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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ vom Glauben.
[Spaltenumbruch] zu fuß außziehen/ und den streit hinten und
vorn recht genau warnehmen/ ja auch auff
beyden seiten. Den richtigen weg must du
durch/ den du noch nie gewandelt/ sondern der
ungebähnt und gantz wüste gelegen hat/ und
deine sorge und hülffe ohne ümsehen allein
auff den HErrn Herrn setzen/ und alle begier-
den des fleisches unterlassen/ denn diese stei-
gen aus dem abgrunde der höllen/ und aus der
hitze des teuffels zum verderben der menschen
auff. Weg/ weg damit in der zeit/ auff daß
ihr nicht in ewigkeit gestrafft oder vermaledey-
et werdet.

Das 13. Capitel.

Lasset euch eure schande frey entdecken/ ja
thut es selber/ denn das ist euch am besten.
Speyet/ kotzet und brecht sie auß/ lasts hervor-
kommen/ was ihr so geitzig und säuisch einge-
schlucket habet/ ja ohne besehen. Esset den
dreck nun ein/ und seinen stanck zweymal.
Was euch erst süsse war/ lasset euch nun bit-
ter werden. Esset/ esset und trincket geringe/
ja werdet truncken von dem wein der drachen/
und von der galle der ungerechtigkeit. Ko-
stet nun den geschmack/ und taumelt von dem
starcken tranck/ ja brechet euch/ speyet/ ko-
tzet und fallet zur erden nieder/ wältzet euch
in der aschen. Sehet an euer elend/ euren ar-
men geist und kleinen verstand/ eure blindheit
und blösse/ euren grossen jammer/ eure schande
und nichtigkeit vor dem HErrn. Sehets
an/ sehet/ sehet/ sage ich/ und werdet scham-
roth. Verdecket euer angesicht vor euch sel-
ber/ denn ich weiß/ daß es euch viel zu scheuß-
lich anzusehen ist. Ja/ also hat der HErr
JEsus müssen leiden üm dieser stinckenden
unflätigen sünden willen/ damit er sie durch
sich selbst wegnehme.

Aber wer hat diß eingesehen? Wer hats zu
hertzen genommen? Wer hat sich danckbar
erzeiget? Wer hats glauben wollen? Wo
sind die/ so ihme wieder liebe beweisen? Wo
bleiben die/ so ihn ehren und großmachen? und
das in ihrer schande und nichtigkeit. Sie wol-
len alle selber etwas und erhoben/ nicht aber
zertreten seyn. Darum müssen die zu schan-
den/ vor nichts geachtet/ oder mit den todten
als dreck in ewigkeit zertreten werden/ die sich
nicht haben unter die lebendigen beugen wol-
len/ noch im fleische zertreten lassen. Geden-
cket/ daß es ein wahres wort in ewigkeit wird
erfunden werden. Wer nun meine stimme/
nemlich des HErrn wort/ zu hertzen nimmt/ und
recht glauben gibt/ der thue alles das/ was ich
in dem namen des HErrn geschrieben habe.
Lasset euren willen/ euer hertz/ geist/ macht
und glauben hierinn mit beweisung der that
hervor leuchten/ und überwindet den zweiffel.
Werdet nicht matt noch träge in eurem jam-
mer und elend/ es ist nur noch üm eine kleine
zeit zu thun/ daß ihr leidet.

O leiden/ leiden! wie gut seyd ihr den
glaubigen/ damit sie wol geläutert und gerei-
niget werden. Wol euch/ die ihr verstand/
augen und ohren habt. Leidet/ leidet das
leiden am fleisch/ und die züchtigung gantz
[Spaltenumbruch] aus/ biß so lange der alte mensch keinenNB.
adem mehr hat/ sondern getödtet und in
der hölle begraben ist. O nehmets zu her-
tzen. Werffet das creutz/ die angst und ban-
gigkeit des leidens im fleisch doch ja nimmer
vor der zeit von euch/ o nein/ thut es nicht;
sondern seyd verständig/ und lasset es sich
bey euch immer mehr und mehr vermehren;
Ach lasset es euch frey treffen. Denn aus
diesem winckel muß es kommen; da müssen
wir herdurch/ nemlich durch die pforten der
höllen und des todes müssen wir ins leben
kommen. Gedencket/ was vor eine krafft
zum gewalt thun gehöret. Habt hier frey acht
drauff/ ja auff das wort des HERRN/
und nicht auff der menschen/ denn die sind
lügenhafft. Sehet allein auff die warheit/
die sey euch ein exempel oder vorschrifft. Mer-
cket auff den geist/ es wird euch fleisch und
blut kosten; ja warum nicht? diß kan uns/
wenn wirs behalten/ nicht fromm oder selig-
machen/ aber wol verdammen.

