich in“
ſeiner gleichheit/ es ſey boͤſes oder gut/ und“
hebet an zu qualiſiciren: Wie man das am“
boͤſen und guten ſiehet. Jch ſetze ein exempel:“
Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ ſo“
wird ſich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-“
ruhet/ alſobald mit groſſer begierde anneh-“
men/ und ſich darinnen ſtaͤrcken und anfahen“
zu qualiſiciren/ und das wiedrige als das gu-“
te verderben und zerſtoͤren. Und was nun“
das boͤſe in ſeiner eigenſchafft thun kan/ das“
kan auch das gute in ſeiner eigenſchafft thun;“
wenn das vom grimm erloͤſet wird/ ſo mags“
ſeine gleichheit auch in die rechte wahre freude“
einfuͤhren.

Endlich im gruͤndlichen bericht vom Goͤttli-“
chen und irꝛdiſchen Myſterio im 8. Text. p. 101.
Alſo ſehen wir jetzt den urſprung zweyer reli-“
gionen/ daraus Babel eine Abgoͤttin iſt er-“
bohren/ und das an den Heiden und Juden.“
Denn in beyden iſt Babel/ und ſeynd zwey ge-“
ſchlecht in einem: Eines/ welches aus ſeiner“
vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-“
ſte) fuͤr ſich gehet/ und ſuchet ſich ſelber zu er-“
hoͤhen/ das machet ihm einen weg in ſeinem“
weſen/ denn ſein wille geht aus ſeiner eigenen“
ſucht/ und ſuchet ſeine magiam, als eine groſſe“
zahl zu ſeinem regiment/ eine vielheit/ und ge-“
het ſchlechts aus ſich/ vor ſich hin; ſein wille“
bleibet in ſeiner vielheit/ und iſt ſeiner vielheit“
GOtt und fuͤhrer. Und ob ihm der freye wil-“
le GOttes entgegen tritt und ſtraffet/ ſo heu-“
chelt der abgott doch nur dem freyen willen/“
als dem geiſte GOttes mit dem munde/ und“
ehret ſeinen eigenen willen in der zahl der viel-“
heit: Denn derſelbe wille iſt aus ſeinem ſchatz“
und aus ſeiner Magia erboren/ er begreiffet“
nicht den freyen willen GOttes/ und darum“
iſt er aus fleiſch und blut aus ſeiner eigenen“
natur geboren/ und iſt ein kind dieſer welt/ und“
haͤlt ſeinen ſchatz vor ſeine liebe; alſo iſt er jetzt“
ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn“
die zahl der vielheit/ als ſeine eigene Magia ver-“
wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;“
jetzt iſt die vielheit eine verwirrete Babel/ und“
ſein heuchliſcher mund/ damit er dem geiſte der“
einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein“
Antichriſt und luͤgner: Dañ anders redet er/ uñ“
anders thut er/ ſein heꝛtz iſt eine ſucht/ und ſeines“
hertzens geiſt hat ſich in die ſucht eingewendet.“
Alſo iſt der Magus der vielheit jetzt ein ſtol-“
tzer/ hoffaͤrtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ freſ-“
fer und ein geiſt aus der gebehrenden vielheit/“
und iſt ein falſcher Abgoͤtter: er hanget nicht“
dem freyen willen der natur an/ der da die“
macht der wunder in ſeiner gewalt hat/ und“
hat keinen verſtand in dem Goͤttlichen Myſte-“
rio:
Denn er hanget demſelben geiſte nicht“
mit ſeinem willen an/ ſonſt ſo ſein wille in die“
freyheit gewendet waͤre/ ſo eroͤffnete der geiſt“
GOttes ſein Magiſch Myſterium, und ſtuͤn-“
den ſeine wunder und wercke mit ſeinem willen“
in GOtt. So aber ſie nun aus ſich ausgehen/“
ſo ſuchet der anfang das ende/ und das“
mittel iſt die Turba. Denn es ſtehet nicht im“
freyen willen GOttes/ ſondern es waͤchſet aus“
ſich ſelber/ und erhoͤhet ſich als ein ſtoltzer baum.“
Und ſo dann GOtt nur einig im willen iſt/“
und in der ewigen begierde/ als in der ewigen“
