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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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und in CHristum einfliessen müsse.
[Spaltenumbruch] bens kommen wollet: Höret mich euren
Vater/ und die Lehrmeisterin/ eure mut-
ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/
haltet eure ohren niederwarts/ und beu-
get euer hertze zum verstande/ damit
eure seele durch mein rechtes wahres
erkäntnis das leben empfange und dem
Tod entkommen möge/ nach dem wil-
len und wohlgefallen GOttes durch
CHristum über all gebenedeyet in ewig-
keit.

Das laß ich euch aus liebe zur seligkeit
und preiß GOTTES wissen/ daß ihr euch zu
dieser zeit von der sünden der letzten zeit nicht ge-
fangen nehmen oder überziehen lasset/ denn es
ist ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti-
ger/ tödtlicher und schlimmer zu entkommen/
ursache/ weil GOTTES gerechtigkeit und
wahrheit durchgebrochen/ das licht seines er-
käntnisses an den tag kommen und der unter-
scheid des bösen und guten offenbahr worden ist.
Derohalben fallen die menschen in grösser ur-
theil und schuld/ denn die vorige/ die des lichts
des erkäntnisses in seinem unterscheid geman-
gelt oder es nit gewust haben: wie ihr das/ wenn
ihrs bey euch selbst urtheilet/ wohl verstehen
könnet/ daß die Eltern mehr über einen untreu-
en ältern sohn zürnen/ als über einen jungen/
daß ihm auch mehr straffe wegen feiner schuld
zukommt/ als dem jüngern.

Weil denn nun diese welt die vorige in allen
stücken am verstande übertrifft/ und voll er-
käntnis/ spiegel und warnungen ist/ muß
sie dahero desto mehr verweiß und schuld
tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem
Luc. XII.
47.
worte des HERRN/ der gesagt hat/ daß der
viel streiche wird leiden/ der den willen
des HERRN gewust und nicht gethan
hat.
So sehet denn wohl zu/ meine liebe kin-
der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums
und erkäntnisses seyd/ allerdings nicht sündi-
get/ denn ihre verdammnis ist nun ungleich
grösser und schädlicher als zuvor/ das sag ich
euch: eben wie ein alter/ der einen schwerern fall
thut/ als der jüngere/ auch nicht so wohl zu hei-
len ist als der jüngere/ also wird die sünde zu un-
ser zeit insonderheit nicht von uns so abgenom-
men/ als wohl in den vorigen zeiten.