Sehet/ ich sag es euch/ daß viele schmer-
tzen/ pein und wehtagen/ viel seuffzen/ bit-
ten/ flehen/ heulen und weinen gen himmel
zu in der stimme Rahels auffsteigen müs-
sen/ ehe ihr könnet getröstet und erlöset wer-
den. Darum nehmet meinen rath und leh-
re wol und genau an/ verstehets und fahret
zur höllen/ und hinunter ins grab. Setzet
euer leben in staub/ ziehet säcke an/ und be-
streuet euch mit aschen. Bekennet euch dem
HERRN in gegenwart der gemeine/ und
ruffet in eurer angst aus der tieffen mit lau-
ter stimme/ nemlich/ rufft hertzlich in der
noth zu dem gnädigen guten HErrn/ HErrn/
der euch so lange getragen/ erduldet/ und auff
euch gewartet hat/ aber nun nicht länger.
Denn die zeit des verderbens ist hier/ hier ist
der grosse erschreckliche tag des HErrn/ wer
wird ihn ertragen können/ oder davor stehen-
de bleiben mögen? Der HErr und König/
den ihr wenig geachtet/ oder in ihn geglaubt/
oder auff ihn gehoffet habt/ wird regieren/
das reich einnehmen/ und gerichte halten mit
allem fleisch/ wie geschrieben stehet.

Das 14. Capitel.

Darum/ wol den demüthigen/ zerknirsch-
ten/ bekümmerten und gottsfürchtigen her-
tzen/ welche alle einen geneigten guten wil-
len und lust zum guten haben/ das aus
GOtt komt. Selig seyd ihr/ ja selig/ se-
lig und heilig/ die ihr einen haß zum bösen
habt und auff alles/ was aus den bösen
Geist/ aus dem engel des abgrunds auff-
gestiegen ist; lasset euer hertz demselben ent-
gegen seyn/ ja wollet mit willen entgegen
seyn/ und einen haß darwider haben. A-NB.
ber sehet erst auff euch selbst/ und vergesset
das aas/ euren eignen teuffel nicht. Wie-
derstehet ihm/ und bittet um die vollkom-
menheit. Bittet/ bittet/ aber mit einem
auffrichtig-meinendem hertzen ohne unterlaß.
Haltet eure hände hoch/ ja gantz hoch und
bleibet in gutem vertrauen/ so werdet ihr über-
winden/ das ist: Lasset Gottes werck/ GOttes
krafft/ und Gottes macht/ nemlich den heiligen

Glau-

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ vom Glauben.
[Spaltenumbruch] zu fuß außziehen/ und den ſtreit hinten und
vorn recht genau warnehmen/ ja auch auff
beyden ſeiten. Den richtigen weg muſt du
durch/ den du noch nie gewandelt/ ſondern der
ungebaͤhnt und gantz wuͤſte gelegen hat/ und
deine ſorge und huͤlffe ohne uͤmſehen allein
auff den HErrn Herrn ſetzen/ und alle begier-
den des fleiſches unterlaſſen/ denn dieſe ſtei-
gen aus dem abgrunde der hoͤllen/ und aus der
hitze des teuffels zum verderben der menſchen
auff. Weg/ weg damit in der zeit/ auff daß
ihr nicht in ewigkeit geſtrafft oder vermaledey-
et werdet.

Das 13. Capitel.

Laſſet euch eure ſchande frey entdecken/ ja
thut es ſelber/ denn das iſt euch am beſten.
Speyet/ kotzet und brecht ſie auß/ laſts hervor-
kommen/ was ihr ſo geitzig und ſaͤuiſch einge-
ſchlucket habet/ ja ohne beſehen. Eſſet den
dreck nun ein/ und ſeinen ſtanck zweymal.
Was euch erſt ſuͤſſe war/ laſſet euch nun bit-
ter werden. Eſſet/ eſſet und trincket geringe/
ja werdet truncken von dem wein der drachen/
und von der galle der ungerechtigkeit. Ko-
ſtet nun den geſchmack/ und taumelt von dem
ſtarcken tranck/ ja brechet euch/ ſpeyet/ ko-
tzet und fallet zur erden nieder/ waͤltzet euch
in der aſchen. Sehet an euer elend/ euren ar-
men geiſt und kleinen verſtand/ eure blindheit
und bloͤſſe/ euren groſſen jammer/ eure ſchande
und nichtigkeit vor dem HErrn. Sehets
an/ ſehet/ ſehet/ ſage ich/ und werdet ſcham-
roth. Verdecket euer angeſicht vor euch ſel-
ber/ denn ich weiß/ daß es euch viel zu ſcheuß-
lich anzuſehen iſt. Ja/ alſo hat der HErr
JEſus muͤſſen leiden uͤm dieſer ſtinckenden
unflaͤtigen ſuͤnden willen/ damit er ſie durch
ſich ſelbſt wegnehme.

