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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.
[Spaltenumbruch] "ihr selbst. Und wo sie sich ihr selbst nicht ver-
"wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb-
"ten willen/ so wäre sie nicht gut/ und hielte
"sich selbst nicht vor gut/ darum daß sie eigen
"nutzig wäre. Dieweil sie aber sich umb der
"Geliebten willen so vollkommen dargiebt/
"das weiß und erkennt sie/ daß es gut ist/ dar-
"um kan und mag und sol sie sich selbst nicht
"hassen/ sondern muß sich selbst lieb haben/ doch
"nicht als sich selbst/ sondern als gut.

Eben daselbst p. 33.
GOTT ist nichts als Liebe.

Dieser Liebe spürt man in etlichen Men-
"schen je ein füncklein/ in einem mehr im
"andern minder/ wiewol es leider fast in al-
"len Menschen zu unsern zeiten erloschen ist/
"doch so ist es gewiß/ dieweil die Liebe geist-
"lich ist/ und die Menschen alle fleischlich
"seynd/ daß diß füncklein/ wie klein es in
"dem Menschen ist/ nicht von dem Menschen/
"sondern von der vollkommenen Liebe her-
"kommen ist. Diese Liebe ist GOTT/ der
"sich selbst nicht machen kan/ wiewol er alle
"dinge gemacht hat/ der sich selbst nicht bre-
"chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/
"darum ist er von ewigkeit biß zu ewigkeit un-
"beweglich/ der sich selbst so lieb haben muß/
"weil er gut ist/ daß er von ihm selbst empfä-
"het/ und sich selbst für und für gebieret/ der
"sein selbst gar nicht achtet/ von derowegen
"die sein bedürffen/ daß er von ihrentwegen
"(so fern es möglich wäre) gern nichts seyn
"wolte. Diese Liebe möchte fleisch und blut
"nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht sonderlich
"in etlichen Menschen bewiese/ die man nen-
"net Göttliche Menschen/ und Gottes Kin-
"der/ darum daß sie GOtt nachschlagen/ als
"ihrem geistlichen Vater. Je höher sie nun
"bewiesen wird/ je höher mag sie von den Men-
"schen erkennt werden; je mehr sie erkennt
"wird/ so viel mehr wird sie geliebet; je
"mehr die Liebe geliebet wird/ so viel näher
"ist die seeligkeit. Darum hat es der ewigen
"Liebe gefallen/ daß der Mensch (CHRistus
"JESUS) in dem die Liebe am höchsten
"bewiesen wurde/ ein Seligmacher seines
"Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der
"Menschheit möglich wäre/ jemand selig zu
"machen/ sondern daß GOtt so völliglich in
"der Liebe mit ihm vereiniget wäre/ daß alles
"thun GOttes dieses Menschen thun wäre/
"und alles leiden dieses Menschen GOttes lei-
"den geachtet würde. Dieser Mensch ist JE-
"sus von Nazareth/ der von dem warhafftigen
"GOtt in der Schrifft verheissen/ und zu sei-
"ner zeit geleistet worden ist/ wie sichs denn öf-
"fentlich in Jsrael bewiesen hat durch die krafft
"des Heil. Geistes mit allem thun und lassen/
"so der Liebe zugebühret und eignet. Und da-
"bey erkennen wirs in dieser lieblosen zeit/ daß