Magia einig iſt/ daß ſich die ſucht der ewigen“
Magiæ alſo nun in den ewigen willen ergiebt/“

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0462" n="166"/><fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. II. Num. XXII.</hi> Von der <hi rendition="#aq">Magia.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x201E;verborgen i&#x017F;t. Und ferner &#x017F;chreibet er von den<lb/>
&#x201E;geheimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in der &#x017F;cho&#x0364;pffung/ wie &#x017F;ie denen<lb/>
&#x201E;gla&#x0364;ubigen noch immer offen &#x017F;tehen/ folgender<lb/>
&#x201E;ma&#x017F;&#x017F;en im <hi rendition="#aq">XI. cap. p.</hi> 61. u. f. Das auge GOt-<lb/>
&#x201E;tes i&#x017F;t in Mo&#x017F;e und in den kindern der Heili-<lb/>
&#x201E;gen gewe&#x017F;en/ &#x017F;ie haben im Gei&#x017F;te GOttes ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ehen und geredet/ und haben gleichwol nicht<lb/>
&#x201E;das &#x017F;chauen der gei&#x017F;tlichen geburth gehabt/ als<lb/>
&#x201E;nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun-<lb/>
&#x201E;der wu&#x0364;rcken/ als beym Mo&#x017F;e/ als er die wun-<lb/>
&#x201E;der in Egypten tha&#x0364;te/ da &#x017F;tund ihm <hi rendition="#aq">Magia di-<lb/>
&#x201E;vina</hi> offen/ auff art und wei&#x017F;e/ wie in der &#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
&#x201E;fung. Und das i&#x017F;t auch eben der fall Lucifers<lb/>
&#x201E;gewe&#x017F;en/ daß er wolte ein GOtt der natur<lb/>
&#x201E;&#x017F;eyn/ und in der ve&#xA75B;wandelung leben. Und die&#x017F;es<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t auch eben der Heiden abgo&#x0364;tterey gewe&#x017F;en/<lb/>
&#x201E;in deme &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;che geburt ver&#x017F;tunden/<lb/>
&#x201E;fielen &#x017F;ie von dem einigen GOtt auff die <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
&#x201E;gi</hi>&#x017F;che geburt der natur/ und erwehlten ihnen<lb/>
&#x201E;aus den kra&#x0364;fften der natur abgo&#x0364;tter. Um de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x201E;willen i&#x017F;t die &#x017F;cho&#x0364;pffung al&#x017F;o dunckel geblieben/<lb/>
&#x201E;und hat GOtt &#x017F;eine kinder/ in denen das wah-<lb/>
&#x201E;re licht ge&#x017F;chienen/ mit tru&#x0364;b&#x017F;al verdeckt/ daß &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;ihnen nicht &#x017F;ind &#x017F;elber offenbar worden. Alldie-<lb/>
&#x201E;weil Adam auch nach de&#xA75B;&#x017F;elben lu&#x017F;t <hi rendition="#aq">Magiam</hi> zu<lb/>
&#x201E;erkennen und zupru&#x0364;ffen <hi rendition="#aq">immaginirte,</hi> und<lb/>
&#x201E;wolte &#x017F;eyn als GOTT/ &#x017F;o ließ es ihm doch<lb/>
&#x201E;GOtt zu/ daß er &#x017F;ein himmli&#x017F;ches bild mit der<lb/>
&#x201E;eitelkeit der natur fu&#x0364;llte und gantz fin&#x017F;ter und<lb/>
&#x201E;ir&#xA75B;di&#x017F;ch machte/ wie Lucifer auch tha&#x0364;t mit dem<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">centro</hi> der natur/ da er aus einem Engel einen<lb/>
&#x201E;teuffel machte. So will ich denn den le&#x017F;er<lb/>
&#x201E;die&#x017F;es gewarnet haben: daß er die <hi rendition="#aq">Magiam</hi> recht<lb/>
&#x201E;b&#xA75B;auche/ als in einem recht&#x0113; glauben un&#x0303; demuth<lb/>