Aber wer hat diß eingeſehen? Wer hats zu
hertzen genommen? Wer hat ſich danckbar
erzeiget? Wer hats glauben wollen? Wo
ſind die/ ſo ihme wieder liebe beweiſen? Wo
bleiben die/ ſo ihn ehren und großmachen? und
das in ihrer ſchande und nichtigkeit. Sie wol-
len alle ſelber etwas und erhoben/ nicht aber
zertreten ſeyn. Darum muͤſſen die zu ſchan-
den/ vor nichts geachtet/ oder mit den todten
als dreck in ewigkeit zertreten werden/ die ſich
nicht haben unter die lebendigen beugen wol-
len/ noch im fleiſche zertreten laſſen. Geden-
cket/ daß es ein wahres wort in ewigkeit wird
erfunden werden. Wer nun meine ſtimme/
nemlich des HErrn wort/ zu hertzen nim̃t/ und
recht glauben gibt/ der thue alles das/ was ich
in dem namen des HErrn geſchrieben habe.
Laſſet euren willen/ euer hertz/ geiſt/ macht
und glauben hierinn mit beweiſung der that
hervor leuchten/ und uͤberwindet den zweiffel.
Werdet nicht matt noch traͤge in eurem jam-
mer und elend/ es iſt nur noch uͤm eine kleine
zeit zu thun/ daß ihr leidet.

O leiden/ leiden! wie gut ſeyd ihr den
glaubigen/ damit ſie wol gelaͤutert und gerei-
niget werden. Wol euch/ die ihr verſtand/
augen und ohren habt. Leidet/ leidet das
leiden am fleiſch/ und die zuͤchtigung gantz
[Spaltenumbruch] aus/ biß ſo lange der alte menſch keinenNB.
adem mehr hat/ ſondern getoͤdtet und in
der hoͤlle begraben iſt. O nehmets zu her-
tzen. Werffet das creutz/ die angſt und ban-
gigkeit des leidens im fleiſch doch ja nimmer
vor der zeit von euch/ o nein/ thut es nicht;
ſondern ſeyd verſtaͤndig/ und laſſet es ſich
bey euch immer mehr und mehr vermehren;
Ach laſſet es euch frey treffen. Denn aus
dieſem winckel muß es kommen; da muͤſſen
wir herdurch/ nemlich durch die pforten der
hoͤllen und des todes muͤſſen wir ins leben
kommen. Gedencket/ was vor eine krafft
zum gewalt thun gehoͤret. Habt hier frey acht
drauff/ ja auff das wort des HERRN/
und nicht auff der menſchen/ denn die ſind
luͤgenhafft. Sehet allein auff die warheit/
die ſey euch ein exempel oder vorſchrifft. Mer-
cket auff den geiſt/ es wird euch fleiſch und
blut koſten; ja warum nicht? diß kan uns/
wenn wirs behalten/ nicht from̃ oder ſelig-
machen/ aber wol verdammen.

Sehet/ ich ſag es euch/ daß viele ſchmer-
tzen/ pein und wehtagen/ viel ſeuffzen/ bit-
ten/ flehen/ heulen und weinen gen himmel
zu in der ſtimme Rahels auffſteigen muͤſ-
ſen/ ehe ihr koͤnnet getroͤſtet und erloͤſet wer-
den. Darum nehmet meinen rath und leh-
re wol und genau an/ verſtehets und fahret
zur hoͤllen/ und hinunter ins grab. Setzet
euer leben in ſtaub/ ziehet ſaͤcke an/ und be-
ſtreuet euch mit aſchen. Bekennet euch dem
HERRN in gegenwart der gemeine/ und
ruffet in eurer angſt aus der tieffen mit lau-
ter ſtimme/ nemlich/ rufft hertzlich in der
noth zu dem gnaͤdigen guten HErrn/ HErrn/
der euch ſo lange getragen/ erduldet/ und auff
euch gewartet hat/ aber nun nicht laͤnger.
Denn die zeit des verderbens iſt hier/ hier iſt
der groſſe erſchreckliche tag des HErrn/ wer
wird ihn ertragen koͤnnen/ oder davor ſtehen-
de bleiben moͤgen? Der HErr und Koͤnig/
den ihr wenig geachtet/ oder in ihn geglaubt/
oder auff ihn gehoffet habt/ wird regieren/
das reich einnehmen/ und gerichte halten mit
allem fleiſch/ wie geſchrieben ſtehet.