"es warlich schon geleistet ist/ daß wir die Lie-
"be etlicher massen auffs höchst erkennen/ und
"seynd gewiß durch GOttes Geist/ daß sich
"die Liebe GOttes gegen den Menschen/ und
"des Menschen gegen GOtt nicht höher be-
"weisen mag/ denn es in diesem JESU
"beschehen ist/ nemlich daß sich GOTT so
[Spaltenumbruch] sehr über die welt erbarmet/ daß er sich al-"
ler seiner Gerechtigkeit/ so er wider unsere"
sünden hatte/ gern verzeihen wolte/ so fern"
wir es nicht verachteten; Welches in JEsu"
nach der Menschheit/ aber nicht von der"
Menschheit/ sondern von GOTT gelehrt/"
gnugsam bewiesen ist worden. Jtem/ daß"
der Mensch bloß in der höchsten Liebe gegen"
GOtt stehen sol/ und so viel ihm möglich"
ist/ auch seinen nächsten darzu helffen/ und"
förderlich seyn/ daß er GOtt erkenne und lieb"
habe. Darum welcher die wahre Liebe be-"
gehrt zu erkennen und zu erl[a]ngen/ mag es"
nicht näher und leichter bekommen/ denn"
durch diesen JESUM CHRistum; Ja/"
es kan und mag anders nicht erkannt wer-"
den/ denn durch ihn. Nicht daß die selig-"
keit am fleisch und blut/ zeit und statt ver-"
bunden sey/ sondern daß es anders nicht"
möglich ist. Denn wie kein Mensch selig"
werden möcht ohne GOTT; Also mag"
auch GOtt keinen Menschen selig machen/"
ausserhalb des Menschen (CHRisti JE-"
SU). Alle/ die selig werden/ seynd eines"
Geistes mit GOTT. Welcher aber voll-"
kommen ist in dieser Liebe/ dieser ist ja ein"
vorgänger aller deren/ so selig werden sollen/"
nicht daß er von ihm selbst hie sey/ sondern"
daß es GOTT allzeit also gefallen hat/ daß"
man allen denen folgen und gehorchen sol"
in seinem Namen/ die seinen willen lehren."
Je besser solchen einer lehret/ je billicher man"
ihm folgen sol. Niemand hat aber diesen"
vollkommener und besser gelehret/ denn der"
solchen auch am vollkommensten vollstreckt"
hat/ der ist JESUS CHRistus/ wel-"
chen GOTT darum gesandt hat/ daß er"
Juden und Heyden mit einander aus geist-"
licher gefangniß führet. Welchem aber jetzt"
zu dieser letzten zeit nicht allein Jüden und"
Heyden/ sondern auch die ihn angenom-"
men haben/ wiedersprechen. Alle so den"
weg GOttes gesucht und gefunden haben/"
seynd eins mit GOtt worden; aber dieser/"
so in GOttes weg nie gestrauchelt hat/ ist"
auch mit GOtt nie uneins worden/ sondern"
nach dem Geist von anbeginn eins mit"
GOTT gewesen: Ob er wol nach dem"
fleisch in der zeit gebohren/ und aller Men-"
schen gebrechen/ ausserhalb der sünde unter-"
worffen gewesen ist. Diß ist die ursach/"
das geschrieben ist/ und man sagt: Alle so"
selig werden/ müssen durch diesen JE-"
SUM selig werden/ die vollkommenheit"
im Geist zu betrachten/ welche das einige"
ziel ist/ auff welches alle die/ so selig wer-"
den sollen/ sehen müssen: Und so wenig"
ein jeder darauff siehet/ so viel gebricht"
ihm an der seeligkeit. So nahe ihm ei-"
ner kommt/ so fern ist er der verdammniß ent-"
runnen.