&#x201E;gegen Gott; und <hi rendition="#aq">Turbam magnam</hi> nicht beru&#x0364;h-<lb/>
&#x201E;re auff <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;che art/ es gelange denn zu Gottes<lb/>
&#x201E;ehre/ und men&#x017F;chlichem heil zu gute. Denn wir<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;n&#x0303;en mit wahrheit &#x017F;agen: daß das <hi rendition="#aq">verbum fiat</hi><lb/>
&#x201E;noch heute im &#x017F;chaffen &#x017F;ey: ob es wol nicht &#x017F;te&#xA75B;n&#x0113;<lb/>
&#x201E;und erde &#x017F;chafft/ &#x017F;o wu&#x0364;rcket es doch noch in der-<lb/>
&#x201E;&#x017F;elben eigen&#x017F;chafft/ formet und <hi rendition="#aq">coagulirt;</hi><lb/>
&#x201E;der natur i&#x017F;t alles mo&#x0364;glich/ gleichwie ihr im<lb/>
&#x201E;anfange i&#x017F;t mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en/ &#x017F;teine und erde zu<lb/>
&#x201E;geba&#x0364;hren/ &#x017F;o wol &#x017F;ternen und 4. elemente/ und<lb/>
&#x201E;&#x017F;olche aus einem einigen grunde ausgefu&#x0364;hret<lb/>
&#x201E;hat; Al&#x017F;o i&#x017F;ts noch heute/ durch die &#x017F;tarcke be-<lb/>
&#x201E;gierde (welche der <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;che grund i&#x017F;t) mag<lb/>
&#x201E;alles vollbracht werden/ &#x017F;o man die natur in<lb/>
&#x201E;ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle<lb/>
&#x201E;we&#x017F;en &#x017F;tehen in den 7. eigen&#x017F;chafften: Wer<lb/>
&#x201E;nun das we&#x017F;en erkennt/ der kan es durch den-<lb/>
&#x201E;&#x017F;elben gei&#x017F;t der&#x017F;elben <hi rendition="#aq">e&#x017F;&#x017F;entz/</hi> daraus es ein we-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en worden i&#x017F;t/ in eine andere <hi rendition="#aq">form transmu-<lb/>
&#x201E;tiren.</hi> auch in ein ander we&#x017F;en einfu&#x0364;hren/ und<lb/>
&#x201E;al&#x017F;o aus einem guten ein bo&#x0364;&#x017F;es/ und aus ei-<lb/>
&#x201E;nem bo&#x0364;&#x017F;en ein gutes machen. Alle dinge zu ver-<lb/>
&#x201E;a&#x0364;ndern/ muß durch die gleichheit als du&#xA75B;ch &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;eigenes ge&#x017F;chehen: den&#x0303; das fremde i&#x017F;t &#x017F;ein feind/<lb/>
&#x201E;gleichwie die men&#x017F;chheit muß durch die gleich-<lb/>
&#x201E;heit in &#x017F;einer verlohrn&#x0113; heiligkeit de&#xA75B; Go&#x0364;ttl. we-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en heitwieder durch Go&#x0364;ttliche we&#x017F;enheit in der<lb/>
&#x201E;gleichheit neugebor&#x0113; werd&#x0113;. Und wie der fal&#x017F;che<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Magus</hi> den men&#x017F;chen durch die <hi rendition="#aq">incantation</hi> mit<lb/>
&#x201E;der gleichheit be&#x017F;cha&#x0364;diget/ und ihm bo&#x0364;&#x017F;es in &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;bo&#x0364;&#x017F;es (als in der gleichheit) durch die begierde<lb/>
&#x201E;einfu&#x0364;hret: Und wie der rechte heilige glaub oder<lb/>
&#x201E;Go&#x0364;ttliche begierd auch in die gleichheit einge-<lb/>
&#x201E;het/ und den men&#x017F;chen dafu&#x0364;r be&#x017F;chi&#xA75B;met/ daß die<lb/>
&#x201E;fal&#x017F;che begierde nicht hafftet. Al&#x017F;o &#x017F;tehet al-<lb/>
&#x201E;les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in &#x017F;ei-<lb/>