Die rechte sünde aber/ die da tödtet und ver-
derbt in ewigkeit/ ist/ (daß ihrs wisset) nicht so
plump oder grob/ sondern sehr scharffschneidig/
welche von keinen plumpen/ unverständigen
unwissenden leuten/ als menschlicher weise zu
reden/ von groben fischern/ bauers-volcke und
andern geringen menschen oder kindern/ son-
dern von den geistlosen leuten/ von den hoff-rä-
then/ höfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und
und andern verschlagenen/ listigen/ subtilen/
schalckhafften/ studierten und behenden hertzen
gethan wird: insonderheit wird sie zu unsrer zeit
von denselben mit dem hertzen/ mit ihrem sinn
und willen mehr in lust und begierde auff einen
tag vollbracht/ als von den rohen und groben/
plumpen und albern gesellen in einem gantzen
jahr/ denn diese kennen die sünde auffs höchste
und beste oder in ihrem heßlichen wesen nit/ wie
könten sie sie denn in dem sinn erfüllen oder ihr zu
willen seyn. Sie sind zwar (es ist wahr) auch
eins mit ihr/ aber nicht so gantz mit dem gesich-
te des erkäntnisses: daher können sie selbe nicht
[Spaltenumbruch] wie ihre art und und krafft ist/ vorbringen oder
mit dem hertzen vollkömmlich thun/ und auch
mit der hand äusserlich beweisen/ wie die klüg-
sten Teuffel und heuchler/ die da schärffer am
gehör/ gesichte/ geruch/ geschmack/ tasten und
fühlen als die andere sind/ welche keine sünde er-
kennen oder vor böse halten/ wenn sie nicht mit
der hand gröblich vollbracht und mit händen
und füssen zu greiffen ist: aber die sünde ist vielNB.
schneller/ und wird eher gethan/ als gesehen.
Jener wird sie auch eher/ gleich wie mit einer na-
delspitzen eine feder zu fühlen ist/ verstehen/ als
dieser mit seinen ellenbogen tasten/ ehe er sie füh-
len oder empfinden solte. Es ist ihr nicht zu ent-
kommen/ als durch die innerliche scharffsichtig-
keit der gutwilligkeit in dem geist des allerhei-
ligsten glaubens. Daher man sich nun (ich sags
euch) vor solchem verderben (wie weit mehr vor
den spitzigen und scharffen als vor den plumpen
und thörichten) hüten muß/ in diesem letztem al-
ter der welt/ als in welchemdie alte schlange/ wel-
che hernach ein grosser Drache mit sieben häub-
tern worden ist/ ihr regiment hat/ nemlich daß
die sünde in dem menschen/ und nicht auffer ihm
versiebenfältiget ist. Der HERR lasse doch
solches erkennen/ damit niemand durch unwis-
senheit verfallen und in jammer kommen möge.
Aber das alles thut der einige Heilige Geist der
ewigen liebe CHristi/ zu dessen zeit/ das sieben-
fältige licht zu kriegen/ wirkommen sind. Alle
sünden/ die in den Vater/ ja in den Sohn
JESUM nach dem fleisch geschehen/ werden
vergeben/ warum? darum/ daß sie solchen un-
terscheid des wahrhafften erkäntnisses nicht ha-
ben/ als in dem ewigen siebenfältigen licht des
wahren Heiligen Geistes CHristi oder art der
vollkommenheit/ in welchen und durch welchen
GOTT die welt oder die menschen hat verneu-
ren/ segnen und benedeyen wollen zu seiner glo-
rie/ damit alle dinge ihre veränderung nach sei-
nem willen bekämen/ deswegen er sein wort ge-
sandt hat.

Darum wer in dem H. Geist sündiget/ dem
solls weder hier noch hernachmals (wie es denen
andern geschehen ist) nicht vergeben werden.
Denn Gott ist nicht ungerecht/ es muß also und
nicht anders seyn. Darum/ ist nun die sünde (das
ihr wisset) nicht gleich/ so müssen die sünder auch
unterschiedlich und nicht einerley oder gleich
gros seyn. Und diß zeiget der HErr klar an mitMatt. XII.
45.

der einigen parabel von dem starcken/ der über-
wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er
weggehet/ sieben ärgere geister mit sich bringet/
und mit den pallast oder hauß (aus welchem er
getrieben worden/ so ers nicht besetzet und die
stätte wohl bewahret/ sondern leer findet) wie-
derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder
thorheit viel grösser ist/ als der erste/ spricht der
HErr. Diese worte des letzten irrthums zeigen
uns das grösseste übel oder die meiste sünde an/
besonders durch das alter und durch die grösse
des abgründlichen erkäntnisses/ da sich die kräff-
te und tieffen der höllen auffthun/ in welchen
die allergrössesten/ tödtlichsten und dicksten
finsternissen gegründet sind/ und die grösseste
boßheit drauß auffsteiget: darinn denn einer
oder der andere gefallene lieget oder gezogen
wird/ und jeder nach seiner geburth seine ver-
dammnis oder seligkeit hat.

Denn gleichwie die hölle ihre graden oder

stuffen
A. K. H. Vierter Theil. Z z 2

und in CHriſtum einflieſſen muͤſſe.
[Spaltenumbruch] bens kommen wollet: Hoͤret mich euren
Vater/ und die Lehrmeiſterin/ eure mut-
ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/
haltet eure ohren niederwarts/ und beu-
get euer hertze zum verſtande/ damit
eure ſeele durch mein rechtes wahres
erkaͤntnis das leben empfange und dem
Tod entkommen moͤge/ nach dem wil-
len und wohlgefallen GOttes durch
CHriſtum uͤber all gebenedeyet in ewig-
keit.