Aus der Vorrede über seine Erklärung
etlicher Artickel p. 53. u. f.
IV. Woraus man seinen Sinn und Vor-
satz ersehen kan.

Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit"

in
F f 3

Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.
[Spaltenumbruch] „ihr ſelbſt. Und wo ſie ſich ihr ſelbſt nicht ver-
„wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb-
„ten willen/ ſo waͤre ſie nicht gut/ und hielte
„ſich ſelbſt nicht vor gut/ darum daß ſie eigen
„nutzig waͤre. Dieweil ſie aber ſich umb der
„Geliebten willen ſo vollkommen dargiebt/
„das weiß und erkennt ſie/ daß es gut iſt/ dar-
„um kan und mag und ſol ſie ſich ſelbſt nicht
„haſſen/ ſondern muß ſich ſelbſt lieb haben/ doch
„nicht als ſich ſelbſt/ ſondern als gut.

Eben daſelbſt p. 33.
GOTT iſt nichts als Liebe.

Dieſer Liebe ſpuͤrt man in etlichen Men-
„ſchen je ein fuͤncklein/ in einem mehr im
„andern minder/ wiewol es leider faſt in al-
„len Menſchen zu unſern zeiten erloſchen iſt/
„doch ſo iſt es gewiß/ dieweil die Liebe geiſt-
„lich iſt/ und die Menſchen alle fleiſchlich
„ſeynd/ daß diß fuͤncklein/ wie klein es in
„dem Menſchen iſt/ nicht von dem Menſchen/
„ſondern von der vollkommenen Liebe her-
„kommen iſt. Dieſe Liebe iſt GOTT/ der
„ſich ſelbſt nicht machen kan/ wiewol er alle
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„darum iſt er von ewigkeit biß zu ewigkeit un-
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„iſt die ſeeligkeit. Darum hat es der ewigen
„Liebe gefallen/ daß der Menſch (CHRiſtus
„JESUS) in dem die Liebe am hoͤchſten
„bewieſen wurde/ ein Seligmacher ſeines
„Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der
„Menſchheit moͤglich waͤre/ jemand ſelig zu
„machen/ ſondern daß GOtt ſo voͤlliglich in
„der Liebe mit ihm vereiniget waͤre/ daß alles
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„und alles leiden dieſes Menſchen GOttes lei-
„den geachtet wuͤrde. Dieſer Menſch iſt JE-
„ſus von Nazareth/ der von dem warhafftigen
„GOtt in der Schrifft verheiſſen/ und zu ſei-
„ner zeit geleiſtet worden iſt/ wie ſichs denn oͤf-
„fentlich in Jſrael bewieſen hat durch die krafft
„des Heil. Geiſtes mit allem thun und laſſen/
„ſo der Liebe zugebuͤhret und eignet. Und da-
„bey erkennen wirs in dieſer liebloſen zeit/ daß
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„be etlicher maſſen auffs hoͤchſt erkennen/ und
„ſeynd gewiß durch GOttes Geiſt/ daß ſich
„die Liebe GOttes gegen den Menſchen/ und
„des Menſchen gegen GOtt nicht hoͤher be-
„weiſen mag/ denn es in dieſem JESU
„beſchehen iſt/ nemlich daß ſich GOTT ſo
[Spaltenumbruch] ſehr uͤber die welt erbarmet/ daß er ſich al-“
ler ſeiner Gerechtigkeit/ ſo er wider unſere“
ſuͤnden hatte/ gern verzeihen wolte/ ſo fern“
wir es nicht verachteten; Welches in JEſu“
nach der Menſchheit/ aber nicht von der“
Menſchheit/ ſondern von GOTT gelehrt/“
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SU). Alle/ die ſelig werden/ ſeynd eines“
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man allen denen folgen und gehorchen ſol“
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Je beſſer ſolchen einer lehret/ je billicher man“
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GOTT geweſen: Ob er wol nach dem“
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ner kom̃t/ ſo fern iſt er der verdam̃niß ent-“
runnen.

Aus der Vorrede uͤber ſeine Erklaͤrung
etlicher Artickel p. 53. u. f.
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ſatz erſehen kan.

Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit“

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[229/0525] Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. „ihr ſelbſt. Und wo ſie ſich ihr ſelbſt nicht ver- „wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb- „ten willen/ ſo waͤre ſie nicht gut/ und hielte „ſich ſelbſt nicht vor gut/ darum daß ſie eigen „nutzig waͤre. Dieweil ſie aber ſich umb der „Geliebten willen ſo vollkommen dargiebt/ „das weiß und erkennt ſie/ daß es gut iſt/ dar- „um kan und mag und ſol ſie ſich ſelbſt nicht „haſſen/ ſondern muß ſich ſelbſt lieb haben/ doch „nicht als ſich ſelbſt/ ſondern als gut. Eben daſelbſt p. 33. GOTT iſt nichts als Liebe. Dieſer Liebe ſpuͤrt man in etlichen Men- „ſchen je ein fuͤncklein/ in einem mehr im „andern minder/ wiewol es leider faſt in al- „len Menſchen zu unſern zeiten erloſchen iſt/ „doch ſo iſt es gewiß/ dieweil die Liebe geiſt- „lich iſt/ und die Menſchen alle fleiſchlich „ſeynd/ daß diß fuͤncklein/ wie klein es in „dem Menſchen iſt/ nicht von dem Menſchen/ „ſondern von der vollkommenen Liebe her- „kommen iſt. Dieſe Liebe iſt GOTT/ der „ſich ſelbſt nicht machen kan/ wiewol er alle „dinge gemacht hat/ der ſich ſelbſt nicht bre- „chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/ „darum iſt er von ewigkeit biß zu ewigkeit un- „beweglich/ der ſich ſelbſt ſo lieb haben muß/ „weil er gut iſt/ daß er von ihm ſelbſt empfaͤ- „het/ und ſich ſelbſt fuͤr und fuͤr gebieret/ der „ſein ſelbſt gar nicht achtet/ von derowegen „die ſein beduͤrffen/ daß er von ihrentwegen „(ſo fern es moͤglich waͤre) gern nichts ſeyn „wolte. Dieſe Liebe moͤchte fleiſch und blut „nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht ſonderlich „in etlichen Menſchen bewieſe/ die man nen- „net Goͤttliche Menſchen/ und Gottes Kin- „der/ darum daß ſie GOtt nachſchlagen/ als „ihrem geiſtlichen Vater. Je hoͤher ſie nun „bewieſen wird/ je hoͤher mag ſie von den Men- „ſchen erkennt werden; je mehr ſie erkennt „wird/ ſo viel mehr wird ſie geliebet; je „mehr die Liebe geliebet wird/ ſo viel naͤher „iſt die ſeeligkeit. Darum hat es der ewigen „Liebe gefallen/ daß der Menſch (CHRiſtus „JESUS) in dem die Liebe am hoͤchſten „bewieſen wurde/ ein Seligmacher ſeines „Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der „Menſchheit moͤglich waͤre/ jemand ſelig zu „machen/ ſondern daß GOtt ſo voͤlliglich in „der Liebe mit ihm vereiniget waͤre/ daß alles „thun GOttes dieſes Menſchen thun waͤre/ „und alles leiden dieſes Menſchen GOttes lei- „den geachtet wuͤrde. Dieſer Menſch iſt JE- „ſus von Nazareth/ der von dem warhafftigen „GOtt in der Schrifft verheiſſen/ und zu ſei- „ner zeit geleiſtet worden iſt/ wie ſichs denn oͤf- „fentlich in Jſrael bewieſen hat durch die krafft „des Heil. Geiſtes mit allem thun und laſſen/ „ſo der Liebe zugebuͤhret und eignet. Und da- „bey erkennen wirs in dieſer liebloſen zeit/ daß „es warlich ſchon geleiſtet iſt/ daß wir die Lie- „be etlicher maſſen auffs hoͤchſt erkennen/ und „ſeynd gewiß durch