Das 14. Capitel.

Darum/ wol den demuͤthigen/ zerknirſch-
ten/ bekuͤmmerten und gottsfuͤrchtigen her-
tzen/ welche alle einen geneigten guten wil-
len und luſt zum guten haben/ das aus
GOtt komt. Selig ſeyd ihr/ ja ſelig/ ſe-
lig und heilig/ die ihr einen haß zum boͤſen
habt und auff alles/ was aus den boͤſen
Geiſt/ aus dem engel des abgrunds auff-
geſtiegen iſt; laſſet euer hertz demſelben ent-
gegen ſeyn/ ja wollet mit willen entgegen
ſeyn/ und einen haß darwider haben. A-NB.
ber ſehet erſt auff euch ſelbſt/ und vergeſſet
das aas/ euren eignen teuffel nicht. Wie-
derſtehet ihm/ und bittet um die vollkom-
menheit. Bittet/ bittet/ aber mit einem
auffrichtig-meinendem hertzen ohne unterlaß.
Haltet eure haͤnde hoch/ ja gantz hoch und
bleibet in gutem vertrauen/ ſo werdet ihr uͤber-
winden/ das iſt: Laſſet Gottes werck/ GOttes
krafft/ und Gottes macht/ nemlich den heiligen

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[392/0688] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ vom Glauben. zu fuß außziehen/ und den ſtreit hinten und vorn recht genau warnehmen/ ja auch auff beyden ſeiten. Den richtigen weg muſt du durch/ den du noch nie gewandelt/ ſondern der ungebaͤhnt und gantz wuͤſte gelegen hat/ und deine ſorge und huͤlffe ohne uͤmſehen allein auff den HErrn Herrn ſetzen/ und alle begier- den des fleiſches unterlaſſen/ denn dieſe ſtei- gen aus dem abgrunde der hoͤllen/ und aus der hitze des teuffels zum verderben der menſchen auff. Weg/ weg damit in der zeit/ auff daß ihr nicht in ewigkeit geſtrafft oder vermaledey- et werdet. Das 13. Capitel. Laſſet euch eure ſchande frey entdecken/ ja thut es ſelber/ denn das iſt euch am beſten. Speyet/ kotzet und brecht ſie auß/ laſts hervor- kommen/ was ihr ſo geitzig und ſaͤuiſch einge- ſchlucket habet/ ja ohne beſehen. Eſſet den dreck nun ein/ und ſeinen ſtanck zweymal. Was euch erſt ſuͤſſe war/ laſſet euch nun bit- ter werden. Eſſet/ eſſet und trincket geringe/ ja werdet truncken von dem wein der drachen/ und von der galle der ungerechtigkeit. Ko- ſtet nun den geſchmack/ und taumelt von dem ſtarcken tranck/ ja brechet euch/ ſpeyet/ ko- tzet und fallet zur erden nieder/ waͤltzet euch in der aſchen. Sehet an euer elend/ euren ar- men geiſt und kleinen verſtand/ eure blindheit und bloͤſſe/ euren groſſen jammer/ eure ſchande und nichtigkeit vor dem HErrn. Sehets an/ ſehet/ ſehet/ ſage ich/ und werdet ſcham- roth. Verdecket euer angeſicht vor euch ſel- ber/ denn ich weiß/ daß es euch viel zu ſcheuß- lich anzuſehen iſt. Ja/ alſo hat der HErr JEſus muͤſſen leiden uͤm dieſer ſtinckenden unflaͤtigen ſuͤnden willen/ damit er ſie durch ſich ſelbſt wegnehme. Aber wer hat diß eingeſehen? Wer hats zu hertzen genommen? Wer hat ſich danckbar erzeiget? Wer hats glauben wollen? Wo ſind die/ ſo ihme wieder liebe beweiſen? Wo bleiben die/ ſo ihn ehren und großmachen? und das in ihrer ſchande und nichtigkeit. Sie wol- len alle ſelber etwas und erhoben/ nicht aber zertreten ſeyn. Darum muͤſſen die zu ſchan- den/ vor nichts geachtet/ oder mit den todten als dreck in ewigkeit zertreten werden/ die ſich nicht haben unter die lebendigen beugen wol- len/ noch im fleiſche zertreten laſſen. Geden- cket/ daß es ein wahres wort in ewigkeit wird erfunden werden. Wer nun meine ſtimme/ nemlich des HErrn wort/ zu hertzen nim̃t/ und recht glauben gibt/ der thue alles das/ was ich in dem namen des HErrn geſchrieben habe. Laſſet euren