&#x201E;ne gleichheit eingefu&#x0364;hret werden: Und &#x017F;o es<lb/><cb/>
in &#x017F;eine gleichheit kommt/ &#x017F;o freuet es &#x017F;ich in&#x201C;<lb/>
&#x017F;einer gleichheit/ es &#x017F;ey bo&#x0364;&#x017F;es oder gut/ und&#x201C;<lb/>
hebet an zu <hi rendition="#aq">quali&#x017F;icir</hi>en: Wie man das am&#x201C;<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en und guten &#x017F;iehet. Jch &#x017F;etze ein exempel:&#x201C;<lb/>
Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ &#x017F;o&#x201C;<lb/>
wird &#x017F;ich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-&#x201C;<lb/>
ruhet/ al&#x017F;obald mit gro&#x017F;&#x017F;er begierde anneh-&#x201C;<lb/>
men/ und &#x017F;ich darinnen &#x017F;ta&#x0364;rcken und anfahen&#x201C;<lb/>
zu <hi rendition="#aq">quali&#x017F;icir</hi>en/ und das wiedrige als das gu-&#x201C;<lb/>
te verderben und zer&#x017F;to&#x0364;ren. Und was nun&#x201C;<lb/>
das bo&#x0364;&#x017F;e in &#x017F;einer eigen&#x017F;chafft thun kan/ das&#x201C;<lb/>
kan auch das gute in &#x017F;einer eigen&#x017F;chafft thun;&#x201C;<lb/>
wenn das vom grimm erlo&#x0364;&#x017F;et wird/ &#x017F;o mags&#x201C;<lb/>
&#x017F;eine gleichheit auch in die rechte wahre freude&#x201C;<lb/>
einfu&#x0364;hren.</p><lb/>
              <p>Endlich im gru&#x0364;ndlichen bericht vom Go&#x0364;ttli-&#x201C;<lb/>
chen und ir&#xA75B;di&#x017F;chen <hi rendition="#aq">My&#x017F;terio</hi> im 8. Text. <hi rendition="#aq">p. 101.</hi>&#x201C;<lb/>
Al&#x017F;o &#x017F;ehen wir jetzt den ur&#x017F;prung zweyer reli-&#x201C;<lb/>
gionen/ daraus Babel eine Abgo&#x0364;ttin i&#x017F;t er-&#x201C;<lb/>
bohren/ und das an den Heiden und Juden.&#x201C;<lb/>
Denn in beyden i&#x017F;t Babel/ und &#x017F;eynd zwey ge-&#x201C;<lb/>
&#x017F;chlecht in einem: Eines/ welches aus &#x017F;einer&#x201C;<lb/>
vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-&#x201C;<lb/>
&#x017F;te) fu&#x0364;r &#x017F;ich gehet/ und &#x017F;uchet &#x017F;ich &#x017F;elber zu er-&#x201C;<lb/>
ho&#x0364;hen/ das machet ihm einen weg in &#x017F;einem&#x201C;<lb/>
we&#x017F;en/ denn &#x017F;ein wille geht aus &#x017F;einer eigenen&#x201C;<lb/>
&#x017F;ucht/ und &#x017F;uchet &#x017F;eine <hi rendition="#aq">magiam,</hi> als eine gro&#x017F;&#x017F;e&#x201C;<lb/>
zahl zu &#x017F;einem regiment/ eine vielheit/ und ge-&#x201C;<lb/>
het &#x017F;chlechts aus &#x017F;ich/ vor &#x017F;ich hin; &#x017F;ein wille&#x201C;<lb/>
bleibet in &#x017F;einer vielheit/ und i&#x017F;t &#x017F;einer vielheit&#x201C;<lb/>
GOtt und fu&#x0364;hrer. Und ob ihm der freye wil-&#x201C;<lb/>
le GOttes entgegen tritt und &#x017F;traffet/ &#x017F;o heu-&#x201C;<lb/>
chelt der abgott doch nur dem freyen willen/&#x201C;<lb/>
als dem gei&#x017F;te GOttes mit dem munde/ und&#x201C;<lb/>
ehret &#x017F;einen eigenen willen in der zahl der viel-&#x201C;<lb/>
heit: Denn der&#x017F;elbe wille i&#x017F;t aus &#x017F;einem &#x017F;chatz&#x201C;<lb/>
und aus &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Magia</hi> erboren/ er begreiffet&#x201C;<lb/>
nicht den freyen willen GOttes/ und darum&#x201C;<lb/>
i&#x017F;t er aus flei&#x017F;ch und blut aus &#x017F;einer eigenen&#x201C;<lb/>
natur geboren/ und i&#x017F;t ein kind die&#x017F;er welt/ und&#x201C;<lb/>
ha&#x0364;lt &#x017F;einen &#x017F;chatz vor &#x017F;eine liebe; al&#x017F;o i&#x017F;t er jetzt&#x201C;<lb/>
ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn&#x201C;<lb/>
die zahl der vielheit/ als &#x017F;eine eigene <hi rendition="#aq">Magia</hi> ver-&#x201C;<lb/>
wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;&#x201C;<lb/>
jetzt i&#x017F;t die vielheit eine verwirrete Babel/ und&#x201C;<lb/>
&#x017F;ein heuchli&#x017F;cher mund/ damit er dem gei&#x017F;te der&#x201C;<lb/>
einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein&#x201C;<lb/>
Antichri&#x017F;t und lu&#x0364;gner: Dan&#x0303; anders redet er/ un&#x0303;&#x201C;<lb/>
anders thut er/ &#x017F;ein he&#xA75B;tz i&#x017F;t eine &#x017F;ucht/ und &#x017F;eines&#x201C;<lb/>
hertzens gei&#x017F;t hat &#x017F;ich in die &#x017F;ucht eingewendet.&#x201C;<lb/>
Al&#x017F;o i&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Magus</hi> der vielheit jetzt ein &#x017F;tol-&#x201C;<lb/>
tzer/ hoffa&#x0364;rtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ fre&#x017F;-&#x201C;<lb/>
fer und ein gei&#x017F;t aus der gebehrenden vielheit/&#x201C;<lb/>
und i&#x017F;t ein fal&#x017F;cher Abgo&#x0364;tter: er hanget nicht&#x201C;<lb/>
dem freyen willen der natur an/ der da die&#x201C;<lb/>
macht der wunder in &#x017F;einer gewalt hat/ und&#x201C;<lb/>
hat keinen ver&#x017F;tand in dem Go&#x0364;ttlichen <hi rendition="#aq">My&#x017F;te-&#x201C;<lb/>
rio:</hi> Denn er hanget dem&#x017F;elben gei&#x017F;te nicht&#x201C;<lb/>
mit &#x017F;einem willen an/ &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ein wille in die&#x201C;<lb/>
freyheit gewendet wa&#x0364;re/ &#x017F;o ero&#x0364;ffnete der gei&#x017F;t&#x201C;<lb/>
GOttes &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Magi</hi>&#x017F;ch <hi rendition="#aq">My&#x017F;terium,</hi> und &#x017F;tu&#x0364;n-&#x201C;<lb/>
den &#x017F;eine wunder und wercke mit &#x017F;einem willen&#x201C;<lb/>
in GOtt. So aber &#x017F;ie nun aus &#x017F;ich ausgehen/&#x201C;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;uchet der anfang das ende/ und das&#x201C;<lb/>
mittel i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">Turba.</hi> Denn es &#x017F;tehet nicht im&#x201C;<lb/>
freyen willen GOttes/ &#x017F;ondern es wa&#x0364;ch&#x017F;et aus&#x201C;<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elber/ und erho&#x0364;het &#x017F;ich als ein &#x017F;toltzer baum.&#x201C;<lb/>
Und &#x017F;o dann GOtt nur einig im willen i&#x017F;t/&#x201C;<lb/>
und in der ewigen begierde/ als in der ewigen&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">Magia</hi> einig i&#x017F;t/ daß &#x017F;ich die &#x017F;ucht der ewigen&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">Magiæ</hi> al&#x017F;o nun in den ewigen willen ergiebt/&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0462] Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „verborgen iſt. Und ferner ſchreibet er von den „geheimnuͤſſen in der ſchoͤpffung/ wie ſie denen „glaͤubigen noch immer offen ſtehen/ folgender „maſſen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt- „tes iſt in Moſe und in den kindern der Heili- „gen geweſen/ ſie haben im Geiſte GOttes ge- „ſehen und geredet/ und haben gleichwol nicht „das ſchauen der geiſtlichen geburth gehabt/ als „nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun- „der