GOttes Geiſt/ daß ſich „die Liebe GOttes gegen den Menſchen/ und „des Menſchen gegen GOtt nicht hoͤher be- „weiſen mag/ denn es in dieſem JESU „beſchehen iſt/ nemlich daß ſich GOTT ſo ſehr uͤber die welt erbarmet/ daß er ſich al-“ ler ſeiner Gerechtigkeit/ ſo er wider unſere“ ſuͤnden hatte/ gern verzeihen wolte/ ſo fern“ wir es nicht verachteten; Welches in JEſu“ nach der Menſchheit/ aber nicht von der“ Menſchheit/ ſondern von GOTT gelehrt/“ gnugſam bewieſen iſt worden. Jtem/ daß“ der Menſch bloß in der hoͤchſten Liebe gegen“ GOtt ſtehen ſol/ und ſo viel ihm moͤglich“ iſt/ auch ſeinen naͤchſten darzu helffen/ und“ foͤrderlich ſeyn/ daß er GOtt erkenne und lieb“ habe. Darum welcher die wahre Liebe be-“ gehrt zu erkennen und zu erlangen/ mag es“ nicht naͤher und leichter bekommen/ denn“ durch dieſen JESUM CHRiſtum; Ja/“ es kan und mag anders nicht erkannt wer-“ den/ denn durch ihn. Nicht daß die ſelig-“ keit am fleiſch und blut/ zeit und ſtatt ver-“ bunden ſey/ ſondern daß es anders nicht“ moͤglich iſt. Denn wie kein Menſch ſelig“ werden moͤcht ohne GOTT; Alſo mag“ auch GOtt keinen Menſchen ſelig machen/“ auſſerhalb des Menſchen (CHRiſti JE-“ SU). Alle/ die ſelig werden/ ſeynd eines“ Geiſtes mit GOTT. Welcher aber voll-“ kommen iſt in dieſer Liebe/ dieſer iſt ja ein“ vorgaͤnger aller deren/ ſo ſelig werden ſollen/“ nicht daß er von ihm ſelbſt hie ſey/ ſondern“ daß es GOTT allzeit alſo gefallen hat/ daß“ man allen denen folgen und gehorchen ſol“ in ſeinem Namen/ die ſeinen willen lehren.“ Je beſſer ſolchen einer lehret/ je billicher man“ ihm folgen ſol. Niemand hat aber dieſen“ vollkommener und beſſer gelehret/ denn der“ ſolchen auch am vollkommenſten vollſtreckt“ hat/ der iſt JESUS CHRiſtus/ wel-“ chen GOTT darum geſandt hat/ daß er“ Juden und Heyden mit einander aus geiſt-“ licher gefangniß fuͤhret. Welchem aber jetzt“ zu dieſer letzten zeit nicht allein Juͤden und“ Heyden/ ſondern auch die ihn angenom-“ men haben/ wiederſprechen. Alle ſo den“ weg GOttes geſucht und gefunden haben/“ ſeynd eins mit GOtt worden; aber dieſer/“ ſo in GOttes weg nie geſtrauchelt hat/ iſt“ auch mit GOtt nie uneins worden/ ſondern“ nach dem Geiſt von anbeginn eins mit“ GOTT geweſen: Ob er wol nach dem“ fleiſch in der zeit gebohren/ und aller Men-“ ſchen gebrechen/ auſſerhalb der ſuͤnde unter-“ worffen geweſen iſt. Diß iſt die urſach/“ das geſchrieben iſt/ und man ſagt: Alle ſo“ ſelig werden/ muͤſſen durch dieſen JE-“ SUM ſelig werden/ die vollkommenheit“ im Geiſt zu betrachten/ welche das einige“ ziel iſt/ auff welches alle die/ ſo ſelig wer-“ den ſollen/ ſehen muͤſſen: Und ſo wenig“ ein jeder darauff ſiehet/ ſo viel gebricht“ ihm an der ſeeligkeit. So nahe ihm ei-“ ner kom̃t/ ſo fern iſt er der verdam̃niß ent-“ runnen. Aus der Vorrede uͤber ſeine Erklaͤrung etlicher Artickel p. 53. u. f. IV. Woraus man ſeinen Sinn und Vor- ſatz erſehen kan. Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit“ in F f 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/525>, abgerufen am 30.04.2024.