Das laß ich euch aus liebe zur ſeligkeit
und preiß GOTTES wiſſen/ daß ihr euch zu
dieſer zeit von der ſuͤnden der letzten zeit nicht ge-
fangen nehmen oder uͤberziehen laſſet/ denn es
iſt ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti-
ger/ toͤdtlicher und ſchlimmer zu entkommen/
urſache/ weil GOTTES gerechtigkeit und
wahrheit durchgebrochen/ das licht ſeines er-
kaͤntniſſes an den tag kommen und der unter-
ſcheid des boͤſen und guten offenbahr worden iſt.
Derohalben fallen die menſchen in groͤſſer ur-
theil und ſchuld/ denn die vorige/ die des lichts
des erkaͤntniſſes in ſeinem unterſcheid geman-
gelt oder es nit gewuſt haben: wie ihr das/ weñ
ihrs bey euch ſelbſt urtheilet/ wohl verſtehen
koͤnnet/ daß die Eltern mehr uͤber einen untreu-
en aͤltern ſohn zuͤrnen/ als uͤber einen jungen/
daß ihm auch mehr ſtraffe wegen feiner ſchuld
zukommt/ als dem juͤngern.

Weil denn nun dieſe welt die vorige in allen
ſtuͤcken am verſtande uͤbertrifft/ und voll er-
kaͤntnis/ ſpiegel und warnungen iſt/ muß
ſie dahero deſto mehr verweiß und ſchuld
tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem
Luc. XII.
47.
worte des HERRN/ der geſagt hat/ daß der
viel ſtreiche wird leiden/ der den willen
des HERRN gewuſt und nicht gethan
hat.
So ſehet denn wohl zu/ meine liebe kin-
der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums
und erkaͤntniſſes ſeyd/ allerdings nicht ſuͤndi-
get/ denn ihre verdammnis iſt nun ungleich
groͤſſer und ſchaͤdlicher als zuvor/ das ſag ich
euch: eben wie ein alter/ der einen ſchwerern fall
thut/ als der juͤngere/ auch nicht ſo wohl zu hei-
len iſt als der juͤngere/ alſo wird die ſuͤnde zu un-
ſer zeit inſonderheit nicht von uns ſo abgenom-
men/ als wohl in den vorigen zeiten.