willen/ euer hertz/ geiſt/ macht und glauben hierinn mit beweiſung der that hervor leuchten/ und uͤberwindet den zweiffel. Werdet nicht matt noch traͤge in eurem jam- mer und elend/ es iſt nur noch uͤm eine kleine zeit zu thun/ daß ihr leidet. O leiden/ leiden! wie gut ſeyd ihr den glaubigen/ damit ſie wol gelaͤutert und gerei- niget werden. Wol euch/ die ihr verſtand/ augen und ohren habt. Leidet/ leidet das leiden am fleiſch/ und die zuͤchtigung gantz aus/ biß ſo lange der alte menſch keinen adem mehr hat/ ſondern getoͤdtet und in der hoͤlle begraben iſt. O nehmets zu her- tzen. Werffet das creutz/ die angſt und ban- gigkeit des leidens im fleiſch doch ja nimmer vor der zeit von euch/ o nein/ thut es nicht; ſondern ſeyd verſtaͤndig/ und laſſet es ſich bey euch immer mehr und mehr vermehren; Ach laſſet es euch frey treffen. Denn aus dieſem winckel muß es kommen; da muͤſſen wir herdurch/ nemlich durch die pforten der hoͤllen und des todes muͤſſen wir ins leben kommen. Gedencket/ was vor eine krafft zum gewalt thun gehoͤret. Habt hier frey acht drauff/ ja auff das wort des HERRN/ und nicht auff der menſchen/ denn die ſind luͤgenhafft. Sehet allein auff die warheit/ die ſey euch ein exempel oder vorſchrifft. Mer- cket auff den geiſt/ es wird euch fleiſch und blut koſten; ja warum nicht? diß kan uns/ wenn wirs behalten/ nicht from̃ oder ſelig- machen/ aber wol verdammen. NB. Sehet/ ich ſag es euch/ daß viele ſchmer- tzen/ pein und wehtagen/ viel ſeuffzen/ bit- ten/ flehen/ heulen und weinen gen himmel zu in der ſtimme Rahels auffſteigen muͤſ- ſen/ ehe ihr koͤnnet getroͤſtet und erloͤſet wer- den. Darum nehmet meinen rath und leh- re wol und genau an/ verſtehets und fahret zur hoͤllen/ und hinunter ins grab. Setzet euer leben in ſtaub/ ziehet ſaͤcke an/ und be- ſtreuet euch mit aſchen. Bekennet euch dem HERRN in gegenwart der gemeine/ und ruffet in eurer angſt aus der tieffen mit lau- ter ſtimme/ nemlich/ rufft hertzlich in der noth zu dem gnaͤdigen guten HErrn/ HErrn/ der euch ſo lange getragen/ erduldet/ und auff euch gewartet hat/ aber nun nicht laͤnger. Denn die zeit des verderbens iſt hier/ hier iſt der groſſe erſchreckliche tag des HErrn/ wer wird ihn ertragen koͤnnen/ oder davor ſtehen- de bleiben moͤgen? Der HErr und Koͤnig/ den ihr wenig geachtet/ oder in ihn geglaubt/ oder auff ihn gehoffet habt/ wird regieren/ das reich einnehmen/ und gerichte halten mit allem fleiſch/ wie geſchrieben ſtehet. Das 14. Capitel. Darum/ wol den demuͤthigen/ zerknirſch- ten/ bekuͤmmerten und gottsfuͤrchtigen her- tzen/ welche alle einen geneigten guten wil- len und luſt zum guten haben/ das aus GOtt komt. Selig ſeyd ihr/ ja ſelig/ ſe- lig und heilig/ die ihr einen haß zum boͤſen habt und auff alles/ was aus den boͤſen Geiſt/ aus dem engel des abgrunds auff- geſtiegen iſt; laſſet euer hertz demſelben ent- gegen ſeyn/ ja wollet mit willen entgegen ſeyn/ und einen haß darwider haben. A- ber ſehet erſt auff euch ſelbſt/ und vergeſſet das aas/ euren eignen teuffel nicht. Wie- derſtehet ihm/ und bittet um die vollkom- menheit. Bittet/ bittet/ aber mit einem auffrichtig-meinendem hertzen ohne unterlaß. Haltet eure haͤnde hoch/ ja gantz hoch und bleibet in gutem vertrauen/ ſo werdet ihr uͤber- winden/ das iſt: Laſſet Gottes werck/ GOttes krafft/ und Gottes macht/ nemlich den heiligen Glau- NB.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/688>, abgerufen am 30.04.2024.