wuͤrcken/ als beym Moſe/ als er die wun- „der in Egypten thaͤte/ da ſtund ihm Magia di- „vina offen/ auff art und weiſe/ wie in der ſchoͤpf- „fung. Und das iſt auch eben der fall Lucifers „geweſen/ daß er wolte ein GOtt der natur „ſeyn/ und in der veꝛwandelung leben. Und dieſes „iſt auch eben der Heiden abgoͤtterey geweſen/ „in deme ſie die Magiſche geburt verſtunden/ „fielen ſie von dem einigen GOtt auff die Ma- „giſche geburt der natur/ und erwehlten ihnen „aus den kraͤfften der natur abgoͤtter. Um deſſen „willen iſt die ſchoͤpffung alſo dunckel geblieben/ „und hat GOtt ſeine kinder/ in denen das wah- „re licht geſchienen/ mit truͤbſal verdeckt/ daß ſie „ihnen nicht ſind ſelber offenbar worden. Alldie- „weil Adam auch nach deꝛſelben luſt Magiam zu „erkennen und zupruͤffen immaginirte, und „wolte ſeyn als GOTT/ ſo ließ es ihm doch „GOtt zu/ daß er ſein himmliſches bild mit der „eitelkeit der natur fuͤllte und gantz finſter und „irꝛdiſch machte/ wie Lucifer auch thaͤt mit dem „centro der natur/ da er aus einem Engel einen „teuffel machte. So will ich denn den leſer „dieſes gewarnet haben: daß er die Magiam recht „bꝛauche/ als in einem rechtē glauben uñ demuth „gegen Gott; und Turbam magnam nicht beruͤh- „re auff Magiſche art/ es gelange denn zu Gottes „ehre/ und menſchlichem heil zu gute. Denn wir „koͤñen mit wahrheit ſagen: daß das verbum fiat „noch heute im ſchaffen ſey: ob es wol nicht ſteꝛnē „und erde ſchafft/ ſo wuͤrcket es doch noch in der- „ſelben eigenſchafft/ formet und coagulirt; „der natur iſt alles moͤglich/ gleichwie ihr im „anfange iſt moͤglich geweſen/ ſteine und erde zu „gebaͤhren/ ſo wol ſternen und 4. elemente/ und „ſolche aus einem einigen grunde ausgefuͤhret „hat; Alſo iſts noch heute/ durch die ſtarcke be- „gierde (welche der Magiſche grund iſt) mag „alles vollbracht werden/ ſo man die natur in „ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle „weſen ſtehen in den 7. eigenſchafften: Wer „nun das weſen erkennt/ der kan es durch den- „ſelben geiſt derſelben eſſentz/ daraus es ein we- „ſen worden iſt/ in eine andere form transmu- „tiren. auch in ein ander weſen einfuͤhren/ und „alſo aus einem guten ein boͤſes/ und aus ei- „nem boͤſen ein gutes machen. Alle dinge zu ver- „aͤndern/ muß durch die gleichheit als duꝛch ſein „eigenes geſchehen: deñ das fremde iſt ſein feind/ „gleichwie die menſchheit muß durch die gleich- „heit in ſeiner verlohrnē heiligkeit deꝛ Goͤttl. we- „ſen heitwieder durch Goͤttliche weſenheit in der „gleichheit neugeborē werdē. Und wie der falſche „Magus den menſchen durch die incantation mit „der gleichheit beſchaͤdiget/ und ihm boͤſes in ſein „boͤſes (als in der gleichheit) durch die begierde „einfuͤhret: Und wie der rechte heilige glaub oder „Goͤttliche begierd auch in die gleichheit einge- „het/ und den menſchen dafuͤr beſchiꝛmet/ daß die „falſche begierde nicht hafftet. Alſo ſtehet al- „les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in ſei- „ne gleichheit eingefuͤhret werden: Und ſo es in ſeine gleichheit kommt/ ſo freuet es ſich in“ ſeiner gleichheit/ es ſey boͤſes oder gut/ und“ hebet an zu qualiſiciren: Wie man das am“ boͤſen und guten ſiehet. Jch ſetze ein exempel:“ Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ ſo“ wird