Die rechte ſuͤnde aber/ die da toͤdtet und ver-
derbt in ewigkeit/ iſt/ (daß ihrs wiſſet) nicht ſo
plump oder grob/ ſondern ſehr ſcharffſchneidig/
welche von keinen plumpen/ unverſtaͤndigen
unwiſſenden leuten/ als menſchlicher weiſe zu
reden/ von groben fiſchern/ bauers-volcke und
andern geringen menſchen oder kindern/ ſon-
dern von den geiſtloſen leuten/ von den hoff-raͤ-
then/ hoͤfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und
und andern verſchlagenen/ liſtigen/ ſubtilen/
ſchalckhafften/ ſtudierten und behenden hertzen
gethan wird: inſonderheit wird ſie zu unſrer zeit
von denſelben mit dem hertzen/ mit ihrem ſinn
und willen mehr in luſt und begierde auff einen
tag vollbracht/ als von den rohen und groben/
plumpen und albern geſellen in einem gantzen
jahr/ denn dieſe kennen die ſuͤnde auffs hoͤchſte
und beſte oder in ihrem heßlichen weſen nit/ wie
koͤnten ſie ſie deñ in dem ſinn erfuͤllen oder ihr zu
willen ſeyn. Sie ſind zwar (es iſt wahr) auch
eins mit ihr/ aber nicht ſo gantz mit dem geſich-
te des erkaͤntniſſes: daher koͤnnen ſie ſelbe nicht
[Spaltenumbruch] wie ihre art und und krafft iſt/ vorbringen oder
mit dem hertzen vollkoͤmmlich thun/ und auch
mit der hand aͤuſſerlich beweiſen/ wie die kluͤg-
ſten Teuffel und heuchler/ die da ſchaͤrffer am
gehoͤr/ geſichte/ geruch/ geſchmack/ taſten und
fuͤhlen als die andere ſind/ welche keine ſuͤnde er-
kennen oder vor boͤſe halten/ wenn ſie nicht mit
der hand groͤblich vollbracht und mit haͤnden
und fuͤſſen zu greiffen iſt: aber die ſuͤnde iſt vielNB.
ſchneller/ und wird eher gethan/ als geſehen.
Jener wird ſie auch eher/ gleich wie mit einer na-
delſpitzen eine feder zu fuͤhlen iſt/ verſtehen/ als
dieſer mit ſeinen ellenbogen taſten/ ehe er ſie fuͤh-
len oder empfinden ſolte. Es iſt ihr nicht zu ent-
kommen/ als durch die innerliche ſcharffſichtig-
keit der gutwilligkeit in dem geiſt des allerhei-
ligſten glaubens. Daher man ſich nun (ich ſags
euch) vor ſolchem verderben (wie weit mehr vor
den ſpitzigen und ſcharffen als vor den plumpen
und thoͤrichten) huͤten muß/ in dieſem letztem al-
ter der welt/ als in welchemdie alte ſchlange/ wel-
che hernach ein groſſer Drache mit ſieben haͤub-
tern worden iſt/ ihr regiment hat/ nemlich daß
die ſuͤnde in dem menſchen/ und nicht auffer ihm
verſiebenfaͤltiget iſt. Der HERR laſſe doch
ſolches erkennen/ damit niemand durch unwiſ-
ſenheit verfallen und in jammer kommen moͤge.
Aber das alles thut der einige Heilige Geiſt der
ewigen liebe CHriſti/ zu deſſen zeit/ das ſieben-
faͤltige licht zu kriegen/ wirkommen ſind. Alle
ſuͤnden/ die in den Vater/ ja in den Sohn
JESUM nach dem fleiſch geſchehen/ werden
vergeben/ warum? darum/ daß ſie ſolchen un-
terſcheid des wahrhafften erkaͤntniſſes nicht ha-
ben/ als in dem ewigen ſiebenfaͤltigen licht des
wahren Heiligen Geiſtes CHriſti oder art der
vollkommenheit/ in welchen und durch welchen
GOTT die welt oder die menſchen hat verneu-
ren/ ſegnen und benedeyen wollen zu ſeiner glo-
rie/ damit alle dinge ihre veraͤnderung nach ſei-
nem willen bekaͤmen/ deswegen er ſein wort ge-
ſandt hat.

Darum wer in dem H. Geiſt ſuͤndiget/ dem
ſolls weder hier noch hernachmals (wie es denen
andern geſchehen iſt) nicht vergeben werden.
Denn Gott iſt nicht ungerecht/ es muß alſo und
nicht anders ſeyn. Darum/ iſt nun die ſuͤnde (das
ihr wiſſet) nicht gleich/ ſo muͤſſen die ſuͤnder auch
unterſchiedlich und nicht einerley oder gleich
gros ſeyn. Und diß zeiget der HErr klar an mitMatt. XII.
45.

der einigen parabel von dem ſtarcken/ der uͤber-
wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er
weggehet/ ſieben aͤrgere geiſter mit ſich bringet/
und mit den pallaſt oder hauß (aus welchem er
getrieben worden/ ſo ers nicht beſetzet und die
ſtaͤtte wohl bewahret/ ſondern leer findet) wie-
derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder
thorheit viel groͤſſer iſt/ als der erſte/ ſpricht der
HErr. Dieſe worte des letzten irrthums zeigen
uns das groͤſſeſte uͤbel oder die meiſte ſuͤnde an/
beſonders durch das alter und durch die groͤſſe
des abgruͤndlichen erkaͤntniſſes/ da ſich die kraͤff-
te und tieffen der hoͤllen auffthun/ in welchen
die allergroͤſſeſten/ toͤdtlichſten und dickſten
finſterniſſen gegruͤndet ſind/ und die groͤſſeſte
boßheit drauß auffſteiget: darinn denn einer
oder der andere gefallene lieget oder gezogen
wird/ und jeder nach ſeiner geburth ſeine ver-
dammnis oder ſeligkeit hat.