ſich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-“ ruhet/ alſobald mit groſſer begierde anneh-“ men/ und ſich darinnen ſtaͤrcken und anfahen“ zu qualiſiciren/ und das wiedrige als das gu-“ te verderben und zerſtoͤren. Und was nun“ das boͤſe in ſeiner eigenſchafft thun kan/ das“ kan auch das gute in ſeiner eigenſchafft thun;“ wenn das vom grimm erloͤſet wird/ ſo mags“ ſeine gleichheit auch in die rechte wahre freude“ einfuͤhren. Endlich im gruͤndlichen bericht vom Goͤttli-“ chen und irꝛdiſchen Myſterio im 8. Text. p. 101.“ Alſo ſehen wir jetzt den urſprung zweyer reli-“ gionen/ daraus Babel eine Abgoͤttin iſt er-“ bohren/ und das an den Heiden und Juden.“ Denn in beyden iſt Babel/ und ſeynd zwey ge-“ ſchlecht in einem: Eines/ welches aus ſeiner“ vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-“ ſte) fuͤr ſich gehet/ und ſuchet ſich ſelber zu er-“ hoͤhen/ das machet ihm einen weg in ſeinem“ weſen/ denn ſein wille geht aus ſeiner eigenen“ ſucht/ und ſuchet ſeine magiam, als eine groſſe“ zahl zu ſeinem regiment/ eine vielheit/ und ge-“ het ſchlechts aus ſich/ vor ſich hin; ſein wille“ bleibet in ſeiner vielheit/ und iſt ſeiner vielheit“ GOtt und fuͤhrer. Und ob ihm der freye wil-“ le GOttes entgegen tritt und ſtraffet/ ſo heu-“ chelt der abgott doch nur dem freyen willen/“ als dem geiſte GOttes mit dem munde/ und“ ehret ſeinen eigenen willen in der zahl der viel-“ heit: Denn derſelbe wille iſt aus ſeinem ſchatz“ und aus ſeiner Magia erboren/ er begreiffet“ nicht den freyen willen GOttes/ und darum“ iſt er aus fleiſch und blut aus ſeiner eigenen“ natur geboren/ und iſt ein kind dieſer welt/ und“ haͤlt ſeinen ſchatz vor ſeine liebe; alſo iſt er jetzt“ ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn“ die zahl der vielheit/ als ſeine eigene Magia ver-“ wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;“ jetzt iſt die vielheit eine verwirrete Babel/ und“ ſein heuchliſcher mund/ damit er dem geiſte der“ einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein“ Antichriſt und luͤgner: Dañ anders redet er/ uñ“ anders thut er/ ſein heꝛtz iſt eine ſucht/ und ſeines“ hertzens geiſt hat ſich in die ſucht eingewendet.“ Alſo iſt der Magus der vielheit jetzt ein ſtol-“ tzer/ hoffaͤrtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ freſ-“ fer und ein geiſt aus der gebehrenden vielheit/“ und iſt ein falſcher Abgoͤtter: er hanget nicht“ dem freyen willen der natur an/ der da die“ macht der wunder in ſeiner gewalt hat/ und“ hat keinen verſtand in dem Goͤttlichen Myſte-“ rio: Denn er hanget demſelben geiſte nicht“ mit ſeinem willen an/ ſonſt ſo ſein wille in die“ freyheit gewendet waͤre/ ſo eroͤffnete der geiſt“ GOttes ſein Magiſch Myſterium, und ſtuͤn-“ den ſeine wunder und wercke mit ſeinem willen“ in GOtt. So aber ſie nun aus ſich ausgehen/“ ſo ſuchet der anfang das ende/ und das“ mittel iſt die Turba. Denn es ſtehet nicht im“ freyen willen GOttes/ ſondern es waͤchſet aus“ ſich ſelber/ und erhoͤhet ſich als ein ſtoltzer baum.“ Und ſo dann GOtt nur einig im willen iſt/“ und in der ewigen begierde/ als in der ewigen“ Magia einig iſt/ daß ſich die ſucht der ewigen“ Magiæ alſo nun in den ewigen willen ergiebt/“ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/462
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/462>, abgerufen am 30.04.2024.