Denn gleichwie die hoͤlle ihre graden oder

ſtuffen
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[363/0659] und in CHriſtum einflieſſen muͤſſe. bens kommen wollet: Hoͤret mich euren Vater/ und die Lehrmeiſterin/ eure mut- ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/ haltet eure ohren niederwarts/ und beu- get euer hertze zum verſtande/ damit eure ſeele durch mein rechtes wahres erkaͤntnis das leben empfange und dem Tod entkommen moͤge/ nach dem wil- len und wohlgefallen GOttes durch CHriſtum uͤber all gebenedeyet in ewig- keit. Das laß ich euch aus liebe zur ſeligkeit und preiß GOTTES wiſſen/ daß ihr euch zu dieſer zeit von der ſuͤnden der letzten zeit nicht ge- fangen nehmen oder uͤberziehen laſſet/ denn es iſt ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti- ger/ toͤdtlicher und ſchlimmer zu entkommen/ urſache/ weil GOTTES gerechtigkeit und wahrheit durchgebrochen/ das licht ſeines er- kaͤntniſſes an den tag kommen und der unter- ſcheid des boͤſen und guten offenbahr worden iſt. Derohalben fallen die menſchen in groͤſſer ur- theil und ſchuld/ denn die vorige/ die des lichts des erkaͤntniſſes in ſeinem unterſcheid geman- gelt oder es nit gewuſt haben: wie ihr das/ weñ ihrs bey euch ſelbſt urtheilet/ wohl verſtehen koͤnnet/ daß die Eltern mehr uͤber einen untreu- en aͤltern ſohn zuͤrnen/ als uͤber einen jungen/ daß ihm auch mehr ſtraffe wegen feiner ſchuld zukommt/ als dem juͤngern. Weil denn nun dieſe welt die vorige in allen ſtuͤcken am verſtande uͤbertrifft/ und voll er- kaͤntnis/ ſpiegel und warnungen iſt/ muß ſie dahero deſto mehr verweiß und ſchuld tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem worte des HERRN/ der geſagt hat/ daß der viel ſtreiche wird leiden/ der den willen des HERRN gewuſt und nicht gethan hat. So ſehet denn wohl zu/ meine liebe kin- der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums und erkaͤntniſſes ſeyd/ allerdings nicht ſuͤndi- get/ denn ihre verdammnis iſt nun ungleich groͤſſer und ſchaͤdlicher als zuvor/ das ſag ich euch: eben wie ein alter/ der einen ſchwerern fall thut/ als der juͤngere/ auch nicht ſo wohl zu hei- len iſt als der juͤngere/ alſo wird die ſuͤnde zu un- ſer zeit inſonderheit nicht von uns ſo abgenom- men/ als wohl in den vorigen zeiten. Luc. XII. 47. Die rechte ſuͤnde aber/ die da toͤdtet und ver- derbt in ewigkeit/ iſt/ (daß ihrs wiſſet) nicht ſo plump oder grob/ ſondern ſehr ſcharffſchneidig/ welche von keinen plumpen/ unverſtaͤndigen unwiſſenden leuten/ als menſchlicher weiſe zu reden/ von groben fiſchern/ bauers-volcke und andern geringen menſchen oder kindern/ ſon- dern von den geiſtloſen leuten/ von den hoff-raͤ- then/ hoͤfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und und andern verſchlagenen/ liſtigen/ ſubtilen/ ſchalckhafften/ ſtudierten und behenden hertzen gethan wird: inſonderheit wird ſie zu unſrer zeit von denſelben mit dem hertzen/ mit ihrem ſinn und willen mehr in luſt und begierde auff einen tag vollbracht/ als von den rohen und groben/ plumpen und albern geſellen in einem gantzen jahr/ denn dieſe kennen die ſuͤnde auffs hoͤchſte und beſte oder in ihrem heßlichen weſen nit/ wie koͤnten ſie ſie deñ in dem ſinn erfuͤllen oder ihr zu willen ſeyn. Sie ſind zwar (es iſt wahr) auch eins mit ihr/ aber nicht ſo gantz mit dem geſich- te des erkaͤntniſſes: daher koͤnnen ſie ſelbe nicht wie ihre art und und krafft iſt/ vorbringen oder mit dem hertzen vollkoͤmmlich thun/ und auch mit der hand aͤuſſerlich beweiſen/ wie die kluͤg- ſten Teuffel und heuchler/ die da ſchaͤrffer am gehoͤr/ geſichte/ geruch/ geſchmack/ taſten und fuͤhlen als die andere ſind/ welche keine ſuͤnde er- kennen oder vor boͤſe halten/ wenn ſie nicht mit der hand groͤblich vollbracht und mit haͤnden und fuͤſſen zu greiffen iſt: aber die ſuͤnde iſt viel ſchneller/ und wird eher gethan/ als geſehen. Jener wird ſie auch eher/ gleich wie mit einer na- delſpitzen eine feder zu fuͤhlen iſt/ verſtehen/ als dieſer mit ſeinen ellenbogen taſten/ ehe er ſie fuͤh- len oder empfinden ſolte. Es iſt ihr nicht zu ent- kommen/ als durch die innerliche ſcharffſichtig- keit der gutwilligkeit in dem geiſt des allerhei- ligſten glaubens. Daher man ſich nun (ich ſags euch) vor ſolchem verderben (wie weit mehr vor den ſpitzigen und ſcharffen als vor den plumpen und thoͤrichten) huͤten muß/ in dieſem letztem al- ter der welt/ als in welchemdie alte ſchlange/ wel- che hernach ein groſſer Drache mit ſieben haͤub- tern worden iſt/ ihr regiment hat/ nemlich daß die ſuͤnde in dem menſchen/ und nicht auffer ihm verſiebenfaͤltiget iſt. Der HERR laſſe doch ſolches erkennen/ damit niemand durch unwiſ- ſenheit verfallen und in jammer kommen moͤge. Aber das alles thut der einige Heilige Geiſt der ewigen liebe CHriſti/ zu deſſen zeit/ das ſieben- faͤltige licht zu kriegen/ wirkommen ſind. Alle ſuͤnden/ die in den Vater/ ja in den Sohn JESUM nach dem fleiſch geſchehen/ werden vergeben/ warum? darum/ daß ſie ſolchen un- terſcheid des wahrhafften erkaͤntniſſes nicht ha- ben/ als in dem ewigen ſiebenfaͤltigen licht des wahren Heiligen Geiſtes CHriſti oder art der vollkommenheit/ in welchen und durch welchen GOTT die welt oder die menſchen hat verneu- ren/ ſegnen und benedeyen wollen zu ſeiner glo- rie/ damit alle dinge ihre veraͤnderung nach ſei- nem willen bekaͤmen/ deswegen er ſein wort ge- ſandt hat. NB. Darum wer in dem H. Geiſt ſuͤndiget/ dem ſolls weder hier noch hernachmals (wie es denen andern geſchehen iſt) nicht vergeben werden. Denn Gott iſt nicht ungerecht/ es muß alſo und nicht anders ſeyn. Darum/ iſt nun die ſuͤnde (das ihr wiſſet) nicht gleich/ ſo muͤſſen die ſuͤnder auch unterſchiedlich und nicht einerley oder gleich gros ſeyn. Und diß zeiget der HErr klar an mit der einigen parabel von dem ſtarcken/ der uͤber- wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er weggehet/ ſieben aͤrgere geiſter mit ſich bringet/ und mit den pallaſt oder hauß (aus welchem er getrieben worden/ ſo ers nicht beſetzet und die ſtaͤtte wohl bewahret/ ſondern leer findet) wie- derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder thorheit viel groͤſſer iſt/ als der erſte/ ſpricht der HErr. Dieſe worte des letzten irrthums zeigen uns das groͤſſeſte uͤbel oder die meiſte ſuͤnde an/ beſonders durch das alter und durch die groͤſſe des abgruͤndlichen erkaͤntniſſes/ da ſich die kraͤff- te und tieffen der hoͤllen auffthun/ in welchen die allergroͤſſeſten/ toͤdtlichſten und dickſten finſterniſſen gegruͤndet ſind/ und die groͤſſeſte boßheit drauß auffſteiget: darinn denn einer oder der andere gefallene lieget oder gezogen wird/ und jeder nach ſeiner geburth ſeine ver- dammnis oder ſeligkeit hat. Matt. XII. 45. Denn gleichwie die hoͤlle ihre graden oder ſtuffen A. K. H. Vierter Theil. Z z 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/659>, abgerufen am 29.04.2024.